Die Geschichte der Burg Ranis in Thüringen: Eine Grenzfeste im 11. Jahrhundert

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Die Burg Ranis im Saale-Orla-Kreis ist eine historische Festung, die eine bedeutende Rolle in der Geschichte Thüringens spielte. Sie liegt auf einem 360 Meter langen Felsplateau, das die strategische Lage dieser Burg als Grenzfeste gegen die Slawen im 11. Jahrhundert unterstreicht. Diese Erhebung wurde möglicherweise schon im 9. Jahrhundert als Befestigungsanlage genutzt, was die Bedeutung der Burg noch weiter verstärkt. Besonders hervorzuheben ist, dass die Burg an drei Seiten von steilen Felshängen umgeben war, was ihre Verteidigungsfähigkeit massiv erhöhte. Nur an der Ostseite gab es einen leichter zugänglichen Bereich.

Die erste Erwähnung der Burg stammt aus dem Jahr 1084. In einer Urkunde wurde die Übertragung mehrerer Burgen bescheinigt, unter anderem auch der Burg Ranis. Schon zu dieser Zeit war die Burg als Reichsburg unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa bekannt. Bis zum Jahr 1208 war sie im Besitz der Reichsministerialen und ging dann an die Grafen von Schwarzburg, die die Burg erheblich vergrößerten und auch die Stadt Ranis gründeten. Im Jahr 1381 wurde die Stadt erstmalig urkundlich erwähnt.

Die Burg war im Laufe der Geschichte mehrfach Ziel von politischen Auseinandersetzungen. Ein dramatisches Ereignis fand im Jahr 1342 statt, als der Herzog Albrecht von Mecklenburg hier fast ein halbes Jahr gefangen gehalten wurde. Albrecht war von Graf Günther XXI. aufgrund einer Schuldforderung seines Vaters in die Festung gebracht worden. Erst auf Drängen des Kaisers wurde Albrecht wieder freigelassen.

Im Jahr 1389 ging die Burg an die Wettiner und somit an die Herzöge von Sachsen. Diese sprachen der Burg eine bedeutende Rolle in der Region zu, nicht nur als militärische Wehranlage, sondern auch als politisches Zentrum. Herzog Wilhelm III. von Sachsen, der von 1445 bis 1482 regierte, hatte die Burg als Residenz. Besonders erwähnenswert ist, dass Wilhelm III. seine langjährige Mätresse Katharina von Brandenstein heiratete, nachdem seine erste Ehe ohne einen männlichen Erben geblieben war. Um die Ehe zu legitimieren, vermachte er der Familie von Brandenstein unter anderem die Burg Ranis. Es begann eine Phase des Ausbaus und der Verstärkung der Burg, die in den folgenden Jahrhunderten mehrere bauliche Veränderungen erlebte.

Die Brandensteiner setzten den Ausbau fort und beschäftigten sich vor allem mit dem Torhaus. Doch schon im Jahr 1571 geriet die Familie aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in den Konkurs, und die Burg wurde verkauft. Der neue Besitzer, Melchior von Breitenbauch, nahm eine umfassende Renovierung und Umgestaltung der Burg vor. Unter seiner Führung erlebte die Burg ihre Blütezeit als eine der bedeutendsten Adelsresidenzen in der Region.

Die Bedeutung der Burg als strategische Festung blieb jedoch nicht unberührt. 1640, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde sie erneut belagert, doch Melchior von Breitenbauch konnte mit Hilfe von Schutzbriefen und seiner Beziehungen zu römisch-kaiserlichen und schwedischen Generälen viele seiner Untertanen vor den drohenden Plünderungen retten.

Im 19. Jahrhundert begann der Umbau der Burg zu einem Schloss. Der Stil des Historismus prägte die Innenräume und auch der äußere Anstrich der Anlage erfuhr Veränderungen. 1815 ging die Burg in den Besitz Preußens über. Um 1942 musste sie dann an das Deutsche Rote Kreuz verkauft werden.

Ein markantes Merkmal der Burg ist der Bergfried, der als Wehrturm und Zufluchtsort diente. Mit seinen 38 Metern Höhe ist er das älteste Gebäude auf der Burganlage. Der Bergfried wurde um 1200 erbaut, und später kamen noch drei weitere Stockwerke hinzu. Heute können Besucher von der Turmstube aus einen beeindruckenden Ausblick auf die Umgebung genießen.

Die Geschichte der Burg Ranis ist auch von Sagen und Mythen umwoben. Eine berühmte Erzählung handelt von einem sogenannten Bauopfer, das in den Mauern der Burg eingemauert wurde, um das Gebäude vor Feinden zu schützen. Archäologische Ausgrabungen im Jahr 1868 förderten das Skelett eines Kindes zutage, das in einer Mauer versiegelt war. Diese Entdeckung, verbunden mit den in der Nähe gefundenen Beigaben, entfachte Spekulationen über die Wahrheit dieser Legende.

Neben der Burg und ihren baulichen Besonderheiten gibt es in der Nähe auch eine bedeutende archäologische Stätte: die Ilsenhöhle. Diese Höhle, die europaweit zu den wichtigsten Fundstellen der mittleren und jüngeren Altsteinzeit zählt, lieferte viele Artefakte, die einen Einblick in das Leben der Neandertaler und der frühen modernen Menschen geben. Besonders bemerkenswert sind die Feuersteinspitzen, die wahrscheinlich von Neandertalern als Jagdwaffen genutzt wurden. Die Funde aus der Höhle, die in den 1930er Jahren gemacht wurden, bieten einen faszinierenden Blick auf die prähistorische Entwicklung in der Region.

Die Burg Ranis hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert, doch ihre historische Bedeutung als Grenzfeste, Residenz und kulturelles Zentrum bleibt ungebrochen. Sie ist nicht nur ein Zeugnis der Architektur und Geschichte Thüringens, sondern auch ein Ort, an dem die Vergangenheit lebendig wird. Ob durch ihre faszinierenden baulichen Strukturen, die archäologischen Funde oder die spannenden Geschichten und Sagen, die sich um sie ranken, die Burg Ranis bleibt ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Region.

Redakteur/Blogger/Journalist: Arne Petrich

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