Entscheidet sich bald die Zukunft der alten Schwimmhalle in Jena Lobeda?

Die Zukunft der alten Schwimmhalle in Lobeda-West könnte schon bald geklärt werden. Seit der Eröffnung der modernen Sportschwimmhalle „Schwimmparadies“ im August 2023 steht das frühere Gebäude an der Karl-Marx-Allee leer. Nun plant die Stadt Jena, bis Dezember die Ergebnisse eines Prüfauftrags zu veröffentlichen, die über die weitere Nutzung des Gebäudes entscheiden sollen. Wie Stadtsprecherin Stefanie Braune mitteilte, sollen die Resultate anschließend öffentlich kommuniziert werden.

Das Gebäude hat nicht nur aufgrund seiner zentralen Lage, sondern auch wegen seiner Verbindung zur Gaststätte „Schmiede 3.0“ und einem Sporthallenkomplex eine besondere Bedeutung für die Menschen in Neulobeda. Seit der Schließung des alten Schwimmbades wird intensiv diskutiert, wie das Areal zukünftig genutzt werden könnte.

Sportliche Nachnutzung oder alternative Konzepte?
Die Diskussion über die Zukunft der alten Schwimmhalle ist vielfältig. Im Stadtrat forderte die Linke-Fraktion, eine sportliche Weiternutzung zu prüfen. Sie sieht in der Halle ein Potenzial für den Schulsport, für sportliche Arbeitsgemeinschaften der benachbarten Schulen und für Vereine, die auf der Suche nach Räumlichkeiten sind. Hierbei könnte das Gebäude entweder in öffentlicher Trägerschaft verbleiben oder durch ein Erbbaurechtsmodell an einen Sportverein übergeben werden.

Im Gegensatz dazu plädiert die FDP dafür, auch alternative Nutzungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Diese könnten sowohl die Schwimmhalle selbst als auch die gesamte Fläche betreffen. Die Liberalen sprechen sich für eine Prüfung aus, welche Kosten und Chancen mit einer nicht-sportlichen Nutzung verbunden wären, etwa für kulturelle oder soziale Projekte.

Der Ortsteilrat von Neulobeda hingegen vertritt eine klare Position: Er fordert, dass die Schwimmhalle ausschließlich einer öffentlichen Nutzung zugeführt wird. Zudem mahnt der Rat an, in die Entscheidungsfindung aktiv eingebunden zu werden, da die Zukunft des Gebäudes eine zentrale Rolle für die Lebensqualität im Stadtteil spiele.

Die Bürger werden gehört: Eine Umfrage bringt Meinungen ein
Um die Bevölkerung in die Entscheidungsfindung einzubeziehen, startete die Stadt Jena im Sommer 2024 eine Online-Umfrage. Diese richtete sich an alle Bürgerinnen und Bürger und fragte, welche Art von Nutzung sie sich für die alte Schwimmhalle vorstellen könnten. Zur Auswahl standen vor allem sportliche und kulturelle Angebote. Darüber hinaus wollte die Stadt herausfinden, welche Zielgruppen durch eine mögliche Nachnutzung angesprochen werden sollten.

Die Ergebnisse dieser Umfrage sollen in den Prüfprozess einfließen und bei der Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle spielen. Sie bieten der Stadtverwaltung wertvolle Hinweise darauf, welche Wünsche und Bedürfnisse in der Bevölkerung vorherrschen.

Die Herausforderungen der Nachnutzung
Die Umnutzung der alten Schwimmhalle ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Das Gebäude ist eng mit der benachbarten Gaststätte und dem Sporthallenkomplex verbunden, was bauliche und konzeptionelle Abstimmungen erforderlich macht. Zudem könnten die Kosten für eine mögliche Sanierung oder einen Umbau des Gebäudes eine erhebliche Hürde darstellen.

Eine sportliche Weiternutzung würde voraussichtlich weniger umfangreiche Baumaßnahmen erfordern, da die Infrastruktur für sportliche Aktivitäten weitgehend vorhanden ist. Eine kulturelle Nutzung hingegen könnte Investitionen in die Umgestaltung der Innenräume erforderlich machen, um diese für Aufführungen, Workshops oder andere kulturelle Veranstaltungen geeignet zu machen.

Finanziell könnte ein Erbbaurechtsmodell attraktiv sein, da es privaten oder gemeinnützigen Akteuren ermöglicht, Verantwortung für das Gebäude zu übernehmen, ohne dass die Stadt hohe Kosten tragen muss. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob genügend Interessenten für ein solches Modell vorhanden sind.

Die Bedeutung der Schwimmhalle für Neulobeda
Die alte Schwimmhalle ist für viele Bürgerinnen und Bürger mehr als nur ein leerstehendes Gebäude. Sie ist ein Symbol für die Entwicklung und Veränderung des Stadtteils Neulobeda. Ihre künftige Nutzung könnte nicht nur das Stadtbild prägen, sondern auch die Lebensqualität und das Gemeinschaftsgefühl im Viertel stärken.

Ein sportliches Zentrum könnte die Attraktivität für Familien und Schulen erhöhen, während kulturelle Angebote den Stadtteil als Ort der Begegnung und Kreativität aufwerten könnten. Die Bürgerumfrage hat bereits gezeigt, dass großes Interesse an einer sinnvollen Nachnutzung besteht – sei es im Sport, in der Kultur oder in anderen Bereichen.

Der nächste Schritt: Entscheidungen im Dezember
Mit Spannung wird nun der Dezember erwartet, wenn die Stadt Jena die Ergebnisse des Prüfauftrags vorlegen will. Stadtsprecherin Stefanie Braune deutete an, dass sowohl die Bürgerumfrage als auch die Vorschläge aus dem Stadtrat und dem Ortsteilrat in die Bewertung eingeflossen sind.

Die Entscheidung über die Zukunft der alten Schwimmhalle wird nicht nur die unmittelbaren Anwohner von Lobeda betreffen, sondern könnte ein wegweisendes Signal für die Entwicklung des gesamten Stadtteils sein. Ob die Halle künftig wieder als sportlicher Ort, als kulturelles Zentrum oder in einer ganz anderen Funktion genutzt wird, bleibt vorerst offen. Sicher ist jedoch, dass die Erwartungen der Bevölkerung an eine sinnvolle und nachhaltige Lösung hoch sind.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Weitere aktuelle Beiträge