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Erfurter Schnuppertage 2024: Studienalltag und Campus kennenlernen

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Erfurt. Nach ihrem Hochschulinfotag im Mai bietet die Universität Erfurt Studieninteressierten im Juni eine weitere Möglichkeit, das Campusleben und den Uni-Alltag hautnah zu erleben. Während der Schnuppertage vom 10. bis 14. Juni 2024 können Studieninteressierte u.a. ausgewählte Vorlesungen und Seminare besuchen, die einen Einblick in die verschiedenen Studienrichtungen bieten.

Dabei geht es nicht in erster Linie darum, den dargebotenen Lehrstoff zu verstehen, sondern vielmehr einen Eindruck davon zu gewinnen, was „studieren“ heißt. Im direkten Gespräch mit Studierenden und Dozent*innen können sich die Besucher*innen ein eigenes Bild vom Studienalltag machen. Auf dem Programm stehen darüber hinaus auch Vorträge zur Studienorientierung, Führungen über den Campus und durch die Bibliothek sowie Informationsveranstaltungen zu den Themen Wohnen und Finanzieren.

Das Angebot richtet sich sowohl an einzelne Studieninteressierte, als auch an Schulklassen. Um den Besuch der Schnuppertage bestmöglich an die Vorstellungen und Interessen der Gäste anzupassen, wird um eine Anmeldung über die Website www.uni-erfurt.de/schnuppertage gebeten. Dort gibt es auch weitere Informationen und das genaue Programm.

Polizeigewerkschaften zu zunehmender Gewalt gegenüber Politikern, Einsatzkräften und Helfern

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  • Unmissverständliche Verurteilung von Gewalt gegen Politiker, Einsatzkräfte und ehrenamtliche Helfer
  • Ein Aufruf zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und entschiedenem Handeln

Wir, die Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP) aus Brandenburg, Sachsen und Thüringen, stehen in einer gemeinsamen und entschiedenen Front gegen die zunehmenden Gewaltakte, die sich nicht nur gegen Politikerinnen und Politiker, sondern auch gegen unsere Kolleginnen und Kollegen der Blaulichtfamilie sowie ehrenamtliche Helferinnen und Helfer richten.

In den letzten Monaten haben wir eine besorgniserregende Zunahme von Angriffen gegen Personen des öffentlichen Lebens und Helfer im Einsatz beobachtet. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Angriff gegen die betroffenen Personen, sondern ein Angriff gegen die Grundwerte unserer Gesellschaft.

Mit Blick auf die bevorstehenden Kommunal-, Europa- und Landtagswahlen in unseren Bundesländern ist es alarmierend, dass jene, die sich für die Gemeinschaft engagieren und öffentlich positionieren, Angst um ihre Sicherheit und ihr Leben haben müssen. Dies darf und kann nicht unser Verständnis von einem demokratischen Miteinander sein.

Wir verurteilen diese feigen und abscheulichen Taten in der schärfsten Form und fordern nicht nur eine klare Haltung seitens der Politik, sondern auch ein sofortiges und entschiedenes Handeln der gesamten Gesellschaft. Es ist essenziell, dass jeder Einzelne von uns Zivilcourage zeigt und sich gegen Gewalt und Hetze stellt.

Ferner appellieren wir an die politischen Entscheidungsträger, in Bildung und Sozialisierungsprojekte zu investieren, die dazu beitragen, Hass und Unwissenheit in unserer Gesellschaft abzubauen. Gleichzeitig muss kommunikative Hetze entschieden bekämpft und durch schnelle sowie spürbare Strafen geahndet werden.

In diesen kritischen Zeiten ist der Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft von unschätzbarem Wert. Wir stehen gemeinsam für eine Gesellschaft ein, in der sich jeder sicher und respektiert fühlt, unabhängig von seinem oder ihrem Engagement im öffentlichen Raum.

Lasst uns gemeinsam eine klare und deutliche Antwort auf Gewalt und Einschüchterung geben und ein Zeichen setzen, dass in unserer demokratischen Gesellschaft kein Platz für Hass und Gewalt ist.

Gemeinschaft feiern: Aufruf zum bundesweiten Tag der Nachbarn am 31. Mai

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Berlin. Unter dem Motto „Gemeinschaft feiern!” ruft die nebenan.de Stiftung zum siebten Mal zum Tag der Nachbarn auf. Mit tausenden Aktionen setzen Menschen in ganz Deutschland ein Zeichen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Jede:r kann mitmachen und ab sofort eine Nachbarschaftsaktion online anmelden.

Nachbar:innen lernen sich kennen, feiern das Miteinander und steuern der steigenden Einsamkeit in der Gesellschaft entgegen. Jedes Jahr kommen am Tag der Nachbarn hunderttausende Menschen bei großen und kleinen Nachbarschaftsaktionen zusammen. Ob Hofkonzert, Kochabend, Müllsammelaktionen oder Nachbarschaftsfest – ab heute können Nachbar:innen auf www.tagdernachbarn.de eine Aktion für den 31. Mai anmelden und auf Wunsch ein kostenloses Mitmach-Set für die Umsetzung erhalten. Alle Nachbarschaftsaktionen werden online auf einer interaktiven Deutschlandkarte verzeichnet. So kann jede:r sehen, was in der eigenen Umgebung stattfindet und eine Aktion besuchen.

„Die Idee hinter dem Tag der Nachbarn ist einfach: Nicht nur nebeneinander, sondern miteinander! Am Aktionstag können sich Nachbar:innen niedrigschwellig begegnen – dabei ist es egal, ob sie jung oder alt, hier aufgewachsen oder zugezogen sind. Das stärkt den Zusammenhalt in der Nachbarschaft und beugt Einsamkeit und soziale Spaltung vor”, sagt Katharina Roth, Geschäftsführerin der nebenan.de Stiftung.

Teilnehmen können nicht nur Privatpersonen, sondern auch Institutionen, Organisationen, Vereine oder lokale Gewerbe wie Geschäfte und Cafés. Auch zahlreiche Kommunen und Bundesländer beteiligen sich am Tag der Nachbarn und laden ihre Bürger:innen zum Mitmachen ein.

