Vor 35 Jahren, im Herbst 1989, markierte ein mutiger Moment der Geschichte den Fall des Eisernen Vorhangs. Bürgerinnen und Bürger in ganz Europa, vereint durch den Wunsch nach Freiheit und Demokratie, begannen, die unsichtbaren und gewaltsamen Grenzen zu überwinden, die den Kontinent jahrzehntelang trennten. In einer Ansprache erinnerte der Bundeskanzler daran, dass Ungarn eine herausragende Rolle in diesem Wandel spielte. Bereits im Frühjahr 1989 zeigten die Ungarn den Mut, den Stacheldraht zu durchtrennen und ihre Grenzanlagen in Richtung Westen abzubauen.
Unvergessen bleibt das „Paneuropäische Picknick“ im Sommer 1989, als die Grenze nach Österreich für kurze Stunden geöffnet wurde und Hunderten von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern die Flucht in den Westen ermöglichte. Der Bundeskanzler betonte, dass die Ereignisse in Ungarn und anderen osteuropäischen Ländern den Beginn eines umfassenden Umbruchs markierten, der zu einem vereinten Europa führte.
In seiner Rede würdigte er den Beitrag der Nachbarn in Mittel- und Osteuropa, die sich mit gewaltigem Mut für den Wandel einsetzten: Die Gewerkschafter der Solidarność in Polen, die singenden Revolutionäre in den baltischen Staaten und die entschlossenen Bürger in Ungarn und der Tschechoslowakei. Ebenso hob er die Bedeutung der Montagsdemonstrationen in der DDR hervor, bei denen die Menschen erstmals den Mut fanden zu rufen: „Wir sind das Volk“ – und später, „Wir sind ein Volk.“
Der Bundeskanzler erklärte, dass der Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren der glückliche Höhepunkt einer gesamteuropäischen Entwicklung war – ein Ereignis, das für Deutschland ein „Glückstag“ war und für den das Land bis heute dankbar ist. Die friedlichen Revolutionäre von damals hätten nicht nur die Mauer niedergerissen, sondern auch den Grundstein für ein geeintes, freies und demokratisches Europa gelegt.
Gerade in der heutigen, geopolitisch herausfordernden Zeit – mit den Krisen in der Ukraine, im Nahen Osten und den drängenden Themen wie Klimaschutz und Wirtschaft – sei der Zusammenhalt der Europäer wichtiger denn je. Der Bundeskanzler rief dazu auf, diese Einheit zu festigen, besonders in dem Moment, in dem die Europäische Politische Gemeinschaft und die EU-Regierungschefs sich in Budapest treffen, um ihre Zusammenarbeit weiter auszubauen.
Abschließend hob der Bundeskanzler hervor, dass die Geschichte des Herbstes 1989 verdeutliche, wie wichtig es sei, zusammenzustehen. Nur durch Zusammenarbeit, für Frieden, Freiheit, Wohlstand und Rechtsstaatlichkeit, könne Europa als starkes und geeintes Ganzes bestehen. Er erinnerte daran, dass die Freiheit, die Europa heute genieße, kein Selbstverständnis sei. Die Botschaft von 1989 sei heute, angesichts der aktuellen Herausforderungen, aktueller denn je: „Mut, Zuversicht und Zusammenhalt zahlen sich aus!“
Der Bundeskanzler schloss mit dem Appell, dass Europa nur gemeinsam stark sei und sich gegenseitig stützen müsse, um weiterhin ein Leuchtturm für Frieden und Demokratie in der Welt zu bleiben.