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Joana Mallwitz: Eine Stimme für die Kultur in Krisenzeiten

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Joana Mallwitz zu den Kürzungen im Berliner Kulturbereich

Joana Mallwitz, eine der führenden Dirigentinnen unserer Zeit, wandte sich im Berliner Konzerthaus an ihr Publikum – mit einer Rede, die weit über die Grenzen des Konzertsaals hinausreicht. Sie griff John Cages 4’33 als Ausgangspunkt auf, um über die Bedeutung von Musik und Kultur in Zeiten der Krise zu sprechen. Cages Werk, das aus viereinhalb Minuten bewusst komponierter Stille besteht, stand im Zentrum eines Abends, der geprägt war von der Besorgnis über die angekündigten Kürzungen im Berliner Kulturbereich.

Eine Mahnung vor der drohenden Stille
Mallwitz betonte, dass die Stille in John Cages Stück nicht nur ein künstlerisches Konzept sei, sondern in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen als Mahnung verstanden werden könne. Wenige Tage zuvor hatte der Berliner Senat angekündigt, ab Januar 2025 massive Kürzungen im Kulturbereich vorzunehmen. Diese Einschnitte bedrohen nicht nur die Existenz zahlreicher kultureller Institutionen, sondern auch die Vielfalt und Reichweite des kulturellen Angebots in der Hauptstadt.

Mit eindringlichen Worten warnte Mallwitz vor den Konsequenzen: „Wir müssen uns fragen, für welche Zukunft wir sparen, wenn diese Zukunft so still ist.“ Die geplanten Kürzungen, so erklärte sie, seien existenzbedrohend für Programme und Projekte, die in der Kulturarbeit unverzichtbar sind. Festivals wie „Projections“ wurden bereits abgesagt, Nachwuchsförderprojekte wie die Akademie des Konzerthauses stehen auf der Kippe, und weitere Einschnitte werden unvermeidlich sein.

Kultur als verbindendes Element
Doch Mallwitz’ Rede war nicht nur eine Mahnung, sondern auch ein leidenschaftliches Plädoyer für die Kraft der Kultur, Menschen zu verbinden. Sie hob hervor, dass Musik und Kunst einzigartige Räume schaffen, in denen Menschen unabhängig von politischen Ansichten, sozialen Hintergründen oder Glaubensrichtungen zusammenkommen können.

„Musik vereint uns in der Empfindung des Menschlichen,“ sagte sie. „Ganz egal, wie groß oder unüberbrückbar die Differenzen im realen Leben auch scheinen.“ Diese verbindende Kraft, so Mallwitz, sei in einer Zeit, die von gesellschaftlichen Spaltungen und Krisen geprägt ist, von unschätzbarem Wert.

Die Stille als Ausgangspunkt
John Cages 4’33 erhielt an diesem Abend eine doppelte Bedeutung: Es wurde einerseits zu einem Symbol für die Gefahr, die entsteht, wenn Kultur verstummt. Andererseits diente die Stille als Ausgangspunkt für Hoffnung und Erneuerung. Mallwitz betonte, dass Stille nicht das Ende der Musik bedeuten müsse, sondern der Anfang. „Die Stille kann ein Ausgangspunkt sein für Ideen, für Neugierde, für Entwicklung.“

Diese Perspektive spiegelt auch ihren Glauben an die Resilienz und Kreativität der Kulturszene wider. Trotz der angekündigten Kürzungen versprach sie, dass sie und ihre Kolleginnen und Kollegen mit noch mehr Herzblut musizieren werden, um das kulturelle Erbe nicht nur zu bewahren, sondern auch weiterzuentwickeln.

Ein Aufruf an die Gesellschaft
Mallwitz’ Rede war gleichzeitig ein Appell an das Publikum und die Gesellschaft insgesamt. Sie rief dazu auf, Konzerte zu besuchen, Freunde und Familie mitzunehmen und die Bedeutung des gemeinsamen kulturellen Erlebens weiterzutragen. „Kommen Sie in Konzerte, bringen Sie Ihre Nachbarn mit. Erzählen Sie es weiter!“

Dieser Appell zielte nicht nur darauf ab, die kulturelle Teilhabe zu fördern, sondern auch darauf, das Bewusstsein für die Bedeutung von Kultur als gesellschaftlichem Gut zu stärken. Sie hob hervor, dass Kultur nicht nur ein Luxus sei, sondern ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der gemeinsamen Identität.

Kultur als unverzichtbarer Schatz
Abschließend erinnerte Mallwitz an die historische Bedeutung der europäischen Musikkultur, die über Jahrhunderte gewachsen ist und nicht nur ein Symbol der Vergangenheit, sondern ein lebendiger Schatz ist, den es zu schützen gilt. Sie forderte dazu auf, langfristige Werte über kurzfristige finanzielle Entscheidungen zu stellen: „Haben wir wirklich diese Orte von nicht einmal einer Generation nach Krieg und Zerstörung wieder aufgebaut, um sie jetzt erstummen zu lassen?“

Joana Mallwitz: Eine Stimme der Hoffnung und Verantwortung
Joana Mallwitz nutzte die Bühne nicht nur, um ihre Besorgnis auszudrücken, sondern auch, um Hoffnung zu geben. Sie erinnerte daran, dass Kultur lebt, solange sie erlebt wird – und dass Musik nur dann existiert, wenn sie erklingt und gehört wird.

In einer Zeit, in der die Herausforderungen groß und die Ressourcen knapp sind, bleibt die Kultur ein unverzichtbarer Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Mallwitz’ Rede war ein eindringliches Plädoyer dafür, die Kultur nicht nur zu bewahren, sondern aktiv zu verteidigen und weiterzutragen – für uns heute und für kommende Generationen.

