Von Kindheitsträumen zu Sammlerstücken: Der heutige Blick auf DDR-Fernlenkautos

Die Vielfalt des Spielzeugs in der DDR: Fernlenkautos - Von Klassikern bis zu selten / ungewöhnlich.

Die Spielzeugproduktion in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war geprägt von einer beeindruckenden Bandbreite und Kreativität, trotz der oft knappen Ressourcen. Unter den beliebten Spielzeugkategorien stachen Fernlenkautos hervor, die in vielen Kinderzimmern zu finden waren. Diese Fahrzeuge waren mehr als bloße Spielzeuge – sie repräsentierten technische Errungenschaften, Kindheitsträume und eine besondere Form des kreativen Umgangs mit begrenzten Mitteln. Dieser Text beleuchtet die Vielfalt der Fernlenkautos in der DDR, von bekannten Klassikern bis hin zu ungewöhnlichen und seltenen Modellen.

Die Anfänge: Technisches Spielzeug und erste Modelle
Die ersten Fernlenkautos der DDR wurden in den 1950er-Jahren produziert. Hersteller wie Pressu und Anker brachten Modelle heraus, die oft an sowjetische oder amerikanische Straßenfahrzeuge angelehnt waren. Diese Spielzeuge zeichneten sich durch robuste Metallkonstruktionen und einfach zu bedienende Fernsteuerungen aus. Eines der frühesten Modelle war der Wartburg 311, der mit batteriebetriebener Lenkung ausgestattet war und durch sein realistisches Design beeindruckte.

Ein besonderes Highlight war der Tatra 600, ein Modell, das für seine eleganten Linien und die Liebe zum Detail bekannt war. Diese Fahrzeuge waren nicht nur für Kinder ein Vergnügen, sondern begeisterten auch Sammler. Ein weiteres frühes Modell war der Bolski Fiat, ein Spielzeugauto mit beeindruckenden Funktionen wie blinkenden Lichtern und einer Rückfahrfunktion. Diese frühen Fahrzeuge legten den Grundstein für die Beliebtheit von Fernlenkautos in der DDR.

Klassiker: Der Wartburg 353 und seine Varianten
Kein anderes Modell war in den Kinderzimmern der DDR so verbreitet wie der Wartburg 353. Besonders beliebt war die Polizei-Version, die in den 1960er-Jahren erschien. Diese Variante war mit blauen Rundumleuchten und einer realistischen Lackierung ausgestattet. Der Wartburg 353 wurde von Pressu gefertigt und war aufgrund seiner Stabilität und technischen Funktionen eines der langlebigsten Modelle.

Der Wartburg war nicht nur ein Spielzeug, sondern auch ein Symbol des DDR-Alltags. Kinder verwandelten Gärten und Wohnzimmer in Rennstrecken, auf denen der Wartburg gegen andere Modelle antrat. Die Polizei-Version des 353 war besonders faszinierend, da sie nicht nur die Fantasie anregte, sondern auch ein Stück Realität in die Spielewelt brachte.

Ungewöhnliche Modelle: De Tomaso Mangusta und Alfetta Spider
Neben den Klassikern gab es auch exotische Modelle, die eher selten waren. Der De Tomaso Mangusta war eines dieser Fahrzeuge. Mit seiner sportlichen Erscheinung und den ungewöhnlichen Funktionen war er ein Highlight in jedem Kinderzimmer. Ähnlich verhielt es sich mit dem Alfetta Spider, einem stilvollen Modell, das mit seiner Liebe zum Detail beeindruckte.

Diese Fahrzeuge waren oft auf spezielle Anlässe beschränkt, da sie nicht in Massen produziert wurden. Ihre Seltenheit macht sie heute zu begehrten Sammlerobjekten. Kinder, die eines dieser Modelle besaßen, waren in der Nachbarschaft oft die Stars.

Technische Innovationen: Hydraulik und RC-Systeme
In den 1980er-Jahren wurden die Modelle technisch anspruchsvoller. Einige Fahrzeuge wurden mit Hydrauliksystemen ausgestattet, die realistische Bewegungen ermöglichten. Ein Beispiel hierfür ist der Bulldozer von MSB Brandenburg, der nicht nur durch sein realistisches Design, sondern auch durch seine technische Raffinesse überzeugte.

Zusätzlich wurden erste Modelle mit Fernsteuerungssystemen entwickelt, die auf Funktechnik basierten. Diese sogenannten RC-Systeme (Remote Control) boten eine bessere Kontrolle und ein realistischeres Spielerlebnis. Besonders faszinierend war die Möglichkeit, Fahrzeuge in alle Richtungen zu lenken und ihre Geschwindigkeit zu steuern.

Einzigartige Konstruktionen: Der Unikat-Kran und das Baukasten-System
Ein weiteres Highlight der DDR-Spielzeugproduktion war das Unikat-System, das Konstruktionsspielzeug mit Fernlenktechnik kombinierte. Kinder konnten aus Metallbaukästen eigene Fahrzeuge oder Kräne zusammenbauen und diese dann mit einer Fernsteuerung bedienen. Diese Spielzeuge förderten nicht nur die Kreativität, sondern auch das technische Verständnis.

Ein berühmtes Beispiel war der Unikat-Kran, der mit pneumatischen Bewegungen ausgestattet war. Kinder konnten den Kran tatsächlich heben und senken, was ihn zu einem beliebten Spielzeug für angehende Ingenieure machte. Solche Modelle zeigten die beeindruckende Innovationskraft der DDR-Spielzeughersteller.

Die Rolle der Spielzeugindustrie in der DDR
Die Spielzeugindustrie der DDR war nicht nur ein Wirtschaftszweig, sondern auch ein kulturelles Phänomen. Die Produktion von Fernlenkautos spiegelte den technischen Fortschritt wider und bot gleichzeitig eine Flucht in die Welt der Fantasie. Trotz knapper Ressourcen und wirtschaftlicher Herausforderungen gelang es den Herstellern, qualitativ hochwertige und innovative Spielzeuge zu produzieren.

Ein Großteil der Produktion wurde ins westliche Ausland exportiert, um Devisen zu erwirtschaften. Dennoch fanden viele Modelle ihren Weg in die Kinderzimmer der DDR, wo sie Teil unzähliger Spielstunden wurden.

Die Fernlenkautos der DDR waren mehr als nur Spielzeug – sie waren Symbole einer besonderen Zeit. Von Klassikern wie dem Wartburg 353 bis hin zu seltenen Modellen wie dem De Tomaso Mangusta boten sie eine beeindruckende Vielfalt und technische Raffinesse. Heute sind diese Fahrzeuge nicht nur begehrte Sammlerstücke, sondern auch ein Stück lebendiger Geschichte. Sie erzählen von der Kreativität, dem Einfallsreichtum und der Leidenschaft, mit der die Menschen in der DDR trotz aller Einschränkungen das Beste aus ihrer Situation machten.

Redakteur/Blogger/Journalist: Arne Petrich

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