Der Tag der Nachbarn wird vom Deutschen Städtetag, der Diakonie Deutschland, EDEKA, Simply V und der Wall GmbH gefördert.

Über die nebenan.de Stiftung:
Die nebenan.de Stiftung ist die gemeinnützige Tochterorganisation des Berliner Sozialunternehmens Good Hood GmbH, das die Nachbarschaftsplattform nebenan.de betreibt. Die Stiftung fördert konkretes, freiwilliges Engagement in Nachbarschaft und Gesellschaft und leistet so einen Beitrag gegen Vereinsamung und gesellschaftliche Spaltung – für ein menschliches, solidarisches und lebendiges Miteinander.
Die nebenan.de Stiftung kooperiert mit einem großen Netzwerk von Partner:innen in ganz Deutschland und ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Neben dem Tag der Nachbarn richtet die Stiftung jährlich den Deutschen Nachbarschaftspreis und den Ideenwettbewerb Klimaschutz nebenan aus.

Tag-der-Nachbarn-2024-fuer-Kommunen

„Bunter und größer“: Hallesches Teddybärkrankenhaus startet in die 20. Auflage

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Halle. Vom 13. bis 17. Mai 2024 findet das hallesche Teddybärkrankenhaus zum 20. Mal an der Universitätsmedizin Halle statt. Hunderte Kinder helfen dabei spielerisch, Kuscheltiere zu verarzten und bauen so selbst Angst vor einem Arztbesuch ab. Neben der Teddy-Rundumbehandlung ist in diesem Jahr auch ein Rettungswagen, eine Rettungshundestaffel und das HFC-Maskottchen „Hallotri“ als plüschiger Besucher eingeplant.

„Das diesjährige Teddybärkrankenhaus wird noch bunter und größer“, verspricht Kathrin Lindner. Die 33-jährige studentische Projektleiterin hat gemeinsam mit einem großen Team von Studierenden und Auszubildenden ein umfangreiches Programm für Kinder im Kindergartenalter vorbereitet. Ziel ist es, Kindern spielerisch die Angst vor einem Arztbesuch zu nehmen, zu zeigen, wie Ärzt:innen interdisziplinär zusammenarbeiten und was alles zu einem Aufenthalt im Krankenhaus gehört. „So können die Kinder eine Behandlungssituation erleben, ohne selbst direkt Patient:in zu sein“, erklärt Lindner, die selbst Humanmedizin studiert. Zur 20. Auflage erwartet sie wieder hunderte Vier- bis Sechsjährige.

Einmalig für ein Teddybärkrankenhaus in Deutschland sind die umgenutzten Räumlichkeiten auf dem Medizin-Campus Steintor, die mitsamt der medizinischen Ausstattung von der Universitätsmedizin Halle zur Verfügung gestellt werden. Solche Projekte gibt es inzwischen zwar an allen Medizinischen Fakultäten, beschränken die sich aber meist auf nur wenige Räume oder Zelte. „Wir haben hier in Halle einen vollständigen ehemaligen Krankenhaustrakt mit mehreren echten OP-Räumen zur Verfügung – eben ein richtiges großes Teddybärkrankenhaus“, so Lindner.

Insgesamt rund 160 junge Menschen helfen mit, alle Teddybären bei Visite, Röntgen, in der Apotheke, Ernährungsberatung, beim Zahnarzt, im Operationssaal und der Bewegungstherapie ausgiebig zu versorgen: Neben zahlreichen Studierenden der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) aus der Human- und Zahnmedizin sind mit Pharmazie und Ernährungswissenschaften auch zwei Naturwissenschaftliche Fakultäten der MLU vertreten. Außerdem packen hallesche Auszubildende aus der Pflege, Physiotherapie und Anästhesiologie sowie angehende Operationstechnische Assistent:innen kräftig mit an.

Seit 2004 wuchs das hallesche Teddybärkrankenhaus stetig und hat sich zu einer begehrten Anlaufstelle für Kindertagesstätten entwickelt. Alleine im Jahr 2023 kamen mehr als 900 Kinder an nur fünf Tagen. „Alle Termine für die Kindergärten der Stadt Halle waren in diesem Jahr wieder schnell vergriffen. Aber auch zu unseren freien Sprechstunden ohne Anmeldung bieten wir das volle Krankenhaus-Programm. Strahlende Kinderaugen sind uns einfach jeden Aufwand wert“, so Lindner.

In diesem Jahr hat das Team auch einen Rettungswagen und eine Rettungshundestaffel organisiert. Zudem warten noch einige weitere Überraschungen, u.a. ein Luftballonkünstler, auf die kleinen Besucher:innen. Auch HFC-Maskottchen „Hallotri“ hat bereits seinen Besuch angekündigt. Das Teddybärkrankenhaus ist ein von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (BVMD) initiiertes Projekt und findet unter Aufsicht des Fachschaftsrates Medizin der MLU statt.

Veranstaltungshinweis

20. Teddybärkrankenhaus
freie Sprechstunden 14.05. und 16.05., jeweils 15:00 bis 17:30 Uhr
Medizin-Campus Steintor, Magdeburger Straße 22, Lageplan (Gebäude E)
www.fachschaftmedizinhalle.de/ags/teddybaerkrankenhaus

Mode in der DDR war nicht nur Kleidung, sondern auch immer ein Statement

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Die Mode in der DDR war mehr als nur Kleidung – sie war ein Statement, das mit einer politischen Dimension verbunden war. Wer selbstgenähte Kleidungsstücke trug, setzte ein Zeichen für Individualität im kollektiven Umfeld der DDR. Denn in der DDR sollte Mode keine persönliche Entscheidung sein; der Staat als “Trendsetter” gab auch in Sachen Mode den Ton an, während Individualität wenig gefragt war.

Die Mode in der DDR sollte vor allem praktisch, preiswert, langlebig und planbar sein. Modedesigner, die für die staatliche Modeindustrie arbeiteten, waren fest angestellt, unter anderem im Modeinstitut der DDR, und mussten sich an die Bedingungen des wirtschaftlichen Mangels anpassen. Ideen waren vorhanden, aber oft fehlten die Möglichkeiten zur Umsetzung und das Material von guter Qualität.