Mit ihren Worten und ihrer Musik setzt Joana Mallwitz ein starkes Zeichen dafür, dass Kultur nicht nur ein Ausdruck menschlicher Kreativität ist, sondern ein Fundament, auf dem Gemeinschaft, Dialog und Hoffnung wachsen können.

Bitterfeld-Wolfen: Vom Umweltproblem zum Wirtschaftsstandort

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ÖGP Bitterfeld-Wolfen: Aus gutem Grund

Die Region Bitterfeld-Wolfen: Ein Schauplatz des Wandels. Einst ein Symbol für Umweltverschmutzung durch jahrzehntelangen Braunkohleabbau und intensive Chemieproduktion, steht sie heute als Beispiel für erfolgreichen Strukturwandel. Im Mitteldeutschen Chemiedreieck hat sich Bitterfeld-Wolfen zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort entwickelt, geprägt von internationalen Konzernen wie Bayer, Linde und Evonik.

Doch die Altlasten der Vergangenheit sind noch immer präsent. Über 100 Millionen Kubikmeter Grundwasser sind durch historische Schadstoffe schwer kontaminiert – eine Bedrohung für angrenzende Naturräume, Siedlungen und die Mulde. Um diese Gefahren nachhaltig zu minimieren, wird eines der größten ökologischen Projekte Deutschlands umgesetzt: das Ökologische Großprojekt Bitterfeld-Wolfen (ÖGP).

Finanziert mit rund 12 bis 15 Millionen Euro jährlich aus dem Sondervermögen „Altlastensanierung“ des Landes Sachsen-Anhalt, zielt das Projekt darauf ab, den ökologischen und wirtschaftlichen Schaden zu beheben. Abstromsicherungen und Grundwasserreinigungsanlagen verhindern die Ausbreitung belasteter Wassermassen. Jährlich werden etwa 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser gesäubert, wobei über 100 Tonnen Schadstoffe entfernt werden. Seit Beginn des Projekts konnte die Schadstoffmenge im Grundwasser bereits um 2.000 Tonnen reduziert werden.

Der Erfolg zeigt sich nicht nur in der Verbesserung der Umwelt. Die Lebensqualität der Menschen in der Region steigt, und der Standort profitiert wirtschaftlich: Über 360 neue Unternehmen und mehr als 12.000 Arbeitsplätze im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen belegen die zukunftsweisende Entwicklung.

Das ÖGP Bitterfeld-Wolfen ist ein Vorbild dafür, wie eine Balance zwischen Wirtschaft, Umwelt und Lebensqualität erreicht werden kann – ein Musterbeispiel für den Wandel einer ganzen Region.

Der Golfstrom in den Osten. Wie kamen Westautos in die DDR?

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Westautos im Osten! Traumauto Volkswagen –Wie Käfer, Golf und Bulli in die DDR kamen

Der Vortrag von Eberhard Kittler über die Wege westlicher Autos in die DDR beleuchtet eine facettenreiche Geschichte, in der der Wunsch nach individueller Mobilität in der sozialistischen DDR trotz der bestehenden politischen und wirtschaftlichen Hürden stets präsent war. Der Mangel an Fahrzeugen und die engen politischen Grenzen formten eine eigenständige und teils umständliche Wege, auf denen westliche Autos in die DDR gelangten. Kittler zeigt, dass dieser Prozess sowohl durch offizielle Kanäle als auch durch inoffizielle, teils geheime Praktiken geprägt war.

Der Mangel an Fahrzeugen in der DDR
Die DDR hatte eine stark begrenzte Automobilproduktion, die vor allem durch die Modelle Trabant und Wartburg geprägt war. Diese Fahrzeuge konnten jedoch den Bedarf der Bevölkerung bei Weitem nicht decken. Der Trabant war aufgrund seiner veralteten Technik und der geringen Produktionseffizienz oftmals das einzige Auto, das den Bürgern zur Verfügung stand, was zu einer langen Warteliste führte. Wer in der DDR ein Fahrzeug besitzen wollte, musste mit erheblichen Wartezeiten rechnen, die je nach Region unterschiedlich lang waren, aber selbst in Städten wie Berlin Monate bis Jahre in Anspruch nehmen konnten.

Neben den Trabanten und Wartburgs konnte die DDR auch auf Importe aus anderen sozialistischen Ländern zurückgreifen, insbesondere auf Škoda-Modelle aus der Tschechoslowakei. Doch auch diese Importe waren begrenzt und reichten nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen. Der Mangel an PKWs führte in der DDR zu einem allgemeinen Gefühl der Mobilitätsarmut und zu einem wachsenden Bedürfnis nach westlichen Fahrzeugen.

Westliche Autos im Osten: Ungewöhnliche Wege der Mobilität
Trotz der politischen Trennung und der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Wirtschaftsblöcken gelangten immer wieder westliche Fahrzeuge in die DDR, und das auf eine Vielzahl von Wegen. Bereits am Ende des Zweiten Weltkriegs blieben westliche Militärfahrzeuge wie der VW Kübelwagen in der DDR zurück. Diese Fahrzeuge, die ursprünglich für den militärischen Einsatz gedacht waren, fanden ihren Weg in den zivilen Bereich und wurden von den DDR-Bürgern genutzt.

Neben solchen Umfeldern gab es auch andere inoffizielle Wege, wie westliche Autos in die DDR gelangten. In den Jahren nach dem Krieg wurden westliche Fahrzeuge immer wieder durch Umzüge oder Erbschaften nach Osten überführt. Auch religiöse Institutionen spielten eine Rolle, indem westliche Autos, die von Missionaren oder kirchlichen Organisationen gespendet oder überführt wurden, in die DDR gelangten. Des Weiteren nahmen westliche Firmen an Messen, insbesondere der Leipziger Messe, teil und ließen nach dem Event ihre Ausstellungsfahrzeuge zurück, die dann weiterverkauft wurden.

