Mit dem symbolischen Spatenstich am Donnerstagvormittag begann offiziell die Bauphase für das Neue Saaltor, eines der ambitioniertesten Bauprojekte in Jenas Innenstadt. Das Projekt, das von der städtischen Wohnungsgesellschaft Jenawohnen verantwortet wird, soll ein modernes Gebäudeensemble schaffen, das Wohnraum, Gewerbeflächen und architektonische Attraktivität vereint. Bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2026 wird das Vorhaben nicht nur die Saalstraße prägen, sondern auch die urbane Struktur der Stadt nachhaltig verändern.
Ein architektonischer Meilenstein für Jena
Das Neue Saaltor wird als neues Wahrzeichen der Saalstraße entwickelt und soll einen markanten Akzent im Stadtbild setzen. Zu den geplanten Bauwerken gehört ein Turmgebäude, das den Eingang zur östlichen Innenstadt betont. Im Innenhof des Ensembles entstehen zudem fünf exklusive Townhäuser, die durch ihre Architektur und ihre Lage ein besonderes Wohnerlebnis versprechen. Ergänzt wird das Projekt durch fünf Gewerbeeinheiten, die Platz für verschiedene Nutzungsmöglichkeiten wie Gastronomie, Arztpraxen oder Büros bieten sollen.
Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) zeigte sich bei der Feier zum Spatenstich sichtlich erfreut und betonte die Bedeutung des Projekts für die Stadt. Nach den schwierigen Jahren der Pandemie und den wirtschaftlichen Herausforderungen sei der Start eines solchen Großprojekts ein starkes Signal. „Ein Spatenstich tut der Stadt mal wieder richtig gut“, sagte er und hob hervor, dass Jenawohnen mit dem Neuen Saaltor ein weiteres Mal seinen Anspruch an Qualität und Innovation unter Beweis stelle.
Saalstraße: Künftige Hauptachse für Fußgänger
Die Bedeutung der Saalstraße als zentrales Element der Jenaer Innenstadt wird durch das Projekt zusätzlich unterstrichen. Tobias Wolfrum, Geschäftsführer von Jenawohnen, erklärte, dass das Neue Saaltor in direkter Nähe zum entstehenden Universitätscampus am Inselplatz liege, der ab seiner Fertigstellung täglich Hunderte bis Tausende Menschen anziehen werde. Die Saalstraße werde so zu einer „Hauptstraße für Fußgänger“ und solle durch die Gewerbeflächen des Neuen Saaltors noch weiter belebt werden.
Die Verbindung von Wohnen, Arbeiten und städtischem Leben sei ein zentraler Gedanke bei der Planung gewesen. Wolfrum betonte, dass die Mischung aus hochwertigen Wohnungen und attraktiven Gewerbeflächen den urbanen Charakter Jenas nachhaltig stärken werde.
Hohe Baukosten und die Herausforderung der Refinanzierung
Die Realisierung eines Projekts dieser Größenordnung bringt jedoch auch finanzielle Herausforderungen mit sich. Ursprünglich war Jenawohnen von Baukosten in Höhe von 12 bis 14 Millionen Euro ausgegangen. Diese Kalkulation wurde jedoch von den allgemeinen Kostensteigerungen in der Baubranche überholt. Aktuell belaufen sich die veranschlagten Gesamtkosten auf 18,9 Millionen Euro, was sich auch auf die Mietpreise auswirken wird.
Die Wohnungen im Neuen Saaltor werden zu einer Kaltmiete von 18 Euro pro Quadratmeter angeboten, während die Preise für die Gewerbeflächen sogar noch höher ausfallen sollen. Wolfrum räumte ein, dass diese Preise im oberen Bereich liegen und nicht den ursprünglichen Vorstellungen entsprächen. „Das ist sehr, sehr viel Geld und wir möchten solche Preise eigentlich nicht aufrufen“, sagte er. Dennoch sei die Refinanzierung des Projekts ein entscheidender Faktor, der diese Mietpreise erforderlich mache.
Die Wohnungsgesellschaft hatte in der Planungsphase mehrfach Anträge auf Fördermittel für einen Anteil an Sozialwohnungen gestellt, die jedoch allesamt vom Land Thüringen abgelehnt wurden. Trotz der hohen Preise zeigte sich Wolfrum zuversichtlich, dass die Wohnungen aufgrund der langen Wartelisten bei Jenawohnen schnell vermietet sein werden.
Historische Funde auf dem Baugelände
Bevor mit dem eigentlichen Bau des Neuen Saaltors begonnen werden konnte, musste das Gelände gründlich vorbereitet werden. Im Oktober 2022 wurden die zuvor dort stehenden DDR-Plattenbauten abgerissen. Anschließend fanden archäologische Grabungen statt, die einige bemerkenswerte Funde zutage förderten.
Unter anderem entdeckten Archäologen eine 500 Jahre alte Tonpfeife, die trotz ihres Alters noch funktionstüchtig war. Diese Funde dokumentieren die lange Geschichte des Areals und zeugen von der tief verwurzelten historischen Bedeutung der Innenstadt Jenas.
Ein Beitrag zur Stadtentwicklung und Attraktivität
Das Neue Saaltor wird nicht nur ein moderner Wohn- und Arbeitsort, sondern auch ein Symbol für die dynamische Entwicklung der Stadt. Mit seiner zentralen Lage und der architektonischen Gestaltung soll es die Attraktivität der Innenstadt weiter steigern und zugleich den wachsenden Anforderungen an Wohnraum und Gewerbeflächen gerecht werden.
Darüber hinaus wird das Projekt durch die Kombination aus Tiefgarage und Parkdeck für 25 Fahrzeuge auch die Infrastruktur der Innenstadt ergänzen und einen Beitrag zur Verbesserung der Mobilität leisten.
Hoffnung und Herausforderungen
Trotz der großen Vorfreude und der ambitionierten Ziele gibt es auch Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Die steigenden Baukosten, die hohen Mietpreise und die Anforderungen an eine nachhaltige Stadtentwicklung stellen sowohl Jenawohnen als auch die Stadt Jena vor komplexe Aufgaben.
Der feierliche Spatenstich markiert zwar einen wichtigen Meilenstein, doch bis zur Fertigstellung des Projekts im Jahr 2026 bleibt noch ein weiter Weg. Viele Hindernisse müssen aus dem Weg geräumt werden, bevor das Neue Saaltor zu einem zentralen Bestandteil des modernen Jenas wird. Dennoch überwiegt die Hoffnung, dass das Projekt zu einem weiteren Erfolgskapitel in der Entwicklung der Saalestadt wird.