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Schausteller in der DDR: Mischung aus Freiheit, Tradition und harter Arbeit

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Leben als Schausteller | DDR, 1987 🎡🎄✨

Volksfeste, Weihnachts- und Jahrmärkte waren aus der DDR nicht wegzudenken. Jährlich fanden über 5.200 solcher Veranstaltungen statt, die das gesellschaftliche Leben bereicherten und für eine Ablenkung vom Alltag sorgten. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltungen standen die Schausteller, die mit ihren Spiel- und Fahrgeschäften, Losbuden und Tombolas von Ort zu Ort zogen. Ihr Leben war jedoch weit mehr als ein reines Vergnügen – es war ein harter, entbehrungsreicher Alltag, der dennoch von Tradition, Stolz und einer unerschütterlichen Leidenschaft geprägt war.

Ein Leben auf Achse
Die Schausteller waren im wahrsten Sinne des Wortes immer in Bewegung. Zehn Monate im Jahr verbrachten sie auf Reisen, zogen mit ihren Wohnwagen, Karussells und anderen Fahrgeschäften durch die Lande. Dabei waren sie ständig gefordert, sich an neue Bedingungen anzupassen. Auf- und Abbau, Organisation und das Lösen technischer Probleme bestimmten ihren Alltag. Die Wohnwagen wurden zum Lebensmittelpunkt: Hier wurde gelebt, geliebt und gearbeitet. Kinder von Schaustellern wurden oft in Wohnwagen geboren, und ihre Erziehung fand auf Reisen statt.

Schule auf Zeit
Die Kinder der Schausteller besuchten an jedem neuen Standort eine andere Schule, manchmal nur für wenige Wochen. Dieses ständige Wechseln stellte für die Familien eine Herausforderung dar. Dennoch entwickelten viele Schaustellerkinder eine beeindruckende Anpassungsfähigkeit. Trotz der ständigen Ortswechsel führte der enge Zusammenhalt in den Familien dazu, dass die Kinder oft selbst Schausteller wurden und die Tradition fortsetzten.

Tradition und Familienbetrieb
Schaustellerbetriebe wurden in der DDR meist über Generationen hinweg innerhalb der Familie weitergegeben. Horst Müller, Besitzer eines der wenigen verbliebenen Riesenräder, hatte das Fahrgeschäft von seinem Vater übernommen, das 1926 gebaut worden war. Sein Sohn Thomas arbeitete bereits am Steuerpult und sollte das Geschäft eines Tages übernehmen. Diese Form des familiären Zusammenhalts war die Grundlage für die Kontinuität und den Erfolg der Schausteller.

Die große Freiheit und ihre Schattenseiten
Viele Schausteller betonten, dass ihr Beruf zwar hart sei, aber auch eine große Freiheit biete. Das unabhängige Leben, die ständige Abwechslung und die Freude, anderen Menschen Glück zu bringen, wurden als unschätzbare Werte empfunden. Dennoch war das Leben alles andere als einfach. Die wirtschaftlichen Bedingungen in der DDR erschwerten das Schaustellerleben erheblich. Es gab keine Betriebe, die neue Fahrgeschäfte herstellten oder Ersatzteile lieferten. Reparaturen mussten die Schausteller selbst organisieren, oft mit improvisierten Mitteln.

Herausforderungen der DDR-Wirtschaft
In den 1980er-Jahren wurde die Situation für Schausteller immer schwieriger. Während die Zahl der Volksfeste stieg, nahm die Zahl der Fahrgeschäfte ab. Viele Attraktionen wie Achterbahnen oder Kosmosgondeln verschwanden aus dem privaten Schaustellerwesen, weil es schlicht keine Ersatzteile mehr gab. Die Schausteller mussten ihre alten Anlagen mühsam instand halten, oft mit großem persönlichem Einsatz.

Gemeinschaft und Zusammenhalt
Trotz aller Probleme war der Zusammenhalt innerhalb der Schausteller ein zentraler Aspekt ihres Lebens. Die Familien halfen einander, teilten Werkzeuge, Ersatzteile und Wissen. Auf den Volksfesten herrschte eine besondere Atmosphäre des Vertrauens und der gegenseitigen Unterstützung. Diese Gemeinschaft war es, die vielen Schaustellern half, die harten Bedingungen zu meistern.

Ein Ende und ein Neuanfang
Die Schausteller arbeiteten hart, um bis Weihnachten alles abzubauen und die Feiertage im Kreise der Familie zu verbringen. Doch kaum war das Jahr vorbei, begann bereits die Planung für die neue Saison. Anfang März zogen die Schausteller wieder los, um ihre Fahrgeschäfte aufzubauen und die Menschen zu erfreuen. Dabei blieb die Frage, wie lange diese Tradition in der DDR noch Bestand haben würde, immer präsent. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der technische Fortschritt stellten das traditionelle Schaustellerwesen zunehmend infrage.

Das Leben als Schausteller in der DDR war eine einzigartige Mischung aus Freiheit, Tradition und harter Arbeit. Es war ein Leben, das von der Liebe zu den Menschen und dem Wunsch, Freude zu schenken, getragen wurde. Doch es war auch ein Leben voller Herausforderungen, geprägt von wirtschaftlichen Engpässen und der ständigen Notwendigkeit, sich anzupassen. Trotzdem gelang es den Schaustellern, ihre Traditionen zu bewahren und einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt der DDR zu leisten. Ihr Leben ist ein eindrucksvolles Beispiel für den Willen und die Fähigkeit, auch unter schwierigen Bedingungen zu bestehen.

Das letzte Weihnachten der DDR: Ein Fest im Zeichen des Wandels

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1989 - Das letzte Weihnachten der DDR

Weihnachten 1989 war ein besonderes Fest, geprägt von tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, vor allem durch den Fall der Berliner Mauer am 9. November desselben Jahres. Dieses Weihnachten markierte nicht nur das Ende eines Jahres, sondern auch den Beginn einer neuen Ära, die das Leben von Millionen Menschen in Ost- und Westdeutschland nachhaltig veränderte.

Der politische Hintergrund
Der Fall der Mauer war der Höhepunkt einer friedlichen Revolution, die von Protesten, Mut und dem Wunsch nach Freiheit getragen wurde. Die friedlichen Demonstrationen in Leipzig, Berlin und anderen Städten der DDR hatten das Regime der SED ins Wanken gebracht. Im November öffneten sich die Grenzen, und damit verschwanden die Barrieren, die Deutschland 28 Jahre lang geteilt hatten.

Diese dramatischen Ereignisse verliehen Weihnachten 1989 eine besondere Bedeutung. Es war ein Fest, das erstmals seit Jahrzehnten von vielen Familien wieder gemeinsam gefeiert werden konnte. Zahlreiche Menschen aus Ost und West nutzten die Gelegenheit, um sich zu besuchen und gemeinsam zu feiern.

Emotionale Veränderungen
Für viele Menschen in der DDR war es ein Weihnachten voller Hoffnung, aber auch von Unsicherheit geprägt. Der plötzliche Wandel hatte nicht nur Freude, sondern auch Fragen zur Zukunft aufgeworfen. Wie würde das Leben in einem vereinten Deutschland aussehen? Wären die sozialen Sicherheiten der DDR noch vorhanden?

Im Westen wiederum herrschte eine Mischung aus Euphorie und Skepsis. Die Wiedervereinigung war eine Vision, die nun greifbar wurde, aber sie war auch mit Herausforderungen verbunden. Würden die beiden Hälften des Landes wirklich zusammenfinden? Diese Fragen waren zu Weihnachten allgegenwärtig, doch sie wurden oft von dem Gefühl überlagert, dass eine historische Chance bevorstand.