Ein weiteres inoffizielles Mittel war der Schmuggel von westlichen Autos. Besonders prominente Personen, wie Musiker oder hochrangige Persönlichkeiten mit Kontakten zum politischen Establishment, besaßen häufig westliche Fahrzeuge. In einigen Fällen gelangten Fahrzeuge auch über den Zollfreihafen in Rostock in die DDR, wobei diese Überführung durch die strenge Kontrolle und die Abschottung des sozialistischen Staates oftmals mit einem erheblichen Risiko verbunden war.

Der offizielle Weg: Kompensationsgeschäfte mit Volkswagen
Ab 1977 begannen die DDR-Regierung und Volkswagen geheime Verhandlungen über den Kauf von 10.000 VW Golf. Diese Verhandlungen, die mit hoher Geheimhaltung geführt wurden, spiegeln den wachsenden Bedarf der DDR-Bürger nach westlichen Fahrzeugen wider. Die Vereinbarung, die im November 1977 öffentlich bekannt gegeben wurde, beinhaltete die Lieferung von VW Golf nach Ostdeutschland, wobei die Bezahlung durch Kompensationsgeschäfte erfolgte. Dies bedeutet, dass die DDR Volkswagen mit Waren und Dienstleistungen aus eigenen Produktionen bezahlte, was für beide Seiten eine pragmatische Lösung darstellte.

Diese Kompensationsgeschäfte wurden in Ost-Berlin durchgeführt, und die Fahrzeuge sollten ursprünglich dazu dienen, die Kaufkraft in der Hauptstadt abzuschöpfen, wobei der Preis der Fahrzeuge jedoch deutlich unter den ursprünglich geplanten 30.000 DDR-Mark lag. Dies machte den Kauf eines VW Golf für viele DDR-Bürger möglich, allerdings war das Fahrzeug in der DDR ein Luxusgut und nur wenigen zugänglich.

Der VW Golf in der DDR
Die 10.000 VW Golf, die im Rahmen dieser Vereinbarung geliefert wurden, waren keinesfalls Billigprodukte. Sie entsprachen den Fahrzeugen, die auch in der Bundesrepublik verkauft wurden, und waren ein Symbol für westliche Technologie und Qualität. Volkswagen baute sogar ein Netzwerk von Werkstätten in der DDR auf, die nach den gleichen Standards arbeiteten wie in Westdeutschland. Diese Werkstätten unterstützten nicht nur die Wartung der gelieferten Golf-Modelle, sondern auch die der importierten westlichen Fahrzeuge, was die Präsenz westlicher Automobilmarken in der DDR verstärkte.

Weitere Westfahrzeuge in der DDR
Neben dem VW Golf kamen in den 1980er Jahren auch andere westliche Fahrzeuge nach Ostdeutschland, darunter Marken wie Volvo, Mazda, Citroën und Peugeot. Diese Fahrzeuge wurden oft über die Firma Genex, den offiziellen Geschenkdienst der DDR, verkauft. Sie waren aufgrund ihrer Exklusivität deutlich teurer als Fahrzeuge, die in der DDR produziert wurden, was sie zu Statussymbolen machte. Diese westlichen Fahrzeuge waren für die breite Bevölkerung in der DDR kaum erschwinglich, jedoch veränderte sich der Fahrzeugmarkt in der DDR durch die zunehmende Präsenz westlicher Autos zunehmend.

Eigenentwicklungen und Kooperationen
Die DDR versuchte auch, ihre eigenen modernen Fahrzeuge zu entwickeln, um dem Mangel an westlichen Fahrzeugen entgegenzuwirken. Projekte wie der Trabant 610 oder das Wartburg 355 Coupé scheiterten jedoch aus verschiedenen Gründen, unter anderem aufgrund fehlender finanzieller Mittel und einer unzureichend entwickelten Zulieferindustrie.

Ab den 1980er Jahren begannen Kooperationen mit westlichen Automobilherstellern, insbesondere mit Volkswagen. Zunächst wurden in Trabant und Wartburg VW-Motoren eingebaut, später wurden ganze Modelle, wie der VW Polo und der Golf 2, in der DDR produziert. Diese Kooperationen zeigten, wie eng die DDR mit dem westlichen Wirtschaftsraum in der Automobilproduktion verbunden war, auch wenn der politische Rahmen und die staatliche Kontrolle in der DDR weiterhin ein Hindernis darstellten.

Der Vortrag von Eberhard Kittler verdeutlicht, dass der Wunsch nach individueller Mobilität in der DDR trotz politischer Einschränkungen und des begrenzten Angebots an Fahrzeugen stets vorhanden war. Westliche Autos wurden sowohl auf offiziellen als auch inoffiziellen Wegen in die DDR eingeführt und waren sowohl ein Symbol für Status als auch für eine gewisse Antihaltung zum sozialistischen System. Der Fall der Mauer 1989 und die damit verbundene Öffnung des Marktes führten schließlich zu einer Angleichung des Autogeschmacks zwischen Ost- und Westdeutschland, wobei der Wunsch nach westlicher Mobilität und Lebensstandard weiter wuchs.

Bildervortrag: Wie VW Käfer, Golf und Bulli in die DDR kamen

Alkoholkonsum bleibt größtes Problem in Mecklenburg-Vorpommern

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Heute präsentierten Gesundheitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern Stefanie Drese und Birgit Grämke, Geschäftsführerin der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen (LAKOST M-V), den neuesten Bericht zur ambulanten Suchthilfe in Mecklenburg-Vorpommern. Der Bericht basiert auf Daten von 23 ambulanten Sucht- und Drogenberatungsstellen und wurde vom Gesundheitsministerium in Zusammenarbeit mit LAKOST erstellt.