Die Produktion zweimal im Jahr von modischen Kreationen des Modeinstituts fand zwar statt, doch wurden sie selten in großem Umfang realisiert. Die Kleidungsstücke, die in den Geschäften erschienen, entsprachen oft nicht den aktuellen Trends und wurden von jungen Menschen als uncool empfunden. Die Planwirtschaft hinkte den neuen Trends hinterher, da im Zwei-Jahres-Rhythmus produziert wurde.

Um den Bedarf an moderner Kleidung zu decken, müsste die ohnehin hoch verschuldete DDR beträchtliche Summen für den Import aus dem nichtsozialistischen Ausland aufwenden.

Neben dem tristen Angebot in den regulären Geschäften gab es die Möglichkeit, exklusive und teure Kleidungsstücke im Intershop zu kaufen. Doch nicht jeder konnte sich solche Produkte leisten. Manche hatten Verwandte im Westen, die begehrte Artikel wie eine Levis-Jeans schickten.

Um sich individuell und modisch zu kleiden, mussten die Menschen kreativ werden und selbst Hand anlegen. Zeitschriften wie “Pramo” und “Sibylle” lieferten Schnittmuster für Selbstschneider. Eine Nähmaschine war in den meisten Haushalten vorhanden, und Inspiration konnte aus internationalen Medien oder Modezentren wie London, Paris und New York bezogen werden.

In den 1980er Jahren entstand in den Städten ein Parallelmarkt mit alternativen Modeangeboten. Mode wurde nicht nur privat hergestellt und auf Märkten verkauft, sondern auch in speziellen Mode-Performances präsentiert. Diese Darbietungen boten eine kreative Alternative zum Mainstream. Gruppen wie “ccd” und “Allerleirauh” entwarfen extravagante Kostüme und zeigten in ihren Shows eine Welt jenseits der Alltagsmode. Tabus wurden gebrochen, und politische Statements wurden elegant verpackt.

Diese Mode-Perfomances waren eine elegante Form des politischen Widerstands, getragen von kreativen Gruppen, die sich gegen die Mangelwirtschaft der DDR auflehnten. Neben den DDR-Punks und Gothics demonstrierten sie auf ihre Art und Weise ihre Unangepasstheit und schufen einen Raum für Freiheit und Selbstausdruck.

Mehr in der DDR BOX – Eine fesselnde Zeitreise durch die DDR-Geschichte mit authentischen Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, die über ihre Jugend in der DDR erzählen; moderiert von Jugendlichen! – zur Webseite

Ausleihsystem für E-Mopeds startet in Dresden

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Dresden. Die Suche nach einem zuverlässigen Betreiber für stationslosen E-Moped-Verleih im öffentlichen Straßenraum war erfolgreich. Die Electric Mobility Concepts GmbH, eine Tochtergesellschaft des Mobilitätsanbieters GoTo Global mit ihrer beliebten Marke „emmy“, bietet seit Mittwoch, 1. Mai 2024, elektrisch betriebene Kleinkrafträder für Bürgerinnern und Bürger sowie Gäste der Stadt zur Ausleihe an. Damit bereichert ein weiterer Anbieter für gemeinschaftlich nutzbare Verkehrsmittel, sogenannte Sharing-Angebote, die Mobilität in Dresden.

“Sharing-Angebote sind ein ganz wesentlicher Baustein für den Verkehr der Zukunft in Dresden. Die vom Stadtrat im Jahr 2022 beschlossenen Sharing-Leitlinien stellen sicher, dass Leihangebote das leisten, was wir brauchen: eine stadtverträgliche und umweltschonende Mobilität. Ich freue mich, dass sich unsere Vorarbeit bezahlt macht und die E-Mopeds von emmy jetzt die Fortbewegungsmöglichkeiten der Dresdnerinnen und Dresdner verbessern.”
Stephan Kühn, Verkehrsbürgermeister

Die Fahrzeuge fahren bis zu 45 km/h. Mit ihnen lassen sich weitere Strecken in kürzerer Zeit zurücklegen als mit anderen Sharing-Angeboten wie E-Scootern oder Leihrädern. Das bietet großes Potenzial zur Ergänzung von Bus- und Bahnangeboten, insbesondere als Zubringer zu Haltestellen und Bahnhöfen außerhalb der Innenstadt.

“Wir haben uns in den letzten Jahren die Marktführerschaft in Deutschland erarbeitet und sehen in Dresden nicht nur eine Stadt geprägt von reicher kultureller Geschichte, sondern auch die Möglichkeit, etwas zum lebendigen Lebensstil der sächsischen Landeshauptstadt beizutragen.”
Christopher Schech, emmy General Manager

300 grüne E-Mopeds kommen für den Start von emmy in Dresden zum Einsatz. Um die Innenstadt nicht zu überfrachten und um den ÖPNV sinnvoll zu ergänzen wird Emmy die Flotte im Stadtgebiet verteilen. Für die Ausleihe der E-Mopeds ist die emmy App erforderlich. In dieser sind auch die Zonen sichtbar, in der man die Roller ausleihen und abgeben kann. Die Zonen decken von Klotzsche über Bühlau und Leuben große Teile des Stadtgebiets ab. Für die Fahrt ist ein Mindestalter von 18 Jahren und ein Führerschein der Klassen A, A1, A2, AM oder B erforderlich. Das Parken ist überall dort möglich, wo auch Autos parken dürfen – also nicht auf dem Gehweg.

Bereits jetzt wechselt die Mehrheit der Dresdnerinnen und Dresdner regelmäßig das Verkehrsmittel und ist sehr flexibel unterwegs. Mit einer breiten Angebotsvielfalt lassen sich die unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnisse abdecken und die Abhängigkeit von einem eigenen Pkw reduzieren. Das schont das Portemonnaie und ist viel nachhaltiger, da Autos durchschnittlich 23 Stunden am Tag nur parken und nicht bewegt werden.

emmy Roller Song - der Song aus Rollergeräuschen

Festival OSTEN in Bitterfeld-Wolfen zu Transformationserfahrungen in Ostdeutschland

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Bitterfeld-Wolfen. Mit großer Vorfreude hat das Team um den Kulturpark e.V. das vielfältige Programm des diesjährigen Festivals OSTEN in einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Vom 1. bis 16. Juni laden Theater, Performances, Filmen, Workshops, Gespräche und vieles mehr ein, Bitterfeld-Wolfen und „den Osten“ als Landschaft der Veränderungen für Mensch, Natur und Zusammenleben zu erforschen und zu feiern. Die alte Feuerwache in Wolfen, das Festivalzentrum, wird sich dafür in eine künstlerische Oase verwandeln.

