Start Blog Seite 3

Rolands „Gemuseum“: Eine Reise in die DDR durch seltene Erinnerungsstücke

0

Im Herzen der DDR-Geschichte, genauer gesagt in der persönlichen Sammlung von Roland, verbirgt sich eine lebendige Begegnungsstätte für „DDR-Enthusiasten“. Diese umfangreiche Ausstellung, die der Besitzer selbst liebevoll als sein „Gemuseum“ bezeichnet, ist weit mehr als nur eine Ansammlung von Objekten; sie ist Rolands persönliches Leben, dokumentiert von der Schulzeit über die Lehre bis heute. Jeder Ausstellungsgegenstand hat eine Geschichte, die eng mit seiner Person verbunden ist.

Im Mittelpunkt der Sammlung stehen zahlreiche Fahrzeuge aus DDR-Zeiten, insbesondere Trabants. Mit 22 Trabants besitzt Roland so gut wie jedes Modell, das jemals gebaut wurde, einschließlich Prototypen. Ein besonderes Highlight ist ein Prototyp eines Dreiachs-Wohnmobils der DDR. Ein weiteres extrem seltenes Stück ist ein Carat Tremp, von dem angeblich nur 62 Stück gebaut wurden, und Rolands Exemplar ist die Nummer 60. Dieses Fahrzeug, ursprünglich als Spaßauto für Urlauber in Spanien genutzt, wurde über einen Bierdeckel-Deal auf Mallorca erworben und auf abenteuerlichen Wegen nach Deutschland gebracht. Auch ein Prototyp eines Mini-Transporters namens „Quicktrans“ ist Teil der Sammlung. Dieser wurde für Gewerbetreibende entworfen, scheiterte aber am hohen Preis von 12.000 Mark. Rolands Exemplar, das von einem Förderverein wieder aufgebaut wird, hat eine eigene bewegende Geschichte und wurde unvollendet nach dem Tod seines Erbauers erworben.
Die Ausstellung beschränkt sich jedoch nicht nur auf Fahrzeuge. Sie bietet einen umfassenden Einblick in den Alltag der DDR:

• Kleidung (wie die beliebte Kittelstürze oder die Dreiecksbadehose).
• Haushaltsgegenstände und Nahrungsmittel (wie Atta, Pulax, Blanca Blink).
• Medizinische Abteilung mit originalen Mitteln, einschließlich Schnäpsen wie „Krumfusel“.
• Das legendär robuste Rührgerät RG28, über dessen Langlebigkeit es sogar einen MDR-Spielfilm gibt („Kommen Rührgeräte in den Himmel“).
• Spielzeug und Unterhaltung (TV-Spiel Pingpong, Modellautos).
• Politische und gesellschaftliche Symbole (Wappen der DDR, Fahnen von FDGB und Kampfgruppe, GSD – Gesellschaft für Sport und Technik).
• Militärische Erinnerungsstücke und ein umstrittenes Gelöbnis.
• Auszeichnungen und Orden, inklusive Stücke von der Staatssicherheit wie einer goldenen Glashütte-Uhr.
• Kunst (Womaka Bilder).
• Eine Nachbildung des Palast der Republik Clubraums, inklusive einer Lampe von dort.

Roland teilt in dem Gespräch auch persönliche Reflexionen und positive Erinnerungen an die DDR. Er hebt hervor, dass das Soziale anders war, spricht von super Kinderbetreuung, gesicherter und gut bezahlter Arbeit sowie Möglichkeiten für Hobbys und gesellschaftliche Beteiligung. Besonders am Herzen liegt ihm die Jugendarbeit, wie sie bei der GSD stattfand, die seiner Meinung nach verhinderte, dass Jugendliche „auf dumme Gedanken gekommen“ sind. Er kontrastiert dies mit Problemen, die er bei der heutigen Jugend wahrnimmt („Lunger nicht oder Kneiprum oder stechen sich“) und meint, im Osten habe man in dieser Hinsicht „was gekonnt“. Kritisch äußert er sich zur heutigen Haltung, dass alles Deutsche „egal ist“, und bedauert den Abriss des Palast der Republik, den er als bewusste Verhinderung positiver Erinnerungen an den Sozialismus sieht.

Der Besuch bei Roland ist kein normales Museumserlebnis mit festen Öffnungszeiten. Da Roland auch ein zweites Anwesen an der Ostsee hat und viel „rumpinselt“, ist die Sammlung nach Absprache zugänglich, ideal für kleine Gruppen oder Firmenausflüge. Eine besonders gute, aber auch sehr belebte Gelegenheit zum Besuch sind die Trabant-Treffen in Bodelwitz, bei denen Roland natürlich vor Ort ist. Viele Besucher kommen immer wieder, da es unzählige kleine Details zu entdecken gibt und die Ausstellung viele Erinnerungen weckt. Die Sammlung lebt, und Besucher bringen oft selbst noch Ausstellungsstücke mit. Es ist ein sehr persönlicher Ort, der mit viel Energie gestaltet wurde und die Möglichkeit bietet, sich „in die Zeit zurückversetzen“ zu lassen.

Psychische Folter in der Isolationshaft: Die unbarmherzige Taktik der Stasi

0

Edda Schönherz, 30 Jahre alt, befand sich in der Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Hohenschönhausen. Ihre „Straftat“ war der Besuch der Bundesdeutschen Botschaft in Budapest, um Informationen über Ausreisemöglichkeiten zu erhalten. Dieser Besuch wurde von der Stasi als staatsfeindliche Verbindung interpretiert.

Die Haftbedingungen in Hohenschönhausen waren besonders grausam. Edda Schönherz wurde aus ihrer gewohnten Umgebung herausgeholt, in den frühen Morgenstunden abgeholt und in einem unmarkierten Auto, das die Stasi zur geheimen Personenbeförderung nutzte, transportiert. Das Versteck der Haftanstalt war auf keiner Landkarte verzeichnet, und selbst die Gefangenen wussten nicht, wo sie sich befanden.

In der Haftanstalt angekommen, wurde Edda in eine kleine Zelle gebracht. Sie musste sich vollständig ausziehen und sich vor den uniformierten Wachleuten entkleiden und in verschiedene Körperöffnungen untersuchen lassen. Diese erniedrigenden Prozeduren waren Teil der psychischen Folter, die die Stasi praktizierte, um ihre Gefangenen zu brechen.

