In Senftenberg und Umgebung zieht der alte Glanz vergangener Industriezeiten noch heute Blicke auf sich. Die Brikettfabrik Louise, die über 109 Jahre lang unter Dampfkraft pulsierte, gilt als technisches Denkmal, das die Geschichte des „Schwarzen Goldes“ eindrucksvoll widerspiegelt.
Von Muskelkraft zu maschineller Präzision
Vor rund 140 Jahren war die Entdeckung von Braunkohle im flachen Land ein wahres Ereignis – ein Bodenschatz, der mit Hacke und Schaufel gehoben wurde. Damals galt jede gefundene Kohle als kostbar, ein Zeugnis harter Arbeit und großer Entdeckungen. Inspiriert von der 1858 in Bayern entwickelten Torfpresse, wurden aus Mooren rechteckige Stücke gepresst. Diese Technik fand ihren Weg in die Braunkohleverarbeitung und legte den Grundstein für den Siegeszug der Briketts.
Ein pulsierendes Herz der Industrie
Bereits 1928 hieß es in der Brikettfabrik Louise „Willkommen“, wenn der Kohlezug in den eigens dafür eingerichteten Rohkohlebunker einfuhr. Sechs Bunkertaschen und speziell konstruierte Rotationsteller sorgten dafür, dass die feuchte Rohbraunkohle sanft auf Förderbänder geleitet wurde – der erste Schritt in einem langen Produktionsprozess. Die Braunkohle wurde präzise ausgesiebt, wobei nur die optimalen Partikel für die Weiterverarbeitung ausgewählt wurden.
Ein besonderes Highlight der Anlage war die Schleudermühle. Unter dem schützenden Blechgehäuse fiel die Kohle in diese Maschine, in der zwei gegenläufige Körbe die Partikel durch Fliehkraft zerkleinerten. So wurde das Material optimal vorbereitet, bevor es weiter in Richtung Trocknung und letztlich Brikettierung transportiert wurde.
Dampf als treibende Kraft
Im Herzen der Produktion stand eine dampfbetriebene Einstrangpresse – ein Relikt aus der ersten Pressengeneration, das über ein Jahrhundert lang zuverlässig arbeitete. Angetrieben von Wasserdampf, der in den Kesseln der Anlage erzeugt wurde, setzte die Presse ihre enorme Kraft frei. Dabei wurde die Bewegungsenergie der Schwungräder in eine präzise Längsbewegung der Presskolben umgewandelt – ein technisch anspruchsvoller Prozess, der vermutlich schon 1882 den allerersten Pickettstein hervorbrachte und am 18. November 1991 mit dem letzten ein Ende fand.
Das Ende einer Ära und der Blick in die Zukunft
Mit der Schließung der Fabrik im Jahr 1991 begann der langsame, aber unaufhaltsame Abriss dieses industriellen Giganten. Förderbänder und andere Apparate wurden demontiert, doch der Geist der vergangenen Ära lebt weiter. Für die Film Crew Senftenberg war es mehr als nur eine Führung – es war eine Reise durch die Zeit, bei der jede Maschine und jeder Produktionsschritt eine Geschichte von Innovation, harter Arbeit und technologischem Fortschritt erzählte.
Ein Denkmal der Industriegeschichte
Die Brikettfabrik Louise ist heute weit mehr als nur ein Relikt der Vergangenheit. Sie steht als Mahnmal für den unermüdlichen Einsatz vergangener Generationen, die mit Dampf, Mechanik und purem Erfindergeist den Grundstein für die moderne Industrie legten. Das beeindruckende Zusammenspiel von historischer Technik und den Geschichten der Menschen, die hier arbeiteten, lässt uns innehalten und den Wandel der Zeit würdigen.
In einer Welt, in der Technik und Fortschritt sich rasant entwickeln, bietet der Besuch dieser einst pulsierenden Anlage einen einzigartigen Blick zurück – in eine Zeit, in der Dampf die Welt in Bewegung setzte.