Antifaschismus in der DDR: Staatsdoktrin, Geschichtsmythen und das Erbe für die Gegenwart

In einer intensiven Diskussionsrunde trafen sich namhafte Experten und Politiker, um das vielschichtige Thema des Antifaschismus in der DDR zu beleuchten. Es diskutieren:

  • Carl-Friedrich Höck (Historiker und Redakteur beim Vorwärts),
  • Gregor Gysi (Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Bundestag),
  • Wolfgang Wippermann (Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin) und
  • Fritz Burschel (Moderation; Referat Neonazismus und Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung).

Diese Gesprächsrunde bildet den Auftakt zu einem tiefgreifenden, journalistischen Beitrag, der sich nicht nur mit der historischen Entwicklung und ideologischen Instrumentalisierung des Antifaschismus in der DDR auseinandersetzt, sondern auch die Relevanz dieser Debatten für die heutige Gesellschaft thematisiert.

Historischer Hintergrund und Entstehung des antifaschistischen Diskurses
Die Ursprünge des Begriffs „Antifaschismus“ lassen sich bis in die turbulenten 1920er Jahre zurückverfolgen. Damals verstand man unter diesem Begriff alle Gegner des aufkommenden Faschismus, insbesondere in Italien, wo sich oppositionelle Gruppen gegen Mussolinis Regime stellten. Mit der Zeit entwickelte sich jedoch eine spezifischere Definition – vor allem in kommunistischen Kreisen, die den Begriff zunehmend als exklusives Kennzeichen ihrer politischen Identität nutzten. In den 1930er Jahren prägten Persönlichkeiten wie Georgi Dimitrov den Diskurs, indem sie Faschismus als die „offene Diktatur der reaktionärsten und aggressivsten Elemente des Finanzkapitals“ beschrieben. Diese Interpretation fand rasch Einzug in die sowjetische Besatzungszone und, in ihrer verstärkten Ausprägung, in der später gegründeten DDR.

Historischer Hintergrund und Entstehung des antifaschistischen Diskurses
Die Ursprünge des Begriffs „Antifaschismus“ reichen bis in die 1920er Jahre zurück – eine Zeit, in der sich politische Kräfte in Italien und anderswo in Europa gegen den aufkommenden Faschismus zu wehren begannen. Ursprünglich umfasste der Begriff alle Gegner Mussolinis, ungeachtet ihrer politischen Zugehörigkeit. Im Laufe der Zeit entwickelte sich jedoch, vor allem in kommunistischen Kreisen, eine engere Definition, die das Etikett zunehmend exklusiv beanspruchte. Prominente Theoretiker wie Georgi Dimitrov prägten den Diskurs, indem sie Faschismus als „offene Diktatur der reaktionärsten und aggressivsten Elemente des Finanzkapitals“ definierten. Diese Definition fand ihren Weg in die sowjetische Besatzungszone und später in die DDR, wo sie zum Fundament eines umfassenden Staatsideologiekonzepts wurde.

Antifaschismus als Staatsdoktrin in der DDR
In der DDR war der Antifaschismus nicht einfach eine historische Erinnerung an den Kampf gegen den Nationalsozialismus, sondern eine zentral gesteuerte und von oben verordnete Staatsdoktrin. Die SED nutzte den Antifaschismus als ideologisches Instrument, um politische Maßnahmen zu rechtfertigen. Enteignungen, Repressionen und der Aufbau einer einseitigen Geschichtsdeutung wurden unter dem Deckmantel des antifaschistischen Kampfes als legitim dargestellt. Dabei wurde der kommunistische Widerstand gegen Hitler in den Mittelpunkt gerückt, während andere Widerstandsformen – etwa der nichtkommunistische oder der zivile Widerstand – weitgehend in den Hintergrund gedrängt wurden. Diese einseitige Darstellung schuf nicht nur ein polarisierendes Bild der Geschichte, sondern ebnete auch den Weg für die spätere Instrumentalisierung der antifaschistischen Ideologie zur Delegitimierung alternativer Geschichtsdeutungen im wiedervereinigten Deutschland.

Instrumentalisierung und ideologische Verengung
Die DDR nutzte den Antifaschismus nicht nur als historisches Narrativ, sondern als politische Waffe. Kritiker weisen darauf hin, dass der Staat eine nahezu automatische Zuschreibung der antifaschistischen Identität an alle Bürger propagierte – selbst jene, die keinen aktiven Widerstand geleistet hatten. Die Folge war eine ideologische Verengung, bei der die Rolle der SED als antifaschistischer Garant hervorgehoben und oppositionelle Stimmen als faschistisch diffamiert wurden. So wurden beispielsweise Sozialdemokraten und andere Kritiker der kommunistischen Linie als „Faschisten“ abgestempelt, während sich Personen, die in der NS-Zeit aktiv waren, später als Antifaschisten zu präsentieren versuchten. Diese selektive Geschichtsdeutung schuf ein Klima, in dem politischer Dissens systematisch diskreditiert und oppositionelle Meinungen unterdrückt wurden.

