Am 27. Januar 1945 wurde das größte Vernichtungslager der Nationalsozialisten, Auschwitz-Birkenau, von der Sowjetarmee befreit. Dieser Ort ist zum Synonym für den Holocaust und den industriellen Massenmord an über sechs Millionen Juden geworden. Mindestens 1,1 Millionen Menschen fanden allein in Auschwitz-Birkenau den Tod. Heute ist der 27. Januar ein internationaler Gedenktag für die Opfer des Holocaust – und die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zählt zu den meistbesuchten Erinnerungsorten weltweit.
Ein Ort des Grauens und der Trauer
Die Dokumentation beginnt mit einem Besuch in Auschwitz I, dem sogenannten Stammlager. Es liegt zwischen den polnischen Städten Krakau und Katowice und wurde 1940 in einer ehemaligen Kaserne errichtet. Ursprünglich als Konzentrationslager für politische Häftlinge genutzt, wurde es bald zum Zentrum des systematischen Völkermords. Der Eingang des Lagers wird geprägt von den zynischen Worten „Arbeit macht frei“, die über dem Tor stehen. Bereits hier spürt man die unfassbare Kaltblütigkeit des nationalsozialistischen Regimes.
Die dichte Atmosphäre und die bedrückenden Bilder des Lagers führen den Besucher durch die ehemaligen Unterkünfte der Häftlinge. In den 28 Blöcken des Stammlagers waren Tausende von Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht. Die Überreste von Alltagsgegenständen – Berge von Brillen, Koffern, Kinderschuhen und abgeschnittenem Haar – erzählen von den unzähligen Schicksalen der Opfer. Alles, was den Deportierten noch blieb, wurde ihnen nach ihrer Ankunft abgenommen. Selbst die Haare der Häftlinge nutzten die Nazis für industrielle Zwecke, etwa zur Herstellung von Stoffen.
Besonders beklemmend ist der Besuch der erhaltenen Gaskammer und des Krematoriums. Hier wurden Tausende von Menschen mit Zyklon B ermordet. Direkt nebenan stehen die Öfen, die von der deutschen Firma Topf & Söhne entwickelt wurden, um die Leichen zu verbrennen. Dieser Raum zeugt von einer perfiden Logistik des Tötens – maschinell, systematisch, emotionslos.
Auschwitz-Birkenau: Die Todesmaschinerie auf ihrem Höhepunkt
Am zweiten Tag führt die Dokumentation nach Auschwitz II-Birkenau, das etwa zwei Kilometer vom Stammlager entfernt liegt. Dieses Vernichtungslager war wesentlich größer und allein auf die Ermordung von Menschen ausgerichtet. Mit über 300 Baracken bot es Platz für mehr als 100.000 Häftlinge. Gleichzeitig gab es vier große Gaskammern, die im Dauerbetrieb arbeiteten.
Besonders schockierend ist die perfide „Selektion“, die direkt nach der Ankunft der Deportierten stattfand. Männer, Frauen und Kinder wurden aus den Waggons getrieben und von SS-Offizieren in zwei Gruppen geteilt: arbeitsfähige Häftlinge und diejenigen, die sofort in die Gaskammern geschickt wurden. Familien wurden auseinandergerissen, oft war dies der letzte Moment, in dem sie einander sahen. Alte, Kranke, Frauen mit kleinen Kindern – sie alle wurden direkt in den Tod geschickt.
Die Dimension des Massenmordes wird an Orten wie dem sogenannten „Ascheteich“ besonders greifbar. Hier wurde die Asche der verbrannten Leichen aus den Krematorien entsorgt. Das gesamte Gelände von Birkenau ist heute ein riesiges Massengrab.
Bildungsarbeit gegen das Vergessen
Die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau ist heute UNESCO-Weltkulturerbe und wird jährlich von etwa zwei Millionen Menschen besucht. Der stellvertretende Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, Andrzej Kaczorzyk, betont im Gespräch die Bedeutung dieses Ortes für die europäische Erinnerungskultur. Seit 1947, als Überlebende die Gedenkstätte ins Leben riefen, steht die Aufklärung über die Schrecken von Auschwitz im Mittelpunkt.
Besonders junge Menschen besuchen die Gedenkstätte, um aus der Geschichte zu lernen. Auch Freiwillige aus verschiedenen Ländern engagieren sich hier. Eine von ihnen ist Lea Sukau aus Deutschland, die für ein Jahr in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Auschwitz arbeitet. Sie begleitet Jugendgruppen, führt Gespräche und hilft dabei, die Erlebnisse des Lagerbesuchs zu verarbeiten.
In der Begegnungsstätte, die sich in der nahegelegenen Stadt Oświęcim befindet, werden jährlich etwa 150 Gruppen betreut. Hier haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich intensiv mit dem Gesehenen auseinanderzusetzen. „Es gibt Tage, an denen es emotional sehr schwierig ist, diesen Ort zu besuchen“, erzählt Lea, „aber es ist wichtig, sich nicht daran zu gewöhnen. Auschwitz darf nie in Vergessenheit geraten.“
Die Verantwortung, zu erinnern
Die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau ist mehr als ein historischer Ort – sie ist ein Mahnmal gegen das Vergessen. Die Bilder von Baracken, Stacheldraht und Gaskammern stehen für die Grausamkeit, zu der Menschen fähig sind. Gleichzeitig zeigt die Bildungsarbeit, dass Erinnerung aktiv gestaltet werden muss.
Die Dokumentation endet mit einem Appell: Angesichts des wachsenden Einflusses rechtsextremer und nationalistischer Bewegungen in Europa ist es wichtiger denn je, den Opfern des Holocausts zu gedenken. Auschwitz-Birkenau erinnert daran, wohin Hass, Antisemitismus und Intoleranz führen können. Dieser Ort ist eine Warnung – und eine Mahnung an uns alle.