Nach jahrzehntelangem Verfall und einem langen Dornröschenschlaf gibt es wieder Hoffnung für das Alte Gut in Dornburg. Seit Anfang 2024 laufen konkrete Bemühungen, das historische Anwesen schrittweise für eine neue Nutzung zu erschließen. Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen, die das Gelände im Sommer 2021 von der Friedrich-Schiller-Universität Jena übernommen hatte, treibt das Projekt voran. Bereits im Winter wurden zahlreiche Bäume gefällt, um die bestehenden Gebäude des Alten Guts vor Schäden zu schützen. Nun folgen weitere Schritte, um das Areal zu sichern und in einen bewohnbaren und nutzbaren Zustand zu versetzen.
Der nächste große Schritt besteht in der Beräumung des Geländes und der Sicherung wichtiger Gebäude. Das Pächterhaus und das alte Federviehhaus werden derzeit gesichert, während das an das Pächterhaus angrenzende Milchhaus abgerissen wird. Das Dach des Milchhauses ist bereits teilweise eingestürzt, was Bedenken aufkommen ließ, dass das Gebäude einstürzen und möglicherweise sogar Schäden am Alten Schloss verursachen könnte. Deshalb entschied sich die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten für den Abriss des Gebäudes, um weitere Gefährdungen zu vermeiden.
Das Alte Gut soll schrittweise wiederbelebt werden, wobei der Fokus darauf liegt, möglichst viel von der historischen Bausubstanz zu erhalten. Dies ist eine Abkehr von früheren, ambitionierteren Plänen, die eine Großinvestition mit Neubauten für Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeiten und Wohnungen vorsahen. Der Projektleiter der LEG in Dornburg, Kay Salberg, erklärt, dass Abrissarbeiten auf dem Gelände des Alten Guts künftig eher die Ausnahme bleiben sollen. Stattdessen soll so viel wie möglich von der bestehenden Bausubstanz erhalten und in die künftigen Nutzungspläne integriert werden. Die Sicherung des Pächterhauses soll bereits im November abgeschlossen sein, während das Federviehhaus bis Ende des Jahres gesichert werden soll.
Ein zentraler Punkt der aktuellen Strategie ist die schrittweise Entwicklung und Nutzung des Geländes. Salberg möchte sich dabei zumindest teilweise vom ursprünglichen Masterplan lösen, der für die Internationale Bauausstellung Thüringen erarbeitet wurde. Statt auf einen großen Wurf zu setzen, soll das Alte Gut Stück für Stück wiederbelebt werden, wobei erste Leuchtturmprojekte weitere Investoren und Nutzer anziehen sollen. Salberg kann sich eine zukünftige Trennung des Guts in unterschiedliche Nutzungsbereiche vorstellen – ein Teil könnte für Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten genutzt werden, während ein anderer Bereich für Wohn- und Gewerbeeinheiten vorgesehen ist.
Aktuell arbeitet die LEG mit dem jungen Architekturbüro Exnovum aus Weimar zusammen, das von Robert Anton und Marco Luca Reusch geleitet wird. Das Büro hat den Auftrag erhalten, eine Scheune auf dem Gelände zu entwickeln und im Heizhaus ein „Hofwart-Büro“ einzurichten. Dort sollen sich mögliche Interessenten für das Alte Gut über das Projekt informieren können und ins Gespräch mit den Verantwortlichen kommen. Diese enge Zusammenarbeit mit Exnovum unterstreicht das Ziel, das Gelände behutsam und mit Blick auf die historische Substanz zu entwickeln.
Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg wird das Hoffest sein, das am Samstag, den 7. September, von 14 bis 23 Uhr auf dem Gelände des Alten Guts stattfindet. Die Veranstaltung bietet der Bevölkerung aus Dornburg und Umgebung die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von den aktuellen Entwicklungen zu machen und eigene Ideen für die zukünftige Nutzung des Geländes einzubringen. Ab 14:30 Uhr ist eine Führung über das Gelände geplant, bei der Interessierte mehr über die laufenden und zukünftigen Arbeiten erfahren können. Im Kuhstall wird eine Ausstellung sowie ein Kurzfilm gezeigt, die die Geschichte und Bedeutung des Alten Guts dokumentieren. Abends tritt die Band Soul Rebels aus Weimar auf und sorgt für musikalische Unterhaltung.
Für Robert Anton, einen der Architekten von Exnovum, hat das Alte Gut eine besondere persönliche Bedeutung. Als gebürtiger Dorndorfer hat er sich bereits in seiner Abschlussarbeit an der Universität mit dem Gelände beschäftigt und Ideen entwickelt, wie das stadtbildprägende Anwesen wieder zum Leben erweckt werden kann. „Es ist viel Frustration da, weil lange nichts passiert ist. Aber das Interesse am Alten Gut ist groß, und das Hoffest bietet eine Möglichkeit, die Menschen wieder zu begeistern und neue Ideen zu sammeln“, sagt Anton.
Die langfristige Vision für das Alte Gut ist klar: Es soll ein Ort der Begegnung, des Wohnens und Arbeitens werden, der sowohl seine historische Substanz bewahrt als auch neuen Raum für zeitgemäße Nutzungen schafft. Der erste Schritt auf diesem Weg ist gemacht – mit der Sicherung der Gebäude, dem Abriss des baufälligen Milchhauses und dem Hoffest, das der Bevölkerung die Möglichkeit gibt, sich aktiv an der Entwicklung des Alten Guts zu beteiligen. Ob sich das Gelände tatsächlich als Leuchtturmprojekt für die Region etablieren kann, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Die Zeichen stehen jedenfalls gut, dass das Alte Gut nach vielen Jahren des Verfalls wieder in neuem Glanz erstrahlen könnte.