Edda Schönherz war zuvor Moderatorin und Ansagerin im DDR-Fernsehen, eine Position, die im Widerspruch zur politischen Ausrichtung des Staates stand. Obwohl sie versuchte, ihre innere Verfassung zu verbergen, war der psychische Druck enorm. Die Stasi verhörte sie nicht nur direkt, sondern versuchte auch, in ihren Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis vorzudringen. Durch Lügen, Verleumdungen und fingierte Telefonanrufe versuchte man, ihre Psyche weiter zu zerstören.

Die Untersuchungshaftanstalt in Hohenschönhausen hatte auch ein Haftkrankenhaus, das jedoch nur in extremen Fällen aufgesucht werden konnte. Die Bedingungen für die Gefangenen waren so hart, dass eine medizinische Notversorgung nur im äußersten Notfall in Betracht gezogen wurde. In der gesamten DDR waren mehr als 250.000 politische Gefangene registriert, während in Hohenschönhausen etwa 11.000 Personen gleichzeitig inhaftiert waren.

Edda Schönherz wurde schließlich in einem Viehtransport zu einer anderen Haftanstalt gebracht. Dieser Transport dauerte drei Tage und war eine weitere Form der Erniedrigung und psychischen Folter. Die Stasi wollte durch solche Maßnahmen den Gefangenen deutlich machen, dass sie in den Augen des Regimes nichts wert waren.

Die psychische Folter in der Isolationshaft war eine brutale Taktik der Stasi, um ihre Gefangenen zu brechen und sie in ihrem Kampf gegen das autoritäre Regime der DDR zu demütigen. Edda Schönherz‘ Bericht bietet einen eindrucksvollen Einblick in die grausamen Methoden der politischen Verfolgung in der DDR.

ZDF 1972–2025: Der Blick auf Ost-Berlin und den Wandel eines Senders

0

„Berlin-Ost heute.“ So beginnt die erste ZDF-Reportage über den Ostteil der deutschen Hauptstadt aus dem Jahr 1972. Der Kommentar: nüchtern, sachlich, aber auch unterschwellig kritisch. Es ist ein Fernsehblick aus der Ferne – zehn Jahre nach dem Mauerbau, 27 Jahre nach Kriegsende. Ost-Berlin, im westdeutschen Sprachgebrauch der „Ostsektor“, wird beschrieben als sozialistische Realität, von der Verfassung der DDR bestätigt, von westlicher Seite nur bedingt anerkannt.

Die Reportage zeichnet ein Bild der Stadt, das zwischen dokumentarischer Präzision und ideologischer Distanz pendelt. Sie benennt nüchtern Fakten: acht Bezirke, 1,1 Millionen Einwohner, überwiegend protestantisch. Sie zeigt das neue Stadtbild: die Karl-Marx-Allee als steinernes Zeugnis stalinistischer Architektur, den neu errichteten Fernsehturm als Symbol technischen Fortschritts und staatlichen Stolzes. Und sie weist auf Einschränkungen hin – auf Mediengleichschaltung, begrenzte Meinungsvielfalt und internationale Zeitungen, die nur in Hotel-Lobbys für Touristen ausliegen.

Dennoch vermeidet die Reportage offene Polemik. Die Sprache ist zurückhaltend, fast analytisch. Der Westen blickt auf den Osten – durch eine Scheibe, nicht durch ein Fernglas.

Zwischen Beton und Bewegung: Die Ambivalenz der DDR-Berichterstattung
Die Reportage von 1972 steht exemplarisch für den damaligen Umgang des ZDF mit der DDR: Beobachtend, distanziert, bemüht um Fakten – aber nie ganz frei von ideologischer Färbung. Die DDR wird nicht verteufelt, aber auch nicht verklärt. Die Bürger Ost-Berlins erscheinen als pragmatische Menschen, die sich mit dem System arrangieren. Der Staat als Verwaltungsapparat – hart, aber effizient. Der Fortschritt als sichtbare Realität, doch stets unter dem Vorbehalt fehlender Freiheit.

So entsteht eine merkwürdige Doppelperspektive: Einerseits Respekt vor dem Geleisteten – etwa dem Aufbau der Stadt „unter schweren Bedingungen, ohne Kredite, auf Kosten des Lebensstandards“ – andererseits eine klare westliche Skepsis gegenüber System, Ideologie und Medienkontrolle.

Es ist ein Spiegel der Zeit: Die Bundesrepublik, geprägt von westlicher Demokratie und wirtschaftlichem Aufschwung, beobachtet ihren östlichen Nachbarn mit einer Mischung aus Neugier, Misstrauen und Verwunderung. Das ZDF als junger Sender mittendrin – 1961 gegründet, damals gerade einmal elf Jahre alt.

Vom Beobachter zum Erzähler: Die Wandlung des ZDF
Doch wie hat sich das ZDF seitdem verändert? Wie wandelte sich der Blick auf Ostdeutschland – und der eigene journalistische Anspruch?

In den 1970er-Jahren dominierte die politische Sachberichterstattung. Formate wie Kennzeichen D näherten sich der DDR vorsichtig, meist mit Fokus auf politische Strukturen. Die Menschen blieben oft im Hintergrund, der Systemvergleich stand im Vordergrund.

In den 1980er-Jahren kamen erste Brüche. Die DDR-Opposition, Umweltbewegungen, Ausreiseantragsteller rückten ins Blickfeld. Das ZDF begann, Gesichter zu zeigen – nicht nur Funktionäre, sondern auch Bürgerinnen und Bürger, die das System in Frage stellten.

Nach dem Mauerfall 1989 wandelte sich der Blick erneut. Nun ging es nicht mehr um Beobachtung, sondern um Einordnung. Dokus wie Die DDR – Eine deutsche Geschichte oder Spielfilme wie Der Turm erzählten die Geschichte des anderen Deutschlands vielschichtig, mit all ihren Widersprüchen.

Heute, über 50 Jahre nach der Reportage von 1972, ist das ZDF längst selbst Teil der gesamtdeutschen Medienlandschaft. Die Perspektive ist breiter geworden, die Stimmen vielfältiger. Ostdeutschland ist kein Objekt mehr, sondern Subjekt: Teil eines gemeinsamen Erinnerns – aber auch eines fortwährenden Diskurses über Identität, Gerechtigkeit und Integration.