Kirchliche und kulturelle Bedeutung
Die Kirchen spielten in diesem Jahr eine zentrale Rolle. Sie hatten während der Friedlichen Revolution Schutz und Raum für Oppositionelle geboten und wurden auch zu Weihnachten 1989 zu Orten der Besinnung und Dankbarkeit. In vielen Gemeinden wurden Gottesdienste gefeiert, die von der Freude über den Fall der Mauer und der Hoffnung auf Frieden geprägt waren. Der Weihnachtsgedanke der Versöhnung erhielt in diesem Jahr eine besondere Tiefe.

Auch kulturell spiegelte sich der Wandel wider. Im Fernsehen wurden erstmals Programme aus Ost und West gemeinsam ausgestrahlt. Familien, die jahrzehntelang getrennt waren, schauten gemeinsam Filme oder diskutierten über die Ereignisse der vergangenen Wochen.

Die wirtschaftliche Dimension
Die Weihnachtsmärkte in Ost- und Westdeutschland erlebten ebenfalls eine ungewohnte Verbindung. Produkte aus dem Westen, die in der DDR bislang nur schwer erhältlich waren, fanden reissenden Absatz. Gleichzeitig war die Neugierde auf Ostprodukte im Westen groß. Diese ersten Austausche über die „Mauer hinweg“ waren ein Vorgeschmack auf die kommenden wirtschaftlichen Veränderungen.

Weihnachten 1989 war ein Fest der Hoffnung, Versöhnung und Veränderung. Es war ein Moment, in dem Geschichte und Alltag auf besondere Weise verschmolzen. Für viele Menschen war es ein Weihnachtsfest, das sie nie vergessen werden – ein Symbol für das Ende der Trennung und den Beginn eines neuen Kapitels.

Statement des Ärztlichen Direktors der Universitätsmedizin Magdeburg zum Anschlag

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Situation nach Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt

In einem bewegenden Statement hat sich Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, der Ärztliche Direktor der Universitätsmedizin Magdeburg, an die Öffentlichkeit gewandt. Mit einfühlsamen Worten sprach er den Verletzten und ihren Angehörigen sowie den Helfenden und der gesamten Bevölkerung der Stadt Magdeburg seinen tief empfundenen Dank aus. Sein Statement zeichnete sich durch Würdigung, Mitgefühl und eine klare Perspektive auf die bevorstehenden Aufgaben aus.

Dank und Anerkennung für die Helfenden
Prof. Heinze begann mit den Worten: „Unsere Gedanken sind bei den Verletzten und ihren Angehörigen sowie allen, die von diesem schrecklichen Anschlag betroffen wurden. Zunächst möchte ich unseren Dank aussprechen. Unseren Dank an die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hier dafür gesorgt haben, dass die Patienten, die bei diesem entsetzlichen Anschlag schwer verletzt wurden, sofort und so gut wie möglich behandelt werden konnten.“

Er hob die unermüdliche Arbeit des medizinischen Personals hervor, das in einer Ausnahmesituation sein Bestes gegeben habe. Die Versorgung der zahlreichen Verletzten war eine enorme Herausforderung, die nur durch das perfekte Zusammenspiel von Ärztinnen, Pflegekräften und Einsatzkräften gemeistert werden konnte.

„Wir haben viele Patienten aufgenommen. Insgesamt wurden 72 Patienten in die Universitätsmedizin Magdeburg eingewiesen. Darunter waren 27 Schwerverletzte und 12 Schwerstverletzte, die umfassend behandelt werden mussten. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich wirklich unermüdlich eingesetzt, und die Einsatzkräfte haben uns dabei auf beeindruckende Weise unterstützt.“

Fokus auf Genesung und psychologische Betreuung
Der ärztliche Direktor betonte, dass der Fokus nun auf der Genesung der Patienten liege. Gleichzeitig würden psychosoziale Betreuungsangebote für alle Betroffenen intensiviert:

„Bereits in der Nacht des Anschlags haben wir psychosoziale Betreuungsangebote bereitgestellt, die in den kommenden Wochen fortgeführt werden. Dies betrifft nicht nur die Patienten, sondern auch deren Angehörige sowie die Helfer und Helferinnen vor Ort. Auch unsere eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen dieses traumatische Ereignis verarbeiten, und wir werden alles tun, um sie dabei zu unterstützen.“

Er wies zudem darauf hin, dass die Universitätsmedizin Magdeburg bestrebt sei, so bald wie möglich zum Regelbetrieb zurückzukehren. „Die zentrale Notaufnahme und alle Bereiche der Unimedizin Magdeburg stehen jetzt auch wieder uneingeschränkt zur Verfügung. Bitte zögern Sie nicht, bei Notfällen unsere Notaufnahme aufzusuchen.“

Zusammenhalt in der Bevölkerung
Besonders berührt zeigte sich Prof. Heinze von der großen Unterstützung aus der Bevölkerung. „Was uns wirklich sehr beeindruckt hat, war die breite Unterstützung, die wir von der Bevölkerung erhalten haben. Zahlreiche Hilfsangebote haben uns erreicht und uns in dieser schweren Zeit Kraft gegeben.“

Er lobte den Zusammenhalt der Menschen in Magdeburg, der in Krisenzeiten besonders deutlich spürbar sei. Dieser gemeinsame Einsatz und die gegenseitige Unterstützung würden die Stadt stärken und zeigen, wie eng die Menschen hier miteinander verbunden seien.

Ein Appell an die Gemeinschaft
Abschließend richtete Prof. Heinze einen eindringlichen Appell an die Gemeinschaft, weiterhin zusammenzustehen und den Blick nach vorne zu richten:

„Es liegt nun an uns allen, die Betroffenen in ihrem Heilungsprozess zu unterstützen und den Zusammenhalt in unserer Stadt weiter zu stärken. Dieses Ereignis hat uns tief erschüttert, aber auch gezeigt, wie stark wir als Gemeinschaft sind. Lassen Sie uns diese Stärke nutzen, um gemeinsam nach vorne zu blicken und die Herausforderungen, die vor uns liegen, zu meistern.“

Mit diesen Worten unterstrich der ärztliche Direktor der Universitätsmedizin Magdeburg die Bedeutung von Mitgefühl, Solidarität und Professionalität in schwierigen Zeiten. Seine Worte fanden nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch bei der gesamten Bevölkerung großen Anklang. Sie zeugen von der Stärke und dem Zusammenhalt einer Stadt, die auch in Krisenzeiten füreinander da ist.

Die Holzwirtschaft in Eberswalde: Ein sozialistisches Erfolgsmodell der 1970er Jahre

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DDR Holzwirtschaft Standort Eberswalde Anfang der 70er Jahre

Anfang der 1970er Jahre war der Standort Eberswalde ein zentraler Bestandteil der DDR-Holzwirtschaft. Geprägt von der sozialistischen Ideologie, spielte dieser Standort eine entscheidende Rolle in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der Republik. Die Holzwirtschaft war in dieser Zeit nicht nur ein Industriezweig, sondern ein integraler Bestandteil des sozialistischen Aufbaus, der auf kollektiver Arbeit, effizienter Ressourcennutzung und der politischen Führung durch die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) basierte.

