Agnes Kraus im Porträt per Telefon – Ein Leben zwischen Bühne und Bildschirm

In der beliebten Sendereihe „Porträt per Telefon“ mit Heinz-Florian Oertel gewährte Agnes Kraus, Fernsehliebling des Jahres 1982, ihren Zuhörerinnen und Zuhörern einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben und ihre lange Karriere – ehrlich, unprätentiös und mit viel Charme.

Geboren in Berlin-Friedenau und während des Krieges in Brandenburg lebend, begann Kraus bereits 1932 ihre Schauspielausbildung bei Professor Jestner. Sie erinnerte sich im Gespräch an diese Zeit als einen „ganz doll harten Weg“. Ihre erste Station war das Theater in Annaberg, ihre letzte vor dem Berliner Engagement das Haus in Potsdam – von wo sie nach einer Schminkvergiftung und einer damit verbundenen Kündigung enttäuscht Abschied nehmen musste.

1956 begann für Kraus ihre wohl prägendste Phase: 22 Jahre am Berliner Ensemble, die sie rückblickend als die „schönste Zeit in meinem ganzen Leben“ bezeichnete. Sie spielte unter anderem in „Held der westlichen Welt“, „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ sowie „Der Brotladen“. Besonders hob sie die Zusammenarbeit mit Helene Weigel hervor – und das große Glück, von ihr wie auch vom „Beckwert“ (gemeint vermutlich Bertolt Brecht oder ein naher Mitarbeiter) lernen zu dürfen.

Doch der Weg zur beliebten Fernsehschauspielerin war nicht ohne Umwege: Nach harscher Kritik an einer tragischen Rolle in Wittenberg und beruflicher Demotivation zog sich Kraus zwischenzeitlich zurück – unter anderem arbeitete sie als Telefonistin, ehe sie den Weg zurück auf die Bühne fand.

Auf Oertels Frage, ob sie auch privat so humorvoll sei wie auf dem Bildschirm, antwortete sie trocken: „Unsinn! Ich spiele Rollen.“ Die Arbeit mit Regisseuren sei ihr viel wichtiger als Proben vor dem Spiegel. Schauspiel sei für sie immer auch Ausdruck einer Sehnsucht nach Zugehörigkeit gewesen – gerade weil sie im Leben nicht immer zurechtkam. So konnte sie auf der Bühne Dinge erleben, die ihr privat versagt blieben.

Obwohl ursprünglich als Tragödin ausgebildet, blieb ihr das Tragische fast immer versagt. Stattdessen brillierte sie in Charakterrollen, die sie selbst als „Grand Utility“ oder augenzwinkernd als „naiv-sentimentale Salondame mit dem Heldenpopo“ beschrieb.

Ihr Abschied vom Berliner Ensemble fiel ihr schwer – aber die zunehmende Doppelbelastung durch Film und Fernsehen sowie wachsendes Lampenfieber auf der Bühne führten dazu. „Im Fernsehen hab ich kein Lampenfieber“, sagte sie mit einem Lächeln. Und gerade dort erlebe sie in späten Jahren ihren zweiten Frühling: „Meine beste Zeit.“

Privates ließ Kraus eher im Hintergrund. Nie verheiratet, keine Tiere mehr – früher jedoch ein großer Garten mit vielen Vierbeinern im Elternhaus. Ihr Lieblingsgericht? Eierkuchen. Sport? Nur, wenn „schwere Dinger hochgehoben werden“ oder beim Eislaufen.

Zum Schluss erinnerte sich Kraus an die Entstehung ihres Künstlernamens. Ihr Geburtsname Irmgard Krause stieß 1942 bei einem Münchner Intendanten auf Ablehnung – so wurde sie zur Agnes Kraus.

Moderator Heinz-Florian Oertel dankte seiner Gesprächspartnerin herzlich für ihre Offenheit. Ihr größter Wunsch? „Gesund bleiben.“

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