Das Telefonieren in der DDR war durch verschiedene Faktoren geprägt, die die Kommunikation stark beeinflussten. Anders als heute war das Telefon in der DDR kein alltägliches Kommunikationsmittel für alle, sondern ein Luxus, der mit vielen Einschränkungen verbunden war.
Telefonanschlüsse und Infrastruktur
Die Versorgung mit Telefonanschlüssen war in der DDR stark limitiert. Haushalte, die einen Telefonanschluss besaßen, waren in der Minderheit. Vor allem in den ländlichen Gebieten war der Zugang zu Telefonanschlüssen eingeschränkt, und es gab lange Wartezeiten für die Installation eines neuen Anschlusses. Diese konnten mehrere Jahre betragen.
Öffentliche Telefone
Um die geringe Verbreitung privater Telefonanschlüsse zu kompensieren, gab es viele öffentliche Telefonzellen und Postämter mit Telefonen. Diese waren oft stark frequentiert und es war üblich, für ein Telefongespräch anstehen zu müssen.
Qualität und Zuverlässigkeit
Die Qualität der Telefonleitungen war oft schlecht. Es gab häufig Störungen und die Sprachqualität ließ zu wünschen übrig. Die Infrastruktur war veraltet und es gab nur begrenzte Investitionen in die Modernisierung des Telefonnetzes.
Überwachung und Kontrolle
Eine Besonderheit des Telefonierens in der DDR war die allgegenwärtige Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi). Telefongespräche konnten abgehört und aufgezeichnet werden, insbesondere wenn eine Person als politisch verdächtig galt. Dies führte dazu, dass viele Menschen vorsichtig waren, was sie am Telefon besprachen.
Internationale Telefonate
Telefonate ins westliche Ausland waren mit zusätzlichen Hürden verbunden. Sie mussten oft vorher beantragt und konnten nur über spezielle Vermittlungsstellen geführt werden. Die Kosten waren hoch und es gab strenge Kontrollen.
Telefonkultur
In der DDR entwickelte sich eine eigene Telefonkultur, die sich durch Effizienz und Prägnanz auszeichnete. Aufgrund der Einschränkungen und Überwachung wurden Telefongespräche meist kurz und sachlich gehalten. Für private und vertrauliche Gespräche traf man sich lieber persönlich.
Zusammengefasst war das Telefonieren in der DDR ein von Einschränkungen, schlechter Infrastruktur und Überwachung geprägtes Erlebnis. Trotz der Hindernisse nutzten die Menschen die verfügbaren Möglichkeiten, um miteinander in Kontakt zu bleiben und wichtige Informationen auszutauschen.
Im nachfolgenden Video spricht Dr. Stefan Wolle, der wissenschaftliche Leiter des DDR Museum über die Telefonie in der DDR. Telefone waren eine Rarität und vor den Telefonzellen bildeten sich Schlangen. Was sich die Menschen in der DDR alles einfallen ließen, um telefonieren zu können, erfahrt ihr in diesem Video.
Dr. Stefan Wolle: Jahrgang 1950, Studium der Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin, 1972 Relegation aus politischen Gründen, Arbeit in einem Produktionsbetrieb, 1976–89 Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften der DDR, 1984 Promotion, 1990 Mitarbeiter des Komitees für die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit, 1991-96 Assistent an der Humboldt-Universität, 1996–98 Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 1998–2000 Referent bei der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, danach freier Autor, zeitweilige Mitarbeit im Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin, seit 2005 wissenschaftlicher Leiter des DDR Museum. weitere Videos unter https://www.youtube.com/@ddrmuseum/videos