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Das letzte große Interview mit Regine Hildebrandt

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In einem heute historischen Interview gab Regine Hildebrandt, die einst als engagierte Ministerin und Brückenbauerin zwischen Ost und West galt, offene Einblicke in ihr Leben und ihre gesundheitlichen Herausforderungen. Damals sprach sie über ihre Brustkrebsdiagnose – eine Diagnose, die vor fünf Jahren gestellt worden war – und berichtete detailliert von den Belastungen einer intensiven Chemotherapie, deren Erholungsphasen sich im Vergleich zu früher deutlich verlängert hatten.

Im Gespräch erinnerte sie sich an ihre DDR-Vergangenheit, in der strenge Arbeitsrhythmen und frühes Aufstehen den Alltag bestimmten, und betonte, wie sehr sie heute den Luxus schätzte, länger ausschlafen zu können – ein Wandel, den sie den Einflüssen westdeutscher Arbeitskulturen zuschrieb. Neben den körperlichen Beschwerden, wie etwa den Einschränkungen durch ihre gebrochenen Armverletzungen und den Herausforderungen beim Wintersport, ging Hildebrandt auch auf den Umgang mit ihrer Krankheit im privaten Umfeld ein. Sie schilderte, wie sie und ihre Familie – von Enkelkindern bis zu weiteren Angehörigen – gelernt hatten, offen mit den sichtbaren Spuren der Krankheit umzugehen, ohne das Thema zu tabuisieren.

Politisch blieb sie ihrer Überzeugung treu: Auch wenn ihre Zeit im öffentlichen Amt von Kompromissen und Rückschlägen geprägt war, kritisierte sie scharf die anhaltenden strukturellen Probleme, insbesondere im Osten Deutschlands, und wies auf die ungleichen Entwicklungen zwischen Ost und West hin. Ihre Äußerungen zu lebensverlängernden Maßnahmen und zur Sterbehilfe machten deutlich, wie sehr sie den Wunsch nach einem würdevollen Lebensende empfand – ein Thema, das sie auch im Hinblick auf die Belastungen im Pflege- und Krankenhauswesen aufgriff.

Das Interview, das vor vielen Jahren stattfand, gewann zusätzlich an historischer Bedeutung, als Regine Hildebrandt am 26. November 2001 verstarb – ein Ereignis, das nicht nur ihre politische Karriere, sondern auch die Erinnerung an ihren persönlichen Kampf und ihr unermüdliches Engagement nachhaltig prägte.

Friedrich Schiller und die Universität Jena – Eine besondere Verbindung

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Jena ist untrennbar mit dem Namen Friedrich Schiller verbunden. Der Dichter, Historiker und Philosoph verbrachte einige seiner kreativsten Jahre in der Saalestadt, die nicht nur seine wissenschaftliche Karriere prägte, sondern auch als Inspirationsquelle für seine literarischen Werke diente. Noch heute zeugen zahlreiche Gedenkstätten und die Friedrich-Schiller-Universität von diesem Erbe.

Schillers Zeit in Jena
1789 erhielt Schiller einen Ruf als Professor für Geschichte an der Universität Jena – eine Anstellung, die seine finanzielle Situation entscheidend verbesserte. In Jena fand Schiller eine intellektuell belebende Umgebung, in der er bedeutende Werke verfasste. Besonders sein Gartenhaus vor den Toren der Stadt, das er 1797 erwarb, wurde zum kreativen Rückzugsort, in dem er Balladen, wesentliche Teile des „Wallenstein“ und den Beginn von „Maria Stuart“ schrieb.

In einem Brief an seinen Schwager Johann Friedrich Reinwald schwärmte Schiller 1798 von seinem Besitz: „Wir können uns in drei Stockwerke verteilen, und ich bewohne die Mansarde. Auch habe ich einen Pavillon am Ende des Gartens bauen lassen, von zwei Stockwerken, woraus man eine recht hübsche Ansicht hat.“

Goethe und Schillers Erinnerungsort
Die enge Freundschaft zwischen Schiller und Goethe zeigte sich nicht nur in ihrer Korrespondenz, sondern auch in ihrer gemeinsamen Wertschätzung für Erinnerungsorte. Während Goethe auf einer Reise nach Frankfurt das Haus seiner Großeltern besuchte, schrieb er Schiller über die Bedeutung solcher Orte. Schiller antwortete darauf mit der Erkenntnis, dass letztlich das persönliche Empfinden darüber entscheidet, welchen Wert ein Ort für den Einzelnen hat.

Schillers Besitz in Jena blieb auch nach seinem Umzug nach Weimar von Bedeutung. Sein Gartenhaus wurde später in ein Observatorium umgewandelt, als das Gelände in den herzoglich-weimarschen Staatsbesitz überging. Goethe, der Schiller stets in Erinnerung hielt, plante, eine Büste des Freundes dort aufzustellen, was jedoch nie realisiert wurde.