Vom starren Blick zur offenen Erzählung
Die ZDF-Reportage von 1972 ist ein beeindruckendes historisches Dokument. Sie zeigt nicht nur, wie sich Ost-Berlin verändert hat – sie zeigt auch, wie ein westdeutscher Fernsehsender den Osten sah: analytisch, vorsichtig, manchmal mit skeptischem Unterton.

Heute wäre eine solche Reportage anders. Die Sprache wäre offener, die Menschen stünden stärker im Zentrum, die Perspektive wäre komplexer. Das ZDF hat sich gewandelt – von der distanzierten Beobachterrolle hin zu einem Erzähler der gemeinsamen Geschichte.

Und doch bleibt etwas gleich: der Anspruch, mehr zu zeigen als nur Bilder. Nämlich Zusammenhänge. Und vielleicht auch: Verständnis.

Ein Geisterdorf im Norden: Spurensuche in einer vergessenen Welt der DDR

0

In einem abgelegenen Winkel des hohen Nordens, weit entfernt von den bekannten Kohleabbaugebieten, offenbart sich ein ungewohntes und erschütterndes Bild: Eine fast vollständig verlassene Siedlung, deren Geschichte über drei Jahrzehnte nach der Wende im Verfall begraben zu liegen scheint. Ein Entdecker, der eigentlich nur ein einzelnes Objekt erkunden wollte, stieß hier auf ein ganzes Dorf, in dem fast alles leer steht. Die Szenerie, die sich bietet, ist gleichzeitig faszinierend und traurig.

Auf der Erkundungstour durch die einzelnen Gebäude fallen sofort die Spuren der Vergangenheit ins Auge. Überall hängen Spinnenweben, die Tapeten lösen sich. Doch inmitten des Verfalls finden sich Relikte aus längst vergangenen DDR-Zeiten. Neben einem DDR-Boiler stößt der Entdecker auf ein Edelbohnerwachs, das wohl ebenfalls ein DDR-Produkt war. In einem ehemaligen Gemeinschaftshaus, das einst als Gemeindeverwaltung diente und möglicherweise eine Poststation beherbergte, finden sich Kalender aus dem Jahr 2014 sowie Unterlagen, die auf einen Heizöllieferung im Jahr 2008 hinweisen. Dies deutet darauf hin, dass das Gebäude zumindest bis in die späten 2000er Jahre noch in Betrieb war.

Das Gemeinschaftshaus scheint ein zentraler Punkt des Dorflebens gewesen zu sein. Hier wurden Seniorennachmittage veranstaltet, es gab Feiern, Bastelnachmittage und Beschäftigungen für Kinder. Es gab eine Küche, die aus den 70er Jahren stammen könnte, und sogar Nähmaschinen für die Bewohner. Möbel aus der Zeit kurz nach der Wende sind ebenso zu finden wie ein altes DDR-Bügeleisen. Kurios: Eine Geldkassette wurde gefunden, die offenbar niemand aufbekommen hat. Auch ein Rondell für Kassetten weckt Erinnerungen an vergangene Zeiten.

Besonders überraschend ist, dass in einigen der verlassenen Gebäude noch Strom fließt. In einer ehemaligen Schlüsselausgabe geht noch das Licht. Dies sorgt für Gänsehaut und Fassungslosigkeit beim Erkunder.

Um das Rätsel der Verlassenheit zu lüften, spricht der Entdecker mit einer älteren Dame am Straßenrand. Sie ist 79 Jahre alt und lebt seit 60 Jahren in diesem Dorf, wohin sie im Alter von 19 Jahren wegen ihrer Lehre zog. Ihr Mann ist Anfang 80 und wurde hier geboren und hat immer hier gewohnt. Sie bestätigt, dass das Dorf nach der Wende verkauft wurde. Der neue Besitzer („der Wohnchef“) scheint wenig Interesse am Zustand des Ortes zu haben; es sei ihm „scheißegal“, was hiermit passiert. Früher lebten hier 250 Einwohner, heute sind es nur noch knapp 20. Es gibt keine Jugendlichen oder Kinder mehr. Die verbliebenen Bewohner bezeichnet sie als „Kämpfer“.

Die Dame erzählt auch von ihrer persönlichen Geschichte: Sie hat in dem Dorf ihre Lehre gemacht, war unter anderem „Kuhstaallpilot“ und später Erzieherin. Besonders hervorhebenswert: Sie hat früher im Schloss gewohnt und hatte dort eine „super schöne Zeit“.

Das erwähnte Schloss, das ebenfalls verlassen ist, gehört demselben Besitzer wie das restliche Dorf. Es gibt Anzeichen für begonnene, aber offenbar unterbrochene Renovierungsarbeiten – neue Fenster wurden eingesetzt, der Putz teilweise erneuert, der Dachstuhl und die Schindeln des Daches sind komplett neu. Auch im Schloss fließt noch Strom, und der Entdecker hört Geräusche und sieht Vorhänge in Fenstern, die von außen unrenoviert aussehen. Dies lässt die Vermutung aufkommen, dass sich möglicherweise doch noch jemand im Schloss aufhält.

Neben dem Schloss und dem Gemeinschaftshaus stehen zahlreiche weitere Gebäude leer, darunter Wohnblöcke und Einfamilienhäuser. Manche Häuser stehen direkt neben bewohnten. Eine komplett eingewachsene Terrasse zeugt vom langen Stillstand. Der Verfall hat nach Schätzungen der Bewohnerin vor etwa 20 Jahren begonnen.

Das Bild, das das Dorf abgibt, ist eines des Stillstands und des Verfalls, ein trauriges Zeugnis einer vergangenen Ära und der Auswirkungen der wirtschaftlichen und demografischen Veränderungen nach der Wende. Die Bewohnerin, die seit 60 Jahren hier lebt, betrachtet die Entwicklung mit Wehmut und Sorge, auch wenn sie betont, dass ihr Grundstück sicher ist, solange sie lebt. Doch sie ist sich bewusst: Irgendwann wird es das Dorf, so wie es war, nicht mehr geben.

Für den Entdecker ist die Begegnung mit der Dame und die Erkundung des Dorfes eine Zeitreise und ein tief bewegendes Erlebnis. Es ist ein Ort, der durch seine gleichzeitige Leere, die verbliebenen Spuren des Lebens und die unklare Situation am Schloss mystisch und kurios wirkt.

