In den 1970er Jahren erlebte die Stahlindustrie der DDR einen bedeutenden technologischen Wandel. Die Metallgießerei, eine der ältesten Fertigungstechniken der Menschheit, war auch damals ein zentraler Bestandteil der industriellen Produktion. Der Prozess, flüssiges Metall in eine vorbereitete Gießform zu gießen, hat sich über Jahrtausende kaum verändert. Doch in der DDR wurde dieser uralte Vorgang durch Mechanisierung und technische Innovationen revolutioniert.
Bereits im antiken Ägypten wurde Metall gegossen, und auch im Feudalismus blieb das Verfahren ein wesentlicher Bestandteil der Produktion. Über Jahrhunderte hinweg wurden Waffen, Schmuck und alltägliche Gebrauchsgegenstände aus Gussstücken hergestellt. Auch im Frühkapitalismus entwickelten sich die Techniken weiter, wie die kunstvoll gestaltete gusseiserne Treppe aus jener Zeit zeigt. Diese Entwicklung setzte sich bis in die industrielle Revolution fort.
In den 1970er Jahren, in einer Stahlgießerei der DDR, lief der Prozess jedoch nicht mehr ausschließlich von Hand. Der Arbeitsalltag der Gießereiarbeiter war von traditioneller Handarbeit geprägt, doch die mechanisierte Produktion hielt Einzug. Maschinen, die das Füllen der Formkästen und das Verdichten des Formsandes übernahmen, erleichterten die körperlich schwere Arbeit. Die Gießereifacharbeiter mussten nicht nur mit den traditionellen Methoden vertraut sein, sondern auch zunehmend die neuen Maschinen bedienen und steuern.
Der Arbeitsablauf in der Stahlgießerei war präzise und methodisch. Zunächst wurde ein Modell des Gussstücks erstellt, das dann in Formsand eingebettet und verdichtet wurde. Nachdem das Modell entfernt wurde, wurde die flüssige Metallmasse in die vorbereitete Form gegossen. Die Schmelze füllte die Gießform, während die Gase durch die Steigeröffnung entweichen konnten. Nach dem Erkalten des Metalls wurde das fertige Gussstück entnommen und bearbeitet.
Ein weiterer technischer Schritt war die Einführung von mechanisierten Fertigungsstrecken. Maschinen übernahmen das Wenden und Zulegen der Formkästen, wodurch die Fertigung effizienter und weniger arbeitsintensiv wurde. Trotz dieser Mechanisierung blieb das Wissen des Gießereifacharbeiters entscheidend. In der Zukunft, so hieß es in der Dokumentation von 1972, sollten Gießereispezialisten vollautomatisierte Fertigungsstraßen überwachen und steuern können.
Die Entwicklungen in der DDR-Metallgießerei waren nicht nur ein Spiegelbild der industriellen Fortschritte der damaligen Zeit, sondern auch ein Indiz für den gesellschaftlichen Wandel. Die Arbeit der Gießereifacharbeiter wurde zunehmend durch Technik unterstützt, doch der Mensch blieb ein zentraler Faktor. Die Verbindung von Tradition und Moderne, Handwerk und Technologie, prägte die metallurgische Landschaft der DDR und zeigte auf, wie sehr die industrielle Fertigung von einem ständigen Wechsel zwischen althergebrachten Methoden und innovativen Ansätzen lebte.
Dieser Blick auf die Stahlgießerei in der DDR verdeutlicht nicht nur die Technologiefortschritte, sondern auch die bedeutende Rolle der Arbeiter in der Umsetzung und Weiterentwicklung dieser Prozesse – eine Rolle, die oft im Schatten der Maschinen steht, aber ohne die Expertise und das Wissen der Fachkräfte nicht denkbar wäre.