Verdi fordert: Mehr Freizeit, höherer Lohn und bessere Bedingungen für Azubis in Jena

Jena. In Jena hat die Gewerkschaft Verdi mit neuen Tarifforderungen für den öffentlichen Dienst erneut die Alarmglocken läuten lassen. Drei zusätzliche freie Tage, eine Lohnerhöhung von 8 % für Beschäftigte und eine Ausbildungsvergütungserhöhung um 200 Euro für Azubis stehen nun im Zentrum der Verhandlungen – Forderungen, die auch die Stadtverwaltung Jena direkt betreffen.

Rund 150 Beschäftigte kamen dem Aufruf der Gewerkschaft nach, um ein gemeinsames Zeichen zu setzen. „Die Leute sind ziemlich unzufrieden, dass der Arbeitgeber nicht mal mit einem Vorschlag in den beiden Verhandlungen gekommen ist. Also da kam einfach gar nichts vom Arbeitgeber“, beklagte ein Sprecher der Gewerkschaft. Diese Kritik an der Arbeitgeberseite zeigt eine deutliche Abkehr von den vergangenen Jahren, in denen zumindest erste Vorschläge vorgelegt wurden, auch wenn sie nicht immer die Zustimmung der Belegschaft fanden.

Die Verdi-Vertreter argumentieren, dass neben der Lohnforderung vor allem die zunehmende Arbeitsverdichtung – ein steigendes Arbeitsvolumen in kürzerer Zeit – ein ernstzunehmendes Problem darstellt. „Wir wollen einfach auch da den Ausgleich haben, dass wir normal weiterleben können“, so der Sprecher weiter. Neben den drei zusätzlichen freien Tagen fordert man daher auch flexiblere Arbeitszeitmodelle, etwa die Einführung eines Arbeitszeitkontos und die Möglichkeit eines früheren Alterseintritts. Diese Maßnahmen sollen den Beschäftigten helfen, der hohen Inflation und den stetig stabil hohen Preisen entgegenzuwirken.

Auch die Azubis bleiben nicht unberührt von den Forderungen. Trotz einer Ausbildungsvergütung von 1.100 Euro im ersten Lehrjahr, die im öffentlichen Dienst vergleichsweise attraktiv sei, sieht Verdi noch Nachholbedarf. „Ich denke, dass es für Auszubildende wichtig ist, auch zu streiken. Es gibt leider immer noch viele Auszubildende, die schlechte Arbeitsbedingungen haben und wenig Geld einfach dafür bekommen“, betonte der Gewerkschaftsvertreter und wies damit auf die Vorbildfunktion des öffentlichen Dienstes hin – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels.

Nach einem kurzen Kaffeetrinken am V-Loch, bei dem die Beschäftigten mit Kaffee und Brezeln versorgt wurden, folgten mehrere leidenschaftliche Redebeiträge. Anschließend begann ein Demonstrationszug, der die verschiedenen Standorte der Stadtverwaltung ansteuerte. Ziel der Aktion ist es, die mehr als 2000 Arbeitnehmer der Stadtverwaltung für den gemeinsamen Arbeitskampf zu mobilisieren.

Die aktuelle Verhandlungsrunde zeigt, wie wichtig es ist, angesichts steigender Belastungen und unzureichender Angebote der Arbeitgeberseite neue Maßstäbe in der Arbeitszeitgestaltung und Vergütung zu setzen. Ob die Stadtverwaltung Jena auf die Forderungen eingeht und somit ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber ihren Beschäftigten setzt, bleibt abzuwarten.