Sozialistische Persönlichkeiten in der Holzwirtschaft
Die Akteure, die in Eberswalde und Umgebung tätig waren, wurden nicht nur als Arbeiter, sondern als sozialistische Persönlichkeiten dargestellt, die ihre Arbeit mit einem hohen Maß an Einsatzbereitschaft und ideologischem Bewusstsein verrichteten. Ein herausragendes Beispiel hierfür war Otto Wessel, ein Lkw-Fahrer des Instituts für Forstwissenschaften und gleichzeitig APO-Sekretär (Sekretär der Betriebsparteiorganisation der SED). Seit 1957 im Betrieb tätig, zeichnete er sich durch hervorragende Leistungen und vorbildliche Einsatzbereitschaft aus. Seine Arbeit symbolisierte die Verbindung von persönlichem Engagement, politischer Überzeugung und kollektiver Verantwortung. Wessel wurde als Schrittmacher bei der Schaffung der sozialistischen Menschengemeinschaft beschrieben, ein Ideal, das die DDR-Führung propagierte.

Ein weiterer wichtiger Akteur war Helmut Friede, Facharbeiter im Sägewerk des VEB Holzindustrie (VHI) Schorfheide, Betriebsteil Marienwerder. Friede war zweifacher Aktivist und Gefreiter der Reserve der Nationalen Volksarmee (NVA). Er repräsentierte den Typus des sozialistischen Arbeiters, der nicht nur in seinem Beruf Herausragendes leistete, sondern auch seine Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft und der Verteidigung der Republik wahrnahm. Seine Arbeit im Rundholzplatz, wo er das angelieferte Holz auslängte und sortierte, trug wesentlich dazu bei, die Effektivität der Holzverwertung zu steigern.

Kollektive Organisation der Arbeit
Die Organisation der Arbeit in Eberswalde war stark kollektiv geprägt. Brigaden wie die von Ratzlaff, die eine Forstbaumschule leitete, spielten eine zentrale Rolle. Diese Brigade bestand aus Frauen, die nicht nur im Produktionsprozess, sondern auch in sozialen und politischen Gremien wie der Frauenkommission oder der Konfliktkommission aktiv waren. Die Arbeit der Brigade war ein Beispiel dafür, wie die DDR versuchte, wirtschaftliche Aufgaben mit gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden. Die Forstbaumschule arbeitete seit mehreren Jahren rentabel, was als Beleg für die erfolgreiche Umsetzung sozialistischer Produktionsmethoden galt.

Durchgängige Technologie und Innovation
Ein zentrales Element der Holzwirtschaft in Eberswalde war die durchgängige Technologie. Diese begann mit der Holzeinschlagsbrigade Becker, einem Kollektiv der Sozialistischen Arbeit und Initiator im Wettbewerb anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung der DDR. Die Brigade stand für die erste Stufe der Produktionskette, in der das Holz effektiv genutzt wurde. Brigadier Becker, ein mehrfacher Aktivist, führte die Brigade mit hohem Engagement und setzte die Prinzipien der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit in die Praxis um.

Die Produktion in Eberswalde wurde durch moderne Methoden wie die chemische Waldpflege und die Einführung industrienaher Produktionsweisen optimiert. Diese Methoden ermöglichten es, den Holzzuwachs zu maximieren und die Kosten zu senken. Gleichzeitig wurden große Anstrengungen unternommen, um alle Holzabfälle sinnvoll zu nutzen. Reste wie Spreißel und Schwarze wurden über Wasserwege zu Zellstofffabriken transportiert oder industriell zu Spanplatten weiterverarbeitet. Diese effiziente Ressourcennutzung war nicht nur ein wirtschaftliches Gebot, sondern auch ein ideologisches Anliegen, das den Fortschritt und die Nachhaltigkeit des sozialistischen Systems unter Beweis stellen sollte.

Kooperation als Schlüssel zum Erfolg
Die Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren war ein weiteres Kennzeichen der Holzwirtschaft in Eberswalde. Land- und Forstwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPGs) arbeiteten eng mit staatlichen Forstbetrieben (STFBs) zusammen, um die Rationalisierung voranzutreiben und die Produktivität zu steigern. Diese Zusammenarbeit wurde als Ausdruck der sozialistischen Produktionsgemeinschaft gewertet, in der menschliche Beziehungen ebenso wichtig waren wie technologische Innovationen. Ein Beispiel hierfür war die Zusammenarbeit zwischen Otto Wessel und Helmut Friede, die gemeinsam an der Optimierung der Produktionsabläufe arbeiteten.

Ideologische Einbettung der Holzwirtschaft
Die ideologische Einbettung der Holzwirtschaft in den sozialistischen Staat zeigte sich auch in der Darstellung der Arbeit als Beitrag zur Stärkung der Republik und des Sozialismus. Die Parteiführung wurde als leitende Kraft beschrieben, die den Weg zum entwickelten gesellschaftlichen System des Sozialismus wies. Die Werktätigen wurden nicht nur als produktive Kräfte dargestellt, sondern auch als aktive Gestalter des sozialistischen Lebens, die durch ihre Arbeit und ihr Engagement zur Erreichung der gesellschaftlichen Ziele beitrugen.

Bedeutung der Holzwirtschaft für die Volkswirtschaft
Die Bedeutung der Holzwirtschaft für die DDR-Wirtschaft war immens. Holz war ein Grundstoff für über 220.000 Erzeugnisse der Volkswirtschaft, von Möbeln über Bauholz bis hin zu Papierprodukten. Die effiziente Gewinnung, Nutzung und Verwertung von Holz war daher ein zentrales Anliegen aller Beteiligten. Der Standort Eberswalde stand exemplarisch für die Verbindung von wirtschaftlicher Effizienz, technologischer Innovation und sozialistischer Ideologie. Die Werktätigen wurden als Vorbilder dargestellt, deren Leistungen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Fortschritte ermöglichten.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Holzwirtschaft in Eberswalde Anfang der 1970er Jahre ein Paradebeispiel für die Umsetzung der sozialistischen Ideale in der DDR war. Die Arbeit war geprägt von kollektivem Engagement, technologischem Fortschritt und einer starken ideologischen Ausrichtung. Die Darstellung der Akteure und ihrer Leistungen verdeutlicht, wie eng wirtschaftliche, soziale und politische Ziele in der DDR miteinander verwoben waren. Der Standort Eberswalde war nicht nur ein Zentrum der Holzwirtschaft, sondern auch ein Symbol für die Vision einer sozialistischen Gesellschaft, die auf den Prinzipien der Gemeinschaft, der Effizienz und der Nachhaltigkeit basierte.

Reinhard Haller: „Der Täter wollte der Gesellschaft maximalen Schmerz bereiten“

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Anschlag in Magdeburg: Einschätzung eines Kriminalpsychologen

Im Gespräch mit dem Kriminalpsychologen Reinhard Haller geht es um die Hintergründe des Anschlags in Magdeburg. Dabei wird untersucht, warum der Täter so gehandelt haben könnte. Haller erklärt, dass man ohne genaue Informationen keine sichere Diagnose stellen kann. Trotzdem zeigen erste Hinweise, dass der Täter psychische Probleme hatte. Zwei mögliche Gründe werden genannt: eine paranoide Persönlichkeitsstörung oder eine wahnhafte Erkrankung.

Die Absicht des Täters
Haller betont, dass der Täter der Gesellschaft großen Schmerz zufügen wollte. Er suchte sich dafür einen Ort aus, der viele Menschen emotional berührt, wie einen Weihnachtsmarkt, und griff mutmaßlich Kinder an. Laut Haller handeln solche Täter oft aus Rache oder weil sie Aufmerksamkeit wollen.