Kritische Reflexionen und die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit
In den letzten Jahrzehnten hat sich in Deutschland eine kritische Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit entwickelt. Intellektuelle, Historiker und politische Akteure – auch aus dem Umfeld der ehemals regierenden PDS und späteren Partei Die Linke – haben begonnen, den antifaschistischen Mythos der DDR zu hinterfragen. So forderten Stimmen wie die der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dass die einseitige Darstellung der Geschichte überdacht und auch die Schwächen des DDR-Antifaschismus offengelegt werden. Neben der Instrumentalisierung zur Legitimation der SED-Herrschaft wurden dabei auch vernachlässigte Opfergruppen thematisiert: Homosexuelle, Sinti und Roma, sowjetische Kriegsgefangene und andere, die unter dem NS-Regime litten, wurden in der DDR-Geschichtsdarstellung oft marginalisiert.

Gregor Gysi brachte bereits 1991 drei zentrale Ziele der historischen Aufarbeitung auf den Punkt: erstens die Verantwortung gegenüber der eigenen Geschichte, zweitens die Analyse der gegenwärtigen Verhältnisse und drittens die Entwicklung realistischer Zukunftsvisionen. Solange die Vergangenheit nicht umfassend verstanden sei, könne auch die eigene Biografie nicht richtig eingeordnet werden – ein Gedanke, der bis heute nicht an Aktualität verloren hat. Gysi und andere fordern, dass die Lehren aus der DDR-Zeit dazu genutzt werden, die Demokratie zu stärken und aktuellen autoritären Tendenzen entgegenzuwirken.

Das Erbe des DDR-Antifaschismus und die Partei Die Linke
Ein besonders heikles Thema in der Nachkriegspolitik Deutschlands ist die Auseinandersetzung mit dem Erbe des DDR-Antifaschismus im Selbstverständnis der Partei Die Linke. Diese Partei steht in einem Spannungsfeld zwischen der Bewahrung eines antifaschistischen Erbes und der Notwendigkeit, sich von einer einseitigen Geschichtsdeutung zu distanzieren. Vorwürfe der DDR-Nostalgie und der Verharmlosung von antisemitischen Tendenzen machen eine kritische Auseinandersetzung unerlässlich. Die Linke muss sich fragen, wie sie einen angemessenen antifaschistischen Diskurs führen kann, der nicht in einer ideologischen Totalität erstarrt, sondern Raum für die Anerkennung unterschiedlicher Widerstandsformen bietet.

Kritiker monieren, dass die PDS – und in gewissem Maße auch die heutige Linke – lange Zeit Schwierigkeiten hatten, offen über die Defizite des DDR-Antifaschismus zu sprechen. Der politische Bruch 1989 und der damit einhergehende Bruch in der Selbstwahrnehmung führten zu einer gewissen Trotzmentalität gegenüber externer Kritik. Dabei wurde oft indirekt die einseitige Definition von Faschismus reproduziert, die sich ausschließlich auf den Antinationalsozialismus und den Kampf gegen den Kapitalismus konzentrierte. In den aktuellen Parteiprogrammen taucht der Begriff „Antifaschismus“ nur noch sporadisch auf – meist im historischen Kontext. Eine klare Haltung, die auch auf die heutigen Herausforderungen wie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und autoritäre Strömungen reagiert, bleibt dabei eine politische Aufgabe.

Antisemitismus und die vernachlässigten Opfergruppen
Ein weiterer kritischer Aspekt der DDR-Geschichtsdarstellung ist die kaum thematisierte Opferrolle bestimmter Bevölkerungsgruppen. Während der kommunistische Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Rolle der SED als antifaschistische Kraft intensiv in den Vordergrund gestellt wurden, gerieten die spezifischen Gräueltaten des NS-Regimes – insbesondere gegen Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle und andere Minderheiten – häufig in den Hintergrund. Bereits in den 1950er Jahren flossen antisemitische Stereotypen in die Kritik an der israelischen Politik ein, was den Diskurs zusätzlich verkomplizierte. Die Analyse des nationalsozialistischen Systems beschränkte sich oftmals auf ökonomische Ursachen, während psychologische und kulturelle Dimensionen des Faschismus zu wenig Beachtung fanden.