Mit einem abwechslungsreichen Kultur-Programm spürt das Festival OSTEN den Transformationserfahrungen in Ostdeutschland, am Beispiel der Stadt Bitterfeld-Wolfen, künstlerisch nach. Die diesjährige Ausgabe steht unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters von Bitterfeld-Wolfen Armin Schenk. Was die Besucher:innen vom 1. bis 16. Juni erwartet, hat das Veranstaltungsteam in einer Pressekonferenz bekannt gegeben. An mehreren Orten der Industriekultur zeigen Künstler:innen insgesamt 9 Theater- und Musikstücke, 15 Performances und 5 Filme, darunter 16 Premieren. Besondere Formate, wie Ausflüge an interessante Orte der Industriekultur sowie die abendliche Frage des Tages, laden ein, sich darüber hinaus regelmäßig über Erlebtes auszutauschen.

Dramaturg Aljoscha Begrich, der das Festival gemeinsam mit Kulturmanagerin Susanne Beyer leitet, erklärt: „Nach der ermutigenden, ersten Festivalausgabe freuen wir uns, das Zentrum des gegenseitigen Interesses in Wolfen ausbreiten zu können. Hier sind die Umbrüche deutlich sichtbar: Zwischen dem Rathaus mit seiner Vergangenheit, den leeren Wiesen mit ihren Möglichkeiten und der Lithiumfabrik mit ihren Bedarfen lassen sich die Herausforderungen der Gegenwart in ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit erfahren. Darüber hinaus bieten wir vom Tanzen am Beckenrand, einer Puppenparade und Motorradausflügen bis zum großen gemeinsamen Abschlusspicknick gewohnt unterschiedlichste Formate der Begegnung.“

Herzstück des Festivals: Ein Kunst-Parcours, der Orte der Industriekultur verbindet
Herzstück des Festivals wird eine Ausstellung national und international beachteter Künstler:innen und junger Kunstschaffenden, die als Parcours zwischen der ehemaligen Feuerwache, den Brachen der ehemaligen Film- und Faserfabrik, dem Industrie- und Filmmuseum sowie dem ehemaligen Kino zum Staunen und eigenständigem Erkunden einlädt. Die alte Feuerwache wird gleichzeitig Festivalzentrum. Hier können sich die Besucher:innen über alle brennenden Fragen austauschen: Was bedeutet Osten? Was ist spezifisch, was international? Was lässt sich aus den Umbrüchen für die Zukunft lernen? Mit angebauter Wasserrutsche und Pool entsteht hier aber auch eine Oase, in der man sich erfrischen und anschließend mit kühlem Kopf weiterreden kann. Mit Anbaden an der Feuerwache und einem gemeinsamen Besuch des Parcours wird das Festival am Samstag, 1. Juni, um 16 Uhr eröffnet.

Welt Weit Wolfen: Internationale Perspektiven auf den Strukturwandel
Ein Schwerpunkt der Ausgabe liegt auf den internationalen Verbindungen der ehemaligen Filmstadt Wolfen, insbesondere nach Rochester in den USA und Schostka in der Ukraine. Die Städte sind durch eine gemeinsame Geschichte industrieller Farbfilmproduktion direkt und indirekt miteinander verbunden. „Die Umbrüche in Wolfen weisen Parallelen zu anderen Orten der Filmproduktion auf”, erklärt Anne Diestelkamp aus dem Kurationsteam. „Wir möchten den Wandel hier im internationalen Vergleich betrachten, gemeinsame Erfahrungen, aber auch radikale Unterschiede herausarbeiten.“ Am Samstag, 1. Juni, dürfen die Besucher:innen etwa auf eine Performance der ukrainischen Künstlerin Maryna Makarenko gespannt sein: Sie setzt sich mit den gesundheitlichen Folgen der Fabrikarbeit in Schostka auf den weiblichen Körper auseinander. Im Anschluss arrangieren die Künstler:innen Oscar Olivo und Amy Trompetter die industrielle Umweltverschmutzung in Rochester zu einem Puppenspiel.

Ewigkeitsprobleme: Fahrradtour erinnert an historischen Protestmarsch, Puppenparade feiert Rückkehr der Natur
Einen weiteren Schwerpunkt stellt das Verhältnis von Mensch und Natur dar: Bergbau und Chemieindustrie haben die Landschaft um Bitterfeld-Wolfen stark verändert. Aus Braunkohlegruben sind inzwischen Badeseen geworden, wo einst Fabriken standen, wachsen Bäume und Sträucher, die Luft ist sauber – aber die sogenannten Ewigkeitsprobleme bleiben. „Giftige Altlasten gefährden unsere Umwelt für Jahrhunderte“, erklärt Kurator Christian Tschirner. „Wir erforschen künstlerisch, was das für die Menschen in der Region bedeutet und wie verschiedene Generationen damit umgehen.“ So erinnert am Samstag, 8. Juni, etwa eine geführte und kommentierte Fahrradtour auf der historischen Route an eine der ersten Umweltdemonstrationen der DDR: Organisiert vom damaligen Kreisjugendpfarrer fand 1984, vor genau 40 Jahren, ein Protestmarsch von Bitterfeld nach Wolfen statt. Kurz vor Ankunft im Festivalzentrum wird die Fahrradtour Teil der großen Puppen-Parade ALLEE DER TAUSEND DÜFTE, die an die Gerüche der Industrie erinnert und die Rückkehr der Natur feiert.

