Feiern zum 75. Jubiläum der Verabschiedung des Grundgesetzes in Bonn und Berlin

Vor 75 Jahren, am 23. Mai 1949, wurde das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland verkündet. Der Deutsche Bundestag beteiligt sich an den Jubiläumsfeierlichkeiten mit einem Fest der Demokratie – sowohl in der Bundeshauptstadt Berlin mit einem Programm als auch in der Bundesstadt Bonn mit einem Programm.

Während in Berlin von Freitag, 24. Mai, bis Sonntag, 26. Mai, rund um das Reichstagsgebäude gefeiert wird, präsentiert sich der Deutsche Bundestag in Bonn am Samstag, 25. Mai, von 11 bis 19 Uhr im ehemaligen Plenargebäude, dem heutigen World Conference Center am Platz der Vereinten Nationen.

Reichstagsgebäude und Paul-Löbe-Haus geöffnet

Im Deutschen Bundestag beginnt das Demokratiefest an allen drei Tagen um 11 Uhr. Letzter Einlass im Reichstagsgebäude ist am Freitag, 24. Mai, und Samstag, 25. Mai, jeweils um 19 Uhr und im Paul-Löbe-Haus um 21 Uhr. Am Sonntag, 26. Mai, können die Gäste bis 17 Uhr die beiden Parlamentsgebäude erkunden. Die Gäste können sich im Reichstagsgebäude auf einer vorgegebenen Route von der Plenarsaal- über die Besucherebene bis zur Kuppel bewegen.

Unterwegs erfahren sie von Besucherführerinnen und Besucherführern Wissenswertes über interessante Orte wie den Andachtsraum oder die Abgeordnetenlobby, in der die Ausstellung „… denen mitzuwirken versagt war. Ostdeutsche Demokraten in der frühen Nachkriegszeit“ gezeigt wird. Die Ausstellung wird von der Bundesstiftung Aufarbeitung zusammen mit der SED-Opferbeauftragten präsentiert. In der Präsenzbibliothek kann die Urschrift des Grundgesetzes besichtigt werden, die ansonsten gut gesichert und klimatisiert im Parlamentsarchiv verwahrt wird.

Einblicke in die Arbeit des Hohen Hauses gewähren Mitglieder des Präsidiums des Deutschen Bundestages und Abgeordnete sowie der Besucherdienst auf den Besuchertribünen. Die halbstündigen Kurzvorträge mit anschließender Fragemöglichkeit finden fortlaufend statt. Auf der Fraktionsebene des Reichstagsgebäudes warten Präsentationsstände und Informationen zu Karrieremöglichkeiten in der Bundestagsverwaltung. Dort steht auch eine kleine Bühne, auf der von 11 bis 19 Uhr, sonntags bis 17 Uhr, Dialogveranstaltungen mit Abgeordneten oder das Bundestags-Quiz angeboten werden. Auf der Dachterrasse können sich die Gäste mittels Audioguide Zugang zu weiteren Informationen verschaffen.

Rollenspiel „Forum Plenarsaal“

Im Paul-Löbe-Haus, in dem die Ausschüsse des Bundestages tagen, können Besucherinnen und Besucher im „Forum Plenarsaal“ selbst in die Rolle von Abgeordneten schlüpfen. Sie können sich an einer fiktiven Debatte über eine Änderung des Grundgesetzes beteiligen und so auf unterhaltsame Weise erleben, wie Demokratie funktioniert. Das Rollenspiel im „Forum Plenarsaal“ wird im Wechsel mit Dialogveranstaltungen von Mitgliedern des Präsidiums und Abgeordneten angeboten.

Im „Forum Plenarsaal“ ist am Samstag, 25. Mai, auch ein Gespräch mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zum Thema „Demokratieförderung in Deutschland“ von 13 Uhr bis 13.45 Uhr möglich. Eine weitere Möglichkeit, mit der Bundestagspräsidentin zu diskutieren, besteht am Nachmittag ab 15.30 Uhr im „Dialogforum“ in der Paul-Löbe-Allee zum Thema „75 Jahre Demokratie lebendig“. Dafür ist eine Anmeldung auf der Webseite zum Dialogforum der Bundesregierung erforderlich.