Die DDR gelang es zwar, zahlreiche Nazi- und Kriegsverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen – in einem Vergleich zur Bundesrepublik, die mit rechtlichen Konstruktionen und Verjährungsdebatten rang, wirkte dies zunächst als Beleg einer konsequenten antifaschistischen Justiz. Dennoch blieb die Aufarbeitung einseitig, da der Fokus fast ausschließlich auf der Rolle des kommunistischen Widerstands lag. Solche Darstellungsweisen haben bis heute Auswirkungen auf den öffentlichen Diskurs und erschweren eine differenzierte Erinnerungskultur, in der alle Opfergruppen gleichwertig berücksichtigt werden.

Der Alltag zwischen Pflicht und gelebter Überzeugung
Trotz der staatlichen Zwangslogik des antifaschistischen Narrativs gab es in der DDR zahlreiche Beispiele, in denen Antifaschismus mehr als nur eine politische Pflicht war. Literatur, Theaterstücke, Filme und Gedenkstätten trugen dazu bei, dass der Kampf gegen den Faschismus auch im Alltag als Herzensangelegenheit erlebt wurde. Viele Bürger identifizierten sich aus Überzeugung mit dem antifaschistischen Ideal – wenn auch in einem System, das diesen Kampf vor allem als staatsideologischen Auftrag nutzte. So war es nicht ungewöhnlich, dass in Schulen und Universitäten Werke gelesen und diskutiert wurden, die den antifaschistischen Widerstand thematisierten. Auch wenn diese Darstellungen häufig von der offiziellen Linie geprägt waren, zeigten sie doch, dass die Idee des antifaschistischen Kampfes tief in das gesellschaftliche Bewusstsein eingedrungen war.

Gleichzeitig muss aber auch der Druck erwähnt werden, der aus der staatlichen Überwachung resultierte. Der Verfassungsschutz und andere Sicherheitsorgane überwachten nicht nur oppositionelle Tendenzen, sondern sorgten auch dafür, dass die antifaschistische Rhetorik als Instrument zur Legitimation staatlicher Maßnahmen nicht in Frage gestellt wurde. Dieses Spannungsfeld zwischen gelebter Überzeugung und staatlicher Zwangsdoktrin prägte den Alltag vieler DDR-Bürger und wirkte bis in die Gegenwart nach.

Vergleich zwischen DDR und Bundesrepublik: Ideologische Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Ein zentraler Diskussionspunkt ist der Vergleich des antifaschistischen Narrativs in der DDR mit dem in der Bundesrepublik. Während in der DDR der Antifaschismus als allumfassende Staatsideologie diente, war er in der Bundesrepublik oftmals ein marginalisierter Begriff – ein rhetorisches Instrument, das weniger politisch aufgeladen und ideologisch definiert war. In der Bundesrepublik wurde die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit zwar betrieben, jedoch fand sie in einem pluralistischeren und oft auch kontroverseren Rahmen statt. Die unterschiedliche Gewichtung führte dazu, dass in der Bundesrepublik Fragen der Verantwortung und Aufarbeitung länger kontrovers diskutiert wurden.

Interessanterweise zeigt sich, dass beide Staaten – trotz ihrer politischen und ideologischen Gegensätze – den Antifaschismus in gewisser Weise idealisierten. In beiden Fällen wurde der Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu einem Symbol für moralische Überlegenheit stilisiert. Doch während in der DDR der kommunistische Widerstand überbetont wurde, blieben in der Bundesrepublik wichtige gesellschaftliche und politische Differenzierungen unter dem Radar. Diese Überhöhung des Widerstands, gleich ob kommunistisch oder bürgerlich, birgt die Gefahr, den komplexen Ursachen des Faschismus nicht gerecht zu werden. So verwischt sich in beiden Systemen die Grenze zwischen tatsächlichem Widerstand und politischer Selbstinszenierung – eine Problematik, die bis heute in der historischen und politischen Debatte nachhallt.

Erinnerungskultur und die Rolle der Generationen
Die Frage, wie mit dem Erbe des DDR-Antifaschismus umzugehen ist, wird auch von der sich wandelnden Erinnerungskultur und den unterschiedlichen Perspektiven der Generationen beeinflusst. Ältere Generationen, die den Staat selbst erlebt haben, stehen der einseitigen Geschichtsdeutung oft noch emotional verbunden gegenüber – während jüngere Menschen eine differenziertere, historisch reflektierte Sichtweise einnehmen. Gregor Gysi hat wiederholt betont, dass es möglicherweise noch einige Generationen dauern wird, bis man die Vergangenheit sachlich und emotionslos betrachten kann. Für ihn und andere ist es essenziell, die Geschichte nicht nur als politisches Instrument, sondern als Grundlage für die Selbstbefreiung und eine realistische Zukunftsvision zu begreifen.

