Die Hitzewelle ist vorbei, und Daniel Knopf, Klimaanpassungskoordinator der Stadt Jena, atmet auf. Seit fast zwei Jahren ist er für die Klimaanpassung in der Stadt zuständig. Seine Aufgabe: das Leben in der stark zubetonierten Stadt für die Bewohnerinnen und Bewohner erträglicher zu machen, besonders in Anbetracht der immer häufigeren Hitzetage. Wasserflächenbegrünung, Trinkbrunnen und schattige Plätze sind nur einige der Projekte, die er in Angriff genommen hat. Doch trotz seiner Bemühungen sieht er sich oft mit bürokratischen Hürden konfrontiert.
„Es hat mich tatsächlich auch ein Stück weit überrascht, wie kompliziert es ist, eine einfache Stahlsäule im öffentlichen Raum zu installieren, aus der Trinkwasser kommt“, erklärt Knopf. „Da sind viele Akteure mit ins Boot zu holen, und es müssen Fördermittel akquiriert werden, was in Summe oft zu Verzögerungen führt.“ Tatsächlich wurden von den geplanten neun Trinkbrunnen in Jena bislang nur zwei realisiert. Die restlichen sieben sollen bis zum nächsten Sommer stehen – doch auch dabei bleibt es ein langwieriger Prozess.
Für Knopf sind diese Brunnen nicht nur eine praktische Maßnahme gegen die Hitze, sondern ein symbolisches Zeichen für die Bemühungen der Stadt, mit den Folgen des Klimawandels besser umzugehen. Besonders in Städten wie Jena, wo die Bebauung eng und dicht ist, fehlt es oft an schattigen Flächen und kühlen Rückzugsorten. Und die Hitzetage werden nicht weniger: In den vergangenen Jahren haben die sommerlichen Temperaturen immer häufiger gesundheitliche Belastungen für ältere Menschen, Kranke und kleine Kinder mit sich gebracht. Die Stadt sieht sich daher zunehmend gezwungen, auch in anderen Bereichen klimafreundliche Lösungen umzusetzen.
Deshalb arbeitet Jena an einem umfassenden Hitzeaktionsplan, der verschiedene Maßnahmen zur Kühlung und Belüftung des städtischen Raums umfasst. Ein zentrales Projekt dabei ist die Umgestaltung des Ernst-Abbe-Platzes, für die derzeit ein Architekturwettbewerb läuft. Hierbei werden architektonische Entwürfe gesucht, die die vorhandenen städtischen Strukturen klimaangepasst verändern. Der Bund hat bereits eine Fördersumme von 6,4 Millionen Euro bereitgestellt, die für die Umsetzung dieser und ähnlicher Projekte genutzt werden soll. Knopf hofft, dass im Frühjahr ein Siegerentwurf ausgewählt werden kann, der dann mit diesen Mitteln realisiert wird.
Doch nicht nur Jena tut sich mit der Klimaanpassung schwer. Auch in anderen Städten und Kommunen, besonders im ländlichen Raum, ist das Thema noch lange nicht angekommen. In vielen Orten beginnt man gerade erst, die Auswirkungen der zunehmenden Hitzetage ernst zu nehmen. In Erfurt fiel nun der Startschuss für einen landesweiten Hitzeaktionsplan, mit dem auch kleinere Städte und ländliche Regionen in den Fokus genommen werden sollen. Unter der Federführung von Gesundheitsministerin Heike Werner sollen Vertreterinnen und Vertreter aus Stadtverwaltungen, Sozialverbänden, Umweltvereinen und weiteren Organisationen ihre Ideen und Erfahrungen beisteuern, um Lösungen für den Klimawandel und seine Folgen zu finden.
„Es wird bestimmte Themen geben, die müssen wir auf der Landesebene befördern und finanzieren“, erklärte Ministerin Werner bei der Auftaktveranstaltung. „Es braucht eine gute Sensibilisierung und gut abgestimmte Maßnahmen, die aufeinander aufbauen. Das geht nur auf Landesebene.“ Das Ziel sei es, einen Plan zu entwickeln, der für alle Kommunen im Land anwendbar ist und durch konkrete, finanzierte Maßnahmen unterstützt wird.
Die Bemühungen um Klimaanpassung in Jena und anderen Städten sind ein Schritt in die richtige Richtung – doch Daniel Knopf weist auch auf eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg hin: „Solche Pläne können nur funktionieren, wenn sie auch finanziell untermauert werden. Leider ist das wichtigste Förderprogramm für Kommunen, Klima-Invest, seit einem halben Jahr ausgelaufen.“ Solange keine neuen Fördermittel bereitgestellt werden, bleibt es fraglich, wie viele der geplanten Projekte wirklich umgesetzt werden können. Knopf hofft, dass der landesweite Hitzeaktionsplan auch zu einer Wiederbelebung solcher Programme führt, damit Städte wie Jena auch weiterhin in die notwendige Infrastruktur investieren können, die den Bewohnern in den heißen Sommermonaten zugutekommt.
Doch der Weg zur Klimaanpassung ist noch lange nicht zu Ende, und nicht alles geht so schnell, wie es sich die Verantwortlichen wünschen würden. Besonders in städtischen Gebieten mit vielen privaten Grundstücken und Gebäuden ist es eine Herausforderung, die notwendigen Anpassungen umzusetzen. Die städtischen Hitzeinseln, also Areale, die besonders stark aufgeheizt sind, liegen oft in privat genutzten Gebieten. Diese Gebiete sind nicht im direkten Einflussbereich der Stadtverwaltung, weshalb die Umsetzung von klimafreundlichen Maßnahmen schwieriger wird. In anderen Kommunen hat man deshalb bereits lokale Richtlinien oder Bauvorschriften zur Freiflächengestaltung eingeführt, um auch hier Anpassungen voranzutreiben. Knopf lässt durchblicken, dass auch Jena eine solche Lösung prüft, um privaten Grundstückseigentümern Anreize zu geben, selbst zu einer Verbesserung des Stadtklimas beizutragen.
Ein weiterer Schritt, den die Stadt Jena plant, ist die Verstärkung des Programms „Grüne Oasen in Jena“, das private Grundstücke zur Begrünung animieren soll. Über dieses Programm werden Baumpflanzungen, Entsiegelungen und Dach- sowie Fassadenbegrünungen finanziell unterstützt. „Wir möchten die Bürgerinnen und Bürger dazu ermutigen, durch eigene Initiativen zu einer besseren Klimaanpassung beizutragen“, sagt Knopf.
Letztlich ist es die Summe aller Maßnahmen – von der Umgestaltung öffentlicher Plätze über private Initiativen bis hin zu landesweiten Fördermitteln – die den Unterschied machen wird, wie gut sich Städte wie Jena auf die klimatischen Herausforderungen der Zukunft einstellen können. Das Ziel bleibt klar: Jena soll auch in Zukunft ein attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten bleiben, trotz der immer deutlicheren Auswirkungen des Klimawandels.