Blick in die Zukunft: Was kommt nach der Industrie?
Der dritte Schwerpunkt stellt die Frage nach der Zukunft: Was kommt eigentlich nach der Industrie? „Bitterfeld-Wolfen war in der Vergangenheit immer auch ein Ort starker Transformation. Das bietet viele Möglichkeiten, über die Zukunft nachzudenken”, erklärt Martin Naundorf aus dem Kurationsteam. „Mithilfe der Kunst möchten wir darüber ins Gespräch kommen, welche Vorstellungen wir gemeinsam entwickeln und wie wir diese gestalten können.“ In Lectures, Spaziergängen und Workshops werfen etwa internationale Künstler:innen der Bauhaus Study Rooms der Stiftung Bauhaus Dessau am letzten Festivalwochenende vom 14. bis 16. Juni einen Blick in die Welt von morgen. Besucher:innen sind zum Beispiel eingeladen, mehr über Lithium als zukünftiger Energielieferant zu erfahren oder Ziegelsteine aus Industriestaub zu pressen.

Viele Kooperationen mit Akteur:innen aus der Region

Im Sinne des „Bitterfelder Wegs“ lädt das Festival wieder zum Mit- und Selbermachen ein. Der Gedanke der Begegnung kommt insbesondere in längerfristig angelegten, partizipativen Projekten mit regionalen und überregionalen Akteur:innen zum Tragen. „Wir möchten verschiedene Menschen, unterschiedliche Generationen mit ihren jeweiligen Eigenarten ins Gespräch bringen“, erklärt Susanne Beyer aus der Festivalleitung. „So zeigen wir beim Festival auch viele Projekte, die etwa in Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen, mit migrantischen Jugendlichen, Kunst-Studierenden und vielen weiteren Gruppen entstanden sind.“

Eines dieser Projekte ist die Tanz-Performance HANDARBEIT der Choreografinnen Isabelle Schad, Josephine Findeisen, Claudia Tomasi und der Bildhauerin Nora Mertes, die am Freitag, 7. Juni, im Städtischen Kulturhaus Premiere feiert. In Zusammenarbeit mit dem Frauenzentrum Wolfen und gemeinsam mit Frauen über 40 haben sie an einem Stück gearbeitet, das die eigene Lebensgeschichte in den Mittelpunkt rückt und fragt, wie persönliche Erfahrungen tänzerisch miteinander verwoben werden können.

Die Berliner Theatergruppe DAS HELMI hat sich gemeinsam mit Beschäftigten der Diakonie Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen, in Anlehnung an den DDR-Kultfilm DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA, auf die Suche nach dem Glück gemacht. Am Freitag, 14. Juni, bringen sie die Legende ohne Ende unterhaltsam und mit viel Herz in der Feuerwache auf die Bühne. Das Gastspiel ist Teil der Veranstaltungsreihe  „DIE KUNST, VIELE ZU BLEIBEN. Bundesweite Foren für Kunst, Freiheit, Demokratie“ des Fonds Darstellende Künste. Sie ist auch mit einem Theater-Truck, einem performativ-aktivierenden Workshop der Künstlerin Tanja Krone, einem Bagger-Ballett des Kollektivs Studio Urbanistan und einem Punk-Pop-Polit-Konzert der Band AbRaum vor Ort.

Mehr als 100 Künstler:innen, mehr als 70 Studierende sowie 30 Kulturinstitutionen beteiligen sich am Festivalprogramm, darunter neben Kitas, Schulen, Jugendclubs und Vereinen aus der Region etwa auch mehrere Kunsthochschulen und Theater, die Köthener Bachfesttage, die Stiftung Bauhaus Dessau, die Akademie der Künste Berlin und die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.

Kunstwerke, Audiowalks und Installationen auch unabhängig von den Veranstaltungen entdecken
Das Festivalzentrum an der Feuerwache ist während der Veranstaltungstage (1. und 2. Juni, 7. bis 9. Juni und 14. bis 16. Juni) freitags und samstags von 14 bis 23 Uhr sowie sonntags von 14 bis 21 Uhr geöffnet. Auch unabhängig davon kann eine Vielzahl von Kunstwerken, Audiowalks und Installationen im Stadtraum erkundet werden. So lädt das Format OSTEN PLUS etwa nach Wolfen-Nord ein, wo im Club 84 bereits am Vormittag Filme des Filmemachers Thomas Heise, einem der wichtigsten Chronisten Ostdeutschlands, angeschaut werden können. Es lohnt sich, Zeit mitzubringen.

Das ganze Programm und viele Informationen zum Besuch gibt es auf www.osten-festival.de. Der Ticket-Vorverkauf startet am 15. April online sowie im Städtischen Kulturhaus Bitterfeld-Wolfen (zu den Öffnungszeiten der Theaterkasse) und in der Stadt- und Tourismusinformation der Stadt Bitterfeld-Wolfen. Viele Veranstaltungen können kostenfrei besucht werden.

Kulturschaffende und Zivilgesellschaft vernetzen, Strukturen aufbauen
Das Festival ist eine Initiative des Kulturpark e.V., der Kulturschaffende und Zivilgesellschaft in der Region vernetzen und kulturelle Strukturen aufbauen will, wo die Grunderfahrung seit der Wiedervereinigung vielfach die des Rückbaus und der Schließung von Kultur ist. Der Vereinsvorstand Aljoscha Begrich, Christine Leyerle und Ludwig Haugk, der die erste Ausgabe in 2022 künstlerisch geleitet hat, verantwortet und trägt das Festival auch in 2024 weiter.

Dank an Förderer, Sponsoren und Unterstützer
Festival OSTEN und ORIGINAL WOLFEN sind Projekte von Kulturpark e.V. Die Projektförderungen erfolgen durch das Land Sachsen-Anhalt, die Kulturstiftung des Bundes (gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien), die E.ON Stiftung, die Bundeszentrale für politische Bildung, LOTTO Sachsen-Anhalt und das Goethe Institut. Hauptsponsor ist die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH, der die Arbeit des Kulturpark e.V. von Anfang maßgeblich unterstützt hat. Weitere Sponsoren sind Autohaus Grimm, Filmotec GmbH, Jeske Media, Kino Wolfen Entwicklungsgesellschaft mbH, ORWO Net GmbH, SPLITTER – Manufaktur für Veranstaltungen, Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen GmbH, Wohnungs- und Baugesellschaft Wolfen mbH und Wohnstättengenossenschaft Bitterfeld-Wolfen eG. Mit großzügiger Unterstützung der Stadt Bitterfeld-Wolfen und des Landkreises Anhalt-Bitterfeld.

