Bauarbeiten am Jenaer Ernst-Abbe-Platz dauern länger

Die Linie 5 der Jenaer Straßenbahn endet weiterhin vorzeitig an der Haltestelle Holzmarkt und wendet im Teichgraben. Der Abschnitt über den Ernst-Abbe-Platz bleibt eine Baustelle, die ursprünglich bis Ende des Jahres fertiggestellt sein sollte. Doch eine Kombination aus unerwarteten baulichen Herausforderungen, Lieferproblemen und Witterungsbedingungen führt zu erheblichen Verzögerungen, die den Abschluss der Arbeiten in die Ferne rücken lassen.

Unvorhergesehene Probleme mit dem Masse-Federsystem
Ein Hauptproblem liegt in den besonderen Anforderungen der Schienenkonstruktion über der Tiefgarage am Ernst-Abbe-Platz. Um die Schwingungen der Bahnen zu minimieren, ist ein spezielles Masse-Federsystem notwendig, das bereits in der ursprünglichen Planung berücksichtigt wurde. Allerdings zeigten sich bei den Bauarbeiten unerwartete Unterschiede zwischen den alten Bauzeichnungen und der tatsächlichen Ausführung vor Ort.

„Wir hatten ursprünglich geplant, das bestehende Masse-Federsystem im Bereich der Weiche zu belassen“, erklärte ein Sprecher der Jenaer Nahverkehr GmbH. „Doch als wir die alte Weiche ausgebaut haben, mussten wir feststellen, dass die Konstruktion ganz anders ausgeführt war als angenommen. Dadurch waren Neuplanungen notwendig, ebenso wie die zeitaufwendige Beschaffung der Elastomere, die für die Schwingungsdämpfung benötigt werden.“

Witterungsabhängige Schweißarbeiten erschweren den Fortschritt
Ein weiteres Hindernis sind die Schweißarbeiten an den Schienen, die unter speziellen Temperaturbedingungen durchgeführt werden müssen. Um eine optimale Spannung in den Schienen zu gewährleisten, ist eine Arbeitstemperatur von etwa 23 Grad Celsius notwendig. In den kälteren Monaten kann dies zum Problem werden, da die Schienen normalerweise mit Brennern auf Temperatur gebracht werden.

„Das funktioniert in diesem Fall jedoch nicht, da die Schienen durch Gummi ummantelt sind. Würde man die Schienen erhitzen, könnte der Gummi Schaden nehmen“, so der Sprecher weiter. Diese Einschränkungen verlangsamen den Baufortschritt zusätzlich und führen zu Verzögerungen, die über die kalte Jahreszeit hinausreichen könnten.

Fortschritte und aktuelle Arbeiten
Trotz der zahlreichen Hindernisse sind einige Fortschritte sichtbar. Der Geschäftsführer des Jenaer Nahverkehrs, Andreas Möller, betonte, dass bereits wichtige Schritte abgeschlossen wurden:

„Wir stehen auf neuem Asphalt, die Bahnsteigkanten sind fertig, und die Schienen liegen bereits auf den Betonlängsträgern, auch wenn sie noch nicht vollständig befestigt sind. Außerdem wurde das alte, marode Entwässerungssystem saniert, sodass die Entwässerung wieder zuverlässig funktioniert.“

Zusätzlich wurden Pläne angepasst und Maßnahmen umgesetzt, um auf die unvorhergesehenen Gegebenheiten zu reagieren. Dennoch bleibt der Fortschritt durch die saisonalen Einschränkungen, wie die Schließung der Asphaltmischwerke im Winter, begrenzt.

Keine Dringlichkeit, aber langfristige Ziele
Da der Ernst-Abbe-Platz keine zentrale Knotenpunkt-Haltestelle im Jenaer Nahverkehr ist, sieht man bei den Stadtwerken und der Nahverkehrsgesellschaft keine kritische Dringlichkeit. Vielmehr legt man den Fokus auf eine nachhaltige und zukunftssichere Umsetzung. „Wir wollen keine Kompromisse eingehen, die langfristig die Zuverlässigkeit des Nahverkehrs beeinträchtigen könnten“, hieß es vonseiten der Verantwortlichen.

Ausblick und Appell an die Öffentlichkeit
Die Verzögerungen am Ernst-Abbe-Platz verdeutlichen die Komplexität moderner Bauprojekte im Nahverkehr, insbesondere wenn sie unter städtischen Infrastrukturen wie Tiefgaragen realisiert werden. Die Stadtwerke und die Jenaer Nahverkehr GmbH bitten um Verständnis für die Situation und betonen, dass die Arbeiten dem Ziel einer zuverlässigen und modernen Verkehrsanbindung dienen.

Der Weg zur Fertigstellung bleibt mühsam, doch Schritt für Schritt nähert man sich einer Lösung, die den Anforderungen von Fahrgästen und Stadt gerecht wird. Bis dahin bleibt die Linie 5 jedoch auf ihren aktuellen verkürzten Kurs beschränkt, und die Geduld der Jenaer Bürgerinnen und Bürger wird weiterhin auf die Probe gestellt.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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