Die Universität ehrt ihren Dichter
Lange blieb das Gedenken an Schillers Zeit in Jena eher fragmentarisch. Erst 1889, zum 100-jährigen akademischen Jubiläum Schillers, wurde ihm ein Denkmal an der Universität gesetzt. Auch das Gartenhaus, das zeitweise als Wohnung des Hausmeisters der Sternwarte diente, blieb erhalten und wurde 1924 zur ersten Schiller-Gedenkstätte in Jena.

1934 erfolgte schließlich die offizielle Namensgebung der Universität. Die thüringische Regierung entschied, dass die Jenaer Hochschule künftig als „Friedrich-Schiller-Universität“ bekannt sein sollte. Doch in der Zeit des Nationalsozialismus wurde Schiller ideologisch vereinnahmt – ein Erbe, das erst nach dem Zweiten Weltkrieg kritisch hinterfragt wurde.

Schillers Erbe in Jena heute
Während die Innenstadt Jenas im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört wurde, blieb Schillers Gartenhaus erhalten. Heute ist es eine der zentralen Erinnerungsstätten an den Dichter. Auch die Universität pflegt weiterhin das Andenken an ihren berühmten Namensgeber.

Anlässlich seines 150. Todestages im Jahr 1955 verlieh die Universität Thomas Mann die Ehrendoktorwürde – eine Geste, die Schillers universelle Bedeutung als Dichter und Denker unterstrich. Bis heute entfaltet das Jenaer Gartengrundstück eine besondere Aura, die Wissenschaftler, Studierende und Besucher gleichermaßen inspiriert.

Schillers Einfluss auf die Stadt Jena und ihre Universität bleibt ungebrochen. Die zahlreichen Gedächtnismale an verschiedenen Orten der Stadt zeigen, dass sein Geist hier lebendig geblieben ist. Die Friedrich-Schiller-Universität trägt seinen Namen mit Stolz – als Symbol für die Verbindung von Freiheit, Bildung und humanistischer Tradition.

Ein Nachruf auf Gerd Poppe: Ein Leben für Freiheit und Menschenrechte

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Der DDR-Bürgerrechtler und langjährige Menschenrechtsaktivist Gerd Poppe ist tot. Er starb am 29. März 2025 im Alter von 84 Jahren. Mit ihm verliert Deutschland eine der prägendsten Stimmen der friedlichen Opposition gegen die SED-Diktatur. Sein Leben war geprägt von Mut, Prinzipientreue und einem unerschütterlichen Einsatz für Gerechtigkeit.

Poppe war ein Mann des gewaltfreien Widerstands. Schon in den 1970er Jahren stellte er sich mit Haltung und persönlichem Risiko gegen das kommunistische Regime der DDR. Als Mitgründer oppositioneller Gruppen wie der „Initiative Frieden und Menschenrechte“ setzte er sich unermüdlich für Demokratie und Menschenrechte ein. Verhaftungen, ständige Überwachung durch die Stasi und massive Repressionen konnten ihn nicht brechen. Seine Beharrlichkeit machte ihn zu einem der bedeutendsten Vertreter der DDR-Opposition.

Nach dem Mauerfall brachte Poppe sein Engagement in die Politik des vereinten Deutschlands ein. 1990 zog er für Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag ein und wurde außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. In dieser Rolle setzte er sich insbesondere für die Aufarbeitung des DDR-Unrechts, für Versöhnung sowie für eine konsequente Menschenrechtspolitik ein. Später diente er als erster Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe. In dieser Funktion wirkte er maßgeblich daran mit, die Menschenrechtsfrage stärker in die deutsche Außenpolitik zu integrieren. Für sein unermüdliches Wirken erhielt er 1995 das Bundesverdienstkreuz.

Würdigungen für sein Lebenswerk kamen aus vielen Richtungen. Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt nannte ihn einen „wunderbaren, klugen und immer freundlichen Kämpfer für die Freiheit“. Renate Künast sprach von ihm als einem „Kämpfer für die Freiheit“, der sich stets für die Rechte anderer eingesetzt habe. Auch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur betonte, dass Poppe zu jener kleinen Gruppe von Menschen gehörte, die sich trotz aller Widrigkeiten gegen das Unrecht der SED stellten und damit den Weg für eine friedliche Revolution ebneten.

Gerd Poppe war nicht nur ein Politiker, sondern vor allem ein Vorbild für Zivilcourage und demokratisches Engagement. Er zeigte, dass selbst unter einem repressiven Regime Widerstand möglich ist und dass der Kampf für Menschenrechte niemals aufhört. Sein unermüdlicher Einsatz für Gerechtigkeit und Menschenrechte bleibt sein Vermächtnis. Sein Lebensweg zeigt, dass Mut und Prinzipientreue Geschichte verändern können. Mit seinem Tod verliert Deutschland einen der bedeutendsten Kämpfer für die Freiheit. Doch seine Ideen und sein Wirken werden weiterleben.