Rostocker Überseehafen: „Tor zur Welt“ mit bewegter Geschichte

0

Rostock, Deutschland – Der Rostocker Überseehafen feierte im April 2021 sein 60-jähriges Bestehen. Am 30. April 1961 wurde der Hafen feierlich eingeweiht. Als erstes Schiff legte damals der große Frachter MS Schwerin an. Heute ist der Hafen Rostock der viertgrößte deutsche Seehafen und der größte an der deutschen Ostseeküste.

Die Geschichte des Hafens an der Warnow reicht jedoch viel weiter zurück. Bereits vor der offiziellen Stadtgründung Rostocks im Jahr 1218 existierte hier ein kleiner Hafen, der von Händlern aus Skandinavien und Deutschland als Umschlagplatz genutzt wurde. Dieser Hafen wuchs über die Jahrhunderte, genügte aber Anfang der 1970er Jahre den Anforderungen nicht mehr. Obwohl der alte Warnow-Hafen nach dem Zweiten Weltkrieg und Anfang der 1950er Jahre wiederbelebt wurde, machten der stark zunehmende Außenhandel der DDR und die schnell wachsende Handelsflotte der Deutschen Seereederei (DSR) deutlich, dass die bestehenden Häfen in Wismar, Stralsund und Rostock diese neuen Anforderungen nicht mehr erfüllen konnten.

Dies führte im Oktober 1957 zum Beschluss des SED-Zentralkomitees, im Siebenjahrplan einen neuen, leistungsfähigen Seehafen zu bauen. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich die endgültige Teilung Deutschlands bereits ab. Als Standort wurde das alte, abgelegene Petersdorf am Breitling ausgewählt, rund zehn Kilometer vom Rostocker Stadtzentrum entfernt. Der erste Spatenstich erfolgte nur wenige Tage später, am 26. Oktober 1957, durch den damaligen Oberbürgermeister Solisch. Es entstand eine der größten Baustellen der Republik. Das Dorf Petersdorf, das nur aus wenigen Häusern bestand, wurde abgerissen, die Bewohner entschädigt und umgesiedelt. Eine landesweite Euphorie zum Aufbau des Hafens erfasste die DDR: Pioniere und FDJ sammelten 65.000 Tonnen Feldsteine, es gab 90 Millionen Mark Spenden und Hunderttausende unbezahlte Arbeitsstunden von Freiwilligen aus dem ganzen Land beschleunigten den Bau.

Nach nur zweieinhalb Jahren Bauzeit lief am 15. Januar 1960 das Fahrgastschiff „Völkerfreundschaft“ als erstes Schiff den neuen Hafen an. Am 30. April 1960 wurde der erste Bauabschnitt offiziell eingeweiht, und der Umschlagbetrieb begann. Mit der Entladung der MS Schwerin am Liegeplatz 31 im Hafenbecken B wurde Rostock für die DDR zum „Tor der Welt“. Anfangs gab es jedoch erhebliche Anlaufschwierigkeiten und Verstöße gegen Gesetze, was zur Absetzung des ersten Hafendirektors Wolfgang Benedikt führte. Die Probleme blieben zunächst bestehen.
Zehn Tage nach der Schwerin legte ein Frachter aus der ehemaligen Sowjetunion als erster ausländischer Frachter an. Der neue Hafen wurde zum Heimathafen der DSR-Schiffe. Betrieben wurde er vom VVB Seehafen Rostock. Zwischen 1960 und 1970 wuchs der jährliche Umschlag von einer Million auf 10 Millionen Tonnen. Bis zum 10. Hafengeburtstag 1970 wurden 16.000 Schiffe mit 50 Millionen Tonnen Ladung abgefertigt. Dank moderner Umschlagtechnik (über 50 Portalkräne und Kranbrücken) und der geringen Entfernung zur offenen See (0,7 Kilometer) erwarb sich der Hafen das Prädikat eines „schnellen Hafens“. In der Folgezeit wurde er zu einem effizienten Universalhafen ausgebaut.

Ab 1968 begann nach Anlaufproblemen der Containerverkehr am Kai 4. Auch der RoRo-Verkehr nahm zu. 1969 wurde eine Ölpipeline nach Schwedt in Betrieb genommen, die vom Ölhafen ausging. Der Apatit-Umschlag war in den 60ern eine markante Aufgabe, ebenso wie der Umschlag von Erz und Kohle. Zwischen 1957 und 1970 wurden rund 700 Millionen Mark im Hafen investiert. Mitte der 1970er Jahre entstanden spezielle Liegeplätze für Container- und RoRo-Schiffe. Der Umschlag stieg zwischen 1975 und 1980 von 12 auf 15 Millionen Tonnen jährlich.

In den 1980er Jahren wurde der Hafen weiter ausgebaut, unter anderem mit einem neuen Getreidehafen und einem Düngemittelkai. Der Warnow-Kai wurde für den Massenimport sowjetischer Metalle und den Export von Metallen und Fahrzeugen verlagert und ausgebaut. Ab Ende der 80er verfügte der Hafen über 36 Schiffsanlegeplätze. Über 40 % des Umschlags entfielen auf den Warenaustausch mit der Sowjetunion. Die wirtschaftliche Lage der DDR spiegelte sich im Hafen wider: Je schlechter die DDR-Wirtschaft lief, desto besser lief es im Hafen durch steigende Exporte zur Stützung der Wirtschaft. 1989 wurde mit 20,7 Millionen Tonnen das höchste Umschlagergebnis seit 1960 erreicht.

Parallel zum Hafenausbau wurde der Hafenbahnhof ständig erweitert und zu einem der größten Rangierbahnhöfe der DDR ausgebaut. 95 Prozent des Umschlags 1989 wurden per Bahn transportiert. Die Hafenbahn, die 1961 ihren Betrieb aufnahm, entwickelte sich zu einer wichtigen Dienststelle der Deutschen Reichsbahn. 1987 betrug die Gleislänge 240 Kilometer. Anfänglich wurden Dampflokomotiven eingesetzt, bald aber moderne Diesel-Lokomotiven. 1969 kam der erste Kühlcontainerzug über die Gleise des Fischereihafens an. Die Hafenbahn verlor Ende 1981/82 ihre Eigenständigkeit und wurde der Reichsbahndirektion Schwerin unterstellt. Ende 1985 erfolgte der Anschluss an das elektrische Bahnnetz. Bis zur Wende wurden über 90 Prozent der Trockengüter per Schiene transportiert.