Wie sich die Städte auf wachsende Klima-Risiken vorbereiten müssen

  • Von Hochwasser bis Hitze: Studie stellt Schutzkonzepte vor
  • Konkrete Maßnahmen-Pakete: Städte und Hausbesitzer sind gefordert

München. Wachsendes Klima-Risiko für die Städte: Starkregen, Hochwasser, Sturm, Hagel, Hitze, Dürre … – Die akuten Gefahren steigen. Doch die Städte sind darauf nicht vorbereitet. Deutschland braucht einen „Unwetter-Umbau“: Wohnhäuser, öffentliche Gebäude, Industrieanlagen, Straßen, Tunnel, Kanalisation, Energie- und Wasserversorgung … und auch die Stadtplanung insgesamt – alles muss auf den Prüfstand. Deutschland braucht einen Komplett-Check von Gebäuden und Infrastruktur: eine Klima-Risiko-Analyse für alle Städte und Gemeinden. Ebenso effektive Vor-Ort-Lösungen, um Städte klimasicherer zu machen.

Das fordert eine aktuelle Studie, in der Wissenschaftler der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU Kaiserslautern) Klima-Risiken im Auftrag der Initiative „Verantwortung Wasser und Umwelt“ untersucht haben. Im Fokus stehen dabei auch Schutzkonzepte für Städte und Gemeinden – konkrete Maßnahmen gegen extreme Wetter-Ereignisse. Der Titel der Studie: „Vom Starkregen-Management zur klimaresilienten Stadt“. Vorgestellt wird die Untersuchung auf der Hybrid-Pressekonferenz „Klima-Risiken für Städte“ zum Start der IFAT am Montag (13. Mai) in München. Die IFAT ist die Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft.

Um Städte und Gemeinden zu präparieren, sind Klima-Anpassungskonzepte notwendig, so die Wissenschaftler. Gefordert seien dabei Hausbesitzer genauso wie Vermieter. Vor allem aber müsse es in den Rathäusern einen „Klima-Planungswandel“ geben. „Ohne eine ‚Klima-Risiko-Task-Force‘ bei Bund, Ländern, Kommunen, Energie- und Wasserversorgern wird es nicht mehr gehen“, so Studienleiter Prof. Theo Schmitt von der RPTU Kaiserslautern. Vor allem der Staat müsse jetzt effektiv und entschlossen gegen die wachsenden Gefahren durch extreme Wetterlagen vorgehen.

Zentrale Forderungen der Klima-Risiko-Studie sind:

  • Hochwasser in den Städten

Starkregen, Hochwasser in Flüssen und Bächen: Überflutungen gefährden Menschen und Wohnhäuser. Zentrale Punkte der Studie dazu:

  • Gefahren- und Risiko-Karten zu Starkregen und Hochwasser sollen lokal – Straße für Straße – aufklären.
  • Frühwarn- und Informationssysteme, die rechtzeitig alarmieren.
  • Regenwasser-Management – u.a. Regenbassins, oberirdische Sammelflächen, Flutmulden, „Notwasserwege“.
  • Städte „wassersensibel“ entwickeln: Gebäude anders bauen und umbauen – von der Dachbegrünung (Zurückhaltung und Verdunstung von Wasser) bis zum Schutz von Tiefgaragenzufahrten, Kellereingängen und Kellerschächten.
  • Überflutungsschutz von Straßentunneln und unterirdischen Gleisanlagen
  • Warnsysteme an Unterführungen
  • Wassermangel in den Städten

Weniger Schneefälle im Winter. Dafür längere Vegetationsperioden, die zu einer höheren Verdunstung führen. Dadurch: weniger Grundwasser, aber mehr Niedrigwasser in Flüssen und Bächen.

  • Mehr Grundwasser durch mehr Versickerung von Regenwasser: Weniger Regenwasser soll in die Kanalisation abfließen. Außerdem: Mehr Regenwasser für mehr Bepflanzung nutzen. – Stichworte: „Schwammstadt“ und „blau-grüne Stadt“.
  • Regenwasser verstärkt als Brauchwasser nutzen. Ebenso „Grauwasser“ – also leicht verschmutztes Abwasser (z.B. Nutzung von Duschwasser für die Toilettenspülung).
  • Die Entnahme von Wasser besser steuern: Trinkwasserversorgung koordinieren. Dazu eine stärkere Vernetzung der kommunalen Anlagen zur Wasserversorgung und regionale Verbundsysteme zur Fernwasserversorgung.
  • Hitze und Dürreperioden in den Städten
  • Grünanlagen als „Klima-Komfort-Inseln“ – ein Netz an Grün- und Freiflächen schaffen. Dabei auf Pflanzen setzen, die Trockenheit vertragen. Außerdem für Frischluftschneisen und Schattenplätze sorgen.
  • Kühlungseffekte in Gebäuden – ideales Innenraumklima durch Architektur und Baumaterial: u.a. gezielte Verschattung, Dach- und Fassadenbegrünung.
  • Kraftwerke im Verbund koordinieren, um in kritischen Situationen Engpässe bei der Kühlwasserversorgung zu überbrücken.
  • Mehr Stromerzeugung durch erneuerbare Energien. Dazu mehr dezentrale Anlagen.

Die Studie macht deutlich: Deutschland muss von Siedlungen über Industrieanlagen bis zur Infrastruktur anders planen und bauen. Wie genau, dafür sind die regionalen und lokalen Klima-Risiken der entscheidende Faktor. Dass jetzt etwas passiert, dafür müssen Bund, Länder und Kommunen rasch die Weichen stellen, fordert Prof. Theo Schmitt von der RPTU Kaiserslautern.