In den Nachmittag- und Abendstunden verwandelt sich der nachgebildete Plenarsaal in eine Theaterbühne, auf der das bekannte Improvisationstheater „Theatersport Berlin“ zum Mitmachen einlädt. In der Halle des Paul-Löbe-Hauses informiert außerdem die Chemnitzer Bürgerinitiative „Aktion ©“, die für eine friedliche und tolerante Gesellschaft eintritt, über ihre Arbeit. Die Ausstellung „Odyssee einer Urkunde – Die Paulskirchenverfassung vom 28. März 1849“ gewährt Einblicke in die erste Verfassung, die für alle Deutschen Gültigkeit haben sollte.

Weitere Veranstaltungen im „Forum Plenarsaal“

24. Mai, ab 12 Uhr: Gespräch mit Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) und ehemaligen Mitgliedern des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“
24. Mai, ab 14 Uhr: Gespräch mit Dr. Gesine Lötzsch Gruppe Die Linke) zum Thema „Wofür gibt der Bundestag Ihr Geld aus?“
24. Mai, ab 16 Uhr: Gespräch mit Markus Kurth (Bündnis 90/Die Grünen) zum Thema „Menschenwürde und Sozialstaatsprinzip: Das soziale Fundament der Bundesrepublik Deutschland“
24. Mai, ab 18 Uhr: Gespräch mit Dr. Nina Scheer (SPD) zum Thema „Demokratie hautnah erleben – Dialog mit der Klimaschutz- und energiepolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion“
24. Mai, ab 19 Uhr: Gespräch des Polizeibeauftragten des Bundes beim Deutschen Bundestag, Uli Grötsch, zum Thema „Der Polizeibeauftragte – Hilfsorgan und Helf-Organ“
25. Mai, ab 11 Uhr: Gespräch der SED-Opferbeauftragten beim Deutschen Bundestag, Evelyn Zupke, mit der Zeitzeugin Carla Ottmann zum Thema „Von der politischen Gefangenen im DDR-Frauengefängnis Hoheneck zur ehrenamtlichen Richterin“
25. Mai, ab 12 Uhr: Gespräch mit dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Friedrich Merz
26. Mai, ab 14 Uhr: Gespräch mit einer oder einem Abgeordneten der FDP-Fraktion
26. Mai, ab 15 Uhr: Podiumsgespräch „Ostdeutsche Perspektiven auf 75 Jahre Grundgesetz“ mit Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Gruppe Die Linke) mit Bundestagspräsident a.D. Dr. h.c. Wolfgang Thierse, Dr. Sabine Bergmann-Pohl, letzte Vorsitzende des Präsidiums der Volkskammer, und Marianne Birthler, ehemalige Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR

Historische Exponate und Frackausstellung in Bonn

Am Rollenspiel „Forum Bundestag“ können sich die Gäste auch in Bonn im ehemaligen Plenargebäude beteiligen. Beim Restaurant und im angrenzenden Garten gibt es einen Hindernis-Parcours für Kinder, die ihr Wissen auch beim Kinder-Quiz testen können. In der Lobby präsentiert der Plenarassistenzdienst Fräcke und Frackkostüme der Saaldiener aus den Anfängen des Deutschen Bundestages bis in die heutige Zeit. Abgeordnete und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung stehen für Fragen rund um den Deutschen Bundestag und zum parlamentarischen Geschehen zur Verfügung.

In Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland werden Exponate zu den Anfängen des Grundgesetzes und zum ersten Deutschen Bundestag gezeigt, unter anderem elf Kunstwerke von Schülerinnen und Schülern zum Parlamentarischen Rat und Fotografien von Erna Wagner-Hehmke aus der Zeit der Grundgesetz-Verabschiedung.

Eines der Highlights in Bonn wird um 14 Uhr im Plenarsaal stattfinden. Dort ist ein interaktives Dialogformat mit der ukrainischen Exil-Journalistin Lina Safronova zum Thema „Information als Waffe – Pressefreiheit in Zeiten von Krieg und Diktatur“ geplant.

Darüber hinaus ist ab 13 Uhr ein moderiertes Gespräch mit der Autorin Helene Bukowski über das Buch „Der nächste Redner ist eine Dame“ der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages vorgesehen und einer zusätzlichen Lesung durch die Autorin ab 15 Uhr.