Alkoholkonsum bleibt größtes Problem in Mecklenburg-Vorpommern
Ministerin Drese hob hervor, dass der Alkoholkonsum sowie die Einnahme weiterer Drogen in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin ein schwerwiegendes und dauerhaftes Problem darstellen. Die Daten aus dem diesjährigen Suchtbericht, den Krankenkassendaten und das Abwassermonitoring zeigen, dass in Mecklenburg-Vorpommern überdurchschnittlich viel Alkohol konsumiert wird. Drese betonte, dass Alkohol mit weitem Abstand die größte Suchtgefahr darstelle. Dies habe gravierende gesundheitliche Auswirkungen und enorme gesellschaftliche Folgen, wobei die durch Alkoholkonsum verursachten volkswirtschaftlichen Kosten jährlich etwa 57 Milliarden Euro betrugen.

Gesellschaftliche Akzeptanz und notwendige Prävention
Trotz der ernsten Situation werde in der Gesellschaft oft eine unkritische Haltung zum Alkoholkonsum, auch bei Jugendlichen, beobachtet. Ministerin Drese betonte, dass es an der Zeit sei, den Umgang mit Suchtmitteln zu überdenken und verstärkt in die Prävention zu investieren. Sie kündigte an, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern die Förderung von Maßnahmen zur Suchtprävention in diesem Jahr nochmals erhöht habe. Dazu gehöre auch das sogenannte Drug Checking, mit dem in Modellprojekten chemische Substanzanalysen durchgeführt werden, um die Risiken von Drogenkonsum zu verringern.

Drese berichtete, dass Mecklenburg-Vorpommern als erstes Bundesland die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Drug Checking geschaffen habe. Auf dem Fusion-Festival wurden beispielsweise 446 Proben auf ihren Wirkstoffgehalt getestet, was in 13 Fällen zu Warnungen an Festivalbesucher führte, weil ungewöhnlich hohe Wirkstoffmengen gemessen wurden. Ministerin Drese unterstrich, dass solche Maßnahmen dazu beitragen könnten, die gravierenden Schäden durch Drogenkonsum zu verringern. Im Jahr 2023 gab es in Mecklenburg-Vorpommern 16 polizeilich bekannte Rauschgifttote, darunter tragische Fälle, die landesweit großes Aufsehen erregten.

Zunahme des Mischkonsums und Bedeutung der Suchtberatung
Birgit Grämke, Geschäftsführerin von LAKOST, wies auf eine besorgniserregende Entwicklung hin: Der Mischkonsum von Suchtmitteln nehme zu, wobei Alkohol fast immer eine zentrale Rolle spiele. Besonders hervorzuheben sei, dass die größte Gruppe der Menschen, die Hilfe in der Suchtberatung suchten, berufstätig sei. Das unterstreiche die besondere Bedeutung der Suchtberatung, die Betroffenen helfe, ihre Lebenssituation zu stabilisieren, ohne ihre Arbeit oder ihren Alltag zu gefährden.

Neue Maßnahmen in der Suchtprävention
Grämke berichtete auch über die Fortschritte in der Suchtprävention. Das Sozialministerium stellt für die kommenden zwei Jahre zusätzliche Mittel zur Verfügung, um präventive Maßnahmen weiter auszubauen. So wurde die appgestützte, interaktive Suchtprävention zu Cannabis und illegalen Drogen aktualisiert und technisch modernisiert. Zudem wurden die „Handlungsempfehlungen für Schulen zum Umgang mit Drogen“ an die aktuellen gesetzlichen Vorgaben angepasst. Aufgrund der großen Nachfrage müsse eine zweite Auflage dieses Handbuchs gedruckt werden.

Neu eingeführt wurde auch ein Elternflyer, der über die Auswirkungen von Cannabis auf Jugendliche sowie über die rechtlichen Rahmenbedingungen informiert. Der Flyer gibt Eltern konkrete Hinweise, wie sie den Cannabiskonsum bei ihren Kindern erkennen können und welche Schritte sie unternehmen sollten, wenn sie entsprechende Anzeichen bemerken.

Gesundheitsministerin Drese und Birgit Grämke machten deutlich, dass die Suchtproblematik in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin eine enorme Herausforderung darstellt, die sowohl die öffentliche Gesundheit als auch die Gesellschaft insgesamt betrifft. Die verstärkten Präventionsmaßnahmen und die Einführung von innovativen Ansätzen wie Drug Checking sind wichtige Schritte, um den Schaden durch Suchtmittelkonsum zu verringern und die Menschen besser zu schützen. Die enge Zusammenarbeit von Regierung, Fachstellen und der Gesellschaft ist dabei entscheidend, um langfristig eine Veränderung im Umgang mit Suchtmitteln zu erreichen.

Veränderung und Anpassung in Teterow während der 1960er Jahre

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Teterow ist eine Kleinstadt im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns, die vor allem durch ihre ländliche Lage und ihre Geschichte geprägt wurde. Die Jahre von 1960 bis 1970 waren in Teterow und in vielen anderen Teilen der DDR von tiefgreifenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen gezeichnet, die den Alltag der Menschen entscheidend prägten. In dieser Zeit erlebte die Stadt, die zur damaligen Bezirkshauptstadt des Bezirks Rostock gehörte, eine Reihe von Entwicklungen, die sowohl die urbane Infrastruktur als auch die Lebenswelt der Einwohner beeinflussten.

1. Die Wirtschaftliche Lage und Industrialisierung
In den 1960er Jahren stand die DDR unter der Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), die eine sozialistische Planwirtschaft anstrebte. Die Stadt Teterow war, wie viele andere Orte in der DDR, stark von der Landwirtschaft geprägt. Die ländliche Struktur der Region änderte sich jedoch zu dieser Zeit, da die DDR-Führung verstärkt auf die Industrialisierung setzte, um den Sozialismus weiter auszubauen.