Der Media Markt Gründer Walter Gunz ruft zum Umdenken auf

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Walter Gunz, der Gründer von Media Markt, blickt auf eine außergewöhnliche Unternehmergeschichte zurück – eine Geschichte, die mit einem scheinbaren Fehler begann und in einem der größten Handelsunternehmen Deutschlands endete. In einem intensiven Gespräch mit Mario Lochner und Sinan Krieger öffnet Gunz seine Erinnerungen, erläutert seine unternehmerischen Entscheidungen und übt scharfe Kritik an den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland.

Aus einem Fehltritt wurde ein Erfolg
Gunz erinnert sich an den Wendepunkt seiner Karriere: Eine impulsive Kündigung bei Karstadt nach einem emotionalen Gespräch mit der Revision in Essen. „Es war der größte Fehler meines Lebens“, so Gunz, „doch auf dem Heimweg erkannte ich, dass es für meine zwölf Mitarbeiter und einen Lehrling keine Alternative gab.“ Die daraus entstandene Geschäftsidee war getrieben von der Verantwortung, die er gegenüber seinen Mitarbeitern empfand. Dieses als „Felix Kulpa“ bezeichnete Phänomen – die glückselige Schuld – zeigt, wie aus einem vermeintlichen Fehltritt ein Meilenstein im unternehmerischen Werdegang werden kann.

Kritik am zentralistischen Denken
Ein wiederkehrendes Thema in Gunz’ Ausführungen ist seine Kritik an zentralistischen Systemen. Er zieht dabei Parallelen von der Steuerung bei Karstadt über das heutige „Brüssel-Modell“ der EU bis hin zur deutschen Bürokratie. Für ihn stehen allzu viele Vorschriften und Reglementierungen im Widerspruch zu Freiheit, Kreativität und unternehmerischem Erfolg. „Zentralismus erstickt den Einzelnen – er setzt auf Kontrolle und Vorgaben, statt auf individuelle Verantwortung“, betont Gunz und sieht hierin den Grund für den Niedergang traditioneller Unternehmen wie Karstadt.

Führungskultur: Vertrauen statt Kontrolle
Im Zentrum von Gunz’ unternehmerischer Philosophie steht das Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter. Er weist darauf hin, dass wahre Potenzialentfaltung nicht durch strenge Hierarchien und „Dienst nach Vorschrift“ gelingt, sondern durch das Freisetzen individueller Stärken. Bei Media Markt herrschte ein Geist des Miteinanders, in dem die Mitarbeiter als Individuen gesehen wurden, deren Beitrag zusammen oft weit mehr als die Summe der Einzelteile ergibt – ein Prinzip, das er als „1 plus 1 plus 1 ergibt 5“ beschreibt. Dabei lehnt er die reine Work-Life-Balance ab und fordert stattdessen, dass Arbeit als Lebenssinn begreifbar sein muss.

Deutschland am Scheideweg
Gunz ist beunruhigt über die gegenwärtige Entwicklung in Deutschland. Er kritisiert, dass immer mehr Vorschriften und ein allgegenwärtiger staatlicher Eingriff die Wirtschaft lähmen und den Unternehmergeist ersticken. Die Politik, so Gunz, lasse sich zu sehr von Umfragen und populistischen Meinungen leiten. „Die Freiheit stirbt nur scheibchenweise“, zitiert er Guido Westerwelle, und warnt davor, dass der zunehmende Zentralismus langfristig zu einem wirtschaftlichen Absturz führen könnte. Dabei sieht er in der aktuellen Verschuldungspolitik und der anhaltenden Bürokratisierung gefährliche Tendenzen, die den Mut zu unpopulären, aber notwendigen Entscheidungen untergraben.

Eigenverantwortung als Schlüssel zum Erfolg
Der Unternehmer hebt hervor, dass Krisen nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen bieten können. Anhand von Beispielen wie der anfänglichen Unterkapitalisierung oder einem Brand in einem Media Markt zeigt er, wie durch entschlossenes Handeln und den Glauben an die eigene Vision auch aus Widrigkeiten neue Erfolgsperspektiven entstehen können. Für Gunz ist es entscheidend, dass Unternehmer Verantwortung übernehmen und sich nicht von ideologischen Dogmen oder kurzfristigen Trends leiten lassen.

Liberaler Geist versus ideologischer Dogmatismus
Abschließend stellt Gunz den Liberalismus dem dogmatischen Denken entgegen. Während Liberalismus für ihn Eigenverantwortung, Freiheit und wirtschaftliches Wachstum bedeutet, kritisiert er die zunehmende Ideologisierung – sei es in der Politik oder im öffentlichen Diskurs. Er appelliert an eine Rückbesinnung auf die Werte der jüdisch-christlichen Kultur, auf Moral, Ehrlichkeit und den Mut, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen. Dabei weist er darauf hin, dass ein echter Wandel nicht von innen heraus, sondern durch Impulse von außen – etwa durch wirtschaftlich unabhängige Vorbilder und liberale Thinktanks – in Gang gesetzt werden muss.