Diese Debatte ist nicht rein akademischer Natur, sondern hat direkte Auswirkungen auf den politischen Alltag in Deutschland. Der Umgang mit der Vergangenheit prägt das Vertrauen in demokratische Institutionen und beeinflusst, wie gesellschaftliche Konflikte heute geführt werden. So zeigt sich, dass die Lehren aus der DDR-Zeit – insbesondere die kritische Reflexion der eigenen Ideologie – von großer Bedeutung sind, um aktuellen Herausforderungen wie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und autoritären Tendenzen wirksam zu begegnen.

Antifaschismus heute – Demokratie und der Kampf gegen autoritäre Tendenzen
Im 21. Jahrhundert hat sich der Begriff des Antifaschismus weiterentwickelt. Heute steht er nicht nur für den historischen Kampf gegen den Nationalsozialismus, sondern auch für das Eintreten für Demokratie, Toleranz und Menschenrechte. Angesichts globaler Herausforderungen, wie dem Aufstieg populistischer und extremistischer Strömungen, ist es wichtiger denn je, aus der Geschichte zu lernen und eine antifaschistische Haltung zu bewahren, die alle Formen von Rassismus und Diskriminierung klar verurteilt. Der heutige Antifaschismus muss dabei über die rein ideologische Rhetorik hinausgehen und als dynamischer, kritischer Prozess verstanden werden, der gesellschaftliche Mentalitäten und Machtstrukturen hinterfragt.

Ein zentraler Punkt ist hierbei, dass der Antifaschismus nicht als starres Dogma missbraucht werden darf. Vielmehr muss er immer wieder neu definiert werden – im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen und die sich wandelnde gesellschaftliche Realität. Die Erkenntnis, dass auch der Kapitalismus selbst zum Nährboden für faschistische Tendenzen werden kann, wie es bereits nach 1945 von verschiedenen politischen Akteuren festgestellt wurde, erfordert einen umfassenden Blick auf die Zusammenhänge von ökonomischen, politischen und kulturellen Faktoren. Nur so kann der antifaschistische Diskurs als ein kontinuierlicher Kampf gegen jede Form von autoritärer Herrschaft und Unterdrückung verstanden werden.

Aufarbeitung im Kontext gesamtdeutscher Erinnerungskultur
Die Auseinandersetzung mit dem DDR-Antifaschismus darf nicht isoliert betrachtet werden – sie muss in den größeren Kontext der gesamtdeutschen Erinnerungskultur eingebettet werden. Wolfgang Wippermann etwa forderte, dass die Aufarbeitung der DDR nur in Zusammenhang mit der Geschichte der Bundesrepublik erfolgen dürfe. Beide Systeme haben in unterschiedlicher Weise den Widerstand gegen den Nationalsozialismus idealisiert, dabei aber wesentliche Differenzierungen vernachlässigt. Nur durch eine vergleichende Analyse kann verstanden werden, wie die unterschiedlichen politischen Systeme den Begriff des Faschismus instrumentalisierten und welche langfristigen Auswirkungen dies auf die deutsche Demokratie hat.

Die Diskussion über Geschichtsmythen, wie beispielsweise die umstrittene Bombardierung Dresdens, zeigt eindrücklich, wie schwer es ist, sich von emotional aufgeladenen Narrativen zu lösen. Solche Mythen wirken bis heute fort und erschweren einen sachlichen Diskurs, der alle Opfergruppen und alle Formen des Widerstands gleichermaßen würdigen möchte. Fritz Burschel wies beispielsweise auf die Widersprüche im DDR-Antifaschismus hin und machte deutlich, dass diese Widersprüche gerade deshalb so schmerzhaft sind, weil die DDR den Anspruch erhob, ein antifaschistisches Gemeinwesen zu sein – ein Anspruch, der durch die einseitige Geschichtsdeutung immer wieder unterminiert wurde.

Lehren für die Zukunft
Der Antifaschismus in der DDR ist ein komplexes Erbe, das sowohl als Instrument der Legitimation als auch als Ausdruck echter Überzeugung diente. Die historische Analyse zeigt, dass die DDR den antifaschistischen Kampf vor allem dazu nutzte, eine autoritäre Staatsdoktrin zu stützen, die oppositionelle Meinungen unterdrückte und bestimmte Opfergruppen weitgehend ausblendete. Gleichzeitig gab es zahlreiche Beispiele dafür, wie der antifaschistische Geist auch im Alltag verankert war – sei es in der Kultur, der Bildung oder im persönlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger.

