Ein Abend für die Tradition: Die Geschichte der Dregeno-Pyramide in Seiffen

Spielzeugmuseum Seiffen Vortrag Johannes Günther

Ein kalter Winterabend in Seiffen, doch das Erzgebirgische Spielzeugmuseum war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Förderverein des Museums hatte zu einem besonderen Vortrag eingeladen, und Johannes Günther, ein Experte für regionale Handwerkskunst, nahm die Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Im Mittelpunkt stand die Geschichte der Dregeno-Pyramide – ein einzigartiges Symbol erzgebirgischer Tradition und Gemeinschaft.

Die Dregeno-Pyramide, deren Entstehung auf die DDR-Zeit zurückgeht, ist nicht nur ein beeindruckendes Kunstwerk, sondern auch ein Zeugnis von Zusammenhalt und kreativer Stärke in schwierigen Zeiten. Johannes Günther erklärte mit spürbarer Leidenschaft, wie sich Handwerker, Künstler und Gemeindemitglieder damals zusammenschlossen, um eine Pyramide zu schaffen, die die Traditionen der Region bewahrte. Besonders bemerkenswert sei dabei gewesen, dass man sich trotz politischer Vorgaben dafür entschied, christliche und traditionelle Motive beizubehalten, anstatt typische DDR-Symbole zu integrieren. „Es war keine einfache Entscheidung“, betonte Günther, „doch die Handwerker und die Kirchgemeinde standen fest zusammen.“

Das Projekt war nicht nur ein handwerklicher Kraftakt, sondern auch ein Symbol für die Bewahrung der kulturellen Identität. Günther schilderte anschaulich, wie jedes Detail der Pyramide – von der Gestaltung der Figuren bis zur Bemalung – in mühevoller Arbeit entstanden ist. Dabei sei die Zusammenarbeit aller Beteiligten von entscheidender Bedeutung gewesen. Die Geschichte der Pyramide zeige eindrucksvoll, wie viel Kraft in der Gemeinschaft stecke, besonders in einer Region wie dem Erzgebirge, wo Tradition und Zusammenhalt eine große Rolle spielten.

Neben den Ausführungen zu den Hintergründen des Projekts lockerte Günther seinen Vortrag mit humorvollen Anekdoten auf. So erzählte er beispielsweise, wie die Pyramide einst mit Hilfe landwirtschaftlicher Fahrzeuge durch die Region transportiert wurde – ein Ereignis, das selbst die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) einbezog und den Gemeinschaftsgeist der damaligen Zeit eindrucksvoll illustrierte. Der Saal, in dem sich die Zuhörer versammelt hatten, war mehrfach von herzhaftem Lachen erfüllt.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Präsentation eines DEFA-Films, der seltene Aufnahmen aus der Entstehungszeit der Dregeno-Pyramide zeigte. Der Film, der jahrelang in Archiven verborgen war und erst vor kurzem digitalisiert wurde, gab nicht nur Einblicke in die handwerklichen Fertigkeiten, sondern zeigte auch das Alltagsleben der damaligen Zeit. Stefanie Böhme vom Förderverein des Museums erklärte dazu: „Es ist ein Stück Zeitgeschichte, das uns daran erinnert, wie eng Handwerk und Gemeinschaft damals miteinander verwoben waren.“ Die gezeigten Aufnahmen weckten nicht nur Erinnerungen, sondern hinterließen bei den Anwesenden auch eine spürbare Wertschätzung für die Traditionen des Erzgebirges.

Der Abend im Spielzeugmuseum war jedoch nicht nur eine Rückschau, sondern auch ein Blick in die Zukunft. Der Förderverein kündigte bereits weitere Veranstaltungen an: Im April 2025 wird der historische Spielzeugbrunnen wieder in Betrieb genommen, und Ende April soll eine Museumsreise nach Ostsachsen stattfinden. Johannes Günther schloss seinen Vortrag mit einem eindringlichen Appell: „Die Dregeno-Pyramide ist mehr als nur ein Kunstwerk. Sie ist ein Symbol dafür, was möglich ist, wenn eine Gemeinschaft zusammenarbeitet.“

Die Resonanz des Publikums zeigte, dass diese Botschaft auf fruchtbaren Boden fiel. Der Abend war weit mehr als eine Geschichtsstunde – er war eine eindrucksvolle Erinnerung daran, wie viel Kraft und Kreativität in einer Gemeinschaft stecken können. Die Dregeno-Pyramide bleibt ein lebendiges Beispiel dafür, dass Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können – damals wie heute.

Aus dem Wald in die Welt – der Dregeno-Film

Autor/Redakteur: Arne Petrich
Für Anregungen, Verbesserungen oder Hinweise zum Beitrag schreiben Sie einfach eine Mail an coolisono@gmail.com!