Erste Jenaer Herztransplantation am 28. November 1999 am UKJ

Hans Kurzhauer (links) wird vom Team um Prof. Dr. Torsten Doenst (rechts), Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ, regelmäßig seit seiner Transplantation untersucht. Foto: UKJ
Hans Kurzhauer (links) wird vom Team um Prof. Dr. Torsten Doenst (rechts), Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ, regelmäßig seit seiner Transplantation untersucht. Foto: UKJ

Mit 72 Jahren transplantiert zu werden, das hätte sich der jetzt 83-jährige Hans Kurzhauer damals überhaupt nicht vorstellen können. Doch sein Spenderherz schlägt auch über zehn Jahre nach der Transplantation kräftig. Das Team um Prof. Dr. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena (UKJ), transplantierte ihm das Spenderherz erfolgreich. Bis heute ist er der älteste Patient, der in den vergangenen 25 Jahren in der Herzchirurgie in Jena ein neues Herz erhielt.

Prof. Dr. Torsten Doenst blickt zurück. „Es war Anfang Januar, als die Nachricht kam und es musste dann alles schnell gehen. Ich wusste, dass dieses Angebot die einzige Option für Hans Kurzhauer war, sodass ich das Spenderherz selbst geholt und es dann gemeinsam mit unserem Team vor Ort implantiert habe. Für uns alle ist dies eine Herzensangelegenheit. Ihn nach all den Jahren weiterhin so agil zu sehen, erfüllt uns daher mit Stolz und Freude. Denn in diesem Alter transplantiert zu werden, ist etwas Besonderes und das Langzeitergebnis spricht für sich.“ Da das Herz des Saalfelders nach einem Herzinfarkt trotz Bypass-Operation nicht mehr die nötige Pumpleistung aufbringen konnte, erhielt er am UKJ zunächst ein dauerhaftes Herzunterstützungssystem, ein sogenanntes Kunstherz. „Die damaligen Systeme hatten aber nur eine begrenzte Haltbarkeit, so dass Hans Kurzhauer für eine Transplantation gelistet wurde, ohne dass wir wirklich geglaubt haben, dass er ein Organangebot bekommen würde“, führt der Herzchirurg weiter aus.

Drei Jahre später erfolgte die Transplantation, von der er sich sehr gut erholte und durch sein Spenderherz eine ganz neue Lebensqualität gewonnen hat. Die Transplantation sieht er als Geschenk. Denn mit seinem neuen Motor läuft’s wieder rund. „Mir wurde ein zweites Leben ermöglicht. Ich feiere sozusagen meinen zweiten Geburtstag jährlich im Januar. Heute kann ich beispielsweise wieder spazieren gehen, Krafttraining absolvieren und gehe in der Ostsee baden. Dafür bin ich dem Jenaer Team und dem Spender unendlich dankbar. Wenn ich nach Jena zur Untersuchung komme, sehe ich meine zweite Familie.“

Vor 25 Jahren, am 28. November 1999, fand am UKJ die erste Herztransplantation statt. Für Torsten Doenst ein Meilenstein in der Geschichte der Klinik: „Mein Vorgänger und damaliger Klinikdirektor Prof. Thorsten Wahlers hat hiermit das Herztransplantationsprogramm am UKJ begründet und für Patienten wie Hans Kurzhauer die Anlaufstelle für Herztransplantationen in Thüringen geschaffen.“ Mittlerweile sind hier über 400 Organe transplantiert und mehr als 300 Kunstherzsysteme implantiert worden. Mit immer besseren Ergebnissen. „Obwohl der Verlauf bei Hans Kurzhauer aufgrund seines Alters sicher besonders ist, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung nach einer Herztransplantation international bei 11 bis 13 Jahren. Unsere Langzeitergebnisse liegen aktuell sogar etwas über dem Durchschnitt“, so Dr. Tim Sandhaus, der im Team von Torsten Doenst derzeit das Transplantationsprogramm leitet. „Hans Kurzhauer hat damit also noch eine gute Perspektive.“ Aber auch bei den Kunstherzsystemen hat es wesentliche Verbesserungen gegeben, so dass viele Patienten mittlerweile eine gute Lebensqualität über viele Jahre hinweg erhalten, was besonders auch bei älteren Patienten, die nicht mehr für eine Transplantation in Frage kommen, eine Option darstellt.

Hans Kurzhauer kommt regelmäßig zur Nachsorge zum Jenaer Herzteam. Man kennt sich. Immerhin ist er seit über einem Jahrzehnt ein häufig gesehener Patient der Klinik. „Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben. Ich kenne die Ärzte, das Pflegepersonal und sie mich.“ Der individuelle Patient steht dabei im Mittelpunkt und dessen Lebensqualität wiederherzustellen. Torsten Doenst: „Wir führen in Jena nicht nur Operationen durch, sondern betreuen unsere Patienten auch nach dem Eingriff in unserer Transplantationsambulanz. Ich bin überzeugt, dass diese individuelle Betreuung durch unser erfahrenes Team der Schlüssel für die guten Langzeitergebnisse ist“.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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