Rainald Grebes Weg zurück: Ein Leben zwischen Bühnenlicht und Dunkelheit

Es gibt diese Momente im Leben, die alles verändern. Die einen mit voller Wucht aus der Bahn werfen und einem die Illusion nehmen, dass alles so weitergehen kann wie bisher. Rainald Grebe erlebte genau so einen Moment – ausgerechnet dort, wo er sich am wohlsten fühlte: auf der Bühne.

Düsseldorf, März 2017. Es soll ein Abend wie viele andere werden. Grebe betritt die Bühne, routiniert, voller Energie, bereit, das Publikum mit seinem scharfsinnigen Humor zu begeistern. Doch dann: Texthänger, Unsicherheit, ein Gefühl, das nicht greifbar ist. Noch ein Versuch, weiterzumachen – dann wird alles schwarz. Ein Schlaganfall. Und nicht der letzte.

Wie geht man damit um, wenn einem der eigene Körper plötzlich die Bühne entreißt? Wenn man vom Entertainer zum Patienten wird? Rainald Grebe stand über zwei Jahrzehnte lang für eine Mischung aus bissigem Witz und kluger Beobachtung, für Lieder, die ganze Regionen beschreiben konnten – und auf einmal war er jemand, dem die Ärzte erklärten, wie man wieder laufen lernt. Eine seltene Gefäßerkrankung stellte sein Leben auf den Kopf. Er kämpfte sich zurück – doch dann folgten weitere Rückschläge. Der Rollator wurde zum Begleiter, der Zweifel zum Schatten. Ein Mann, der gewohnt war, vor Tausenden aufzutreten, konnte plötzlich kaum noch eine Treppe bewältigen. Wie oft mag er gedacht haben: Das war’s?

Doch Grebe gibt nicht auf. Vielleicht, weil es nicht nur die Bühne ist, die ihn antreibt, sondern der unbändige Wille, dem Schicksal nicht das letzte Wort zu überlassen. 2021 trifft ihn der nächste Schicksalsschlag: sein langjähriger Freund und Bandkollege Martin Brauer stirbt unerwartet. Trauer, Schmerz – und wieder diese Frage: Weitermachen? Aufgeben?

Doch Rainald Grebe entscheidet sich für das Weitermachen. Die Waldbühne Berlin soll es sein, im Sommer 2023. Ein irrer Plan, wenn man bedenkt, dass er körperlich alles andere als bereit ist. Doch genau das macht diesen Mann aus. Mit Entschlossenheit, mit dem Rückhalt seiner Band, mit Humor als Waffe gegen die Verzweiflung kämpft er sich zurück. Die Zuschauer sehen nicht nur einen Künstler, der sich in einem monumentalen Konzert seinem Publikum zurückgibt, sondern auch einen Menschen, der sich dem Leben stellt, mit all seinen Höhen und Tiefen.

Vielleicht ist das die eigentliche Botschaft dieser Geschichte: Dass es sich lohnt zu kämpfen. Dass selbst dann, wenn alles zusammenbricht, ein Neuanfang möglich ist. Und dass Humor – selbst in den dunkelsten Momenten – eine Brücke sein kann, die uns ins Licht führt.

Der Film „Rainald Grebe: Der Tod im Leben. Unheilbar krank zum größten Auftritt“ ist hier abrufbar!

Autor/Redakteur: Arne Petrich
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