Widersprüche in der Vergangenheit des Täters
Es wird auch erwähnt, dass der Täter aus einem anderen Land stammt und früher Flüchtlingen aus Saudi-Arabien geholfen hat. Dies erscheint widersprüchlich. Haller erklärt jedoch, dass Menschen mit wahnhafter Erkrankung oft unlogisch handeln. Der Täter könnte mit seiner eigenen kulturellen Vergangenheit im Streit gewesen sein und deshalb Hass gegen seine Kultur entwickelt haben.

Die Rolle des Täters als Psychiater
Außerdem wird die Rolle des Täters als Arzt angesprochen. Es ist nicht sicher, ob er tatsächlich als Psychiater gearbeitet hat. Haller erklärt, dass Menschen mit wahnhafter Störung oft schwer zu erkennen sind, weil sie scheinbar normal wirken. Er vergleicht dies mit dem norwegischen Massenmörder Anders Breivik, der ebenfalls sehr geplant vorging.

Die Radikalisierung des Täters
Ein wichtiger Punkt ist die Radikalisierung des Täters. Haller erklärt, dass Menschen mit einer paranoiden Persönlichkeitsstörung oft eine feste Idee entwickeln, die ihr Denken bestimmt. Der Täter könnte seine inneren Konflikte nach außen gerichtet haben, was zu seinem Hass führte.

Warum solche Taten passieren
Haller spricht auch darüber, warum solche Taten passieren. Er betont, dass nicht alle psychischen Erkrankungen gefährlich sind. Aber bei manchen Störungen, wie Wahnvorstellungen, ist das Risiko für Gewalt höher. Gefährlich ist, dass diese Menschen oft gut planen können und unauffällig wirken.

Unterstützung für die Opfer
Zum Schluss erklärt Haller, wie man den Opfern und ihren Familien helfen kann. Er sagt, dass Mitgefühl und Unterstützung wichtig sind. Die Betroffenen sollten die Möglichkeit haben, über ihre Trauer zu sprechen, um emotional zu heilen. Trotzdem bleibt die Erinnerung an solche Ereignisse schmerzhaft und wird nie ganz verschwinden.

Gesellschaftliche Folgen
Haller schließt mit der Erkenntnis, dass solche Taten nicht nur den Opfern, sondern auch der ganzen Gesellschaft schaden. Es gibt keine einfachen Lösungen, um mit solchen traumatischen Erlebnissen umzugehen.

Der Weihnachtsmarkt am Alex in Ost-Berlin im Jahr 1977

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Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz, 1977 | Ost-Berlin, DDR 🎡 🎄✨

Der Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz in Berlin im Jahr 1977 war ein festlicher Höhepunkt in der DDR, der jährlich Tausende von Besuchern anlockte. Der Markt fand auf dem 46.000 Quadratmeter großen Gelände im Herzen der Stadt statt und zog sich durch die Jahre als eine wichtige Veranstaltung, die sowohl den Bewohnern der DDR als auch den Besuchern aus anderen Teilen des Landes eine vorweihnachtliche Freude brachte. Es war bereits das vierte Jahr, dass dieser Weihnachtsmarkt in dieser Form stattfand, und sein Erfolg war nicht zu übersehen.

Der Markt war eine Mischung aus Tradition und sozialistischen Idealen, die an jeder Ecke spürbar waren. Inmitten des tristen urbanen Umfelds von Ost-Berlin, geprägt von den Wohnmaschinen und Plattenbauten, bot der Weihnachtsmarkt eine gewisse Idylle. Die Veranstalter hatten versucht, eine Art Altstadtkulisse zu erschaffen, die an die Weihnachtsmärkte im Westen erinnerte, doch sie fügten ihren eigenen sozialistischen Touch hinzu. Über 20.000 Kieferbäume, die eigens für den Markt aufgestellt wurden, schufen eine grüne Oase, die das Bild des Marktes prägte. Es war eine kleine grüne Illusion inmitten der grauen Stadtlandschaft, eine Art flimmernde Fantasie, die die Besucher in eine andere Welt entführte.

Der Markt war nicht nur ein Ort des Vergnügens, sondern auch ein Großunternehmen im besten Sinne. Mit 800 Beschäftigten, darunter zahlreiche Weihnachtsmänner, war der Weihnachtsmarkt ein großes Event, das sich auf mehreren Ebenen abspielte. Die Winterfete war vom Magistrat subventioniert, was ihr einen offiziellen Stempel verlieh und sie zu einem staatlich anerkannten Ereignis machte. Der Eintritt war für alle Besucher frei, eine Geste der Zugänglichkeit und der Gemeinschaftlichkeit. Doch während der Eintritt unentgeltlich war, mussten Kinder im Pionierzentrum für einen kleinen Beitrag Geschenke selbst basteln, was der Veranstaltung einen zusätzlichen pädagogischen Touch verlieh. Im Jahr 1977 kamen täglich über 4.000 Kinder hierher, um mit den Händen Geschenke zu kreieren, was einen wachsenden Trend zu personalisierten Geschenken widerspiegelte.

Das Basteln von Geschenken war jedoch nur eine Seite des Marktes. Auf der anderen Seite war der Konsum ebenfalls stark präsent, aber auf eine sehr spezifische Weise. Der Markt bot eine Vielzahl von Produkten, die zu niedrigen Preisen verkauft wurden. Russische Puppen, Gewürzborde, Ventilatoren und Fernsehleuchten – all diese Dinge waren auf dem Markt zu finden, und die Preise wurden bewusst niedrig gehalten, um eine breitere Masse anzusprechen. Für die DDR war es wichtig, den Eindruck zu vermitteln, dass jeder Zugang zu den festlichen Angeboten hatte, unabhängig von seiner sozialen Schicht oder finanziellen Lage.

Interessanterweise war das Schenken zu Weihnachten, zumindest in der offiziellen Wahrnehmung, ein sehr praktischer Akt. Die tiefere religiöse Bedeutung des Festes, das in vielen westlichen Ländern auch mit überbordendem Konsum und festlichen Ausgaben in Verbindung gebracht wird, spielte in der DDR eine untergeordnete Rolle. Der christliche Anlass wurde kaum betont, vielmehr lag der Fokus auf der praktischen Seite des Gebens. Hier zeigte sich die Bescheidenheit, die die DDR von vielen westlichen Ländern unterschied. Der Gedanke des Gebens war weniger emotional und feierlich, sondern eher als sozialer Akt des Teilens und des Erschaffens zu verstehen. Die Tradition des Weihnachtsmarktes als ein Ort für den Austausch und das Erleben von Gemeinschaft stand im Vordergrund.

Musikalisch untermalt wurde der Markt durch das Bläser-Kollegium Berlin, ein Amateurensemble, das jeden Abend vom Turm des Marktes spielte. Die Musik, die auch traditionelle Weihnachtslieder umfasste, wurde jedoch nicht immer in ihrer ursprünglichen Form präsentiert. Lieder wurden oft umgetextet oder nur noch summend dargeboten, was die politische Sensibilität des sozialistischen Regimes widerspiegelte. Es war ein Versuch, die christlichen Ursprünge des Festes in eine sozialistische Perspektive zu übertragen, aber ohne dabei zu direkt auf religiöse Themen einzugehen. Es war eine Mischung aus Tradition und Anpassung, die von den Verantwortlichen gepflegt wurde, um den Weihnachtsmarkt mit den Idealen des Sozialismus in Einklang zu bringen.

