Das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Ost-Berlin im Jahr 1981

SEZ in Ost-Berlin 1981 | Freizeit in der DDR, Friedrichshain

Der Film Das hat Berlin noch nicht geseh’n! aus dem Jahr 1981 ist nicht nur ein beeindruckendes Dokument über das einstige Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Ost-Berlin, sondern auch ein Zeitzeugnis über die Lebens- und Freizeitkultur in der DDR. Das SEZ, gelegen im Stadtbezirk Friedrichshain, galt als modernste und wichtigste Freizeitanlage der Deutschen Demokratischen Republik. Mit seiner Eröffnung 1981 stellte es einen neuen Standard für sportliche und kulturelle Erholung in der DDR dar und zog Menschen aus der gesamten Republik an.

Architektur und Gesamtkonzept
Zu Beginn des Films wird das imposante Bauwerk in seiner architektonischen Gesamtheit vorgestellt. Ein Modell des SEZ zeigt das durchdachte Areal, das in seiner Funktionalität und ästhetischen Gestaltung heraussticht. Die weitläufige Anlage vereinte Sport, Spiel und Erholung unter einem Dach und war darauf ausgelegt, den Bedürfnissen aller Altersgruppen gerecht zu werden. Die moderne Architektur des Gebäudes, geprägt von klaren Linien und großzügigen Glasflächen, strahlte Fortschritt und Offenheit aus – ein Kontrast zu den oft nüchternen Plattenbauten, die das Stadtbild der DDR prägten.

Bowlinganlage und die Gaststätte „Zur Molle“
Eine der Attraktionen des SEZ war die hochmoderne Bowlinganlage. Der Film gibt Einblicke in den Betrieb dieser Anlage, die nicht nur durch ihre technische Ausstattung beeindruckte, sondern auch durch die angrenzende Gaststätte „Zur Molle“. Diese bot den Besuchern die Möglichkeit, sich nach einem sportlichen Erlebnis bei einem traditionellen Bier und typischen DDR-Spezialitäten zu entspannen. Die Verbindung von Sport und Kulinarik machte diesen Bereich zu einem beliebten Treffpunkt für Jung und Alt.

Sport für alle: Gymnastik- und Ballettsäle
Der Film zeigt auch den Ballett- und Gymnastiksaal, der speziell für Frauen und Mädchen konzipiert wurde. Hier fanden Kurse statt, die von professionellen Trainer
geleitet wurden. Diese Kurse richteten sich nicht nur an Freizeitsportlerinnen, sondern auch an diejenigen, die ihren sportlichen Ehrgeiz in einem anspruchsvollen Umfeld ausleben wollten. Die gezielte Förderung von Bewegung und Körperbewusstsein entsprach dem DDR-Ideal eines gesunden und aktiven Lebensstils.

Kinderfreundlichkeit im SEZ
Besonders hervorzuheben ist die Kinderfreundlichkeit des SEZ. Ein spezieller Aufenthaltsraum für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, betreut von ausgebildeten Erzieher, erlaubte Eltern, ihre Freizeitangebote in Ruhe zu nutzen. Diese Einrichtung war nicht nur praktisch, sondern spiegelte auch das sozialistische Ideal der gemeinschaftlichen Kinderbetreuung wider.

Sauna und Eishalle
Neben den klassischen Sportangeboten gehörten auch eine Sauna und eine Eishalle zu den Attraktionen des SEZ. Die Eishalle war nicht nur ein Ort für klassischen Eislaufsport, sondern bot auch innovative Veranstaltungen wie die „Eisdisco“, die vor allem junge Menschen ansprach. Ein Interview mit der Studentin Christine Erhard, die die Eisdisco im Film vorstellt, unterstreicht die Bedeutung dieser Veranstaltung als Treffpunkt für Jugendliche in Ost-Berlin.

Das Badezentrum: Highlight des SEZ
Das Badezentrum des SEZ war zweifellos das Herzstück der Anlage. Neben einem Schwimm- und Sprungbecken sorgte vor allem das innovative Wellenbad für Begeisterung. In der DDR war ein derartiges Badeerlebnis eine Seltenheit, und das Wellenbad zog Besucher aus der ganzen Republik an. Ergänzt wurde das Angebot durch ein Solarium, das den Erholungseffekt abrundete. Die Aufnahmen im Film vermitteln die lebhafte Atmosphäre und den Spaß, den das Wellenbad bot.

Kulinarik und Unterhaltung
Die Gaststätte „Kristall“ an der Eishalle sowie weitere gastronomische Einrichtungen des SEZ unterstrichen den Anspruch, den Besuchern ein Rundumerlebnis zu bieten. Darüber hinaus gab es Angebote wie Billard, Tischtennis und Friseurbesuche, die das Freizeiterlebnis abrundeten.

Förderung von Breiten- und Leistungssport
Das SEZ war nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein Trainingszentrum für sportlich Ambitionierte. Der Film zeigt Szenen von Leichtathleten und Akrobaten beim Training sowie Gymnastikangebote für Frauen und Kinder. Dieser Mix aus Breiten- und Leistungssport entsprach der DDR-Idee, Sport als integralen Bestandteil des Alltags zu fördern.

Ein Besuch im SEZ: Einfach und effizient
Der Film erklärt abschließend die praktische Organisation eines Besuchs im SEZ. Mit einer Tarifmarke konnten die Besucher durch ein Drehkreuz in den jeweiligen Bereich gelangen. Diese effiziente Struktur ermöglichte eine einfache Nutzung der vielseitigen Angebote. Zudem zeigt der Film, wie das SEZ durch öffentliche Verkehrsmittel leicht erreichbar war – ein Aspekt, der ebenfalls die breite Zugänglichkeit für die Bevölkerung unterstreicht.

Ein Ort der Gemeinschaft
Das Sport- und Erholungszentrum in Ost-Berlin war mehr als nur eine Freizeitanlage. Es symbolisierte die sozialistische Vision eines gemeinschaftlichen Lebens, in dem Sport, Kultur und Erholung für alle zugänglich waren. Der Film aus dem Jahr 1981 dokumentiert eindrucksvoll, wie das SEZ als Vorzeigemodell für moderne Freizeitgestaltung fungierte und einen Ort schuf, an dem sich Menschen aller Generationen begegnen konnten. Auch heute bleibt das SEZ ein faszinierendes Beispiel für die Ambitionen und Errungenschaften der DDR in der Gestaltung von Freizeit- und Erholungsangeboten.

Redakteur/Blogger/Journalist: Arne Petrich

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