Die “Ferkeltaxen” der Deutschen Reichsbahn

Ferkeltaxe - die Geschichte

In den frühen 1960er Jahren brachte die Deutsche Reichsbahn mit dem VT 2.09 eine neue Generation von Leichttriebwagen auf die Schienen. Diese Fahrzeuge sollten den Nahverkehr auf nicht elektrifizierten Strecken verbessern und zugleich die Betriebskosten senken. Der VT 2.09, später als BR 172 bezeichnet, war ein bedeutender Schritt in der Modernisierung des Schienenverkehrs in der DDR.

Die Entwicklung der VT 2.09 begann in den späten 1950er Jahren, als die Reichsbahn erkannte, dass die vorhandenen Triebwagen den gestiegenen Anforderungen des Personenverkehrs nicht mehr gerecht wurden. Ziel war es, einen robusten, zuverlässigen und wirtschaftlichen Triebwagen zu konstruieren, der sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum eingesetzt werden konnte. Die Konstruktion übernahm der VEB Waggonbau Bautzen, ein renommierter Hersteller von Eisenbahnfahrzeugen.

Der VT 2.09 war ein zweiteiliger Dieseltriebwagen, der aus einem motorisierten Triebwagen und einem antriebslosen Beiwagen bestand. Die Fahrzeuge verfügten über eine einfache, aber funktionale Ausstattung, die den Bedürfnissen des Nahverkehrs angepasst war. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h und einer Leistung von 300 PS konnte der VT 2.09 auf vielen Strecken einen schnellen und effizienten Transport gewährleisten.

Technisch überzeugte der VT 2.09 durch seine robuste Bauweise und die Verwendung bewährter Komponenten. Der Dieselmotor wurde von der Firma VEB Motorenwerk Johannisthal geliefert, während die Getriebe von VEB Getriebebau “Roter Oktober” in Magdeburg stammten. Diese Zusammenarbeit verschiedener DDR-Betriebe garantierte eine hohe Verfügbarkeit von Ersatzteilen und eine einfache Wartung der Triebwagen.

Der Einsatz des VT 2.09 begann 1962 und erlebte schnell eine breite Akzeptanz bei Fahrgästen und Eisenbahnern. Die Triebwagen wurden auf zahlreichen Nebenstrecken in der gesamten DDR eingesetzt und galten als zuverlässig und komfortabel. Besonders auf Strecken mit geringem Fahrgastaufkommen und schwierigen topografischen Bedingungen spielten die VT 2.09 ihre Vorteile aus.

Ein markantes Merkmal des VT 2.09 war seine charakteristische Lackierung in den Farben der Deutschen Reichsbahn, die ihn sofort erkennbar machte. Auch das Interieur wurde mehrfach modernisiert, um den steigenden Ansprüchen gerecht zu werden. Die Fahrzeuge boten Platz für etwa 120 Fahrgäste und waren sowohl im Berufs- als auch im Ausflugsverkehr im Einsatz.

Mit der politischen Wende 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 änderte sich auch die Situation der Deutschen Reichsbahn und ihrer Fahrzeuge. Viele VT 2.09 wurden noch einige Jahre weiter betrieben, bevor sie nach und nach durch modernere Triebwagen ersetzt wurden. Einige Exemplare wurden jedoch erhalten und finden sich heute in verschiedenen Eisenbahnmuseen oder werden bei Sonderfahrten eingesetzt.

Der VT 2.09 bleibt ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Deutschen Reichsbahn und ein Symbol für die Bemühungen um eine effiziente und moderne Nahverkehrslösung in der DDR. Die Leichttriebwagen standen für Fortschritt und Zuverlässigkeit und trugen wesentlich zur Mobilität in der DDR bei.

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