Zu wenig Jobs, überforderte Behörden – Kann Integration so gelingen?

Migration: Zu wenig Jobs, überforderte Behörden – Kann Integration so gelingen? | Doku | exactly

Im Superwahljahr 2024 ist es ein großes Reizthema: Migration. Der Vorwurf: Flüchtlinge wandern in die Sozialsysteme ein. Die Realität ist: Viele Menschen fliehen vor Krieg, Verfolgung oder Armut nach Deutschland. Hier wollen sie sich ein sicheres, neues Leben aufbauen. Und sie wollen vor allem eins: Arbeit. Und die zu bekommen ist, trotz Fachkräftemangel und demographischem Wandel, gar nicht so leicht.

In Deutschland haben 24,9 Millionen Menschen einen Migrationshintergrund. Die meisten leben in Westdeutschland, aber auch im Osten hat jede neunte Person eine migrantische Vorgeschichte. Trotzdem prägen Vorurteile den deutschen Diskurs um Migration und Asyl. Ausländern wird vorgeworfen, es sich in der sozialen Hängematte Deutschland gemütlichen machen zu wollen und die Kriminalität in die Höhe zu schrauben, anstatt Arbeit zu suchen und den Fachkräftemangel auszugleichen. Wie kann die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt unter diesen Bedingungen gelingen?

exactly beleuchtet das Spannungsfeld Migration, das gerade im Wahljahr eine große Rolle spielt. Im thüringischen Gera kocht die Stimmung hoch. Auf einer der sogenannten Montagsdemos werden Ängste geschürt. „Asylflut stoppen“ steht auf einem Transparent, Abschiebungen werden gefordert. Angemeldet wurde die Demo von dem bekannten Rechtsextremisten Christian Klar, der Verbindungen zur Partei „Die Heimat“ hat. Ehemals NPD. In Gera liegt die Migrationsquote aktuell bei 13,8 %. Vor 2015 lag sie bei unter 3 %. Doch in der Stadt ist nicht die Unterbringung das große Problem sondern der begrenzte Arbeitsmarkt und laut dem Bürgermeister die Belastung aller Ämter und Behörden – ob Sozialamt, Jugendamt oder Schulen.

Wie sieht es aus der Sicht der Migranten aus? Ihre Probleme scheinen vor allem Fremdenfeindlichkeit und die Jobsuche in Deutschland zu sein. Avraz, der vor dem Krieg im Nordirak nach Deutschland geflohen ist, lebt seit Jahren in Leipzig, hat eine Ausbildung zum Web-Entwickler gemacht, aber nur einen Job als Lieferfahrer gefunden. Er bekommt den Mindestlohn. „Man gibt mir keine Chance, obwohl in der IT so viele Leute gesucht werden“, berichtet er. Bei Sefat aus Afghanistan läuft es besser. exactly begleitet ihn an seinem Arbeitsplatz: in einem Pflegeheim in Chemnitz (Sachsen). Das Team ist multinational und die Einrichtung auf ausländische Mitarbeiter angewiesen. Deswegen gibt es sogar eine Integrationsbeauftragte. Durch das Engagement der Einrichtung hat Sefat eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung bekommen und kann als Pflegehilfskraft arbeiten. Der simple Grund laut dem Leiter: „Ohne diese Migration wäre Pflege in dieser Form nicht mehr aufrechtzuerhalten.“ Eine Seniorin sagt über die Pflegekräfte aus 13 Nationen: „Ich bin froh, dass sie da sind. Egal woher sie kommen.“

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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