Die Studie „Vom Starkregen-Management zur klimaresilienten Stadt“ wurde von der Initiative „Verantwortung Wasser und Umwelt“ in Auftrag gegeben. Gemeinsam mit der Initiative wird auch der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) bei der Studienpräsentation dabei sein.

Offener Brief von Hans-Eckardt Wenzel an die Mitarbeiter des Werk 2 in Leipzig

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Im Werk 2 in Leipzig fand im Januar 2024 ein ausverkauftes Konzert von Wenzel und seiner Band statt. Nach dem Auftritt erhielten die Musiker jedoch eine schriftliche Mitteilung von den Veranstaltern, dass sie zukünftig nicht mehr dort auftreten dürfen. In Reaktion darauf verfasste der Künstler Hans-Eckardt Wenzel einen offenen Brief an die Mitarbeiter des Werk 2 in Leipzig, der nachfolgend im original Wortlaut nachgelesen werden kann: 

Nach meinem letzten Konzert bei Euch habt Ihr beschlossen, einen weiteren Auftritt von mir zu untersagen. Im Klartext: ein Auftrittsverbot, weil (ich zitiere aus Eurem Schreiben) »die getroffenen Aussagen und vermeintlichen Scherze unserem (also Eurem) Selbstverständnis als Haus und soziokulturellen Zentrum konträr entgegenstehen und für uns (also für Euch) trotz allem Verständnis von Kunstfreiheit nicht akzeptabel sind«. Und da haben wir es auch schon: Eure Absage wäre keine Zensur, noch widerspreche sie der Kunstfreiheit. Mit diesen Taschenspielertricks konnte ich schon in der DDR meine Erfahrungen sammeln. Auch dort gab es keine offizielle Zensur, aber besorgte Bürger, die meine Auftritte zu verhindern wussten. Die Gründe, die Ihr für ein Verbot anführt, will ich kurz zitieren, in der von Euch gebrauchten Sprache.

1. »verfälschende Glorifizierung der DDR-Vergangenheit« (Was wisst Ihr über die DDR? Eigene Erfahrung? Oder das Spezialwissen der Zugereisten?)

2. »positiver relativierender Bezug zu Putin« (diese Sprachkonstruktion ist mir besonders ans Herz gewachsen, sie zeugt von intellektueller Schärfe! – Dass es diesen Präsidenten auf der real existierenden Erde gibt und dass man auch mit ihm reden muss, soll der Krieg beendet werden – ist das schon ein Vergehen?)

3. »über sensiblen Sprachgebrauch amüsiert« – also über das Gendern, Ihr fordert mich auf, »die Verwendung von rassistischen Wörtern und Sprachmustern zu überdenken« … (Der – offensichtlich auch rassistische – deutsche Rat für Rechtschreibung lehnt das Gendern ab. Aber ich verweise auch gerne auf meine Essays und Interviews, in denen Ihr andere Argumente finden könntet. Lesen bildet! Eine Sprache, die nicht mehr für die Poesie gebraucht werden kann, ist eine ideologische, eine bürokratische Sprache. So sehr Ihr dennoch daran hängen mögt, ist das schon ein Grund für ein Auftrittsverbot?)

4. »Eine Besucherin hat sogar unter Tränen die Halle verlassen.« Hatte sie vielleicht Liebeskummer? Vielleicht eine Depression? Vielleicht ist ihr jemand auf den Fuß getreten? Diese Dame wird zu Eurem Maßstab und nicht die 461 anderen Zuhörer. Sprecht Ihr für die, die zu Euch kommen? Sind die in Euren Augen dümmer als die eine Frau, die gegangen ist – und niemand weiß, warum? Müsst ihr die 461 schützen vor mir? Euch sei es »wichtig (…), dass sich ALLE Besucher:innen bei uns wohlfühlen. Die Vielzahl verstörender Äußerungen seitens Wenzel hat jedoch zum Gegenteil geführt«. Stellt Ihr Euch die Frage, warum die anderen 461 Zuschauer nicht gegangen sind und warum sie mehrere Zugaben verlangten? Und habt ihr vergessen, dass ich Ihnen am Ende dafür gedankt habe, dass sie es – im Unterschied zu Euch – ertragen konnten, Gedanken zu hören, die vielleicht nicht die Ihren sind, und dass wir eine Demokratie nur am Leben halten können, wenn wir diese Kunst des unideologischen Zuhörens wieder erlernen. Das habt Ihr nicht gehört, weil sich Eure Wahrnehmung auf Reizworte konzentriert. Und so fühltet Ihr Euch als moralische Avantgarde; zusammengekauert nach dem Konzert, aus Furcht, irgendwie mit uns in Verbindung gebracht zu werden, war nicht mal mehr ein »auf Wiedersehen« möglich. Nein, das hat Euch getroffen, nicht das Publikum, und auch, diesen Punkt Eurer Anklage will ich nicht verschweigen, dass ich Witze gemacht habe. Das Komische macht sich über falsche Gewissheiten und hohle Macht lustig. Wer sich nicht anzweifeln kann, versteht es nicht. Für den gibt es Comedians. Schließlich habe ich Witze gemacht:

5. »über die Gefahren der Coronapandemie und über nonbinäre Personen …«

Eure Gründe für mein Auftrittsverbot auflistend, kommt es mir vor, als würde ich das Inhaltsverzeichnis des »Handbuchs der Verschwörungstheorien« kopieren. Ich bin erschrocken, wie gut Ihr das schon gelernt habt, ohne genau hinzugucken, verbarrikadiert in Echokammern, die nun aus dem Netz in die Wirklichkeit übergehen, dass Ihr nur noch hören und denken könnt, was Reizworte in Euch auslösen, wie Algorithmen von Suchmaschinen oder Geheimdiensten, die nicht auf Zusammenhänge achten, auf Gestus oder Duktus, sondern nur auf das verteufelte Wort, das doch noch in der Kunst eindeutig zu sein habe, wie die Zahlen. Was bleibt übrig mit so einer Weltsicht, frage ich. Moralisch überheblich sucht Ihr in der Realität nach den Ausnahmen, die Eure Haltung so bestätigen, wie Ihr selbst es für richtig haltet. Könnt Ihr nur Euch selbst ertragen?

