Vor wenigen Tagen wurde in der Harzer Bikeschmiede ein außergewöhnliches Projekt vorgestellt, das alte deutsche Handwerkskunst mit moderner Reisetechnik verbindet. Das umgebaute IFA W50 Wohnmobil, das seinen Ursprung in einem DDR-Tanklöschfahrzeug hat, beeindruckt nicht nur durch seine robusten technischen Eigenschaften, sondern auch durch den kreativen Einsatz von Materialien und innovativen Umbaukonzepten, die es zu einem wahren Fernreisemobil machen. Während in der Sendung zunächst ein kunstvoll gearbeiteter Fensterflügel in den Fokus rückte – ein Fundstück, bei dem kunstvoll eingearbeitete Pfeile in unterschiedlichen Positionen zu sehen waren –, stand schon bald das eigentliche Highlight im Mittelpunkt: Haralds liebevoll und mit viel technischer Raffinesse umgebautes Fahrzeug. Ursprünglich als DLF 2000 konzipiert, präsentiert sich der W50 in seiner letzten Bauart von 1986 mit einem langen Radstand, einem Verteilergetriebe, Allradantrieb, einem Längsdifferenzial, drei Getriebesperren, einem sechssitzigen Fahrerhaus und einer um 100 Millimeter angehobenen Bauweise. Diese Eigenschaften sorgen in Kombination mit einem Vorderfederweg von 210 Millimetern und einem Hinterfederweg von 180 Millimetern für beeindruckende Geländegängigkeit, die selbst in schwierigen Freistehungssituationen ihre Tauglichkeit unter Beweis stellt. Harald beschreibt sein Fahrzeug humorvoll als „Fernreisemobil“ und gleichzeitig als „Republikfluchtmobil“, was sowohl den abenteuerlichen Charakter des Umbaus als auch den Ursprung in einer vergangenen Ära unterstreicht. Für eine zehntägige Reise sind in diesem Fahrzeug alle notwendigen Vorräte integriert: 10 Tage Essensversorgung, 200 Liter Frischwasser, 400 Amperestunden Batteriekapazität, insgesamt 400 Watt Leistung (verteilt auf zwei 400-Watt-Dachmodule), ein Sprittank, der 1.000 Kilometer Reichweite ermöglicht, sowie ein 340-Liter-Abwassertank inklusive Spültoilette. All diese Elemente sind geschickt miteinander kombiniert, sodass das Fahrzeug nicht nur auf der Straße, sondern auch im Gelände überzeugen kann.
Besonders beeindruckend ist der Einsatz des sogenannten Fotokoffers, einer Leichtbaukabine, die ursprünglich als Feldfotolabor der Bundeswehr diente. Der Fotokoffer besticht durch seine freistehende Konstruktion, den Aluminiumcontainerrahmen und eine Isolierung mit 40 Millimetern Hartschaum sowie einer Ummantelung aus 1 Millimeter starkem Aluminium – insgesamt ein Bauwerk, das lediglich 860 Kilogramm wiegt. Diese Einheit wurde komplett entkernt, sodass alle alten, nicht mehr benötigten Infrastrukturen entfernt und durch neue, moderne Komponenten ersetzt wurden. So wurden beispielsweise die Fenster eingesetzt und das gesamte Interieur neu geplant. Durch den Einbau von Luftfedern und den Einsatz von Actros-Luftbalken an den Seiten wird es möglich, die Höhe der Kabine um bis zu 40 Millimeter zu verändern – ein praktisches Feature, das nicht nur für mehr Komfort, sondern auch für eine optimale Anpassung an verschiedenste Geländebedingungen sorgt. Harald zeigt mit Stolz, wie er in einem eigens dafür eingerichteten Werk den Fotokoffer modifiziert hat, sodass sich dieser auf Knopfdruck absenken und anheben lässt. Diese technische Raffinesse, verbunden mit dem Einsatz von modernen Druck- und Steuereinheiten, macht das Fahrzeug zu einem echten Multitalent, das sich sowohl für lange Reisen als auch für anspruchsvolles Offroad-Fahren eignet.
Neben den rein mechanischen und technischen Modifikationen fließt auch Haralds langjährige Berufserfahrung in das Projekt ein. Als ausgebildeter Fachmann im Bereich der Landmaschinen- und Traktorenkonstruktion und mit einer beeindruckenden Karriere, die Stationen wie das Institut der Landwirtschaftswissenschaften sowie Positionen als Betriebsdirektor und Chefkonstrukteur umfasst, hat Harald alle technischen Feinheiten des W50 bis ins kleinste Detail durchdacht. So wurden nicht nur die alten Schläuche und Radbremszylinder des Fahrgestells erneuert, sondern auch der Motor modernisiert. Während der Original-W50-Motor nur 125 PS leistete, wurde dieser mittlerweile auf eine Leistung von 230 PS modifiziert, sodass das Fahrzeug nun über einen kraftvollen Vierzylinder-Turbomotor mit langer Übersetzung verfügt. Diese technische Anpassung sorgt dafür, dass das Wohnmobil auch bei anspruchsvollen Fahrbedingungen stets genügend Leistung zur Verfügung hat, während gleichzeitig der Verbrauch und die Zuverlässigkeit optimiert wurden.