Walter Gunz’ Bericht zeichnet das Bild eines Unternehmers, der sowohl auf seine bewegte Vergangenheit als auch auf die gegenwärtigen Herausforderungen Deutschlands blickt. Sein Appell an mehr Vertrauen, Eigenverantwortung und den Mut, gegen den Strom zu schwimmen, ist dabei nicht nur ein persönliches Bekenntnis, sondern auch ein Weckruf für die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft.

In einem Land, das zunehmend von Bürokratie und zentralistischer Kontrolle geprägt ist, bleibt die Frage: Kann der Geist der Freiheit und des Unternehmertums den Weg zu einer innovativeren und lebenswerteren Zukunft ebnen? Walter Gunz ist überzeugt – es braucht nur den ersten Schritt.

Sonderausstellung in Wiedenbrück würdigt 90 Jahre Fernsehen

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Am 22. März 1935 startete mit dem Fernsehsender „Paul Nipkow“ in Berlin das weltweit erste reguläre Fernsehprogramm. Von einem Studio am Berliner Funkturm aus wurden zunächst täglich zwei Stunden lang Bildungs-, Unterhaltungs- und Nachrichtensendungen ausgestrahlt. Damit begann eine technische und mediale Revolution, die das 20. Jahrhundert nachhaltig prägen sollte.

Doch bereits ein Jahr zuvor, am 18. April 1934, hatte die erste offizielle Fernsehübertragung in Deutschland stattgefunden. In der Berliner Krolloper wurde der Öffentlichkeit erstmals das neue Medium vorgestellt – ein Ereignis, das heute als historischer Meilenstein gilt. Die damalige Reichspost produzierte dazu einen nachgestellten Film mit dem Titel Das Auge der Welt, der die technischen Möglichkeiten des Fernsehens inszenierte und bis heute ein eindrucksvolles Zeitdokument darstellt.

Im Jahr 2025 erinnert das Radio- und Telefonmuseum Wiedenbrück an diese frühen Pionierleistungen mit einer umfassenden Sonderausstellung. Seit dem 21. März können Besucher dort die Entwicklung des Fernsehens von seinen Anfängen bis zur Gegenwart nachverfolgen. Besonders im Fokus steht dabei der Sender „Paul Nipkow“, der bis 1944 Bestand hatte und in dieser Zeit die Weichen für das moderne Fernsehen stellte.

Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Präsentation des historischen Filmbeitrags Das Auge der Welt, der eindrucksvoll zeigt, mit welchen technischen und inhaltlichen Möglichkeiten das Fernsehen in den 1930er Jahren arbeitete. „Dieser Film ist ein seltenes Dokument der Fernsehgeschichte und gibt faszinierende Einblicke in die frühen Visionen des Mediums“, erklärt ein Sprecher des Museums.

Die Ausstellung in Wiedenbrück zeigt, wie aus den ersten, noch experimentellen Sendungen eine der einflussreichsten Medienformen der Welt wurde. Sie verdeutlicht nicht nur die technische Entwicklung, sondern auch die gesellschaftlichen und politischen Dimensionen des Fernsehens. Für Medieninteressierte, Technikfans und Geschichtsbegeisterte bietet sie eine einmalige Gelegenheit, tief in die Anfänge des Fernsehens einzutauchen.

Handwerk in Ostdeutschland: Traditionen zwischen Generationenwandel und Fachkräftemangel

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Chemnitz/Zwickau – Ein traditionsreiches Handwerk kämpft mit den Herausforderungen des demografischen Wandels, veränderten Lebensentwürfen und wirtschaftlichen Umbrüchen. In Ostdeutschland, wo über 200.000 Handwerksbetriebe ansässig sind, zeigt sich zunehmend, dass der Generationenwechsel in vielen Familienunternehmen ins Stocken gerät.

Seit Jahrzehnten galt das Handwerk in der Region als ein stabiler Pfeiler der Wirtschaft – von Elektrikern und Friseuren bis hin zu Bäckern und Gastwirten. Doch die Realität sieht heute anders aus: Viele Betriebe stehen vor der Frage, wer den Betrieb übernimmt, wenn die Gründer in den Ruhestand gehen. „Früher war es selbstverständlich, dass der Nachwuchs in den Familienbetrieb einsteigt“, erinnert sich Friseurmeister Joachim Wagner aus Zwickau. „Heute haben viele junge Menschen andere berufliche Träume oder scheuen das Risiko der Selbstständigkeit.“

Tradition und Wandel: Ein Blick in drei Betriebe
In Chemnitz betreibt die Familie Noack seit 80 Jahren die Konditorei Gränitz – ein Betrieb, der in der DDR- und Wendezeit überlebt hat und heute für seine Torten und Pralinen bekannt ist. Doch auch hier steht die Frage der Nachfolge im Raum. Christine Noack, die den Betrieb von ihren Eltern übernommen hatte, sieht sich aufgrund gesundheitlicher Probleme gezwungen, eine Lösung zu finden. Letztlich erfolgte der Verkauf an die Bäckereikette Vogt, sodass das Erbe der traditionsreichen Konditorei weitergeführt werden kann – wenn auch in veränderter Form.

