Deckname “Antenne”: Jahrelang ausspioniert von der Stasi

Deckname "Antenne": Jahrelang ausspioniert von der Stasi | Frankenschau | BR

Eberhard Schellenberger erlebte in den 1980er Jahren hautnah die Überwachung durch die Stasi, die ihn auf Schritt und Tritt verfolgte. 1993 beantragte er Akteneinsicht und entdeckte, dass über ihn mehr als 400 Seiten Informationen gesammelt worden waren, darunter detaillierte Berichte über seine Besuche in der DDR. Besonders schockierend war die Entdeckung, dass ein ihm bekannter Stasi-Agent ihn unter dem Decknamen „Antenne“ ausspioniert hatte. Diese Überwachung begann, als Schellenberger und seine Frau 1984 in die DDR reisten, um Freunde zu besuchen. Bereits bei den Grenzkontrollen fühlten sie sich misstrauisch beäugt. Später bemerkten sie sogar, dass sie von einem schwarzen Fahrzeug verfolgt wurden, was das Gefühl der Überwachung verstärkte.

Trotz dieser Kontrolle hatten die Schellenbergers oft herzliche Begegnungen mit ihren Freunden in der DDR und genossen die Reisen in die wunderschöne Landschaft. Doch die ständige Beobachtung und die Grenze, die ihre Freunde von ihnen trennte, hinterließen einen bitteren Nachgeschmack. Vor allem der Zwangsumtausch von Westmark in Ostmark und das Gefühl, dass die Freunde sie nicht in Würzburg besuchen konnten, machte die Situation emotional schwer.

Als Journalist reiste Schellenberger immer häufiger beruflich in die DDR und berichtete über die Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Suhl. Diese beruflichen Kontakte machten ihn zunehmend zum Ziel der Stasi. In den Stasi-Akten wurde vermerkt, dass er mit „feindlichen Organisationen“ in der BRD Kontakt hatte, obwohl er sich stets korrekt verhielt. Doch die Akten gaben keinen klaren Grund für seine Überwachung. Ein besonders eindrücklicher Moment für Schellenberger war 1989, als er beim Betrachten eines Schaukastens in Suhl einen unvorsichtigen Stasi-Agenten enttarnte, der ihn beschattete. Dies veranlasste ihn, tiefer über die Möglichkeit der Überwachung nachzudenken.

Mit der Wende und dem Mauerfall endete das Überwachungskapitel abrupt. Schellenberger war in der Nacht des 9. November 1989 live vor Ort, als die Grenze fiel und die Menschen jubelnd die Freiheit erlebten. Der Mauerfall, den er live im Radio kommentierte, war für ihn der emotionalste Moment seiner journalistischen Karriere. Die Tränen der Menschen und die überwältigende Freude bei der Wiedervereinigung Deutschlands hinterließen einen bleibenden Eindruck bei ihm.

Später arbeitete Schellenberger seine Vergangenheit auf und schrieb ein Buch über seine Erlebnisse als Journalist im Visier der Stasi. Er betonte, wie wichtig es sei, diese Geschichten für die Nachwelt zu bewahren, besonders für junge Menschen, die in einem vereinten Deutschland aufgewachsen sind und sich oft schwer vorstellen können, wie das Leben in einem geteilten Land war. Sein Anliegen ist es, die Bedeutung dieser historischen Ereignisse im Bewusstsein der nächsten Generationen zu verankern.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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