Nach der Wende kam es 1991 zu einem Umschlagseinbruch von über 60 Prozent im Vergleich zu 1989. Nur noch 8,1 Millionen Tonnen wurden umgeschlagen. 1994 verließen sowjetische Truppen über den Überseehafen Deutschland. Die Hafenbahn stellte sich auf die neuen Bedingungen ein und ist heute ein unverzichtbarer Partner.

Seitdem hat der Seehafen Rostock wieder an seine besten Zeiten anknüpfen und die Ergebnisse übertreffen können. Er wurde erneut zu einem effizienten Universalhafen ausgebaut. Er bietet ein breites Leistungsspektrum, darunter moderne Anlagen für Öl, Chemikalien, Getreide, Düngemittel, Kohle, Zement und Stückgüter. Kein anderer deutscher Ostseehafen bietet ein so breites Spektrum. Rostock zählt heute zu den wichtigsten und umschlagstärksten Häfen der südlichen Ostsee.

Wichtig ist insbesondere der Fährterminal mit Verbindungen nach Dänemark, Schweden, Finnland und Polen. Sehr gut ausgebaute Hinterlandverbindungen per Straße und Schiene sichern den Transport. Der Hafen ist optimal an europäische Wirtschafts- und Logistikzentren angebunden. Bereits 2011 konnte mit 22,2 Millionen Tonnen der Rekord aus der Vorwendezeit übertroffen werden.

Betreiber des Seehafens ist heute die Rostock Port GmbH, deren Gesellschafter die Hansestadt Rostock und Mecklenburg-Vorpommern sind. Der Hafenbetreiber schätzt die vom Hafen abhängigen Arbeitsplätze auf rund 13.000. Über 150 Unternehmen, darunter Kranbauer Liebherr, sind auf dem über 750 Hektar großen Gelände angesiedelt. Zum Hafen Rostock gehören heute neben den bekannten vier Hafenbecken auch der Chemiehafen (Yara International) und der Kreuzfahrtterminal in Warnemünde. Der Warnemünder Terminal wird erweitert und modernisiert und zählt zu den beliebtesten deutschen Häfen für große Kreuzfahrtschiffe.

In den vergangenen Jahren, seitdem die Rekorde übertroffen wurden, hat der Hafen durch zielgerichtete Investitionen und die Unterstützung der Gesellschafter gepunktet. Auch die Initiativen privater Unternehmen trugen bei. Es entwickelte sich ein Universalhafen mit einem ausgewogenen Produktportfolio aus Fährverkehr, trockenen und flüssigen Massengütern sowie einem starken Stückgutbereich. Dieses Geschäftsmodell stützt sich auf mehrere Säulen, was Stabilität bietet. Der Fährverkehr dominiert stark und war über 25 Jahre ein Hauptwachstumstreiber. Beeindruckend ist die Entwicklung im Getreidesektor: Rostock hat sich von einem Importhafen zum größten Getreideexporteur Deutschlands entwickelt. Von großer Bedeutung ist auch der Stückgutumschlag der angesiedelten Industrieunternehmen wie Liebherr und Nordex, die zur Reindustrialisierung Rostocks beigetragen haben. Diese Unternehmen bringen zwar nicht immer die größten Umschlagmengen, aber erhebliche Wertschöpfung und Beschäftigung.

Auch der Ölhafen von Rostock Port genießt einen guten Ruf. Der Hafen ist tief mit der Lebensgeschichte mehrerer Generationen von Rostockern verbunden und steht für Aufbau, Erfolge, Rückschläge, Vertrauen und Zuversicht. Dies schafft eine starke Identifikation mit dem Hafen.
Die Corona-Pandemie stellte auch den Rostocker Hafen vor Herausforderungen. Geplante Feiern zum 60. Geburtstag mussten abgesagt werden. Es gab massive Einschränkungen, insbesondere im Kreuzfahrt- und Fährverkehr, die vollständig zum Erliegen kamen. Die Herausforderung besteht darin, den Gesundheitsschutz zu gewährleisten und gleichzeitig den Betrieb aufrechtzuerhalten. Das breite Produktportfolio hilft, Krisenzeiten zu überstehen, da andere Bereiche versuchen, die Ausfälle auszugleichen.

Für die Zukunft plant der Hafen, das ausgewogene Geschäftsmodell zu erhalten, zu stabilisieren und weiterzuentwickeln. Eine mögliche neue Säule könnten synthetische Kraftstoffe sein, die im Hafen hergestellt, gelagert und umgeschlagen werden könnten. Die anstehende Seekanalvertiefung wird ebenfalls neue Möglichkeiten eröffnen. Eine Hauptaufgabe ist die Erhaltung und Anpassung der teils 60 Jahre alten Infrastruktur an neue Anforderungen, wie größere Schiffe. Angesichts knapper Flächen sind auch deren intensivere und alternative Nutzung sowie die Erschließung neuer Ansiedlungsflächen wichtige Themen. Das langfristige Ziel ist, dass auch in 60 Jahren, im Jahr 2080, Umschlag auf sicheren Liegeplätzen stattfindet.

Mit großem Optimismus blickt der Hafenbetreiber auf die kommenden Jahre und ist zuversichtlich, auch die aktuelle Krise zu überstehen.

DDR 1976: Sommer an der Ostsee – Zingst, Barth, Warnemünde

0

Die DDR der 1970er Jahre – ein Land zwischen sozialistischer Planwirtschaft und Sehnsucht nach Erholung. Trotz Reisebeschränkungen innerhalb des Ostblocks zog es viele DDR-Bürger in den Sommermonaten an die heimische Ostseeküste. Die Halbinsel Zingst, das idyllische Städtchen Barth und das Seebad Warnemünde waren beliebte Reiseziele, die Erholung, Natur und maritimen Charme boten.

Die hier präsentierten kolorierten 8mm-Amateuraufnahmen aus dem Jahr 1976 geben einen einzigartigen Einblick in das damalige Leben an der Ostsee. Familien mit Kindern, junge Paare und ältere Urlauber genießen die Sommerfrische an den breiten Stränden von Zingst. Bunte Strandkörbe reihen sich aneinander, während die DDR-typischen Badeanzüge und FKK-Kultur einen festen Bestandteil des Ostseeerlebnisses bilden.

Im nahen Barth, einer kleinen Hafenstadt am Bodden, legen Segelboote und Fischerboote an. Die historischen Giebelhäuser und die verträumten Gassen spiegeln eine fast unberührte Kleinstadt-Idylle wider. Hier treffen sich Einheimische und Urlauber, um über den Fischfang oder die neuesten politischen Entwicklungen zu sprechen.

