Stadt Jena stellt umfassenden Plan zur Neugestaltung des Westbahnhofs vor

Die Stadt Jena hat jüngst ihren umfassenden Plan zur Neugestaltung des Westbahnhofs und dessen Umfeld vorgestellt. Der Plan, der sowohl bauliche als auch infrastrukturelle Maßnahmen umfasst, soll den Bahnhof und die umliegenden Bereiche in den kommenden Jahrzehnten grundlegend verändern und attraktiver gestalten. Das gesamte Projekt ist in kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen unterteilt und wird schätzungsweise zwischen 50 und 70 Millionen Euro kosten.

Der Dezernent für Stadtentwicklung, Christian Gerlitz (SPD), präsentierte den Plan gemeinsam mit den Stadtplanern Ralf Fischer und Dilan Senftleben von „Bahnstadt“ in einer Sitzung im Rathaus. Ziel des Plans ist es, die Infrastruktur und das Erscheinungsbild des Bahnhofs schrittweise zu verbessern und die Anbindung an die Innenstadt zu stärken. So wird der Westbahnhof langfristig nicht nur verkehrstechnisch, sondern auch städtebaulich modernisiert. Trotz der umfassenden Planung bleibt einiges ungewiss, da die Stadt Jena nicht alle Faktoren – wie Grundstücke in privater Hand oder bahneigene Flächen – kontrollieren kann. Dennoch verfolgt die Stadt ambitionierte Pläne, die Jenas Westbahnhof zu einem attraktiveren, verkehrstechnisch optimierten Knotenpunkt machen sollen.

Kostenschätzung und Planungsabschnitte
Die erste grobe Kostenschätzung für die Bau- und Planungskosten beträgt rund 18,1 Millionen Euro, allerdings sind wesentliche Maßnahmen wie die Verlängerung des Bahnsteigs und die Verbreiterung der Eisenbahnüberführung nicht vollständig berücksichtigt. Für diese Maßnahmen wird aktuell mit zusätzlichen 30 bis 50 Millionen Euro gerechnet. Solche Schwankungen ergeben sich aus verschiedenen noch unklaren Faktoren, die eine präzise Schätzung erschweren.

Der gesamte Plan ist in drei Zeiträume gegliedert:

Kurzfristige Maßnahmen: Diese sollen in den ersten fünf Jahren umgesetzt werden.
Mittelfristige Maßnahmen: Hier sind Maßnahmen im Zeitraum von fünf bis 15 Jahren vorgesehen.
Langfristige Maßnahmen: Diese umfassen Projekte, die in einem Zeitraum von bis zu 30 Jahren realisiert werden sollen.
Erste Schritte: Maßnahmen im direkten Bahnhofsumfeld

Der Plan legt großen Wert auf die Umgestaltung des direkten Bahnhofsumfeldes und der angrenzenden Straßen. Die derzeitige Breite der Westbahnhofstraße stellt ein großes Problem dar, da sie nicht ausreichend Platz für eine Straßenbahnanbindung bietet. Die Stadt möchte dennoch die notwendigen Voraussetzungen für eine spätere Straßenbahnanbindung schaffen. Der Vorschlag, die Straße in eine Einbahnstraße umzuwandeln, wurde verworfen, da dies zu erheblichen Umwegen führen würde, was laut Christian Gerlitz nicht vertretbar ist.

In der kurz- bis mittelfristigen Planung sind mehrere Umgestaltungsmaßnahmen des östlichen Bahnhofsbereichs vorgesehen. Dazu zählt die Neugestaltung des Bahnhofsplatzes, die Einrichtung von Stellplätzen für etwa 200 Fahrräder und die Schaffung einer „Kiss+Ride“-Zone, die das Absetzen und Abholen von Fahrgästen erleichtern soll. Auf der westlichen Seite des Bahnhofs, die an den entstehenden Carl-Zeiss-Campus angrenzt, könnte zudem ein Gewerbegebäude entstehen. Doch auch hier gilt es, mit der Deutschen Bahn (DB) als Grundstückseigentümerin zu verhandeln, um sicherzustellen, dass die Pläne auf dieser Fläche realisierbar sind.

