Die Sanierung der Ratszeise in Jena wird zu einer erheblichen finanziellen Belastung für die Stadt werden. Nach Schätzungen der Stadtverwaltung werden mehrere Millionen Euro für die umfassende Renovierung des historischen Rathauses und der Ratszeise benötigt. Das Vorhaben betrifft nicht nur die Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes, sondern auch die Erneuerung der technischen Ausstattung und die Anpassung an moderne Standards. Die Sanierungsarbeiten sind dringend notwendig, da viele der technischen Anlagen aus den 1990er Jahren stammen und nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprechen. Die Stadtverwaltung hat bereits mit ersten Planungen begonnen, aber eine genaue Zeitplanung gibt es noch nicht, da das Projekt unter dem Vorbehalt der Sicherstellung von Fördermitteln steht.
Ende 2021 musste die letzte Gastronomie in der Ratszeise ihre Türen schließen, und seitdem stehen die Räumlichkeiten in bester Lage am Jenaer Marktplatz leer. Die Räume mit einer Fläche von rund 250 Quadratmetern sind weiterhin ungenutzt, mit Ausnahme von temporären Nutzungen durch sogenannte Zwischennutzer. Aktuell wird die Fläche von Swen Gottschalk, dem Geschäftsführer des Del-Corazon-Unternehmens, für einen Pop-up-Store genutzt. Dieser Zwischennutzer belebt zumindest vorübergehend die Räume, bevor eine langfristige Lösung gefunden werden kann. Die Stadtverwaltung plant jedoch, die Ratszeise in naher Zukunft wieder dauerhaft zu vermieten, aber eine Ausschreibung kann erst erfolgen, wenn die Finanzierung der Sanierung gesichert ist. Zudem soll ein neues Nutzungskonzept entwickelt werden, das möglicherweise auch wieder gastronomische Nutzungsmöglichkeiten umfasst. Es wird jedoch betont, dass dies erst nach der Sicherstellung der Finanzierung und in der Planungsphase entschieden werden kann.
Die geschätzten Kosten für die Sanierung der Ratszeise liegen bei etwa 6,6 Millionen Euro, eine Summe, die auch die Sanierung des historischen Rathauses mit einschließt. Das historische Rathaus und die Ratszeise sollen in einem gemeinsamen Sanierungsprozess wieder in einen nutzbaren Zustand versetzt werden. Der Umfang der Sanierung ist beträchtlich, da neben der Bausubstanz vor allem die technischen Anlagen des gesamten Gebäudes erneuert werden müssen. Der überwiegende Teil dieser Anlagen, insbesondere die Lüftungs- und Heizungsanlagen, stammt noch aus den Jahren 1993 bis 1997. Diese entsprechen jedoch nicht mehr dem Stand der Technik und verursachen zunehmend Probleme. Ein großes Manko stellt insbesondere die Lüftungsanlage dar, die für den Plenarsaal, die Diele und das Treppenhaus zuständig ist und ohne Wärmerückgewinnung arbeitet. Dies führt zu unangenehmen Zugerscheinungen und einem kalten Luftzug im Gebäude, was sowohl die Aufenthaltsqualität als auch die Energieeffizienz beeinträchtigt.
Neben der Lüftungsanlage sind auch andere technische Anlagen wie die Warmwasserbereitung, das Trinkwassernetz und die Grundleitungen dringend sanierungsbedürftig. Ein „hydraulischer Abgleich“ der Heizungsanlage soll durchgeführt werden, um die Effizienz der Wärmeversorgung zu optimieren. Darüber hinaus ist geplant, eine „Luft-Wasser-Wärmepumpe“ als Ergänzung zur bestehenden Fernwärmeinstallation zu installieren, um die Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten. Auch die Beleuchtung in der Diele, dem Plenarsaal und den Arkaden soll auf LED-Technologie umgestellt werden, um den Energieverbrauch zu senken.
Besonders im Bereich der ehemaligen Gastronomieflächen wird eine grundlegende Sanierung notwendig sein. Diese Räumlichkeiten, die einst als Restaurant und Café genutzt wurden, sollen auf Basis eines neuen Nutzungskonzepts umgestaltet werden. Die Stadtverwaltung erwartet, dass der gesamte Sanierungsprozess zwischen 2,5 und 3 Jahren in Anspruch nehmen wird, abhängig von der weiteren Planung und der Sicherstellung der Finanzierung. Ein konkreter Starttermin steht noch nicht fest, da die Sanierung unter dem Vorbehalt von Fördermitteln steht, die erst noch beantragt werden müssen.
Bereits im Januar 2025 sollen jedoch einige vorbereitende Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Dazu gehört die Wiederinbetriebnahme eines Sanitärbereichs und die Herstellung eines Wasseranschlusses im Küchenbereich, um die Räumlichkeiten zumindest in Teilen wieder nutzbar zu machen. Während dieser Übergangsphase soll die Ratszeise zwischenzeitlich vermietet werden. Ab Januar 2025 wird die Wirtschaftsförderung Jena die Räume für einen Zeitraum von acht Monaten übernehmen und dort ihre Aktivitäten entfalten. Zuvor wird die Initiative Innenstadt, die sich um die Förderung der Innenstadtwirtschaft kümmert, die Räumlichkeiten bis zum Ende des Jahres für ihre Zwecke nutzen.
Die Ratszeise hat nicht nur eine bedeutende historische Funktion für die Stadt, sondern auch eine zentrale Lage am Marktplatz, die sie zu einem attraktiven Standort für eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten macht. Die Sanierung ist daher ein wichtiger Schritt, um das Gebäude für zukünftige Nutzungen fit zu machen und gleichzeitig den historischen Charme des Hauses zu bewahren. Mit den geplanten Renovierungsmaßnahmen soll die Ratszeise langfristig wieder zu einem lebendigen Teil des Stadtbildes werden und die Attraktivität des Marktplatzes weiter steigern.
Für die Stadt Jena ist die Sanierung der Ratszeise ein langfristiges und ambitioniertes Projekt, das nicht nur eine finanzielle Herausforderung darstellt, sondern auch eine Chance, ein historisches Gebäude zukunftsfähig zu machen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Pläne konkretisieren und welche weiteren Schritte unternommen werden, um das Projekt zu realisieren. Die hohe Investitionssumme und der damit verbundene Aufwand verdeutlichen jedoch, wie wichtig es der Stadtverwaltung ist, das Gebäude nachhaltig und unter Berücksichtigung moderner Standards instand zu setzen.