Der Innenraum des umgebauten Fahrzeugs überzeugt durch durchdachte Planung und hohe Funktionalität. Die ursprüngliche Konfiguration als Feuerwehrhäuschen wurde vollständig abgebaut, sodass ein großzügiger Wohnraum entstand, der alle Bedürfnisse einer langen Fernreise abdeckt. Die Küche ist mit einer Zwei-Flammig-Gasherd und einer integrierten Wasserpumpe ausgestattet, die den Alltag im Fahrzeug erheblich erleichtern. Überall im Inneren wurde auf eine perfekte Integration der Technik geachtet, angefangen bei den traditionellen Anzeigen und Kontrollleuchten, die den Charme alter Fahrzeuge widerspiegeln, bis hin zu modernen Funktionen wie der elektrischen Kupplung, die ursprünglich für das rückwärtige Einrücken von Feuerwehrfahrzeugen entwickelt wurde. Die Bedienelemente, wie etwa die Sperren für die Vorderachse, Hinterachse und das Längsdifferenzial, sind übersichtlich angeordnet, sodass auch in schwierigen Situationen eine schnelle Reaktion möglich ist. Besonders bemerkenswert ist, dass Harald es geschafft hat, den ursprünglichen Charakter des W50 beizubehalten und dennoch moderne Komfortfunktionen einzubauen, die sowohl den Geländeeinsatz als auch den Alltag komfortabel gestalten.
Ein weiteres Highlight des Projekts ist die innere Raumgestaltung, die sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend ist. Dank moderner 3D-Konstruktionsprogramme konnte Harald die Innenausstattung präzise planen und die vorhandenen Materialien optimal einsetzen. Hierbei spielt vor allem die Verwendung von leichtem Sperrholz eine entscheidende Rolle, da dieses Material – je nach Holzart – zwischen 340 und 850 Kilogramm wiegt und somit erheblich zum Gewichtsmanagement des Fahrzeugs beiträgt. Die Planung umfasst nicht nur den Einbau von Schränken und Liegeplätzen, sondern auch die Integration von speziellen Stauraumlösungen, die es ermöglichen, alles Nötige für eine mehrtägige Reise zu verstauen, ohne dass der verfügbare Raum überladen wirkt. Durch diesen durchdachten Umbau wird der Innenraum zu einem echten Wohnkomfort, der gerade bei langen Reisen mit all seinen Annehmlichkeiten überzeugen kann. Gleichzeitig zeigt sich, dass bei der Gestaltung des Innenraums auch immer an die praktische Seite gedacht wurde: Vom Einbau einer Spüle über den Anschluss einer modernen Wasserpumpe bis hin zur Installation von Lüftungssystemen, die für ein angenehmes Raumklima sorgen – jedes Detail wurde mit großer Sorgfalt umgesetzt.
Neben den technischen und baulichen Besonderheiten kommt auch das gemeinschaftliche Element nicht zu kurz. Harald berichtet von regelmäßigen Treffen mit anderen Liebhabern und Besitzern von W50- und W60-Fahrzeugen, bei denen sich nicht nur der Austausch über technische Details und Umbauprojekte, sondern auch das familiäre Miteinander in den Vordergrund stellt. Solche Treffen, an denen oft über 30 Fahrzeuge teilnehmen, sind nicht nur Gelegenheiten, um sich über den neuesten Stand der Technik auszutauschen, sondern auch, um gemeinsam Ausflüge zu unternehmen und den Geist vergangener Zeiten, in denen Handwerkskunst und technisches Können noch hoch geschätzt wurden, wieder aufleben zu lassen. Diese Gemeinschaft zeigt eindrucksvoll, wie stark die Begeisterung für solche Projekte ist und wie wichtig es ist, Tradition und Innovation miteinander zu verbinden.
Das IFA W50 Wohnmobil steht somit als Symbol für eine gelungene Symbiose aus alter Ingenieurskunst und moderner Technik. Es verkörpert den unermüdlichen Geist eines Bastlers und Ingenieurs, der sich nicht mit dem Bestehenden zufriedengibt, sondern immer wieder neue Wege findet, klassische Technik in ein modernes, komfortables Reisemobil zu verwandeln. Mit seinen 10-tägigen Versorgungsreserven, dem leistungsstarken Motor, den clever integrierten technischen Systemen und dem großzügig gestalteten Innenraum ist dieses Fahrzeug bereit, sowohl anspruchsvolle Offroad-Abenteuer als auch lange Fernreisen zu meistern. Es ist ein Zeugnis dafür, dass Leidenschaft und Fachwissen es ermöglichen, selbst aus den robustesten Militär- oder Feuerwehrfahrzeugen ein Heim auf Rädern zu schaffen, das in jeder Hinsicht den heutigen Ansprüchen gerecht wird. Dabei bleibt das ursprüngliche Charakteristikum des W50 – die robuste Bauweise und der nostalgische Charme – erhalten, während gleichzeitig modernste Technik und durchdachtes Design integriert wurden.
Die Harzer Bikeschmiede hat mit diesem Projekt ein beeindruckendes Beispiel für den gelungenen Umbau eines historischen Fahrzeugs geschaffen, das sowohl Technikenthusiasten als auch Abenteurern die Herzen höherschlagen lässt. Mit einem Blick in die Zukunft und der Überzeugung, dass Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können, wird das IFA W50 Wohnmobil zu einem Symbol für das, was möglich ist, wenn man sich auf seine Wurzeln besinnt und dabei den Mut hat, Neues zu wagen. So wird jeder Kilometer, ob auf der Landstraße oder im Gelände, zu einem Erlebnis, das von Präzision, Kreativität und unerschütterlichem Pioniergeist geprägt ist – ein Fahrzeug, das nicht nur fit zur Weltreise ist, sondern auch den Beweis liefert, dass Handwerkskunst und technisches Know-how zeitlos und zukunftsweisend sind.