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Der Riss durch die Erinnerung: Wenn Ostalgie auf Trauma trifft

Als ich in einem Beitrag auf die dunkle Seite der DDR-Erziehung hinwies und die Willkür der Einweisungen in Jugendwerkhöfe thematisierte – oft wegen Nichtigkeiten wie Westkleidung oder politischem Widerspruch –, brach ein Sturm der Entrüstung los. Hunderte Kommentare unter meinem Post offenbarten einen tiefen Riss in der deutschen Erinnerungskultur, der auch 30 Jahre nach der Wende nicht verheilt ist. Die Debatte zeigte mir erschreckend deutlich: Für viele ehemalige DDR-Bürger ist Kritik am System noch immer ein persönlicher Angriff. Mit dem Argument der eigenen, unbeschadeten Biografie ("Mir hat es nicht geschadet") wird das Leid Tausender weggewischt. Opfer, die von Drill und Gewalt berichten, werden als Lügner diffamiert oder gar selbst für ihr Schicksal verantwortlich gemacht. Doch am verstörendsten ist für mich der Blick nach vorn: Inmitten der Leugnung wächst die laute Sehnsucht nach autoritärer Härte und der Wiedereinführung von Umerziehungsmaßnahmen. Dies ist eine Analyse über verdrängte Traumata, aggressive Ostalgie und die Unfähigkeit zum Dialog.

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Sahra Wagenknecht: Die Rückkehr geglaubter Vergangenheiten

Journalistischer Text - Profil Sahra Wagenknecht über das Déjà-vu der Unfreiheit Ein Gefühl der Beklemmung macht sich breit, wenn man beobachtet, wie schnell abweichende Haltungen heute nicht mehr diskutiert, sondern sanktioniert werden. Es ist, als ob ein alter Film erneut abgespielt wird, dessen Handlung man eigentlich im Archiv der Geschichte wähnte. Manche erleben diese Tage mit einem bitteren Gefühl der Wiedererkennung, das tief im kollektiven Gedächtnis verankert ist. Es sind jene, die wissen, wie es sich anfühlt, wenn der Staat definiert, was Wahrheit ist, und wenn Kritik an der Regierung als Angriff auf das Staatswohl uminterpretiert wird. Die Rede ist von einer schleichenden Rückkehr autoritärer Muster, bei denen Hausdurchsuchungen wegen Online-Postings und die soziale Ächtung von Andersdenkenden wieder zum Repertoire gehören. Die Sorge ist groß, dass der liberale Diskurs, in dem auch die unbequeme Meinung ihren Platz hat, einer neuen Konformität weicht. Wenn politische Gegner nicht mehr inhaltlich gestellt, sondern moralisch delegitimiert oder juristisch behindert werden, verliert die Demokratie ihre Substanz. Es entsteht eine Gesellschaft, in der die Angst vor dem falschen Wort wieder das Handeln bestimmt. Journalistischer Text - Seite Sahra Wagenknecht sieht Schatten über dem Diskurs Die Mechanismen der Ausgrenzung funktionieren oft lautlos, bis sie einen selbst treffen und die Grenzen des Sagbaren verschieben. Es beginnt nicht mit Verboten, sondern mit einer Atmosphäre, in der der Preis für die eigene Meinung plötzlich zu hoch erscheint. Viele blicken mit Sorge auf eine Entwicklung, in der staatliche Stellen und mediale Öffentlichkeit Hand in Hand zu gehen scheinen, um einen engen Meinungskorridor zu zementieren. Die historische Sensibilität für solche Prozesse ist gerade dort hoch, wo man Erfahrung mit Systembrüchen hat. Wenn der Schutz der Demokratie als Argument dient, um demokratische Rechte wie die Meinungsfreiheit einzuschränken, befindet sich das Gemeinwesen auf einer abschüssigen Bahn.

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Suchttransformation in den neuen Bundesländern nach 1990

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Der Entwurf für ein freies Mediengesetz im Dezember 1989