Die Industrialisierung hatte in Teterow und seiner Umgebung ihre eigene Dynamik. Die großen landwirtschaftlichen Genossenschaften, die sogenannten LPGs (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften), wurden weiter ausgebaut und organisierten die Landwirtschaft auf sozialistische Weise. Im Rahmen des sozialistischen Wirtschaftssystems wurde die landwirtschaftliche Produktion zentral gesteuert. Dies führte zu einer Verstärkung der staatlichen Kontrolle und einer zunehmenden Bürokratisierung des ländlichen Lebens.

In Teterow entstanden zudem kleinere industrielle Betriebe, die zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitrugen und die Wirtschaft diversifizierten. Diese Betriebe reichten von der Textilindustrie bis hin zur Maschinenbauproduktion. Die Einführung neuer Arbeitsmethoden und die Förderung von kollektiven Arbeitsgemeinschaften führten zu einem gewissen industriellen Aufschwung. Der aufkommende Industrialisierungsdruck hatte jedoch auch seine Schattenseiten: Viele landwirtschaftliche Familien mussten ihre Höhlen aufgeben und sich in den städtischen Arbeitsmarkt integrieren, was zu sozialen Spannungen und einer gewissen Unzufriedenheit führte.

2. Der Alltag der Menschen: Leben in der DDR in den 60er Jahren
Das Leben in Teterow während der 1960er Jahre war im Wesentlichen von den politisch geprägten Vorgaben der SED und der zentralen Planwirtschaft bestimmt. Der Alltag der Menschen war stark reglementiert und von einer ständigen Kontrolle durch den Staat geprägt. Die DDR versuchte, den Menschen ein Gefühl der Zugehörigkeit zur sozialistischen Gemeinschaft zu vermitteln, was sich in der umfassenden Ideologie der Regierung widerspiegelte.

In Teterow, wie auch in anderen Städten und Dörfern der DDR, wurde das kulturelle Leben von der Staatsführung gelenkt. Die Menschen besuchten die staatlich organisierten Kulturveranstaltungen wie Volkstheater, Pionierehrungen und ähnliche Ereignisse. Die Jugend wurde frühzeitig politisch beeinflusst und in die Gesellschaft integriert. Schon in jungen Jahren traten die Kinder der Pioniere bei, um eine sozialistische Erziehung zu erhalten und sich den Idealen des Sozialismus zu verschreiben.

Die Städte, darunter auch Teterow, erlebten eine zunehmende Urbanisierung. Wohngebäude wurden nach dem Vorbild der sozialistischen Architektur errichtet, häufig in Form von Plattenbauten, die für die damalige Zeit eine effektive Möglichkeit zur Deckung des dringend benötigten Wohnraumbedarfs darstellten. In Teterow waren diese Entwicklungen eher sporadisch und nicht so ausgeprägt wie in größeren Städten, doch auch hier wurden neue Siedlungen gebaut, die mit den typischen Zielen der sozialistischen Stadtplanung verknüpft waren: rationelle Nutzung des Raums und der Ressourcen.

3. Bildung und Kultur
Die Bildung in Teterow war streng kontrolliert und unterlag der Ideologie der DDR. Schulen in der Region bereiteten die Schüler auf das sozialistische Leben vor, und die Lehrpläne waren darauf ausgerichtet, die sozialistische Weltsicht zu fördern. So wurden in den Schulen der DDR vor allem Fächer wie Marxismus-Leninismus, sozialistische Geschichte und der Aufbau des sozialistischen Staates unterrichtet.

Kulturell war das Leben in Teterow geprägt von der Staatsideologie. Das kulturelle Angebot war eng an die staatlichen Vorgaben gebunden. Kulturveranstaltungen wurden oft von den Pionierorganisationen, den FDJ-Gruppen (Freie Deutsche Jugend) und anderen staatlichen Organisationen organisiert. Kunst und Musik, die nicht in das ideologische Konzept passten, wurden zensiert oder verboten. Der Staat förderte Künstler und Musiker, die im Einklang mit der sozialistischen Ideologie standen, was zu einer Art von „realistischem Sozialismus“ in der Kunst führte. So entstand eine „offizielle“ Kultur, die den sozialistischen Fortschritt und die Größe des Arbeiter- und Bauernstaates zelebrierte.

4. Die politische Lage und die Kontrolle des Staates
In den Jahren von 1960 bis 1970 erlebte die DDR eine zunehmend autoritäre Politik, die von der SED unter Walter Ulbricht und später Erich Honecker geprägt war. Die politische Kontrolle und Überwachung durch die Staatssicherheit (Stasi) war in dieser Zeit sehr stark, auch in ländlicheren Gebieten wie Teterow. Der Staat setzte seine Mechanismen der Kontrolle auf verschiedenen Ebenen durch: In den Schulen, in den Betrieben und in den alltäglichen Lebensbereichen.

Die politische Repression war allgegenwärtig, und es gab eine hohe Zahl von Denunziationen, bei denen Nachbarn, Freunde und Kollegen sich gegenseitig ausspionierten. Wer sich kritisch gegenüber dem Regime äußerte oder verdächtigt wurde, staatsfeindliche Aktivitäten zu betreiben, konnte mit Repressionen bis hin zu Verhaftungen rechnen. In Teterow, wie auch in anderen Regionen der DDR, war die Angst vor der Stasi ein ständiger Begleiter im täglichen Leben.

