In Deutschland werden einst als Propagandainstrumente und Symbole des NS-Regimes errichtete Monumentalbauten heute vielfach umgenutzt – oft mit dem Ziel, Geschichte erlebbar zu machen und neue Funktionen zu erfüllen. So wurde das gigantische Seebad Prora auf Rügen, ursprünglich für 20.000 Urlauber konzipiert, nach Jahrzehnten als Kasernenanlage und dann als verfallenes Relikt zu einer exklusiven Wohn- und Hotelanlage umgebaut, wenngleich es sich heute nur noch an sehr wohlhabende Touristen richtet.
Auch der Berghof am Obersalzberg, Hitlers ehemaliger Landsitz, wurde nach Zerstörungen im Krieg und einem späteren Abriss der Ruinen in ein Gelände mit Gedenkstätten und Dokumentationszentren transformiert, das an die NS-Zeit erinnert. Ein weiteres Beispiel ist die Zeppelin-Tribüne in Nürnberg, die einst für Reichsparteitage mit ihren monumentalen Dimensionen und imposanten Details errichtet wurde. Nach langjähriger Vernachlässigung wird sie nun saniert, um als Erinnerungs- und Lernort über die Propagandatechniken des Nationalsozialismus aufzuklären.
Die Nürnberger Kongresshalle, der zweitgrößte erhaltene Monumentalbau aus der NS-Zeit, zeigt einen ähnlichen Wandel: Vom ursprünglichen Ort für Parteitage über eine Nutzung als amerikanisches Lebensmittellager und Versandhandelslager hin zu einem kontrovers diskutierten Umbau in ein Opernhaus. Auch in Hamburg wurde das ehemals militärisch genutzte Sophienpalais in ein exklusives Wohnhaus mit luxuriösen Wohnungen verwandelt, wobei der historische NS-Stil an der Fassade bewusst erhalten bleibt.
Nicht zuletzt erinnert der Umbau der industriellen Anlagen, wie der Hermann-Göring-Werke in Salzgitter, daran, dass auch die wirtschaftlichen Monumente des Dritten Reichs – damals erbaut, um die Rüstungsproduktion autark zu sichern – ihren Weg in die Moderne gefunden haben, wenn auch unter völlig veränderten, menschenwürdigen Arbeitsbedingungen.
Diese Umnutzungen spiegeln den schwierigen Balanceakt wider, historische Erinnerung zu bewahren und gleichzeitig eine sinnvolle, zeitgemäße Nutzung der Bausubstanz zu ermöglichen.