Rostock, April 2025 – Mit der neuen Ausstellung „Rostock 1945 – Zwölf Monate zwischen Krieg und Neuanfang“ erinnert das Kulturhistorische Museum an ein Schlüsseljahr der Stadtgeschichte. Das Jahr 1945 markiert nicht nur das Ende des NS-Regimes, sondern auch den Beginn eines zähen, aber entschlossenen Wiederaufbaus. Hinter den grauen Fassaden und den militärischen Ereignissen eröffnet die Ausstellung einen tief persönlichen Blick auf das, was damals wirklich zählte: das Leben der Menschen.
Krieg, Befreiung und die Schatten der Vergangenheit
Am 1. Mai 1945 änderte sich das Blatt in Rostock – die Rote Armee befreite die Stadt und läutete damit das Ende eines Jahrzehnts der Unterdrückung ein. Doch selbst in den letzten Kriegstagen funktionierte für die Nationalsozialisten noch immer eine wahre „Terrormaschine“. Fanatisierte Jugendliche wurden in den sicheren Tod geschickt, Deserteure und jene, die keinen Glauben mehr an den Endsieg hatten, wurden hingerichtet. Diese brutalen letzten Kapitel des Krieges bilden den makaberen Ausgangspunkt für die Ausstellung, die zugleich den Neuanfang und die Befreiung feiert.
Die Magie der persönlichen Geschichten
Ein zentraler Aspekt der Ausstellung ist der Versuch, die Ereignisse durch die persönlichen Perspektiven der Zeitzeugen lebendig werden zu lassen. „Ich denke, dass man nur mit einem empathischen Blick auf die Geschichte das wirklich verstehen kann, dass es dabei um echte Menschen geht“, betont eine der Interviewpartnerinnen, die ihre Erinnerungen und Erlebnisse vor Ort schildert. Diese Individualgeschichten verleihen den historischen Fakten eine unvergleichliche Tiefe und machen die Vergangenheit für die Besucher greifbar. Es sind nicht mehr nur Daten, Zahlen und Ereignisse – es sind Schicksale, die auch heute noch nachwirken und Fragen zur Identität und Heimat aufwerfen.
Interaktive Elemente und Beteiligung der Jugend
Die Ausstellung besticht nicht nur durch ihre inhaltliche Tiefe, sondern auch durch ihr interaktives Konzept. Besucher werden aktiv dazu eingeladen, verschiedene Perspektiven einzunehmen und sich intensiver mit der Geschichte ihres eigenen Lebensumfeldes auseinanderzusetzen. Ein besonderes Highlight stellt die Zusammenarbeit mit der Christophorusschule dar. Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 bis 11 beteiligen sich gemeinsam mit Museumsmitarbeitenden an einem Zeitungprojekt, das erste Druckexemplare konnten bereits bewundert werden. Dieser kreative Ansatz bringt frischen Wind in die Geschichtsvermittlung: Junge Menschen erarbeiten eigene Verbindungen zu ihrer Stadt und ihrer Geschichte und zeigen so, dass der Neuanfang nicht nur ein historisches Ereignis, sondern auch ein fortwährender Prozess ist.
Ein Ort der Begegnung und Reflexion
Das Kulturhistorische Museum in Rostock versteht sich als ein Ort, der den Dialog über Vergangenheit und Gegenwart fördert. Die Ausstellung lädt Besucher ein, nicht nur die historischen Abläufe des Jahres 1945 zu erforschen, sondern auch die langfristigen Nachwirkungen auf das heutige Rostock zu hinterfragen. Die Integration von Interviews, Projekten und interaktiven Stationen schafft eine lebendige Atmosphäre, in der Geschichte nicht in Schwarz-Weiß-Dokumentationen erstarrt, sondern als ein vielschichtiges Geflecht persönlicher Erinnerungen und Erfahrungen erscheint.
Die Faszination der Ausstellung liegt dabei in ihrer gelungenen Kombination aus authentischer Geschichtsdarstellung und moderner Vermittlungsmethodik. Sie verlagert den Blick von einer abstrakten Darstellung der vergangenen Ereignisse hin zu den individuellen Schicksalen, die das kollektive Gedächtnis einer ganzen Stadt formen. Hier wird Geschichte nicht nur erzählt – sie wird erlebt.
Einladung zum Erinnern und Mitgestalten
Die Ausstellung „Rostock 1945 – Zwölf Monate zwischen Krieg und Neuanfang“ ist bis zum 24. August 2025 im Kulturhistorischen Museum in Rostock zu besichtigen. Für alle, die sich für den Neubeginn nach den Wirren des Krieges interessieren, bietet das Museum einen emotionalen und eindrucksvollen Zugang zu einer Zeit, die bis heute nachhallt. Ob als Zeitzeuge, Geschichtsinteressierter oder als junger Mensch, der seine Wurzeln entdeckt – der Blick in die Vergangenheit gibt immer auch die Chance, die Zukunft neu zu gestalten.