Trockenheit in Sicht? Forschende warnen vor Dürrejahr in Osteuropa und Deutschland

Weite Teile Mitteleuropas und Osteuropas zeigen eine ungewöhnlich hohe Anomalie der Bodenfeuchte. Besonders stark ausgeprägt ist die Abweichung von den vieljährigen Verhältnissen in der Ukraine, Belarus und Polen, aber auch Deutschland sind regional hohe Abweichung zu erkennen. © Clim4Cast

Eine anhaltende Trockenperiode könnte die landwirtschaftliche Produktion in Osteuropa und Teilen Deutschlands erheblich beeinträchtigen. Neue Klimamodellrechnungen des europäischen Dienstes Clim4Cast zeigen eine außergewöhnlich starke Abweichung der Bodenfeuchte von den langjährigen Mittelwerten in weiten Teilen Osteuropas. Insbesondere Polen, Belarus und die Ukraine sind betroffen – Regionen, die zu den produktivsten Getreideanbaugebieten der Welt zählen.

„Ein extrem trockener Winter konnte die ausgetrockneten Böden des letzten Sommers nicht regenerieren“, warnt Prof. Dr. Claas Nendel vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Die Folgen könnten gravierend sein: Eine ausfallende Getreidesaison in diesen Gebieten würde nicht nur die regionale Landwirtschaft hart treffen, sondern auch spürbare Auswirkungen auf den globalen Getreidemarkt haben.

Auch in Deutschland ist die Lage angespannt. Der März 2025 war laut Deutschem Wetterdienst (DWD) mit nur 21 Prozent des üblichen Niederschlags der sechsttrockenste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Besonders der Norden des Landes zeigt stark unterdurchschnittliche Bodenfeuchtewerte – zum Teil sogar unter dem Niveau von 2018, einem der bisher trockensten Jahre. In einigen Regionen wurde bereits die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe ausgerufen.

Die Prognosen für die kommenden Wochen versprechen kaum Entlastung. Bis Mitte April rechnet der DWD in nahezu ganz Deutschland mit weiter sinkender Bodenfeuchte – nur im Süden Bayerns könnten sich die Bedingungen etwas entspannen. Für den Sommer deuten saisonale Klimamodelle auf eine moderate Wahrscheinlichkeit für wärmeres und trockenes Wetter hin, vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Teilen Norddeutschlands.

Die Herausforderungen für die Landwirtschaft sind enorm. „Landwirtinnen und Landwirte müssen jetzt flexibel auf die sich verschärfende Trockenlage reagieren“, so Nendel. Insbesondere die Wahl des richtigen Aussaatzeitpunkts für Sommerungen wie Mais oder Zuckerrüben wird entscheidend sein. Der DWD empfiehlt, regelmäßig den Bodenfeuchte-Viewer zu nutzen, um sich aktuell über die Bedingungen zu informieren.

Ob das Jahr 2025 zu einem weiteren Dürrejahr wird, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Sicher ist schon jetzt: Die Auswirkungen des Klimawandels sind längst Realität – auf den Feldern, in den Wäldern und bald wohl auch in den Supermarktregalen.

Tips, Hinweise oder Anregungen an Arne Petrich

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