Nicht weniger dramatisch ist die Situation im Friseursalon Wagner in Zwickau. Joachim Wagner, mittlerweile 71 Jahre alt und seit fünf Jahren über seine offizielle Rentenzeit hinaus tätig, hat trotz intensiver Suche und moderner Marketingmaßnahmen keinen geeigneten Nachfolger gefunden. „Mein Salon ist eine Institution“, sagt Wagner, „aber die jungen Generationen haben heute andere Vorstellungen von Beruf und Lebensgestaltung.“ Auch hier zeigt sich, dass der Fachkräftemangel und die veränderten Arbeitspräferenzen den Fortbestand eines traditionsreichen Familienbetriebs bedrohen.

Ein weiteres Beispiel liefert der Landgasthof der Familie Lanto am Rande des Spreewaldes in Brandenburg. Über Jahrhunderte hinweg war das Gasthaus ein gesellschaftlicher Mittelpunkt. Heute hingegen kämpft der Betrieb mit sinkenden Besucherzahlen und dem Fehlen eines familiären Nachfolgers. Die Tochter, die einst als potenzielle Nachfolgerin gehandelt wurde, entschied sich bewusst gegen die Übernahme – ein Trend, der sich in vielen traditionellen Gaststätten abzeichnet.

Neue Modelle als Chance?
Während einige Betriebe ihre Türen schließen müssen, gibt es auch positive Beispiele gelungener Übergaben. Die Privatbrauerei Fiedler in Oberscheibe etwa, die seit 1934 heimisches Bier produziert, zeigt, dass ein gelungener Generationenwechsel möglich ist. Vater und Sohn führen den Betrieb heute gemeinsam – trotz des anhaltenden Fachkräftemangels in der Region. Auch der Familienbetrieb der Künasts in Dermbach, der sich von einem kleinen Handwerksbetrieb zu einem mittelständischen Unternehmen für Elektroanlagen entwickelt hat, gilt als Erfolgsmodell. Hier sorgt eine enge Verzahnung von Tradition und moderner Ausbildung dafür, dass das Erbe der Vergangenheit nicht verloren geht.

Experten sehen in neuen Übernahme- und Kooperationsmodellen wie Genossenschaften oder strategischen Zusammenschlüssen mögliche Lösungsansätze, um den Fortbestand des Handwerks in Ostdeutschland zu sichern. „Es braucht innovative Ansätze, die es jungen Unternehmern erleichtern, in das Handwerk einzusteigen und gleichzeitig die Traditionen zu bewahren“, so ein Sprecher der Handwerkskammer Chemnitz.

Der Blick in die Zukunft
Der strukturelle Wandel im Handwerk ist mehr als nur ein wirtschaftliches Phänomen – er ist Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels. Junge Menschen streben heute nach einer ausgewogeneren Work-Life-Balance, während die Anforderungen in einem traditionellen Familienbetrieb häufig mit langen Arbeitszeiten und hoher Verantwortung einhergehen. Diese Entwicklungen führen dazu, dass der Fortbestand von Unternehmen, die über Generationen hinweg geführt wurden, immer häufiger in Frage gestellt wird.

Ob alternative Modelle wie Genossenschaften oder Kooperationen den Abwärtstrend stoppen können, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Politik, die Handwerkskammern und die Betriebe selbst gefordert sind, innovative Wege zu finden, um den Strukturwandel aktiv zu gestalten. Nur so lässt sich das Erbe eines Handwerks bewahren, das tief in der ostdeutschen Kultur verwurzelt ist.

Das Massaker von Nemmersdorf – Propaganda oder Kriegsverbrechen?

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Als die Rote Armee am 21. Oktober 1944 das ostpreußische Dorf Nemmersdorf erreichte, wurde die deutsche Bevölkerung mit Berichten über eines der schrecklichsten Kriegsverbrechen an Zivilisten konfrontiert. Die nationalsozialistische Propaganda nutzte die Ereignisse, um Angst und Hass zu schüren. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter den Darstellungen, und welche Rolle spielte das Massaker in der historischen Aufarbeitung?

