DDR gegen BRD: Wenn Freundschaftsspiele keine Freundschaft kannten

Die deutsch-deutschen Fußballvergleiche der 70er und 80er Jahre waren mehr als nur sportliche Begegnungen – sie waren ein Politikum. Während der Westen die Spiele als freundschaftliche Vergleiche ansah, legte die DDR großen Wert darauf, dass sie offiziell als „internationale Fußballvergleiche“ bezeichnet wurden. Das Ziel: sich als eigenständiger Staat zu präsentieren und jede Form der Annäherung kontrolliert zu steuern.

Fußball als politisches Instrument
Nach dem Mauerbau 1961 war der Sportverkehr zwischen der Bundesrepublik und der DDR zunächst abgebrochen worden. Erst durch ein „Sportprotokoll“ wurde der Austausch zwischen ost- und westdeutschen Vereinen wieder geregelt – unter strikter Kontrolle der DDR-Führung. Während westdeutsche Clubs die sportliche Herausforderung suchten, hatte die DDR vor allem ideologische Interessen: Ein Sieg gegen einen Bundesligisten galt als Beweis der Überlegenheit des Sozialismus.

Die Spiele, meist in ausverkauften Stadien, wurden von der Stasi minutiös überwacht. Spieler, Funktionäre und Fans standen unter Beobachtung. Besonders brisant: der Fall Axel Kruse. Der junge Stürmer von Hansa Rostock wurde nach einem harmlos wirkenden Scherz von Schalke-Präsident Günter Siebert, der Kruse gegen seinen Namensvetter Thomas Kruse tauschen wollte, zum Sicherheitsrisiko erklärt. Die Konsequenz: Er durfte beim Rückspiel in Gelsenkirchen nicht mehr antreten.

Kontrolle bis ins Detail
Der Ablauf der Spiele war bis ins Kleinste durchorganisiert. Spieler aus der Bundesrepublik wurden an der Grenze streng kontrolliert, ihre Bewegungen in der DDR genau beobachtet. Treffen mit DDR-Bürgern außerhalb der offiziellen Termine waren unerwünscht, Gespräche wurden belauscht. Auch auf dem Spielfeld war der Druck enorm – für DDR-Mannschaften ging es nicht nur um den sportlichen Erfolg, sondern um die politische Reputation des gesamten Staates.

Die Stasi war allgegenwärtig: Bei Spielen gegen Bundesligisten wurden Spieler und Trainer überwacht, heimliche Informanten (IMs) waren in den Vereinen aktiv. Nach den Spielen wurden keine zufälligen Begegnungen dem Zufall überlassen – selbst die Sitzordnung bei Banketten wurde vorgeschrieben, um eine zu große Annäherung zwischen Ost- und Westspielern zu verhindern.

Axel Kruses Flucht in den Westen
Nach seiner Nichtnominierung für das Rückspiel gegen Schalke 1987 geriet Axel Kruse ins Grübeln. Zwei Jahre später nutzte er ein Spiel im Intertoto-Cup in Kopenhagen zur Flucht in den Westen. Er wurde daraufhin in der DDR per Haftbefehl gesucht, während er in der Bundesliga für Hertha BSC auflief und sich einen Namen machte.

Die deutsch-deutschen Fußballspiele waren alles andere als reine Freundschaftsspiele. Sie waren Teil des Systemkampfes, eine Bühne für Propaganda und Machtdemonstration. Die Geschichten der betroffenen Spieler, Funktionäre und Fans zeigen, wie eng der Fußball mit der Politik verwoben war – und wie er trotz aller Kontrollen auch ein Ausdruck des Wunsches nach Freiheit sein konnte.