Digitale Mitfahrbänke: Smarte Mobilität für den ländlichen Raum

Projektvideo Smarte.Land.Regionen - Potsdam Mittelsmark

Im Landkreis gibt es grundsätzlich einen recht guten öffentlichen Nahverkehr, doch gerade abgelegene Dörfer und weniger frequentierte Strecken sind oft nur unzureichend angebunden. Hier setzt das Projekt „KOMBI“ an, das bestehende Mobilitätslücken schließen soll und auf digitale Technologien setzt, um die Mitnahmebänke, die in vielen Orten bereits vorhanden sind, weiterzuentwickeln und zu vernetzen.

Mitnahmebänke, die in der analogen Form bereits an 18 Standorten in unserer Gemeinde stehen, bieten Menschen die Möglichkeit, spontan auf eine Mitfahrgelegenheit zu hoffen. Indem sie sich einfach an die Bank setzen, signalisieren sie, dass sie eine Mitfahrt zu einem bestimmten Ziel benötigen. Diese Form des sogenannten „Mitfahrbankings“ ist eine charmante und umweltfreundliche Lösung, um den Individualverkehr zu reduzieren und Mobilität auch abseits der Hauptverkehrswege zu gewährleisten. Allerdings ist das System stark von Zufällen abhängig: Nur wenn jemand vorbeikommt und erkennt, wohin die reisende Person möchte, funktioniert es. Hier setzt die Idee einer digitalen Erweiterung an, um den Service zuverlässiger, sicherer und planbarer zu machen.

Mit der neuen App soll es möglich werden, sich im Vorfeld zu verabreden, Mitfahrgelegenheiten zu planen und gleichzeitig das Gefühl von Sicherheit zu erhöhen. Wer eine Mitfahrt anbietet oder sucht, kann über die App auf verschiedenen Verifizierungsstufen eine Verbindung herstellen. Fahrer und Mitfahrer wissen so, mit wem sie unterwegs sind, was für ein zusätzliches Vertrauen sorgt. Die App zeigt dabei alle Mitnahmebänke auf einer Karte an und ermöglicht es den Nutzern, Mitfahranfragen zu stellen. So kann man beispielsweise konkret nachfragen, ob jemand von einer bestimmten Bank zu einer anderen mitgenommen werden kann. Zudem besteht die Möglichkeit, vorab über eine Chatfunktion Besonderheiten zu klären, wie etwa, ob es okay ist, einen Hund mitzunehmen.

Ein großer Vorteil des digitalen Ansatzes ist, dass er Barrieren abbaut. Während sich manche Menschen möglicherweise unwohl fühlen, sich einfach an eine Mitnahmebank zu setzen und auf eine Gelegenheit zu warten, senkt die App die Hemmschwelle für viele Nutzer. Insbesondere Personen, die in Bezug auf spontane Mitfahrgelegenheiten bisher unsicher waren, könnten durch die digitale Verknüpfung mehr Vertrauen und Mut entwickeln, den Dienst zu nutzen. Die Möglichkeit, das Profil des Fahrers oder der Fahrerin vorab zu sehen und Kontakt aufzunehmen, schafft Transparenz und erhöht die Bereitschaft, Mitfahrgelegenheiten anzunehmen oder anzubieten.

Das Projekt KOMBI zielt aber nicht nur auf die technische Lösung ab. Es geht auch darum, das soziale Miteinander zu stärken. Durch das Teilen einer Fahrt entstehen oft ungezwungene Gespräche, die Menschen verbinden. Gerade in ländlichen Gebieten, wo die Nachbarschaft eine wichtige Rolle spielt, kann die App helfen, neue Kontakte zu knüpfen und Vertrauen zwischen den Bewohnern aufzubauen. Die persönliche Begegnung steht dabei im Mittelpunkt, unterstützt durch eine smarte digitale Komponente.

Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Modellvorhabens „Smarte LandRegionen“, das darauf abzielt, innovative Mobilitätslösungen zu entwickeln und in der Praxis zu erproben. Ziel ist es, einen digitalen Mobilitätsdienst zu schaffen, der nicht nur im eigenen Landkreis Anwendung findet, sondern langfristig als Vorbild für andere ländliche Regionen in Deutschland dienen soll. Insbesondere in Gegenden, wo der öffentliche Nahverkehr nur spärlich ausgebaut ist, könnte das digitale Mitfahrbanking eine Lösung sein, die sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltige Mobilität ermöglicht.

Die App soll dabei nicht den öffentlichen Nahverkehr ersetzen, sondern ihn sinnvoll ergänzen. Gerade in Kombination mit Bussen und Bahnen, die in den größeren Ortschaften des Landkreises verkehren, könnte das digitale Mitfahrbanking eine flexible und zuverlässige Mobilitätslösung für den ländlichen Raum darstellen. So wäre es denkbar, dass Menschen eine Mitfahrgelegenheit bis zur nächsten Bushaltestelle oder zum nächsten Bahnhof nutzen, um von dort aus ihre Reise fortzusetzen.

Das Projekt befindet sich derzeit in der Entwicklungs- und Testphase. Die Erfahrungen aus dieser Phase sollen dazu beitragen, die App weiter zu optimieren und den Service an die Bedürfnisse der Menschen im ländlichen Raum anzupassen. Ziel ist es, den Menschen eine größere Mobilitätsfreiheit zu ermöglichen und gleichzeitig das soziale Miteinander zu stärken. Langfristig könnte die digitale Mitfahrbank eine wichtige Rolle dabei spielen, den ländlichen Raum lebendig zu halten und ihn besser an zentrale Infrastrukturen anzubinden.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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