5. Das Leben in der Gemeinde und der sozialistische Alltag
Das Leben in Teterow war geprägt von einem stark gemeinschaftsorientierten Denken, das die SED versuchte zu fördern. In den Dörfern und Kleinstädten war die Organisation des Gemeindelebens oft durch die Parteistrukturen vorgegeben. Die Menschen arbeiteten in den örtlichen Betrieben und Genossenschaften, gingen gemeinsam zu kulturellen Veranstaltungen und feierten zusammen sozialistische Feiertage wie den Tag der Arbeit oder den Tag der Deutschen Einheit.

Im ländlichen Teterow war das Gemeinschaftsgefühl besonders wichtig, da hier viele Menschen noch sehr traditionell lebten und ein enger Kontakt zwischen den verschiedenen Generationen bestand. Es war ein Leben, das stark von sozialen Normen und staatlichen Vorschriften geprägt war. Gleichzeitig war es ein Leben, das in vielerlei Hinsicht von der politischen und sozialen Kontrolle geprägt war.

Die 1960er Jahre in Teterow waren eine Zeit des Übergangs und der Veränderung, sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Die Stadt war geprägt von der Ideologie des Sozialismus und der zunehmenden Industrialisierung, die das Leben der Menschen tief beeinflusste. Der Staat hatte in dieser Zeit eine starke Kontrolle über das Leben der Bürger, sowohl auf politischer als auch auf kultureller Ebene. Doch auch in dieser ländlichen Region Mecklenburg-Vorpommerns fanden die Menschen ihren Weg, sich mit den Herausforderungen des sozialistischen Systems auseinanderzusetzen, sei es durch Anpassung, Widerstand oder das tägliche Überleben in einer kontrollierten Gesellschaft.

Lebensqualität adé? – Jenas Abstieg in Zahlen

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Es gibt Zahlen, die einem die Augen öffnen – und dann gibt es solche, bei denen man sich fragt, warum sie nicht längst Wellen geschlagen haben. Eine aktuelle Studie des IW Köln zur Kaufkraft in Deutschland zeigt, dass Thüringen nicht gut dasteht, insbesondere seine Städte. Doch der Fall Jena ist ein besonderes Kapitel: Die Universitätsstadt belegt Platz 384 von 400 im bundesweiten Ranking. Trotz des Rufes als Universitätsstadt und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Potenzial gehört Jena zu den 60 teuersten Kommunen Deutschlands, während das Einkommen in der Stadt unter den 50 schwächsten Städten rangiert.

Wie kann es sein, dass ein Ort mit akademischem Glanz und wirtschaftlichem Potenzial derart abrutscht? Die Antwort liegt auf der Hand: hohe Mieten, explodierende Nebenkosten und ein Wohnungsmarkt, der immer weniger für die Menschen bereithält, die ihn brauchen. Während Jena bei den Lebenshaltungskosten weit oben rangiert, liegt das Einkommen der Einwohner unter den 50 schwächsten Städten des Landes. Diese Diskrepanz wäre ein Weckruf – wenn man ihn hören wollte.

Doch in der Realität regiert das Wegsehen. Junge Familien, die nicht zum einkommensstarken Segment gehören, kehren der Stadt längst den Rücken. Der Wohnungsmarkt? Ein Trauerspiel. Es wird im hochpreisigen Segment gebaut, wenn überhaupt – bezahlbare Alternativen? Fehlanzeige. Das Ergebnis: Tausende Wohnungen fehlen, die dringend gebraucht würden, um die Situation zu entschärfen.

Und die Politik? Sie schweigt – oder lächelt die Misere weg. Weder der Wille zur Veränderung noch echte Lösungsansätze sind erkennbar. Stattdessen wächst die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit weiter. Was bleibt, ist eine Stadt, die ihre eigenen Bürger verdrängt und dabei ihre Identität aufs Spiel setzt.

Die Logik einer Konzernstadt, als die sich Jena selbst gerne sieht, verschärft die Situation zusätzlich. Der soziale Faktor und der Bürger als Mensch werden dabei in großem Stil vernachlässigt. Dabei muss beides im Gleichklang sein: Es geht nicht nur darum, dass sich alles rechnen muss, sondern auch darum, Lebensqualität zu schaffen und sichtbar zu machen. Nur wenn das gelingt, fühlen sich Menschen in einer Stadt wohl. Und Jena, mit all seinem Potenzial, wäre es allemal wert, ein Ort zu sein, der genau das ermöglicht.

Es ist höchste Zeit, die Realität in Jena ernst zu nehmen. Es braucht bezahlbaren Wohnraum, eine Stadtplanung, die das Wohl aller im Blick hat, und den Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Jena hat so viel Potenzial. Es zu verspielen, ist ein Fehler, den sich niemand leisten kann – erst recht nicht die Stadt selbst.

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Jena kämpft mit teuren Mieten und sinkender Kaufkraft – Platz 384 von 400

Ministerpräsidentenwahl – Thüringer Brombeer-Bündnis vor der Bewährungsprobe

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Die anstehende Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen steht im Zeichen des sogenannten „Brombeer-Bündnisses“ aus CDU, BSW und SPD. Mit dem Termin am 12. Dezember wird eine entscheidende Weichenstellung für die politische Zukunft des Freistaats erwartet. Der designierte Kandidat für die Koalition, Mario Voigt (CDU), steht jedoch vor der Herausforderung, eine Mehrheit in einem politisch fragmentierten Landtag zu sichern.

Hintergrund der Wahl
Das Bündnis verfügt mit 44 von 88 Sitzen lediglich über die Hälfte der Mandate, was im ersten und zweiten Wahlgang keine absolute Mehrheit garantiert. Entscheidend wird daher der dritte Wahlgang sein, in dem die relative Mehrheit genügt. Allerdings bleibt die Frage nach der Legitimität eines Siegers mit mehr Nein- als Ja-Stimmen umstritten, insbesondere vor dem Hintergrund der Thüringer Verfassung.

