In einem Interview auf n-tv (link) unter dem Titel „Es gibt so etwas wie kollektive Gereiztheit“ erklärt Jenas OB Thomas Nitzsche was seiner Meinung nach Jena so anders macht als der Rest Thüringens. Natürlich fragt man sich immer, weshalb kommt jetzt ein solcher Beitrag. Welche Intention und welches Ziel wird dabei verfolgt. Aber was will er uns nun eigentlich sagen? Ich kann hier nur darauf eingehen, was er mir sagt und das möchte ich versuchen zu reflektieren und den Kern zu identifizieren. Dazu wird und soll auch ein Beitrag nicht ausreichen. Ich nehme mir die Zeit dafür, den Platz habe ich ja!
N-TV: Wo würden Sie ansetzen?
OB Nitzsche: Das Thema, das die AfD gefunden hat, ist Angst. Wovor auch immer.
Tja, das frage ich mich ehrlicher Weise auch. Wovor eigentlich? Mein Gefühl und meine Informationen lassen meine Antwort darauf vermuten: Vielleicht vor dem Bürger? Thomas Nitzsche würde gerne mit seinem Mantra immer so weitermachen. Frei nach dem Motto: Geht es der Wirtschaft gut, geht es auch den Menschen gut! Bei ihm müsste man es noch ergänzen mit: Geht es der Verwaltung gut, geht es Jena gut.
Nitzsche sagt: „Man muss die Gründe für die Angst reduzieren. Das ist das einzige Rezept, das hilft. Angst kann man niemandem ausreden. Sondern man muss den Menschen kommende Veränderungen so erklären, dass sie sich dadurch nicht bedroht fühlen. Hier in Jena hat es die AfD sehr viel schwerer als im Rest Thüringens. Das liegt einerseits an unserer wachen Stadtgesellschaft.“
Wo kommt nur diese Angst her? Aber vor allem bei Ihnen Herr Nitzsche? Weshalb erklären sie die Veränderungen denn dann nicht den Menschen, nehmen sie auf IHREM Weg mit? Bis heute wissen nur wenige Menschen in Jena, wofür Sie eigentlich stehen? Wo sind sie politisch einzuordnen? Noch bei der FDP oder mittlerweile bei der SPD oder den Grünen? Immerhin sind sie politisch gewählt. Dann darf man auch auf politische Antworten hoffen. Oder sehen Sie sich einfach nur als Verwaltungsspitze an der Spitze einer eigenen, völlig autarken Institution – der Verwaltung! Ihre wöchentlichen Ansprachen beginnen immer mit: Hallo Jena! Wen meinen Sie damit? Eine Stadt kann nicht antworten. Bürger schon! Man muss sie nur fragen! Das muss man aber auch wollen!
Sie hatten Glück bei der Wahl und sie hatten Angst. Sie hatten Angst, dass sie mit dem OB Kandidaten der AfD in die Stichwahl kommen. Und Sie hatten Glück, dass bei der Stichwahl weniger Menschen in Jena eine grüne Oberbürgermeisterin wollten. Nur deswegen sind Sie jetzt wiedergewählt!
Und wenn Sie über Angst sprechen, dann lösen Sie doch den Knoten und lassen Sie uns endlich die Corona Zeit in Jena aufarbeiten. Das wäre eine guter Anfang einer neuen Wahlperiode. Sie wissen selber, dass selbst die Stadtverwaltung Jena sich dagegen mit Händen und Füßen wehrt. Aber das wäre doch wirklich mal eine gute Idee, um die Angst in den Köpfen wieder in Vertrauen zu verwandeln. Früher nannten wir sowas Ehrlichkeit! Es wäre auf alle Fälle ein Anfang. Und den brauchen wir doch, oder?
Ein persönlicher Nachsatz: Thomas und ich kennen uns persönlich schon so viele Jahre und ich schätze ihn als Menschen sehr. Aber sind wir doch mal ganz ehrlich. Jena hat viele, sehr viele Probleme. Und die sind hausgemacht! Weshalb löst man diese nicht zusammen, mit allen, die dabei helfen wollen? Anders kann und wird es gar nicht mehr gehen. Und etwas mehr Umsicht bei der Verwendung von solchen Begriffen wie „wachen Stadtgesellschaft“. Das kann auch schnell nach hinten losgehen. Das haben wir in Jena schonmal erlebt!