Der Weihnachtsmarkt war ein Ort der Freude, aber auch des Konsums und der Vergnügung. Rummel mit Riesenrad, Losbuden und anderen Attraktionen gehörten genauso dazu wie im Westen. Die Preise für Fahrten waren jedoch ein klarer Hinweis auf den Unterschied zwischen Ost und West: 40 Pfennig für eine Fahrt mit dem Riesenrad waren ein typischer Preis in der DDR, der den Markt für die breite Masse erschwinglich machte. Aber der Spaß sollte nicht zu teuer sein, und so war der Preis für die Unterhaltung der Familien und Kinder bewusst niedrig gehalten.

Die Anziehungskraft des Marktes war enorm. Am ersten Tag des Weihnachtsmarktes in Ost-Berlin strömten bereits 230.000 Besucher herbei, ein beachtlicher Erfolg. Es war offensichtlich, dass der Markt ein bedeutendes Event für die Menschen in der Stadt war. Die Besucher strömten aus allen Teilen der DDR an, um die festliche Atmosphäre zu erleben, und der Markt war ein Ort des Austauschs und der sozialen Interaktion. Am 18. Dezember, dem letzten Tag des Marktes, war es dann schließlich vorbei, aber die Erinnerungen an die festliche Zeit blieben.

Neben den traditionellen Weihnachtsleckereien wie Glühwein und Zuckerwatte, die den Duft des Marktes prägten, waren auch nationale Spezialitäten aus anderen Ländern zu finden. Die Restaurants, die zunehmend populär wurden, boten eine Vielzahl von kulinarischen Köstlichkeiten an. Slowakische Grillwurst, Kebab und Kaukasischer Wurstspieß waren nur einige der Angebote, die den Gästen zur Verfügung standen. Der Umsatz im Fleischerhandwerk war enorm – im Vorjahr betrug er 200.000 Mark, und es war zu erwarten, dass er in diesem Jahr noch höher ausfallen würde. Das war nicht nur ein Zeichen für die Beliebtheit des Marktes, sondern auch für die wachsende Bedeutung des internationalen Austauschs im Kontext der DDR.

Doch während der Markt eine festliche und ausgelassene Atmosphäre bot, war auch der Weihnachtsmann in der DDR eine eher ungewöhnliche Erscheinung. Väterchen Frost, die Figur aus der russischen Tradition, war die bevorzugte Figur des Winters, doch der Weihnachtsmann hatte es schwer, sich durchzusetzen. Trotz dieser Eigenheiten des Ostmarktes blieb der Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz ein unverzichtbarer Bestandteil der festlichen Saison, der den Menschen einen Hauch von Weihnachtsfreude in einer politisch stark regulierten Gesellschaft bot.

Debatte im Bundestag zur Abschaffung des Solidaritätszuschlags

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Am 19. Dezember 2024 hat die FDP-Fraktion einen Gesetzentwurf zur vollständigen Abschaffung des Solidaritätszuschlags eingebracht, der unter dem Titel „Solidaritätszuschlagbefreiungsgesetz“ (SolZBFreiG, 20/14254) bekannt wurde. Dieser Entwurf sieht vor, den Solidaritätszuschlag, der ursprünglich als Sonderabgabe zur Finanzierung der deutschen Einheit eingeführt wurde, nach fast 30 Jahren vollständig abzuschaffen. Nach der ersten Lesung im Bundestag wurde der Entwurf dem Finanzausschuss zur weiteren Beratung überwiesen.

Die Grundzüge des Gesetzentwurfs beinhalten eine schrittweise Reduktion des Solidaritätszuschlags, der ab dem 1. Januar 2025 von 5,5 Prozent auf 3,0 Prozent der Bemessungsgrundlage gesenkt werden soll. Zum 1. Januar 2027 soll dieser dann komplett entfallen. Die FDP-Fraktion argumentiert, dass mit dem Auslaufen des Solidarpakts II im Jahr 2019 die ursprünglich rechtfertigende Grundlage für die Erhebung des Solidaritätszuschlags weggefallen sei. Die Abschaffung dieses Zuschlags sei daher überfällig, da er inzwischen eine ungerechtfertigte Belastung für viele Steuerzahler darstelle.

Die Argumentation der FDP: Der Solidaritätszuschlag muss weg
Christian Dürr, der Vorsitzende der FDP-Fraktion, erklärte in seiner Rede zu Beginn der Debatte, dass der Solidaritätszuschlag sowohl politisch als auch wirtschaftlich überholt sei. Er erinnerte daran, dass in den 1990er Jahren ein politisches Versprechen abgegeben worden sei, diese Abgabe abzuschaffen, sobald der Solidaritätszuschlag seinen Zweck erfüllt habe. Dies sei mit dem Ende des Solidarpakts II im Jahr 2019 der Fall. Dürr betonte, dass der Soli mittlerweile eine „Strafsteuer“ darstelle, die die Leistungsbereitschaft in Deutschland bestrafe. In seinen Augen sei der Solidaritätszuschlag nicht mehr gerechtfertigt, sondern vielmehr ein Zeichen dafür, dass der Staat die wirtschaftlich Aktiven und Leistungsträger in Deutschland weiter belaste, anstatt sie zu entlasten.

Zudem warf Dürr der SPD vor, in der Ampel-Koalition Vorschläge zur Entlastung der Wirtschaft blockiert zu haben. Mit einer Unternehmensbesteuerung von 30 Prozent liege Deutschland im internationalen Vergleich am unteren Ende. Die FDP-Fraktion fordert daher eine Absenkung der Steuersätze, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu verbessern und Investitionen zu fördern.

Die SPD: Kritik an der FDP-Politik
Die Reaktion der SPD auf den FDP-Vorschlag war scharf. Michael Schrodi, ein SPD-Abgeordneter, kritisierte, dass die Vorschläge von FDP und Union eine Umverteilung von der breiten Mitte der Gesellschaft hin zu den Reichsten bewirken würden. Nach seiner Ansicht würde eine vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags vor allem den wohlhabenden oberen Einkommensschichten zugutekommen, während der Staatshaushalt durch die entfallenden Einnahmen erheblich belastet würde.

Schrodi betonte, dass die SPD statt einer Entlastung der Reichen eine Entlastung für 95 Prozent der Bevölkerung fordere. Die höchsten Einkommen sollten zur Finanzierung von Steuererleichterungen für die breite Masse herangezogen werden. Er warnte vor den finanziellen Konsequenzen eines solchen Gesetzes und erklärte, dass die Vorschläge der Union und FDP auf wackeligem Fundament basierten. Stattdessen plädierte er für eine faire und sozial ausgewogene Finanzpolitik.

CDU/CSU: Unterstützung für die vollständige Abschaffung
Olav Gutting von der CDU/CSU-Fraktion unterstützte die Forderung der FDP nach einer vollständigen Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Er stellte fest, dass die ursprüngliche Begründung für den Soli – die Finanzierung der deutschen Einheit – nicht mehr zutreffe, da dieser Solidarpakt im Jahr 2019 ausgelaufen sei. Der Solidaritätszuschlag sei mittlerweile zu einer zusätzlichen Belastung für viele Bürger, insbesondere für Selbstständige, Freiberufler und Unternehmen, geworden. Er bezeichnete den Soli als eine Sondersteuer auf Leistung, Innovation und unternehmerisches Risiko, die besonders kleine und mittelständische Unternehmen treffe. Gutting forderte daher ebenfalls die vollständige Abschaffung dieser Steuer.

Grüne: Kritik an der Finanzierung der Abschaffung
Sascha Müller von den Grünen warf der FDP vor, sich nicht zu den Finanzierungsfragen zu äußern, die mit der Abschaffung des Solidaritätszuschlags verbunden seien. Er forderte mehr Transparenz und konstruktive Vorschläge, wie die entstehenden Mindereinnahmen ausgeglichen werden könnten. Zwar räumte auch er ein, dass der Solidaritätszuschlag Unternehmen belastet und deren Entlastung durch die Abschaffung sinnvoll sei, doch er hielt es für wichtig, die strukturellen Schwächen der deutschen Volkswirtschaft zu adressieren, statt lediglich Steuern zu senken.

