In Thüringen und Sachsen haben die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei den Landtagswahlen beachtliche Ergebnisse erzielt: über 48 Prozent der Stimmen in Thüringen und 42 Prozent in Sachsen. Diese Ergebnisse werfen zentrale Fragen auf: Wurde aus Protest gegen die Ampel-Regierung gewählt, aus allgemeiner Unzufriedenheit oder aus Überzeugung? In der Diskussionsrunde „Mitreden! Deutschland diskutiert“ wurden die Erfahrungen aus der DDR-Zeit und den Wendejahren thematisiert, die möglicherweise zu einem distanzierten Verhältnis der Ostdeutschen gegenüber den „West“-Parteien beigetragen haben könnten. Der Soziologe Steffen Mau schlägt vor, alternative Demokratieformen wie Bürgerräte auszuprobieren, um die Bürger stärker einzubeziehen und mehr Teilhabe zu ermöglichen.
Moderatorin Doreen Jonas begrüßte als Gäste: (siehe Video oben)
Prof. Oliver Decker
Soziologe und Extremismus-Forscher an der Universität Leipzig
Malte Pieper
MDR-Journalist, Host des erfolgreichen Podcasts “Wahlkreis Ost”
Lukas Rietzschel
Autor und Dramatiker, “Raumfahrer”, “Mit der Faust in die Welt schlagen”
Die AfD hat sich mittlerweile von ihrer ursprünglichen Rolle als Partei frustrierter älterer Männer entfernt und gewinnt zunehmend junge Wähler. Besonders auffällig ist der hohe Zuspruch bei der Jugend: In Sachsen wählte jeder dritte 18- bis 24-Jährige die AfD, in Thüringen waren es vier von zehn. Die Attraktivität der AfD für junge Menschen könnte durch ihre Präsenz in sozialen Medien und ihre Betonung nationaler Themen erklärt werden, bei denen Vielfalt oft außen vor bleibt.
Das BSW, unter der Leitung von Sahra Wagenknecht, hat sich ebenfalls als bedeutender Akteur etabliert. Ihre Partei setzt auf soziale Gerechtigkeit, eine restriktivere Migrationspolitik und Friedensappelle und hat Wähler aus verschiedenen politischen Lagern angesprochen. Der Autor Lukas Rietzschel kritisiert, dass das „Warum?“ der Wahlentscheidung oft nicht ausreichend hinterfragt wird und fordert eine tiefere inhaltliche Auseinandersetzung mit den politischen Problemen. Rietzschel betont, dass Politiker im Osten ihrer Regierungsverantwortung nachkommen sollten, anstatt populistische Stimmungen zu bedienen.