Für die heutige Politik, insbesondere für Parteien wie Die Linke, besteht die Herausforderung darin, offen mit den Defiziten des DDR-Antifaschismus umzugehen. Es gilt, antisemitische und fremdenfeindliche Tendenzen klar zu benennen und aufzubereiten, ohne dabei in eine nostalgische Verklärung der Vergangenheit zu verfallen. Die demokratische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte muss immer auch ein Blick in die Zukunft sein – ein Prozess, der einerseits die Verantwortung für vergangene Fehler übernimmt und andererseits realistische Perspektiven für ein tolerantes, pluralistisches Zusammenleben entwickelt.

Der antifaschistische Diskurs von heute steht somit für den kontinuierlichen Kampf um Demokratie, Menschenrechte und die Aufarbeitung der eigenen Geschichte. Dabei ist es entscheidend, nicht in ideologische Engstirnigkeit zu verfallen, sondern alle Formen von Extremismus und autoritären Tendenzen gleichermaßen kritisch zu hinterfragen. Die Lehren aus der DDR-Zeit mahnen uns, dass politische Instrumentalisierung und Geschichtsverfälschung Gefahren sind, die nicht nur die Vergangenheit betreffen, sondern auch die Zukunft der Demokratie bedrohen können.

Abschließend lässt sich festhalten, dass der Antifaschismus – ob in der DDR oder heute – weit mehr ist als ein bloßes politisches Schlagwort. Er ist ein Spiegelbild gesellschaftlicher Werte, ein Prüfstein für den Umgang mit der Vergangenheit und ein entscheidender Faktor für die Gestaltung der Zukunft. Nur wenn die Gesellschaft bereit ist, sich den Widersprüchen und Mythen ihrer Geschichte zu stellen, kann sie die Grundlagen für ein demokratisches und tolerantes Miteinander nachhaltig sichern.

In einer Zeit, in der autoritäre Strömungen weltweit zunehmen und die politischen Diskurse immer wieder von ideologischer Instrumentalisierung geprägt sind, bleibt die Auseinandersetzung mit dem Antifaschismus der DDR ein Mahnmal. Es erinnert uns daran, wie gefährlich es sein kann, historische Narrative zu verengen und politische Ideologien als allumfassende Staatsdoktrinen zu verankern. Gleichzeitig zeigt es aber auch, dass der Kampf gegen Faschismus – in all seinen Erscheinungsformen – eine dauerhafte Aufgabe der Demokratie ist, die es erfordert, aus der Vergangenheit zu lernen und mutig in die Zukunft zu blicken.

Durch die kritische Reflexion der DDR-Geschichte wird deutlich, dass die Überwindung von autoritären Tendenzen und extremistischer Ideologie nicht allein durch formale Maßnahmen erfolgen kann. Vielmehr bedarf es einer breit angelegten gesellschaftlichen Auseinandersetzung, die alle Dimensionen des Faschismus – ökonomische, psychologische und kulturelle – berücksichtigt. Nur so kann verhindert werden, dass sich alte Muster wiederholen oder neue Formen des Extremismus entstehen.

Die Diskussion um den Antifaschismus in der DDR ist damit nicht nur eine Frage der Geschichtswissenschaft, sondern auch eine zentrale politische Herausforderung unserer Zeit. Indem wir die Fehler und Widersprüche der Vergangenheit analysieren, gewinnen wir wertvolle Erkenntnisse darüber, wie politische Macht und Ideologie instrumentalisiert werden können – und wie wir uns aktiv dagegen wehren können. Es liegt an uns, die Lehren aus der Geschichte in konkrete politische Maßnahmen und eine lebendige Erinnerungskultur zu übersetzen, die den demokratischen Grundsätzen gerecht wird und zukünftigen Generationen als Fundament für ein freies und tolerantes Zusammenleben dient.

In diesem Sinne bleibt der antifaschistische Diskurs ein zentraler Bestandteil der demokratischen Identität – ein Appell, die Vergangenheit niemals zu vergessen und stets wachsam zu bleiben gegenüber den Gefahren, die aus ideologischer Engstirnigkeit und politischer Instrumentalisierung erwachsen können. Die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft verlangen einen antifaschistischen Geist, der sich nicht in starren Dogmen verheddert, sondern immer wieder bereit ist, sich den komplexen Realitäten der Welt zu stellen – im Kampf für eine gerechtere, offenere und demokratischere Gesellschaft.

Autor/Redakteur: Arne Petrich
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