Müller kritisierte auch, dass die FDP sich nicht an der Wachstumsinitiative der Ampel-Koalition beteiligt habe, die auf die Verbesserung der wirtschaftlichen Struktur abzielte. Für ihn sei die Lösung für die Probleme der deutschen Wirtschaft nicht nur eine Steuererleichterung, sondern ein umfassenderer Ansatz zur Behebung der strukturellen Schwächen des Wirtschaftsstandorts Deutschland.

AfD: Vorschläge zur Gegenfinanzierung
Kay Gottschalk von der AfD stimmte der FDP ebenfalls zu und erklärte, dass seine Fraktion schon vor fünf Jahren die Abschaffung des Solidaritätszuschlags gefordert habe. Er ging einen Schritt weiter und schlug vor, wie die Mindereinnahmen durch die Abschaffung des Solis kompensiert werden könnten. Gottschalk argumentierte, dass der Staat bei den Ausgaben ansetzen müsse, nicht bei den Einnahmen. Er nannte Beispiele wie eine Reduzierung der EU-Ausgaben um zehn Prozent, eine Rückführung von Arbeitslosen ins Arbeitsverhältnis und Einsparungen in der Entwicklungshilfe, um Milliardenbeträge zu sparen.

Linke und BSW: Kritik an Klientelpolitik
Die Linke und der Bund der Steuerzahler (BSW) kritisierten die FDP als Partei der reichen Eliten. Christian Görke von der Linken warf der FDP vor, eine Klientelpolitik für die reichsten ein Prozent der Bevölkerung zu machen. Auch Alexander Ulrich vom BSW warf den Unionsparteien und der FDP vor, durch ihre Politik die arbeitende Mitte des Landes zu übersehen und stattdessen die Reichen zu begünstigen.

Fazit und Ausblick
Die Diskussion über den Solidaritätszuschlag wird weiterhin polarisiert bleiben. Während die FDP und CDU/CSU eine vollständige Abschaffung fordern, sehen SPD, Grüne, Linke und der BSW diese Forderung als eine Belastung für den Staatshaushalt und die breite Masse der Bevölkerung. Die SPD fordert eine sozial gerechtere Finanzierung, während die Grünen mehr strukturelle Reformen in der Wirtschaft anmahnen. Die AfD wiederum bringt Vorschläge zur Gegenfinanzierung, indem sie Ausgabenkürzungen fordert. Die endgültige Entscheidung über die Zukunft des Solidaritätszuschlags wird in den kommenden Monaten fallen, wenn der Gesetzentwurf weiter beraten und möglicherweise verabschiedet wird.

Das geplante „Solidaritätszuschlagbefreiungsgesetz“ ist nicht nur eine Frage der Steuerpolitik, sondern auch eine der wirtschaftlichen Ausrichtung Deutschlands in den kommenden Jahren. In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft, insbesondere der Rezession und des Fachkräftemangels, könnte die Entscheidung über den Soli eine richtungsweisende Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes und das Vertrauen der Bürger in die Regierungspolitik haben.

Bericht zur 7. Stadtratssitzung der Stadt Weida am 19. Dezember 2024

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Stadtratssitzung Weida vom 19.12.2024

Am 19. Dezember 2024 fand die siebte Sitzung des Stadtrats der Stadt Weida statt. Die Sitzung begann um 19 Uhr und wurde, nach einer einstimmigen Bestätigung durch die anwesenden Stadtratsmitglieder, offiziell eröffnet. Die Sitzung diente nicht nur der Behandlung aktueller Anträge und Themen, sondern auch der Diskussion über wichtige Entscheidungen, die die Stadt Weida und ihre Verwaltung betreffen. Die folgenden Punkte wurden intensiv besprochen und entschieden:

1. Eröffnung und Formalitäten
Die Sitzung begann mit einer kurzen Begrüßung durch den Bürgermeister, der die anwesenden Mitglieder des Stadtrats und die Öffentlichkeit willkommen hieß. Die Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung vom 28. November 2024 stand zu Beginn auf der Tagesordnung. Die genehmigte Version des Protokolls wurde durch die Stadtratsmitglieder mehrheitlich angenommen, wobei es zwei Gegenstimmen gab, was auf kleinere Differenzen oder Unstimmigkeiten in der letzten Sitzung hinweisen könnte. Es wurde ebenfalls ein Änderungsantrag zur Tagesordnung eingebracht, der ohne Einwände angenommen wurde. So wurde der ursprünglich als Punkt 4 geplante Tagesordnungspunkt vorgezogen und mit Punkt 5 getauscht.

2. Informationen des Bürgermeisters
Der Bürgermeister berichtete zu Beginn über mehrere positive Entwicklungen und anstehende Projekte in der Stadt Weida. Besonders hervorzuheben ist der Stand der Vermarktung eines ehemaligen Fundgrundstücks. Hier gibt es zwei ernsthafte Interessenten, die sich für das Grundstück interessieren, was als positive Nachricht für die Stadtentwicklung betrachtet wurde. Die Entscheidung über den zukünftigen Verkauf und die Nutzung des Grundstücks steht jedoch noch aus und wird im kommenden Jahr weiterverfolgt.

Des Weiteren wurde der diesjährige Weihnachtsmarkt lobend erwähnt. Der Bürgermeister bedankte sich bei allen Helfern und Organisatoren, die zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen haben. Der Weihnachtsmarkt war ein Highlight der diesjährigen Stadtaktivitäten und trug maßgeblich zur Steigerung der Lebensqualität und des Gemeinschaftsgefühls bei.

Eine weitere positive Nachricht war die Wiederinstallation des sanierten Eingangstors der Osterburg. Dieses Projekt wurde durch Spenden sowie Veranstaltungen des Vereins zur Förderung der Osterburg realisiert. Der Bürgermeister stellte in diesem Zusammenhang heraus, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für die Stadt ist und dass derartige Projekte nur durch das Zusammenwirken der Bevölkerung und der Stadtverwaltung möglich sind.

3. Diskussion über das Kreisrechenzentrum (KRZ)
Ein zentrales Thema der Sitzung war der Antrag der CDU-Fraktion zur Rücknahme der Kündigung des Vertrags mit dem Kreisrechenzentrum (KRZ). Die Stadt Weida war bislang Mitglied im Kreisrechenzentrum, einer Einrichtung, die unter anderem IT-Dienstleistungen für Kommunen bereitstellt. Der Vertrag mit dem KRZ wurde jedoch von der Stadtverwaltung gekündigt, was zu einer intensiven Diskussion im Stadtrat führte.

Die Stadtverwaltung begründete ihre Entscheidung damit, dass die Zusammenarbeit mit dem KRZ nicht zufriedenstellend gewesen sei. Es wurde bemängelt, dass das KRZ keine konkreten Leistungsverzeichnisse, Kostenangebote oder Zeitrahmen für die Umsetzung von Projekten vorgelegt habe. Zudem gab es erhebliche Zweifel an der langfristigen finanziellen Perspektive der Stadt Weida im Rahmen der Kooperation mit dem KRZ. Besonders kritisch wurde angemerkt, dass die Einführung eines Dokumentenmanagementsystems (DMS) durch das KRZ nicht rechtzeitig umgesetzt werden konnte, obwohl die Lizenzen bereits Ende 2021 bezahlt wurden.