Die Ereignisse in Nemmersdorf
Nemmersdorf war eines der ersten deutschen Dörfer, das während des Zweiten Weltkriegs von der Roten Armee eingenommen wurde. Wenige Tage später berichteten deutsche Stellen von brutalen Gräueltaten: Zivilisten seien ermordet, Frauen vergewaltigt und Menschen an Scheunentore genagelt worden. Fotografien und Augenzeugenberichte kursierten in deutschen Medien und dienten der Mobilisierung der Bevölkerung gegen die sowjetische Bedrohung.

Doch bereits nach dem Krieg kamen Zweifel an der Darstellung auf. Historiker fanden Hinweise darauf, dass die NS-Propaganda gezielt übertrieben oder sogar inszenierte Bilder verwendet haben könnte. Eine objektive Untersuchung wurde in der unmittelbaren Nachkriegszeit durch die politischen Umstände erschwert.

Historische Einordnung
Während einige Berichte von Zeitzeugen auf echte Gewaltakte hindeuten, bleibt unklar, in welchem Umfang Verbrechen stattfanden. Sowjetische Soldaten hatten in der Endphase des Krieges wiederholt Zivilisten misshandelt und ermordet – ein Muster, das sich auch in anderen Teilen Ostpreußens zeigte. Allerdings war die deutsche Kriegspropaganda bestrebt, die Geschehnisse möglichst dramatisch darzustellen, um die Bevölkerung zum Durchhalten zu bewegen.

In den 1990er-Jahren wurden neue Dokumente gesichtet, die nahelegen, dass es in Nemmersdorf tatsächlich zu Gewalttaten kam, wenngleich nicht im Ausmaß der NS-Berichterstattung. Die exakte Opferzahl bleibt umstritten, ebenso die Frage, ob Teile der Toten von der Wehrmacht selbst dort platziert wurden, um die Ereignisse propagandistisch auszuschlachten.

Die Debatte heute
Bis heute bleibt das Massaker von Nemmersdorf ein umstrittenes Kapitel der Geschichte. Während einige Historiker es als Beispiel für sowjetische Kriegsverbrechen betrachten, warnen andere vor einer unkritischen Übernahme der NS-Berichterstattung. Die Aufarbeitung des Falls zeigt, wie schwierig es ist, historische Wahrheiten von propagandistischen Verzerrungen zu trennen.

Das Massaker von Nemmersdorf steht somit nicht nur für das Grauen des Krieges, sondern auch für die gezielte Instrumentalisierung von Gewalt für politische Zwecke – ein Mahnmal für die Notwendigkeit kritischer Geschichtsaufarbeitung.

An- und Verkauf im Osten: Der Boom der Gebrauchtwarenmärkte

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Im Frühjahr 2025 präsentiert sich Ostdeutschland als wahres Eldorado für Liebhaber gebrauchter Schätze. Second-Hand-Läden, einst als verstaubte Ramschläden verschrien, erleben einen regelrechten Aufschwung – getrieben durch eine schlechte Arbeitsmarktlage und geringe Einkommen, wie auch der Film „Wir kaufen alles“ (2008) eindrucksvoll dokumentiert. Regisseur Thomas Grimm begleitete über Wochen hinweg die Betreiber der sogenannten „A&V“-Läden und ihre vielfältigen Kundschaft – von Sammlern bis hin zu passionierten Schnäppchenjägern – und stellte die Frage in den Raum: Warum boomt gerade dieser Handelszweig?

Ein blühendes Handelsnetzwerk
In Städten wie Chemnitz, Görlitz und Zwickau schießen die An- und Verkaufsläden wie Pilze aus dem Boden. So sind Beispiele wie SBSDeko in Chemnitz längst zu institutionellen Anlaufstellen geworden. In mehreren tausend Quadratmetern großen Hallen präsentieren Gründer Harald Seifert (Harry) und Jens Burkert (Kaktus) ihr Sortiment – von antiken Möbeln und technischen Geräten bis hin zu kuriosen Raritäten, die einst Mode waren. Auch zwei Chemnitzer und ein Nürnberger haben es geschafft, mit kilometerlangen Regalreihen in umgebauten Fabrikhallen einen regelrechten Warenpalast zu errichten, der sich zu einer Fundgrube für Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen entwickelt hat.

Kultur, Geschichte und individuelles Flair
Die Vielfalt der angebotenen Waren ist beeindruckend: Vom kleinen Küchenutensil bis zum historischen Klavier, von DDR-Erbstücken bis hin zu ausgefallenen Sammlerstücken, die nicht mehr zeitgemäß, aber längst Kulturgut sind. So gleicht auch der kleine Laden von Susann Fikus fast einem Museum – viele ihrer Exponate sind ihr so ans Herz gewachsen, dass sie unverkäuflich bleiben. Ob bei Haushaltsauflösungen, wie etwa der anstehenden Auflösung der Wohnung eines verstorbenen Rentners, oder bei gezielten Ankäufen: Jeder Laden hat seinen eigenen Charme und seine eigene Geschichte.

