Filmpremiere „Verlorene Zeit – Gegen das Schweigen“ im Jenaer Schillerhof

Foto: Stefanie Falkenberg

Im Film „Verlorene Zeit – Gegen das Schweigen“ gehen vier Menschen auf eine Spurensuche in ihre Vergangenheit. Im Durchgangsheim Schmiedefeld, im Jugendwerkhof „Neues Leben“ Wolfersdorf und im Frauengefängnis Hohenleuben waren sie der Willkür des SED-Regimes ausgeliefert, weil sie als „schwer erziehbar“ galten oder in den Westen wollten. Die Zeitzeugen sprechen über Gewalterfahrungen, Isolation und Zwangsarbeit in Einrichtungen der repressiven DDR-Heimerziehung und im Strafvollzug sowie über die Gründe ihrer Einweisung oder Verhaftung. Jugendliche, die sich nicht ins Normsystem der DDR einfügen wollten oder konnten, sollten mit Zwangsmaßnahmen zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ erzogen werden. Auch in Thüringen gab es solche Einrichtungen.

Da für die Premiere nur noch wenige Karten zur Verfügung stehen, gibt es einen weiteren Termin: Eine zweite Veranstaltung findet am 23. November 2024 (17 Uhr) ebenfalls im Schillerhof-Kino in Jena-Ost statt.

Zum Filmtitel sagt Regisseur Torsten Eckold: „Die Zeit in den Kinderheimen, im Jugendwerkhof und die Inhaftierung im Gefängnis war eine verlorene Zeit, die den Betroffenen ihre Kindheit und Jugend genommen hat. Mit dem Film versuchen wir diese Zeit einzufangen und gegen das Schweigen, vielleicht auch gegen das gesellschaftliche Schweigen anzukämpfen.“

Der Dokumentarfilm entstand in Zusammenarbeit mit dem Projekt DENKOrte des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“. Projektkoordinatorin und Redakteurin Stefanie Falkenberg sagt zur Motivation: „Kürzlich hat eine neue Studie der Universität Leipzig ergeben, dass die Sehnsucht nach der DDR weiterhin erstaunlich groß ist. Unser Film beleuchtet anschaulich und sehr fühlbar eine andere Wirklichkeit der DDR, die mit Sicherheit niemand für sich oder seine Familie zurück möchte.“ Die Historikerin plädiert dafür, dass in Fragen der Aufarbeitung von SED-Unrecht den Zeitzeugen mehr zugehört wird. Filmemacher Torsten Eckold berichtet, dass die größte Herausforderungen bei der Umsetzung darin bestand, das Vertrauen der Zeitzeugen zu gewinnen, damit sie vor die Kamera treten und über ihre Erlebnisse berichten. An der 90-minütigen Dokumentation wirken als Experten der Politologe Christian Sachse sowie Manfred May mit, der seit Jahrzehnten als Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder in Thüringen fungiert und zum Thema eine eigene Buchreihe herausgibt.

Entstanden ist „Verlorene Zeit – Gegen das Schweigen“ durch Mittel der Filmförderung des Freistaats Thüringen, der Thüringer Staatskanzlei, private Spenden im Rahmen einer Crowdfunding-Aktion der Stadtwerke Jena sowie mit Unterstützung der Geschichtswerkstatt Jena und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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