Journalistischer Text - Profil Zehn Thesen für eine neue Medienordnung der DDR Am 21. Dezember 1989 wird ein Text öffentlich, in dem Journalisten und Künstler gemeinsam formulieren, wie eine freie Presse in Zukunft rechtlich abgesichert werden soll. Wenn ich heute diesen Entwurf lese, sehe ich darin den Versuch jener Generation, die Deutungshoheit über die eigene Wirklichkeit zurückzugewinnen. Man spürt beim Betrachten der Punkte, dass es einigen Akteuren nicht nur um Reformen ging, sondern um eine fundamentale Neudefinition des Verhältnisses zwischen Staat und Öffentlichkeit, getragen von der Erfahrung jahrelanger Gängelung. Es scheint, als hätten viele Beteiligte in diesen Wochen die seltene historische Lücke erkannt, in der man Strukturen schaffen wollte, die immun gegen Machtmissbrauch sind. Für den heutigen Betrachter wirkt der Text wie ein Dokument des Übergangs, in dem die Hoffnung auf eine selbstbestimmte, demokratische DDR-Gesellschaft noch greifbar ist. Journalistischer Text - Seite 1 Das Ende der staatlichen Informationskontrolle Der Gesetzentwurf postuliert eine gerichtliche Einklagbarkeit von behördlichen Informationen und verbietet jegliche staatliche Einmischung in die redaktionelle Arbeit der Medien. Ich stelle mir vor, wie befreiend diese Forderung für jene gewirkt haben muss, die jahrelang gegen Wände aus Schweigen und Propaganda angelaufen sind. Es wirkt in der Rückschau so, als wollte man mit diesen Paragrafen ein für alle Mal verhindern, dass Informationen jemals wieder als Herrschaftswissen missbraucht werden können. Journalistischer Text - Seite 2 Mitbestimmung in den Redaktionen Die Thesen verlangen, dass Chefredakteure und Intendanten nur durch eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Mitarbeiter und nur auf Zeit in ihr Amt berufen werden dürfen. Beim Lesen dieses Abschnitts denke ich an die tiefgreifende Skepsis gegenüber Autoritäten, die viele Medienschaffende in jener Zeit geprägt haben muss. Dieser Passus zeugt von dem Wunsch einiger, die Demokratisierung nicht an der Pforte des Betriebes enden zu lassen, sondern sie direkt in die Hierarchien der Redaktionen hineinzutragen. Weitere Überschriften Verfassungsrang für die Informationsfreiheit Quellenschutz und Gewissensfreiheit für Autoren Öffentliche Kontrolle statt staatlicher Zensur Der Weg zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk Medienvielfalt als Spiegel der Gesellschaft Unabhängiger Medienrat als Kontrollinstanz

Egon Krenz und die Legende vom verratenen Staat

MASTER-PROMPT HOOK - Profil Egon Krenz und die Deutung der Geschichte Ein älterer Herr im dunklen Anzug tritt ans Mikrofon, die Hände fest am Pult, der Blick fest in den Saal gerichtet, wo Menschen sitzen, die auf ein bestätigendes Wort warten. Er spricht von 1989, von Entscheidungen im Zentralkomitee und von einer Ordnung, die seiner Meinung nach nicht von innen zerbrach, sondern von außen zerstört wurde. MASTER-PROMPT Teaser JP (Reflective) Erinnerung an den Herbst 1989 Wenn ich die Stimme von Egon Krenz heute höre, vermischen sich die Bilder des aktuellen Auftritts mit den verblassten Fernsehaufnahmen jenes Abends im November vor vielen Jahren. Damals herrschte eine Ungewissheit, die sich in den Gesichtern meiner Eltern spiegelte, während auf dem Bildschirm Weltgeschichte geschrieben wurde. Egon Krenz spricht auf dem "Nationalen Denkfest" über seine Sicht auf die Wende, verteidigt die Rolle der Sicherheitsorgane und zieht Parallelen zur heutigen Russlandpolitik, die mich irritieren. Für mich klingt das nicht nach der Befreiung, die ich damals als Kind in der Euphorie der Erwachsenen zu spüren glaubte. MASTER-PROMPT Teaser Coolis (Neutral) Egon Krenz äußert sich zur DDR-Geschichte Der ehemalige SED-Generalsekretär Egon Krenz hat auf dem "Nationalen Denkfest" eine Rede zur Geschichte der DDR und den Ereignissen von 1989 gehalten. Vor dem Publikum verteidigte er die politischen Entscheidungen der damaligen Führung und wies die Verantwortung für den Zusammenbruch des Staates externen Faktoren zu. Krenz thematisierte in seinem Vortrag auch den aktuellen Konflikt in der Ukraine und kritisierte die Rolle der NATO, wobei er für eine Annäherung an Russland plädierte. Er betonte die seiner Ansicht nach friedenssichernde Funktion der DDR-Sicherheitskräfte während der friedlichen Revolution im November 1989.