Soziale Hintergründe und individuelle Schicksale
Der Film „Wir kaufen alles“ hebt hervor, dass hinter den glänzenden Fassaden der Geschäfte auch soziale Realitäten stecken. Thomas Grimm zeigt, wie der wirtschaftliche Druck Menschen dazu zwingt, auf gebrauchte Waren zurückzugreifen – sei es, um das erste eigene Zuhause einzurichten, oder um trotz knapper Kassen auf den eigenen Stil nicht zu verzichten. Michael Trauf, einer der Pioniere in Chemnitz, betreibt seit 1992 sein Geschäft am Brühl, einer einst pulsierenden Fußgängerpassage. Wöchentliche Besuche eines Rentners aus Crimmitschau, der stets auf der Suche nach neuem Schmuck ist, zeugen von der engen Verbindung zwischen Händler und Kundschaft.

Global vernetzt und regional verwurzelt
Nicht nur lokale Kunden tragen zum Boom bei, auch internationale Händler, beispielsweise aus den Niederlanden und Polen, spielen eine wichtige Rolle. Während polnische Großhändler regelmäßig Möbel in ihre Lager transportieren, dienen die Geschäfte in Ostdeutschland als globaler Umschlagplatz. Gleichzeitig bleibt der regionale Charakter erhalten: Hinter jedem Fundstück steckt eine Geschichte, die von den Händlern sorgfältig gepflegt und weitergegeben wird.

Mehr als nur ein Wirtschaftszweig
Der florierende An- und Verkauf in Ostdeutschland ist weit mehr als ein Trend – er ist Ausdruck veränderter Konsumgewohnheiten, der Wertschätzung für Geschichte und Nachhaltigkeit und ein Zeugnis menschlicher Schicksale. Ob als wirtschaftlicher Motor oder als kulturelles Archiv: Hier wird aus Alt wirklich Neu gemacht, und jedes Stück erzählt seine eigene Geschichte.

Gaulands Rhetorik im Spiegel der Zeit: Analyse einer konstituierenden Landtagrede

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Die Erinnerung an vergangene, politisch aufgeladene Momente wirkt erneut belebend – diesmal durch die Rede von Dr. Alexander Gauland, gehalten als Alterspräsident im Potsdamer Landtag im Jahr 2014. In einem rhetorisch anspruchsvollen und inhaltlich vielschichtigen Vortrag thematisiert Gauland zentrale Fragen der parlamentarischen Verantwortung und der politischen Repräsentation. Dabei verschmilzt er traditionelle Werte mit der Analyse moderner Herausforderungen, was den Diskurs über den Platz des Politikers in einer globalisierten Gesellschaft nachhaltig prägt.

Tradition trifft Moderne
Die Eröffnungsrede beginnt mit formalen Prozeduren: Gauland stellt sich als ältester Abgeordneter vor und bedient sich dabei der langjährigen parlamentarischen Tradition, wonach der Alterspräsident zugleich den Auftakt der Sitzung setzt. Diese symbolische Geste unterstreicht nicht nur seinen persönlichen Erfahrungsschatz, sondern verweist auch auf den Stellenwert von Ordnung und Pünktlichkeit – Werte, die er mit der preußischen Mentalität verknüpft.

Rhetorische Brückenbauer: Historische Zitate und politische Selbstverständnis
Ein zentraler Aspekt der Rede ist die Bezugnahme auf historische Figuren wie Edmund Burke und Edmund Birk. Durch diese Zitate erinnert Gauland daran, dass die Herausforderungen des Parlaments nicht neu sind. Burke und Birk stehen sinnbildlich für die Idee, dass politische Unabhängigkeit und die Fähigkeit, sich von reinen Wähleraufträgen zu lösen, Grundpfeiler eines „guten“ Parlamentariers sind. Hier zeigt sich ein Spannungsfeld: Einerseits soll der Abgeordnete als Vertreter des gesamten Volkes agieren, andererseits wird der Wähler als Quelle der legitimen, persönlichen Überzeugungen hervorgehoben. Die rhetorische Kunst liegt darin, diese scheinbare Widersprüchlichkeit als notwendiges Spannungsfeld zu deuten, in dem sich der moderne Politiker bewegen muss.

Zwischen Sonderinteressen und Gemeinwohl
Gaulands Analyse der aktuellen politischen Landschaft zeichnet ein Bild zunehmender Globalisierung und der damit verbundenen Herausbildung vielfältiger Interessengruppen. Die Rede kritisiert, dass die Fragmentierung der gesellschaftlichen Interessen – ob in Form von transnationalen Abhängigkeiten oder postindustriellen Themen wie Umweltschutz und Gleichberechtigung – das traditionelle Verständnis des Gemeinwohls unterminiert. Dabei wird klar: Die Aufgabe des Parlamentariers ist es, die oft divergierenden Stimmen zu einem übergreifenden Narrativ zu verbinden. Diese Verknüpfung aus individueller Standfestigkeit und der Bereitschaft, den eigenen Standpunkt immer wieder zu hinterfragen, ist laut Gauland der Schlüssel zu einer erfolgreichen parlamentarischen Arbeit.