Bodo Ramelow, der geschäftsführende Ministerpräsident, sieht die Rechtslage jedoch als eindeutig: Im dritten Wahlgang reiche die relative Mehrheit, selbst im Fall eines Patt-Ergebnisses. Ob die AfD diese Interpretation rechtlich anfechten könnte, ist ungewiss, sie könnte jedoch für Verunsicherung sorgen.

Die AfD, bei der letzten Landtagswahl stärkste Kraft, hat bislang keinen eigenen Kandidaten für den dritten Wahlgang angekündigt. Mario Voigt betonte, dass es darum gehe, der Partei keine Bühne zu geben, wie es 2020 der Fall war, als der FDP-Politiker Thomas Kemmerich mit Unterstützung der AfD gewählt wurde, was zu einem politischen Eklat führte.

Neben der Wahl des Ministerpräsidenten bleibt die Zuschnitt- und Ressortverteilung zwischen den Koalitionspartnern eine Baustelle. Aktuell ist lediglich bekannt, dass die CDU vier Ministerien übernehmen soll, das BSW drei und die SPD zwei. Die genaue Aufteilung wird maßgeblich für die Stabilität der Regierung sein.

Die Thüringer Linke hält sich ebenfalls bedeckt, ob sie einen eigenen Kandidaten für den dritten Wahlgang aufstellen wird. Das Verhalten dieser Fraktion könnte den Ausgang der Wahl erheblich beeinflussen.

Die Wahl wird nicht nur für Thüringen, sondern auch bundespolitisch aufmerksam verfolgt, da sie ein Testfall für die Zusammenarbeit jenseits traditioneller Lagergrenzen ist. Eine klare Mehrheit könnte Stabilität bringen, während Unsicherheiten über die Legitimation eines Wahlergebnisses den politischen Diskurs weiter belasten könnten.

Pilotkommune Rostock: Die Wohnsitzanmeldung geht jetzt online

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Als eine von vier Pilotkommunen in Mecklenburg-Vorpommern bietet die Hanse- und Universitätsstadt Rostock erstmals und ab sofort die elektronische Wohnsitzanmeldung an. Konkret bedeutet dies, dass die Ummeldung nach einem Umzug nun jederzeit und von jedem Ort digital vorgenommen werden kann. Damit ist das Angebot eine bequeme Alternative zur Wohnsitzanmeldung in den Ortsämtern, für die ein Termin erforderlich ist. „Allein im vergangenen Jahr hat unsere Stadtverwaltung rund 27.500 Vorgänge bearbeitet, die eine Wohnsitzanmeldung oder -ummeldung betreffen. Zahlenmäßig ist das somit eine der wichtigsten städtischen Dienstleistungen überhaupt. Das neue Angebot digitalisiert erstmals den gesamten Ummeldungsprozess von Anfang bis Ende“, sagt Dr. Chris von Wrycz Rekowski, Rostocks Senator für Finanzen, Digitalisierung und Ordnung und erklärt: „Von der Änderung der Adressdaten im Melderegister bis hin zur Aktualisierung des Chips im Personalausweis erfolgt alles auf digitalem Wege. Der einzige Brief, der nach Hause kommt, stammt von der Bundesdruckerei – mit neuen Adress- bzw. Wohnortaufklebern für die entsprechenden Ausweisdokumente und mit einer Anleitung, wie diese selbstständig aufzukleben sind.“

Die elektronische Wohnsitzanmeldung ist ein länderübergreifendes Digitalisierungsprojekt, das im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes federführend durch die Senatskanzlei Hamburg gemeinsam mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat nach dem „Einer-für-Alle-Prinzip“ (EfA) umgesetzt wird. In Mecklenburg-Vorpommern starten neben Rostock die Hansestadt Stralsund, die Landeshauptstadt Schwerin sowie Grevesmühlen mit dem Online-Dienst, für dessen Nutzung die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises oder der eID-Karte sowie ein behördliches Nutzerkonto erforderlich sind. Wer noch kein Nutzerkonto hat, kann sich eine BundID anlegen. Am einfachsten geht die Online-Anmeldung mit dem Smartphone. Nach der Authentifizierung mit der AusweisApp können die Daten aus dem Melderegister abgerufen und aktualisiert werden. Wer zur Miete wohnt, lädt noch die Wohnungsgeberbestätigung hoch und sendet den Antrag ab.

Nach erfolgreicher Prüfung der Daten durch die jeweils zuständige Meldebehörde steht eine fälschungssichere digitale Meldebestätigung zum Download zur Verfügung. Die Aktualisierung der Adressdaten auf dem Chip des Personalausweises kann anschließend ebenfalls selbstständig über den Online-Dienst und die AusweisApp erfolgen. Zum Schluss wird das automatische Anschreiben der Bundesdruckerei versandt.
Das EfA-Prinzip fußt auf einem Kooperationsmodell, das die Zuständigkeiten für Hunderte von Online-Diensten regelt: Jedes Bundesland kümmert sich um die Digitalisierung von Leistungen in einem bestimmten Bereich und stellt diese elektronischen Services allen anderen zur Verfügung.  Länder und Kommunen müssen auf diese Weise nicht jedes digitale Verwaltungsangebot eigenständig neu entwickeln, sondern profitieren durch effiziente Arbeitsteilung von den Digitalisierungsvorhaben anderer Länder. Die elektronische Wohnsitzanmeldung ist ein gutes Beispiel, wie das „Einer-für-Alle-Prinzip“ in der Praxis gelebt wird. Der entwickelte Dienst wird schrittweise in allen Kommunen in Deutschland eingeführt, damit die Bürgerinnen und Bürger diese Verwaltungsangelegenheit künftig rund um die Uhr vom heimischen Sofa aus erledigen können.
Link-Tipps:
Online-Dienst
Informationen zur Aktivierung der Online-Ausweisfunktion des Personalausweises

Zwischen Sicherheit und Standortfrage: Kabinett blickt nach innen und außen

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Landespressekonferenz vom 03.12.2024

Die heutige Kabinettspressekonferenz bot ein facettenreiches Bild der Herausforderungen, mit denen sich die Landesregierung auseinandersetzt. Regierungssprecher Dr. Matthias Schuppe gab Einblicke in aktuelle Diskussionen und strategische Entwicklungen – von sicherheitspolitischen Überlegungen bis zu wirtschaftspolitischen Baustellen.