Warnemünde, das mondäne Seebad nahe Rostock, zeigt sich als pulsierender Küstenort. Die Aufnahmen zeigen Spaziergänger auf der Flaniermeile „Am Alten Strom“, den Leuchtturm und die ein- und auslaufenden Fährschiffe nach Skandinavien. Besonders markant sind die Szenen vom Fischmarkt, wo Händler frisch gefangenen Hering und Dorsch feilbieten.

Diese restaurierten und kolorierten 8mm-Aufnahmen erwecken eine vergangene Zeit zum Leben. Sie zeigen nicht nur das Urlaubsgefühl an der DDR-Ostseeküste, sondern bewahren auch Erinnerungen an eine Epoche, in der trotz politischer Begrenzungen die Freude am Meer ungetrübt war..

Die Kampfschwimmer der DDR – Elite aus den Tiefen der Ostsee

0

Zwischen den sanften Dünen der Ostseeküste und dem tosenden Wasser der Ostsee verbarg sich einst ein Geheimnis, das tief in den Strukturen eines autoritären Regimes verwurzelt war. Die Dokumentation „DDRGeheim – Spezialkommando Kampfschwimmer – Doku Deutsch über die DDR“ öffnet ein Fenster in diese Welt: eine 100 Mann starke Eliteeinheit der Volksmarine, deren Mitglieder nicht nur über außergewöhnliche physische Fähigkeiten, sondern auch über ein nahezu schon fast mythisches Durchhaltevermögen verfügten.

Unsichtbare Krieger im Verborgenen
Die Kampfschwimmer waren keine gewöhnlichen Soldaten. Ihre Aufgaben reichten von verdeckten Operationen zur Sabotage feindlicher Infrastrukturen – etwa das Lahmlegen von Radar- und Funkleitstationen – bis hin zu komplexen, riskanten Fallschirmsprüngen ins feindliche Hinterland. In streng geheimen Trainingslagern nahe Kühlungsborn wurden sie auf nahezu jede denkbare Einsatzsituation vorbereitet. Unter anderem kamen spezielle Tauchgeräte, die nicht mit herkömmlicher Druckluft, sondern mit einer regenerierenden Sauerstoffmischung arbeiteten, zum Einsatz. Diese technische Raffinesse war unerlässlich, um auch in den eisigen Gewässern der Ostsee mehrere Stunden unter Wasser bleiben zu können.

Ausbildung unter Extrembedingungen
Die Dokumentation zeichnet ein lebendiges Bild der harten Ausbildung: Tauchübungen in kaltem, stürmischem Wasser, Fallschirmsprünge aus Hubschraubern und intensive Trainingslager im winterlichen Gebirge – all dies sollte die Kampfschwimmer auf die widrigsten Bedingungen vorbereiten. Hier galt neben physischer Stärke auch die politische Zuverlässigkeit als unabdingbare Voraussetzung. Das Regime achtete penibel darauf, dass die ausgewählten Soldaten nicht nur taktisch versiert, sondern auch ideologisch einwandfrei waren. Der Mythos der „unbesiegbaren“ Kampfschwimmer wurde somit nicht nur durch ihre spektakulären Einsätze, sondern auch durch den harten Alltag in den Trainingslagern befeuert.

Technische Innovationen im Schatten der Blockade
Ein zentraler Aspekt der Einheit war der Zwang zur Selbstversorgung – bedingt durch die wirtschaftlichen Engpässe der DDR. Mangels verlässlicher westlicher Technik und oft auch ohne ausreichende Unterstützung aus dem sowjetischen Lager, wurden viele Geräte und Ausrüstungsgegenstände eigenständig entwickelt. Ingenieure und Offiziere tüftelten an Zeitzündern, Spezialsprengstoffen und innovativen Tauchgeräten, die teilweise nur unter großem Aufwand funktionierten. So entstand eine Technologie, die ebenso beeindruckend wie fragil war – ein Spiegelbild der gesamten Rüstungswirtschaft der DDR.

Einsätze und der Fall des Systems
Neben den rigorosen Trainingsübungen berichteten ehemalige Mitglieder von realen Einsätzen, bei denen die Kampfschwimmer ihr Können unter Beweis stellen mussten – etwa bei der Bergung eines versunkenen Schiffes oder der geheimen Sicherung eines Waffenlagers in den letzten turbulenten Tagen der DDR. Der dramatische Einsatz im Dezember 1989, als aufgestürzte Stasi-Wachleute und aufgebrachte Bürger aufeinandertrafen, markiert den symbolischen Endpunkt einer Ära. Innerhalb kürzester Zeit löste der Zerfall des Staates nicht nur die Hierarchien und Ideale der Kampfschwimmer auf, sondern ließ auch alle physischen Spuren ihrer Existenz langsam verwittern.

Ein Erbe zwischen Stolz und Kontroverse
Heute zählt die Erinnerung an die Kampfschwimmer der DDR zu einer ambivalenten Geschichte. Auf der einen Seite zeugt ihre beeindruckende Ausbildung und der Einsatz modernster – wenn auch oft improvisierter – Technik von einer militärischen Leistungsfähigkeit, die ihresgleichen sucht. Auf der anderen Seite steht die Realität eines Systems, das militärische Elite zur Ausübung von Macht und zur Kontrolle der Bevölkerung einsetzte. Für viele ehemalige Angehörige bleibt die Zeit im Spezialkommando eine Quelle des Stolzes und der Kameradschaft, zugleich aber auch ein Kapitel, das nicht losgelöst von den politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen jener Zeit gesehen werden kann.

Die Dokumentation „DDRGeheim – Spezialkommando Kampfschwimmer – Doku Deutsch über die DDR“ liefert einen eindrucksvollen Einblick in das verborgene Universum einer Eliteeinheit, deren Geschichte weit mehr ist als nur ein militärischer Bericht. Sie erzählt von menschlichen Schicksalen, technischen Innovationen und einem System, das in seinen Extremen sowohl Heldenmut als auch Brutalität offenbarte. Während die physischen Anlagen längst von neuen Entwicklungen überholt und dem Abriss geweiht sind, bleibt die Erinnerung an die Kampfschwimmer als Symbol für eine Ära – eine Geschichte, die tief in den Wellen der Ostsee und im kollektiven Gedächtnis eines geteilten Landes verankert ist.

