Der Schlossberg in Neustrelitz, einst Heimat des barocken Residenzschlosses, ist ein bedeutender Ort in der Geschichte der Stadt und Mecklenburgs. Der Verlust des Schlosses im Zweiten Weltkrieg und die anschließende Sprengung der Ruine haben das Stadtbild geprägt und gleichzeitig immer wieder die Frage aufgeworfen, wie es mit dem Areal weitergehen soll. Eine klare Antwort gab es bisher nicht, doch seit 2018 haben die Schlossberg-Konferenzen einen festen Platz im Kalender der Stadt.
Am 29. Januar fand bereits die 8. Schlossberg-Konferenz statt. Der Blick auf die anstehenden Entscheidungen wird immer dringlicher. „Wenn nicht bald etwas unternommen wird, wird es möglicherweise nie mehr dazu kommen“, hieß es in den Gesprächen, und der Wille zur Handlung war spürbar. Für viele der Teilnehmenden steht fest: Ab der nächsten Konferenz muss eine klare Vision für das Areal entwickelt werden, ansonsten droht die Entscheidungslosigkeit.
In diesem Jahr lag der Fokus der Konferenz auf der Demokratiegeschichte des Schlossbergs. Nach dem Ende der Monarchie im Jahr 1919 war der Schlossberg der Geburtsort der ersten demokratischen Verfassung Deutschlands – ein historischer Moment, an dem auch Erna Weiland, die erste weibliche Parlamentarierin Deutschlands, maßgeblich beteiligt war. Dieser demokratische Ursprung soll nicht nur erinnert, sondern auch in den Mittelpunkt eines zukünftigen Projekts gestellt werden.
Im Gespräch war der mögliche Wiederaufbau des Schlossturms, der als „Leuchtturm der Demokratie“ bezeichnet wurde. Sollte dieser wieder errichtet werden, ist geplant, im Inneren eine multimediale Ausstellung unterzubringen, die die Geschichte der Demokratiebewegungen in Mecklenburg-Strelitz und darüber hinaus beleuchtet. Andreas Feddersen von der Musealis GmbH in Weimar wurde damit beauftragt, ein Konzept zu entwickeln. Dabei wird der rote Faden der Demokratiegeschichte den Besuchern auf mehreren Ebenen nahegebracht: von den demokratischen Bewegungen 1918 über die Ereignisse von 1948 bis hin zur nationalen Bedeutung von Neustrelitz in der frühen deutschen Demokratiegeschichte.
Die Ausstellung, die sich über fünf Etagen erstrecken soll und eine Fläche von 200 Quadratmetern umfasst, wird multimedial ausgestattet sein. Sie soll nicht nur Originaldokumente präsentieren, sondern auch moderne digitale Techniken nutzen, um das Thema Demokratie für ein breites Publikum zu vermitteln. Besonders die junge Generation, die oft wenig Bezug zu den historischen Wurzeln der Demokratie hat, soll durch innovative Präsentationsformen angesprochen werden. „Wie zerbrechlich Demokratie ist und wie wichtig es ist, für sie einzutreten“, das sind die Leitgedanken, die Besucher aus der Ausstellung mitnehmen sollen.
Die Stadt Neustrelitz setzt große Hoffnungen auf das Konzept der Ausstellung, um Fördermittel zu generieren und die dringend benötigten Baukosten für den Schlossturm von etwa 10 Millionen Euro zu decken. Der Weg dahin ist noch weit, aber die 8. Schlossberg-Konferenz könnte ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Neugestaltung dieses historischen Ortes sein – ein Ort, der nicht nur in die Vergangenheit blickt, sondern auch die Zukunft der Demokratie lebendig hält.