Ich schreibe Euch nicht deshalb so ausführlich, weil ich Hoffnung hätte, Eure Meinung zu ändern oder um mich über Euch zu erheben, ich schreibe deshalb so ausführlich, weil es mir die Gelegenheit gibt, über das tieferliegende Problem nachzudenken, es kenntlich zu machen für die anderen Fälle, die es schon gibt und die noch kommen werden – vor allem aber, weil ich diese Art von Banausentum nicht unwidersprochen hinnehmen will. Die Existenz und vor allem die gnoseologische Funktion der Künste stehen auf dem Spiel, und diese Gesellschaft ist gerade dabei, diesen kulturellen Schatz zu verspielen. Ihr spielt da mit! Ich schreibe es, weil ich Eure Haltung und meine Entgegnung genau deswegen öffentlich machen muss. Im Klartext natürlich, weil es nicht mehr anders geht: Diese um sich greifende selbstgefällige Arroganz ist moralisch offerierter Gesinnungsstalinismus. Mit einem einzigen Augenschlag, ohne tiefgreifende Analyse werden auf diese Weise Gedanken oder Kunstwerke kriminalisiert oder mit einem gesellschaftlichen Bann versehen. Habt ihr nie davon gehört, dass die Suche nach Wahrheit ein schmerzhafter Prozess ist? Nicht vergleichbar mit einem woken Wellnessprogramm? Wahrheit lebt von Provokation und Widerspruch, lebt vom Dialogischen, Fehler oder Irrwege eingeschlossen, Experimente jeglicher Art, denn die Dummheit erkennt man daran, dass der und die Dumme glauben, alles schon zu wissen. Ich möchte Euch warnen, weil es sein könnte, dass Ihr mit Eurem selbstgerechten Hochmut nicht für das einsteht, für das Ihr glaubt einzustehen: eine gerechtere Gesellschaft. Das, was Ihr befördert und herausfordert, ist der Dogmatismus eines geschlossenen Systems. Derweil stirbt die Erde vor unseren Augen und will uns nicht mehr ertragen, unser ökologisches Desaster; derweil krepieren Männer, Frauen, Söhne, Kinder und Soldaten in den Kriegen, die sich immer mehr vermehren, aber großen Gewinn bringen den Konzernen und Großmächten. Derweil erodiert die politische Kultur unseres Landes, geraten wir in Notstände, wenn wir nicht unsere Widersprüche friedlich lösen können. In meinem Konzert waren dies die Hauptthemen, nicht die Eurer Liste. Es geht darum, Kräfte zu entfesseln, dass wir zu unseren Erfahrungen stehen können, dem Liebeskummer und dem Weltschmerz, dass wir nicht verlernen, über die Dummheit zu lachen. Vielleicht kann ich Euch anregen, darüber nachzudenken und in anderen Fällen eine weisere Position einzunehmen.

Wenzel, Berlin im April 2024

hier geht es zum Originalbeitrag auf der Webseite des Künstlers: KLICK

Neues Projekt „Offenes Ohr“ unterbreitet Hilfsangebote für pflegende Angehörige

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Jena. Einen Menschen mit Demenz zu betreuen, kann buchstäblich zu einer Lebensaufgabe werden. In Deutschland wird die überwiegende Zahl der Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld von den Angehörigen betreut und gepflegt. Das sind etwa 85 Prozent der Pflegeleistungen. Diese Angehörigen sehen sich einer gewaltigen, schwer zu bewältigenden Aufgabe gegenüber; einer Aufgabe, bei der viele auf sich allein gestellt sind. „Wir möchten den pflegenden Angehörigen ein Unterstützungsangebot unterbreiten“, sagt Sophie Geßner von der Abteilung Klinisch-psychologische Intervention der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Unter Leitung von Prof. Dr. Gabriele Wilz haben die Mitarbeiterinnen der Abteilung Klinisch-psychologische Intervention das Projekt „Offenes Ohr“ konzipiert, das jetzt gestartet wird. Es bietet pflegenden Angehörigen entlastende Gespräche per Telefon an und damit die Chance, sich Unterstützung von einer klinisch erfahrenen Psychologin zu holen.

Zahlen der Demenzerkrankungen nehmen jährlich zu
„Wir unterbreiten den pflegenden Angehörigen ein niedrigschwelliges Angebot, das wir möglichst langfristig etablieren wollen“, sagt Gabriele Wilz. Für Betroffene biete sich die Gelegenheit, sich Sorgen und Nöte von der Seele zu reden. Zudem bestehe bei Bedarf die Chance auf eine längerfristige psychotherapeutische Unterstützung in der angegliederten psychotherapeutischen Hochschulambulanz, so Wilz. Wer als pflegender Angehöriger – in der großen Mehrzahl sind das Frauen – das Gesprächsangebot wahrnehmen möchte, kann das „Offene Ohr“ am Montag von 10 bis 12 Uhr erreichen, mittwochs gibt es diese Gelegenheit von 14 bis 16 Uhr. Die Telefonnummer lautet 03641 945173.

Wenn möglich werden den pflegenden Angehörigen weitere Hilfsangebote vermittelt. Erfahrungsgemäß seien die Angehörigen mitunter so in der Pflegesituation eingespannt, dass andere Hilfsangebote wie außerhäusliche Beratungen oder Selbsthilfegruppen schon terminlich nicht wahrgenommen werden können, sagt Sophie Geßner: „In dieser Stresssituation fällt es schon schwer, für eine Weile das Haus oder die Wohnung zu verlassen.“ Prof. Wilz verweist darauf, dass die Zahlen sukzessive steigen, bereits jetzt gebe es deutschlandweit etwa 1,8 Millionen Menschen, die von einer Demenz betroffen sind, jedes Jahr kommen etwa 440.000 Neuerkrankungen hinzu. In Thüringen seien die Zahlen gemessen an der Gesamtbevölkerung besonders hoch, sagt Gabriele Wilz. Das Projekt „Offenes Ohr“ bietet da einen Ansatz, der individuell und gesellschaftlich herausfordernden Situation Rechnung zu tragen und pflegende Angehörige gezielt zu unterstützen.