Auf der anderen Seite wies das KRZ die Vorwürfe zurück und betonte, dass alle Konzepte mit den beteiligten Kommunen abgestimmt worden seien. Zudem seien Testzugänge zu den Dokumentenmanagement-Systemen bereitgestellt worden, um die Integration der Systeme zu erleichtern. Das KRZ argumentierte, dass es sehr wohl in der Lage sei, die Anforderungen der Stadt Weida zu erfüllen, und dass die Kündigung des Vertrags eine voreilige Entscheidung sei.

Die Stadtverwaltung wies darauf hin, dass sie sich bereits Ende 2023 entschlossen habe, die Kündigung vorzubereiten, und dass sie zwischenzeitlich ein alternatives DMS über die KfR Thüringen GmbH eingeführt habe. Die Einführung des MESU-Office-Systems durch die KfR Thüringen wurde als zukunftsfähiger angesehen, da die bestehende Softwarelösung des KRZ keine klaren Zeitpläne für die Umsetzung bot.

Ein weiterer Streitpunkt war die Frage der Kosten. Die Stadtverwaltung argumentierte, dass sie vom KRZ keine detaillierte Kostenaufstellung erhalten habe und dass die eigenen IT-Ressourcen in der Stadtverwaltung ausreichend entwickelt seien, um die Verwaltungsaufgaben auch in Zukunft selbstständig zu bewältigen. Das argumentierte Konzept, dass durch regelmäßige Fortbildungen und die Weiterentwicklung des Notfallplans eine zukunftsfähige IT-Abteilung aufgebaut werden kann, wurde von der Verwaltung stark betont.

In der Abstimmung zum Antrag der CDU, die Kündigung des Vertrags mit dem KRZ zurückzuziehen, wurde der Antrag mit einer Mehrheit von 11 Nein-Stimmen, 8 Ja-Stimmen und einer Enthaltung abgelehnt. Dies deutet darauf hin, dass eine Mehrheit des Stadtrats die Entscheidung der Stadtverwaltung, den Vertrag mit dem KRZ zu beenden, unterstützte.

4. Antrag zur Suche nach neuem Vertragspartner
Nach der Ablehnung des Antrags zur Rücknahme der Kündigung wurde ein weiterer Antrag gestellt, der die Stadtverwaltung dazu aufforderte, sich bis zum Ende des zweiten Quartals 2025 um einen neuen Vertragspartner zu bemühen. Dieser neue Vertragspartner sollte in der Lage sein, die Datensicherheit der Stadt zu gewährleisten und die Verwaltungssoftware auf dem neuesten Stand zu halten.

Dieser Antrag wurde als Empfehlung angenommen, wobei eine breite Unterstützung aus den Reihen des Stadtrats zu verzeichnen war. Die Suche nach einem neuen Partner für IT-Dienstleistungen und -Infrastruktur wird nun als wichtiger Bestandteil der städtischen Strategie für die nächsten Jahre betrachtet.

5. Weitere Diskussionen und Anfragen
Neben den zentralen Themen zur IT-Infrastruktur wurden noch andere Themen diskutiert. So gab es eine ausführliche Debatte über die Verkehrssituation in der Bahnhofstraße. Ein Antrag zur Einführung einer 30 km/h-Zone wurde gestellt, da die Verkehrsdichte in diesem Bereich zugenommen hat und die Sicherheitslage als bedenklich eingeschätzt wird. Es wurde jedoch klargestellt, dass die Entscheidung über die Aufstellung von Verkehrsschildern nicht direkt vom Stadtrat, sondern von der unteren Straßenverkehrsbehörde getroffen wird. Insofern konnte das Thema in der Sitzung nur zur Kenntnis genommen werden, ohne dass eine abschließende Entscheidung getroffen wurde.

Fazit
Die wichtigste Entscheidung der Sitzung war zweifellos die Ablehnung des Antrags zur Rücknahme der Kündigung des Vertrags mit dem Kreisrechenzentrum. Der Stadtrat zeigte sich mehrheitlich der Ansicht, dass die Stadt Weida langfristig auf ihre eigenen IT-Ressourcen setzen sollte. Die Suche nach einem neuen IT-Dienstleister wird nun ein zentrales Thema für die Stadtverwaltung darstellen. Des Weiteren wurde die Zusammenarbeit mit dem KRZ nicht grundsätzlich in Frage gestellt, jedoch wurde die Notwendigkeit einer detaillierteren Kostenaufstellung und einer zukunftsfähigen IT-Strategie hervorgehoben.

Die Stadt Weida zeigt sich weiterhin bemüht, die Infrastruktur zu modernisieren und die Weichen für die nächsten Jahre zu stellen. Die Entscheidungen aus dieser Sitzung werden weitreichende Folgen für die digitale Zukunft der Stadt haben.

Der Cottbuser Ostsee in Brandenburg hat seinen Zielwasserstand erreicht!

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Der Cottbuser Ostsee hat seinen Zielwasserstand erreicht!

Nach fünfeinhalb Jahren intensiver Flutung und der Einleitung von 170 Millionen Kubikmetern Wasser aus der Spree hat der Cottbuser Ostsee erstmalig seinen Zielwasserstand von +62,5 m NHN erreicht. Dieses Ereignis markiert einen entscheidenden Moment in der Geschichte des ehemaligen Tagebaus und unterstreicht die Bedeutung von Renaturierungsprojekten in der Lausitz. Der künstlich geschaffene See, der nun als größter künstlicher See Deutschlands gilt, wird nicht nur als Symbol des Strukturwandels wahrgenommen, sondern auch als konkretes Beispiel für eine nachhaltige Nachnutzung von Bergbaufolgelandschaften.

Die Bedeutung des Zielwasserstands
Das Erreichen des Zielwasserstands hat nicht nur symbolischen Charakter. Es ist ein wichtiger technischer Meilenstein, da dieser Wasserstand ermöglicht, den See als eine Art Puffer für extreme Wetterereignisse zu nutzen. In Zeiten von Starkregen oder Hochwasser kann der Cottbuser Ostsee zusätzliche Wassermengen sicher aufnehmen, ohne die umliegenden Gebiete zu gefährden. Dieses Hochwassermanagement ist insbesondere in einer Zeit zunehmender klimatischer Unwägbarkeiten von unschätzbarem Wert.

Darüber hinaus ist der Zielwasserstand ein zentraler Parameter für die weitere Planung und Nutzung des Sees. Er bildet die Grundlage für die Gestaltung der Uferbereiche, die Ausweisung von Freizeit- und Erholungszonen sowie für die Anbindung des Sees an die umliegende Region.

Hintergrund: Vom Tagebau zum Freizeitparadies
Der Cottbuser Ostsee ist Teil eines der ehrgeizigsten Renaturierungsprojekte Europas. Seit der Einstellung des Braunkohleabbaus im Tagebau Cottbus-Nord im Jahr 2015 wurde die Grube schrittweise zu einem Naherholungsgebiet umgestaltet. Die Flutung begann im April 2019 und wurde kontinuierlich überwacht, um eine gleichmäßige Wasserzufuhr zu gewährleisten und mögliche Risiken wie Uferinstabilitäten zu minimieren.

Das Projekt ist eng mit dem Strukturwandel in der Lausitz verknüpft. Durch den schrittweisen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung stehen die Regionen Brandenburg und Sachsen vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen. Der Cottbuser Ostsee wird dabei als Leuchtturmprojekt angesehen, das neue Perspektiven für den Tourismus, den Wassersport und die Naherholung eröffnen soll.