Der Ruf nach politischem Mut und Diskurs
Im Schlussappell seiner Rede fordert Gauland seine Kolleginnen und Kollegen zu einem offenen, ehrlichen und zugleich kritischen Diskurs auf. Dieser Appell ist nicht nur als Aufruf zur Selbstreflexion zu verstehen, sondern auch als Forderung nach einer Politik, die den Spagat zwischen der Vertretung lokaler Interessen und der Wahrung des allgemeinen Wohls schafft. Der Redner plädiert für eine stete Neubewertung des eigenen Standpunktes – ein Vorgang, der angesichts der schnellen gesellschaftlichen Veränderungen eine besondere Herausforderung darstellt.

Dr. Alexander Gaulands Rede als Alterspräsident im Potsdamer Landtag ist mehr als ein formaler Auftakt; sie bietet eine tiefgreifende Reflexion über die Rolle des Parlamentariers in einer Zeit, in der Globalisierung und Diversifizierung der Interessen neue politische Dynamiken schaffen. Indem er historische Parallelen zieht und gleichzeitig die Komplexität moderner Herausforderungen adressiert, gelingt es Gauland, ein vielschichtiges Bild des politischen Arbeitens zu zeichnen – eines Bildes, das auch heute noch zum Nachdenken und zur Debatte anregt.

Diese Analyse zeigt, wie die Verbindung von Tradition und Moderne im politischen Diskurs immer wieder auf neue Weise interpretiert werden muss. Die Rede regt dazu an, nicht nur die äußeren Umstände der Politik, sondern auch den inneren Anspruch an politisches Handeln kritisch zu hinterfragen – ein Anliegen, das in Zeiten rascher gesellschaftlicher Veränderungen von besonderer Aktualität ist.

Präzision und Handwerkskunst: Der Schuh-Facharbeiter in der DDR 1976

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In den Werkshallen der DDR von 1976 galt der Beruf des Schuh-Facharbeiters als Synonym für höchste Handwerkskunst und technische Präzision. An einem einzigen Arbeitstag wurden hier, in einem minutiös organisierten Fließsystem, Schuhe gefertigt – ein Prozess, der rund 120 einzelne Arbeitsschritte umfasste und sowohl Geschick als auch Erfahrung erforderte.

Schon zu Beginn des Fertigungsprozesses standen die Stanzen im Mittelpunkt: Mit speziellen Messerformen wurden unterschiedlichste Lederteile – von Schaft über Sohle bis hin zu Absatz – präzise ausgeschnitten. Diese Arbeit verlangte ein hohes Maß an Können, da aus wertvollem Leder möglichst wenig Verschnitt entstehen durfte. Anschließend folgte die Bearbeitung der gestanzten Teile: Mit Sorgfalt wurden Kanten geschärft und das Material durch gezielte Spaltungen weiter bearbeitet, um optimale Voraussetzungen für die spätere Montage zu schaffen.

Während der Schaftmontage überwogen weibliche Facharbeiterinnen, deren feinmotorische Fertigkeiten und Ausdauer entscheidend dafür sorgten, dass Vorder- und Hinterteil des Schuhs, sowie der Futterschaft mit dem Oberschaft präzise zusammengefügt wurden. Jede Naht, jede Fuge musste exakt stimmen, denn nur so konnte der Schuh später nicht nur optisch überzeugen, sondern auch funktional den Alltag begleiten.

Die Bodenmontage, in der der Schaft auf einen Leisten gelegt und individuell behandelt wurde, übernahm überwiegend das männliche Fachpersonal. Trotz modernster Maschinen – von Spezialnähmaschinen bis hin zu Klimatisierungsanlagen – blieb hier die traditionelle Handarbeit unersetzlich, um den Schuh in seiner finalen Form zu gestalten. Präzision und Geduld waren unerlässlich, denn kleinste Abweichungen hätten den gesamten Schuh unbrauchbar gemacht.

Der gesamte Herstellungsprozess spiegelte den hohen Anspruch an Qualität wider. Von der ersten Stanze bis zur abschließenden Kontrolle und Aufbereitung des fertigen Produkts, stand im Fokus, dass jedes Paar Schuhe den Ansprüchen der Käufer gerecht wurde – robust, modisch und passgenau. So wurden Schuhe nicht mehr nur als schützende Fußbekleidung betrachtet, sondern als stilvolles Accessoire, das die Persönlichkeit seines Trägers unterstreicht.

Dieser Beitrag zeichnet ein lebendiges Bild eines Berufs, der Tradition und Moderne miteinander verband – ein Zeugnis für die Kunst des Schuhhandwerks in einer Ära, in der Präzision und Fachwissen noch Hand in Hand gingen.