Ein zentrales Thema war die Sicherheitslage Deutschlands. Mit Generalleutnant Bodeman, dem Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, wurden die strategischen Ziele der NATO und Deutschlands Abschreckungsfähigkeit debattiert. Stichwort: Operationsplan Deutschland. Hier steht die Sicherheit auf mehreren Ebenen im Fokus – von Drohnenabwehr über medizinische Versorgung bis hin zu zivilen Schutzmaßnahmen. Die Botschaft der Landesregierung ist klar: Glaubwürdige Abschreckung als Mittel zur Friedenssicherung.

Wirtschaftlich dominieren indes andere Sorgen. Besonders drängend ist die Zukunft der Chemie- und Halbleiterindustrie, nicht zuletzt im Kontext der europäischen Energiepolitik. Der Ministerpräsident wird in der kommenden Woche bei einem Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über die wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche sprechen. Vor allem die hohen Energiepreise belasten Unternehmen wie in Leuna massiv.

Die Unsicherheiten um Intel in Magdeburg werfen dabei zusätzliche Fragen auf. Der angekündigte „Break“ statt eines Stopps der Ansiedlung wirft Schatten auf das europäische Projekt der Halbleiterproduktion. Wie Europa und Deutschland darauf reagieren, könnte richtungsweisend sein – für Sachsen-Anhalt, aber auch für die europäische Wirtschaft insgesamt.

Auf Landesebene setzt die Regierung jedoch auch positive Akzente: Die kontinuierliche Entwicklung der Pensionsfonds und Altlastensanierung zeigt finanzielle Stabilität, und der neue Krankenhausplan verspricht eine bessere medizinische Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen.

Am Horizont steht zudem der Strukturwandel, der bis 2029 Projekte in Sachsen-Anhalt ermöglichen soll. Die N+3-Regel schafft mehr Planungssicherheit für Kommunen und sorgt dafür, dass der Übergang von der Braunkohlewirtschaft in neue Strukturen besser gestaltet werden kann.

Trotz der vielfältigen Themen bleibt eine Konstante: Die Landesregierung sieht in der wirtschaftlichen Stabilität eine Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Sicherheit und demokratische Resilienz. Das Fazit von Dr. Schuppe bringt es auf den Punkt: Weniger Wirtschaft bedeutet weniger soziale Sicherheit – eine Gefahr, die nicht unterschätzt werden darf.

Die Pressekonferenz mag in Details verlaufen sein, doch eines ist sicher: Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, wie Sachsen-Anhalt sich in den drängenden Fragen unserer Zeit positioniert.

Bauernproteste in Dresden: Kritik am Mercosur-Abkommen

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Erneut BAUERNPROTEST vor dem SÄCHSISCHEN LANDTAG I Sachsen Fernsehen

Die Bauernproteste vor dem sächsischen Landtag verdeutlichen die tiefen Sorgen der heimischen Landwirtschaft über das geplante Mercosur-Abkommen. Mit rund 30 Traktoren und einem Protestbrief an die Staatsregierung forderten Vertreter dreier Landwirtschaftsverbände eine stärkere Berücksichtigung ihrer Interessen. Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt nahm das Schreiben entgegen und signalisierte Verständnis für die Anliegen. Er betonte die Notwendigkeit gleicher Standards im Handel, um faire Bedingungen für alle Beteiligten zu gewährleisten.

Das geplante Abkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Mercosur-Bündnis (Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay) würde eine der größten Freihandelszonen weltweit schaffen. Ziel ist es, Zölle abzubauen und den Handel zu fördern. Doch die sächsischen Landwirte kritisieren, dass die Importprodukte aus diesen Ländern oft nicht denselben sozialen, ökologischen und nachhaltigen Standards unterliegen wie die heimischen Erzeugnisse. Dies würde zu einer Benachteiligung der regionalen Landwirtschaft führen.

Der Protestbrief fordert daher eine Neuverhandlung des Abkommens und eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für alle Lebensmittel. Die Landwirte fordern „Waffengleichheit“ im Freihandel, also vergleichbare Produktionsstandards auf beiden Seiten. Neben sozialen und ökologischen Standards wird auch der Schutz des Marktes und der nachhaltige Umgang mit Ressourcen hervorgehoben.

Die Proteste in Dresden sind Teil einer bundes- und europaweiten Mobilisierung gegen das Mercosur-Abkommen. Die Landwirte hoffen, dass ihre Botschaft nicht nur in Sachsen, sondern auch auf EU-Ebene Gehör findet. In den kommenden Tagen werden die Reaktionen der Politik in Brüssel entscheidend sein, ob und wie die Forderungen der Landwirte in die Verhandlungen einfließen.

Die Diskussionen über das Abkommen gehen weiter, doch die Botschaft der Landwirte ist klar: Ein Freihandelsabkommen darf nicht auf Kosten der regionalen Landwirtschaft und ihrer Standards gehen. Die Forderung nach fairen Bedingungen im internationalen Handel bleibt ein zentraler Punkt im Dialog zwischen Politik und Landwirtschaft.