Zukunftsvisionen: Fahrradparkhaus und Hochhaus
Mittelfristig plant die Stadt ein Fahrradparkhaus mit etwa 640 Stellplätzen auf der Westseite des Bahnhofs. Ein weiterer Vorschlag sieht den Bau eines siebenstöckigen Hochhauses vor, das Büros, ein Hotel oder möglicherweise einen 24-Stunden-Supermarkt beherbergen könnte. Beide Maßnahmen sollen die Attraktivität des Bahnhofsbereichs erhöhen und für eine intensivere Nutzung sorgen. Die betroffenen Grundstücke sind jedoch in Privatbesitz, sodass auch hier die Stadt mit den Eigentümern zusammenarbeiten muss, um die Visionen umzusetzen.

Die Verkehrsführung um den Bahnhof herum soll ebenfalls angepasst werden: Die Verbreiterung der Eisenbahnüberführung über der Westbahnhofstraße und der Bau einer Straßenbahnhaltestelle sind vorgesehen. Zudem sind Maßnahmen geplant, um den Ernst-Haeckel-Platz und die Schillerstraße verkehrstechnisch und optisch aufzuwerten. Auch die Umgestaltung des Gehweges an der Westbahnhofstraße in Höhe des Ärztehauses ist Teil des kurz- bis mittelfristigen Plans und soll vor allem Barrierefreiheit für Fußgänger gewährleisten.

Langfristige Maßnahmen und Zukunftsperspektiven
Langfristig gesehen soll die Unterführung unter dem Westbahnhof erweitert werden, um den Zugang zu erleichtern und eine direkte Verbindung zum neu entstehenden Carl-Zeiss-Campus herzustellen. Zudem steht eine Verlängerung des Bahnsteigs auf der Agenda, um eventuelle zukünftige Fahrgastzuwächse bewältigen zu können. Ob diese Maßnahme jedoch erforderlich wird, hängt davon ab, wie sich das Fahrgastaufkommen in den kommenden Jahren entwickelt.

Zu den Herausforderungen des langfristigen Plans gehört auch die Finanzierung, die derzeit noch nicht gesichert ist. Die Stadt hat bereits mögliche Förderquellen identifiziert, um die Finanzierung sicherzustellen, aber eine abschließende Klärung steht noch aus. Auch besteht das Risiko, dass während der Bauarbeiten Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden könnten, wie etwa Munition oder Bomben, was zu zusätzlichen Kosten führen würde.

Beteiligung der Bürger und Ausblick
Die Bürger Jenas haben die Möglichkeit, ihre Meinungen und Vorschläge zur Neugestaltung des Westbahnhofs bis zum 17. November auf der Plattform „mitmachen.jena.de“ abzugeben. Der Rahmenplan wird anschließend auf Grundlage des erhaltenen Feedbacks überarbeitet und in eine finale Version überführt. Die Bürgerbeteiligung ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts, da die Stadt sich die Unterstützung und das Einverständnis der Bevölkerung wünscht, um das Bahnhofsumfeld nach den Vorstellungen aller Beteiligten zu gestalten.

Insgesamt zeigt der Rahmenplan die langfristige Vision der Stadt Jena für den Westbahnhof und dessen Umfeld. Die geplanten Maßnahmen sollen nicht nur die Anbindung und Nutzungsmöglichkeiten verbessern, sondern auch die Attraktivität des Bahnhofs und des Stadtteils steigern. Durch den Bau von neuen Infrastrukturprojekten, Gewerbeflächen und öffentlichen Plätzen wird der Westbahnhof in Zukunft nicht nur ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, sondern auch ein lebendiges und modernes Quartier darstellen, das sowohl von den Einwohnern als auch von Besuchern genutzt und geschätzt werden kann.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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