Herausforderungen und Perspektiven
Trotz der erreichten Ziele bleiben Herausforderungen bestehen. Die Qualität des Wassers im Cottbuser Ostsee ist ein zentrales Thema. Durch die jahrzehntelange Nutzung als Tagebau sind die Böden in der Umgebung stark durch Sulfate und andere Rückstände belastet, die ins Wasser gelangen können. Maßnahmen zur Sicherstellung einer guten Wasserqualität, wie die kontinuierliche Überwachung und Aufbereitung, sind daher essenziell.

Ein weiterer Aspekt ist die Integration des Sees in die regionale Infrastruktur. Der Ausbau von Straßen, Radwegen und öffentlichen Verkehrsmitteln ist entscheidend, um den See für Bewohner und Touristen gleichermaßen attraktiv zu machen. Zudem müssen die Interessen verschiedener Akteure – von Naturschützern über lokale Unternehmen bis hin zu Freizeitnutzern – in Einklang gebracht werden.

Ein See mit Signalwirkung
Der Cottbuser Ostsee ist nicht nur ein technisches und ökologisches Projekt, sondern auch ein kulturelles und gesellschaftliches. Er steht für den Wandel von einer durch den Bergbau geprägten Region hin zu einer zukunftsfähigen Landschaft, die auf Nachhaltigkeit, Erholung und Tourismus setzt.

Für die Menschen in der Lausitz bedeutet der See einen Neuanfang und die Möglichkeit, die Identität der Region neu zu definieren. Für andere Regionen mit ähnlichen Herausforderungen bietet der Cottbuser Ostsee ein Vorbild, wie Bergbaufolgelandschaften sinnvoll genutzt werden können.

Die nächsten Jahre werden zeigen, wie gut der See seine multifunktionale Rolle erfüllen kann – als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, als Schutzraum bei Hochwasser und als Erholungsgebiet für die Menschen. Doch eines steht fest: Mit dem Erreichen des Zielwasserstands ist ein entscheidender Schritt getan, der die Lausitz näher an ihre Vision einer lebenswerten Zukunft bringt.

Cottbuser Ostsee / Dezember 2024 / Zielwasserstand (fast) erreicht #flutung

Bericht zur Stadtratssitzung in Gera vom Dezember 2024

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Sitzung des Geraer Stadtrates

Die Stadtratssitzung in Gera im Dezember 2024 war geprägt von zahlreichen bedeutsamen Themen, die die Weichen für die zukünftige Entwicklung der Stadt stellen sollen. Die Sitzung wurde pünktlich durch den Oberbürgermeister Julian Dannenberger eröffnet. Zu Beginn stimmte der Stadtrat über Anträge ab, die die Zulassung von Ton- und Bildaufnahmen betrafen. Diese wurden genehmigt, was eine transparente Dokumentation der Sitzung gewährleistete. Im Anschluss folgten die Feststellung der Beschlussfähigkeit und die Genehmigung der Tagesordnung. Es wurden geringfügige Änderungen vorgenommen, um aktuellen Prioritäten Rechnung zu tragen.

Eine Einwohnerfragestunde war ebenfalls Teil der Tagesordnung, jedoch blieben neue Anfragen aus. Vorliegende schriftliche Bürgerfragen wurden beantwortet, wobei die Details den Stadträten und interessierten Zuhörern zur Verfügung gestellt wurden. Der Oberbürgermeister berichtete anschließend über den Fortschritt der Haushaltssatzung für das Jahr 2025. Diese soll, wie angekündigt, noch vor Jahresende verabschiedet und veröffentlicht werden. Damit verbunden sind wichtige finanzielle Entscheidungen, die maßgeblich Einfluss auf Investitionen in die Infrastruktur und die Lebensqualität in Gera haben. Dannenberger hob hervor, dass es 2025 zu intensiven Gesprächen über strategische Stadtentwicklungsprojekte kommen werde, darunter auch Maßnahmen, die den demografischen Wandel und die wirtschaftliche Entwicklung adressieren.

Ein zentraler Tagesordnungspunkt war die geplante Ansiedlung der Sung Eel Recyclingpark Thüringen GmbH. Das Unternehmen möchte sich auf dem Gelände eines ehemaligen Industrieparks niederlassen, was mit erheblichen Investitionen und der Schaffung neuer Arbeitsplätze einhergehen könnte. Trotz der wirtschaftlichen Vorteile zeigte sich im Stadtrat eine breite Diskussion über die potenziellen Umwelt- und Sicherheitsrisiken. Kritiker warfen dem Unternehmen mangelnde Transparenz vor und forderten eine vertiefte Prüfung der Auswirkungen auf die Umwelt. Als Kompromiss beschloss der Stadtrat, das Unternehmen zur freiwilligen Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung aufzufordern. Dies soll den Bedenken der Bürger Rechnung tragen und gleichzeitig die wirtschaftliche Attraktivität des Projekts sicherstellen.

Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Agenda war die Neuwahl des Beirates für Menschen mit Behinderungen. Insgesamt wurden 15 neue Mitglieder gewählt, die nun die Interessen von Menschen mit Behinderungen in Gera vertreten. Der Beirat wird sich unter anderem mit Fragen der Barrierefreiheit und der sozialen Teilhabe beschäftigen, was auch in Verbindung mit den geplanten Stadthygiene-Maßnahmen steht. Im Rahmen dieser Maßnahmen beschloss der Stadtrat, barrierefreie öffentliche Toiletten in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern einzurichten. Diese sollen nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern auch die Attraktivität Geras als Wohn- und Ausflugsort stärken.

Die Stadthygiene wurde auch im Kontext allgemeiner Sauberkeitsmaßnahmen diskutiert. Der Oberbürgermeister betonte die Bedeutung einer sauberen Stadt für das Wohlbefinden der Bürger und das Image Geras. Es wurden neue Regelungen und Maßnahmenpakete beschlossen, die sich sowohl auf die Abfallentsorgung als auch auf die Pflege öffentlicher Anlagen konzentrieren.

Ein bedeutender administrativer Punkt war die Präsentation und Annahme des Jahresabschlusses der Stadt für das Jahr 2022. Dieser wurde vom Stadtrat einstimmig genehmigt, was als Zeichen der soliden finanziellen Führung der Stadt gewertet wurde. Darüber hinaus wurde die Entlastung des Verwaltungsrates der Sparkasse Gera-Greiz für das Geschäftsjahr 2023 beschlossen, ein formaler, aber symbolisch wichtiger Akt.

Auch bauliche Themen standen auf der Agenda. Ein vereinfachtes Umlegungsverfahren zur Bebauung einer Baulücke in der Greitzer Straße wurde vorgestellt und bewilligt. Dieses Verfahren zielt darauf ab, bestehende Wohnraumressourcen effizienter zu nutzen und die städtebauliche Entwicklung in diesem Bereich zu fördern. In einem ähnlichen Kontext wurden Änderungen an der Feuerwehr-Gebührensatzung sowie an der Friedhofssatzung beschlossen, um diese an aktuelle Bedürfnisse und Kostenstrukturen anzupassen.

Abschließend richtete der Oberbürgermeister einen Dank an alle Stadträte und Mitarbeiter der Stadtverwaltung für die konstruktive Zusammenarbeit im vergangenen Jahr. Er sprach die Hoffnung aus, dass die positiven Ansätze auch im kommenden Jahr fortgeführt werden können, und wünschte allen Anwesenden frohe Feiertage. Die Sitzung endete in einer Atmosphäre des Optimismus und der Zuversicht, dass die beschlossenen Maßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung Geras leisten werden.