NVA-Urlaub im herbstlichen Prora auf der Insel Rügen der 1960er Jahre

0

In den 1960er Jahren präsentierte die DDR ihren Bürgern immer wieder idealisierte Bilder eines harmonischen Zusammenlebens von Arbeit und Erholung. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür liefert das propagandistische Werbevideo „NVA-Urlaub auf der Insel Rügen – Neue Verwendung für KDF Prora“. In diesem Film, der ausschließlich zu historischen Zwecken gezeigt wird, wird ein speziell von der Nationalen Volksarmee organisierter Ferienurlaub für Angehörige der Streitkräfte inszeniert.

Ein idealisiertes Urlaubsparadies
Der Film entführt den Zuschauer auf die malerische Ostseeinsel Rügen, deren vertraute Silhouette für viele Urlaubserinnerungen weckt. Im Zentrum der Darstellung steht ein modernes Erholungsheim, das nicht nur den Namen des damaligen Staatsratsvorsitzenden trägt, sondern auch als Symbol für staatliche Fürsorge und Fortschrittsglauben fungiert. Mit viel Charme und einer Prise Humor wird gezeigt, wie der Staat seinen Militärangehörigen einen sorgenfreien, abwechslungsreichen Urlaub ermöglicht.

Vielseitigkeit und Familienfreundlichkeit
Das Video rückt die Vielfalt der Freizeitangebote in den Vordergrund: Ob Strandurlaub, entspannte Sonnenbäder oder erlebnisreiche Wanderungen durch grüne Wälder – der Urlaubsort bietet für jeden Geschmack etwas. Neben den klassischen Aktivitäten im Sommer wird auch der Reiz eines herbstlichen Urlaubs hervorgehoben, bei dem kulturelle Highlights wie Ausflüge zu den Kreidewerken oder Besuche historischer Schlösser das Programm abrunden. Dabei treten kleine Szenen mit Familienmitgliedern – wie das Ehepaar Ingrid und Herbert – in den Fokus, die sowohl gemeinsame Erholung als auch individuelle Abenteuer erleben.

Propaganda und Fortschrittsglauben
Die filmische Inszenierung spiegelt den Geist der 1960er Jahre in der DDR wider: Staatliche Leistungen und sozialistische Ideale wurden hier in ein attraktives Urlaubsbild verpackt. Das Video vermittelt den Eindruck, dass Erholung und Freizeitgestaltung nicht dem Zufall überlassen sind, sondern als fester Bestandteil des sozialistischen Lebensstils systematisch gefördert werden. Mit modern wirkenden Verkehrsmitteln und bestens organisierten Ausflügen wird der Fortschrittsglaube jener Zeit untermauert, der das Zusammenspiel von Technik, Natur und Kultur als Garant für Lebensqualität darstellt.

Ein bleibender Eindruck
Auch wenn der Film heute vor allem als historisches Dokument betrachtet wird, zeigt er eindrucksvoll, wie eng politische Selbstdarstellung und Freizeitgestaltung in der DDR miteinander verknüpft waren. Der „NVA-Urlaub auf der Insel Rügen“ ist somit nicht nur ein nostalgischer Blick in vergangene Zeiten, sondern auch ein anschauliches Beispiel für die propagandistische Inszenierung eines leistungsfähigen Staates, der das Wohl seiner Bürger – in diesem Fall seiner Militärangehörigen – in den Mittelpunkt stellte.

Insgesamt bleibt das Werbevideo ein faszinierendes Zeugnis der 1960er Jahre, das den optimistischen Fortschrittsglauben und die staatliche Fürsorge der DDR auf eindrucksvolle Weise dokumentiert.

Seltene Privat-Aufnahmen aus der DDR der frühen 80er Jahre

0

Die frühen 1980er Jahre in der DDR waren eine Zeit des Widerspruchs: Einerseits prägte der sozialistische Alltag mit seinen Regeln und Einschränkungen das Leben der Menschen, andererseits versuchten viele, sich Freiräume zu schaffen, in denen sie persönliche Momente genießen konnten. Während offizielle Bilder oft das von der SED gewünschte Bild eines funktionierenden Arbeiter- und Bauernstaates vermittelten, zeigen seltene Privat-Aufnahmen eine ungeschönte, ehrliche Perspektive auf das Leben in der DDR – zwischen Mangelwirtschaft, Gemeinschaftsgefühl und einem Alltag, der sich trotz der politischen Lage normal anfühlte.

Diese privaten Bilder sind heute wertvolle Dokumente einer vergangenen Epoche. Sie zeigen den Alltag der Menschen: Kinder, die auf den staubigen Straßen zwischen Plattenbauten spielen, Pioniere in ihren blauen Halstüchern bei Schulveranstaltungen oder junge Erwachsene, die sich in improvisierten Bands zusammenfinden und ihre Musik mit selbstgebauten Verstärkern spielen. Gerade in diesen Bildern wird deutlich, wie kreativ und einfallsreich die Menschen in der DDR sein mussten, um trotz begrenzter Ressourcen ein Stück Individualität zu bewahren.

Familienfeste spielten eine große Rolle, und private Fotos zeigen Geburtstagsfeiern in kleinen Wohnungen, Jugendweihen als bedeutende Übergangsriten ins Erwachsenenalter oder Hochzeiten, bei denen oft improvisiert werden musste – sei es mit selbst genähter Kleidung oder Geschenken aus Westpaketen. Besonders beliebt waren Urlaubsaufnahmen: Viele Familien zog es an die Ostsee, an die Seen in Mecklenburg oder in die Berge des Erzgebirges. FKK-Strände waren weit verbreitet, nicht nur als Ausdruck von Freikörperkultur.

Auch der sozialistische Alltag wird in diesen Aufnahmen deutlich: Lange Warteschlangen vor Kaufhallen, Schaufenster mit spärlichem Warenangebot, Trabanten und Wartburgs, die in schier endlosen Reihen an den Straßenrändern parkten, und improvisierte Flohmärkte, auf denen Menschen versuchten, an begehrte Westprodukte zu kommen. Besonders interessant sind Fotos, die heimlich entstanden und das oft unausgesprochene politische Unbehagen zeigen: ein Graffiti mit einem kritischen Spruch an einer Mauer, ein illegal vervielfältigtes Flugblatt oder Plakate der SED, die mit ironischen Kommentaren versehen wurden.

Der Wunsch nach Freiheit und Individualität war auch in der Mode und Subkultur der Jugend sichtbar. Private Aufnahmen zeigen junge Menschen mit selbstgenähten Jeans oder in nachgeahmter Westmode, die sie sich aus Zeitschriften selbst nachgeschneidert hatten. Punk- und Blues-Bewegungen existierten in Nischen, oft von der Stasi beobachtet. Dennoch schafften es einige, mit selbst kopierten Kassetten westliche Musik zu verbreiten, während sich in kleinen Wohnungen heimliche Partys entwickelten.

Besonders selten sind Aufnahmen von Demonstrationen oder Protesten, da das Risiko, solche Bilder zu machen, groß war. Wer mit einer Kamera zur falschen Zeit am falschen Ort war, konnte schnell in den Fokus der Stasi geraten. Dennoch gibt es einige mutige Fotografien, die geheime Treffen von Oppositionellen oder spontane Meinungsäußerungen auf Plakaten dokumentieren. Diese Aufnahmen sind heute besonders wertvoll, weil sie die verborgene Seite der DDR zeigen – die, über die offiziell nicht gesprochen wurde.

Diese seltenen Privat-Aufnahmen sind heute mehr als nur Erinnerungen. Sie sind Zeugnisse eines Alltags, der nicht nur aus Propaganda und sozialistischer Disziplin bestand, sondern auch aus kleinen Momenten der Freude, Kreativität und dem Streben nach einem selbstbestimmten Leben. Sie zeigen die DDR aus der Perspektive der Menschen, die in ihr lebten – ehrlich, ungeschönt und voller Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden.

Honeckers Fallschirmjäger – Die Elite der Nationalen Volksarmee

1

Einblick in die Ausbildung, den Einsatz und die seelischen Narben einer legendären Truppe

Die Fallschirmjäger der Nationalen Volksarmee galten lange als Inbegriff militärischer Exzellenz in der DDR – eine Eliteeinheit, die von ihrem Amtsträger Erich Honecker selbst als „harter Kern“ im Falle eines bewaffneten Konflikts in den eigenen Städten vorgesehen war. In einer intensiven Dokumentation wird nun ein Blick hinter die Kulissen dieser spekulativen Kriegseinheit geworfen, die – so sehr sie auch als kampferprobte und disziplinierte Truppe bewundert wurden – gleichzeitig mit einem tiefen inneren Konflikt konfrontiert waren.

Vom Übungsplatz Prora zum Einsatz in Leipzig
Die Anfänge der Fallschirmjägereinheit liegen auf der Insel Rügen, genauer gesagt auf dem Gelände des geplanten Naziseebades Prora. Dort wurden bereits 1960 hunderte Zeitsoldaten in streng gehüteter Geheimhaltung ausgebildet. Diese raue Umgebung diente als ideale Kulisse für das intensive Training, das weit über das reine Fallschirmspringen hinausging. Die Soldaten wurden zu wahren Alleskönnern ausgebildet: Taucher, Bergsteiger, Skifahrer, Langläufer und Nahkampfexperten – Fähigkeiten, die sie für einen Einsatz tief hinter feindlichen Linien prädestinierten.

Der Drill – Zwischen Kameradschaft und existenzieller Frage
Die dokumentarisch erzählten Geschichten aus der DDR-Zeit zeichnen ein Bild von unermüdlichem Drill und unnachgiebiger Härte. Soldaten erinnerten sich an bis zur Erschöpfung gehobene Trainings, bei denen der Körper genauso wie der Geist an seine Grenzen getrieben wurde. Doch hinter dieser militärischen Perfektion verbarg sich auch die Ambivalenz einer Truppe, die sich zunehmend der Sinnfrage ihres Daseins bewusst wurde. Die Aufrufe zur kompromisslosen Härte und die systematische Ausbildung zum „Mann gegen den Mann“ sollten zwar den Auftrag erfüllen, die DDR um jeden Preis zu verteidigen – doch als der Befehl zur Niederschlagung der Montagsdemonstrationen in Leipzig im Oktober 1989 fast Realität wurde, begannen Zweifel an der eigenen Rolle.

Der Tag der Entscheidung
Im Herbst 1989, als das friedliche Volk der DDR in den Straßen Leipzigs lautstark nach Veränderung rief, erreichte die Spannung in den Kasernen ihren Höhepunkt. Elite-Soldaten, die bisher nur für den Kampf gegen äußere Feinde trainiert worden waren, sahen sich plötzlich mit der Möglichkeit konfrontiert, gegen ihr eigenes Volk vorgehen zu müssen. Der Befehl, mehrere hundert Fallschirmjäger nach Leipzig zu verlegen, sollte den Ausschlag geben – doch die inneren Zweifel und die Ungewissheit über den Auftrag führten letztlich dazu, dass der Einsatz abgebrochen wurde. Diese Wendung offenbarte nicht nur die Bruchstellen in der ideologischen Prägung der Einheit, sondern auch die menschlichen Grenzen eines Systems, das seinen Soldaten widersprüchliche Aufgaben auferlegte.

Vermächtnis einer gespaltenen Vergangenheit
Viele der ehemaligen Fallschirmjäger pflegen heute noch den Kontakt zu ihrer militärischen Vergangenheit – sei es durch gelegentliche Sprünge aus Flugzeugen oder durch das Erinnern an die einstige Kameradschaft. Dabei steht der Blick in die Vergangenheit immer auch im Spannungsfeld zwischen Nostalgie und dem Bewusstsein um die politischen Verfehlungen der DDR. Die Dokumentation zeigt, dass die Faszination für das Außergewöhnliche und den militärischen Drill oftmals den Blick auf die Schattenseiten der eigenen Geschichte verdeckt. Es bleibt die Frage, wie weit ein Soldat gehen kann – und darf – wenn er den Befehl erhält, gegen sein eigenes Volk vorzugehen.

Die Geschichte der NVA-Fallschirmjäger ist ein Spiegelbild der DDR selbst: einer Mischung aus militärischer Brillanz, ideologischer Verblendung und der schmerzlichen Erkenntnis, dass der Dienst am Staat immer auch mit persönlichen und moralischen Konflikten verbunden ist. Der Rückblick auf diese Zeit fordert dazu auf, nicht nur die Leistungen der Soldaten zu würdigen, sondern auch die menschlichen Kosten zu bedenken, die ein solches System hinterlassen hat.