Die Talsperre Klingenberg – ein Bauwerk, das seit über 100 Jahren dem Element Wasser trotzt – wurde nach dem Jahrhundert-Hochwasser 2002 einer umfassenden Sanierung unterzogen. Heute steht sie nicht nur als Zeugnis frühzeitiger Ingenieurskunst, sondern auch als Symbol für moderne Technik und zukunftssichere Wasserversorgung.
Ein Jahrhundertbauwerk im Wandel der Zeit
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte man im Erzgebirge die Notwendigkeit, Wasser nicht nur zu speichern, sondern auch vor verheerenden Hochwassern zu schützen. Der Architekt Hans Pölzig entwarf 1908 eine Staumauer, die allein durch ihre Masse dem Druck des Wassers standhalten sollte. In den folgenden Jahren wurde die Talsperre als Mehrzweckbauwerk – zur Trinkwasserversorgung für Tharandt, Freital und später auch Dresden – errichtet. Dabei spielte der Einsatz von Bruchsteinmauerwerk, eigens aufbereiteter Mörtel und sogar dampfbetriebene Bagger eine entscheidende Rolle.
Die Jahrhundertflut und ihre Folgen
Am 12. August 2002 wurde das Erzgebirge Zeuge eines außergewöhnlichen Naturereignisses: Über 312 Millimeter Regen innerhalb kürzester Zeit ließen die Wasser der Wilden Weißeritz in ungeahnte Höhen steigen. Obwohl die ursprüngliche Vorsperre den Wassermassen nicht standhalten konnte, bewies die Hauptsperre – gebaut vor mehr als einem Jahrhundert – trotz altersbedingter Mängel noch ihre Widerstandskraft. Dennoch machte diese Flut offensichtlich, dass das Bauwerk den heutigen Anforderungen an Hochwasserschutz und Trinkwassersicherheit nicht mehr gerecht werden konnte.
Moderne Sanierung – Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst
Unter der Leitung von Wasserbauingenieur Michael Humsch begann der ehrgeizige Sanierungsplan, der über acht Jahre hinweg rund 85 Millionen Euro kostete. Moderne Technik traf hier auf historische Bausubstanz: Der alte Umlaufstollen wurde in einen Grundablass umgewandelt, die Hochwasserentlastungsanlage komplett modernisiert und die originalgetreue Optik der Talsperre wiederhergestellt. Mit innovativen Modellversuchen der TU Aachen im Maßstab 1:30 konnten die Ingenieure präzise die Auswirkungen von Hochwasserströmen berechnen und so den Neubau der Entlastungsanlagen optimal planen.
Besonders dramatisch wurde es während des Tunnelbaus: Eine Tunnelbohrmaschine stieß unerwartet in einen alten Bergwerksstollen, was zu einem Wassereinbruch führte. Die Bauarbeiten wurden unterbrochen, um den Altbergbau zu sichern – ein Rückschlag, der jedoch nicht den Fortschritt des Projekts aufhielt. Nach einer zeitweisen Verzögerung konnte die Bohrmaschine ihren Weg fortsetzen und den Tunnel erfolgreich fertigstellen.
Ein Bauwerk für die Zukunft
Mit der Wiederinbetriebnahme der sanierten Talsperre im Frühjahr 2012 wurde nicht nur die Wasseraufnahme auf 15 Millionen Kubikmeter sichergestellt, sondern auch die Funktionalität für den Hochwasserschutz drastisch verbessert. Über 200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde können im Notfall abgegeben werden – ein entscheidendes Kriterium, um auch zukünftige Extremereignisse zu meistern. Bereits bei der Juniflut 2013 bewies das modernisierte Bauwerk seine Leistungsfähigkeit, indem es den störungsfreien Betrieb der Trinkwasserversorgung für Dresden garantierte.
Die Sanierung der Talsperre Klingenberg ist mehr als nur ein technisches Update – sie ist ein Symbol für den gelungenen Spagat zwischen Erhalt historischer Baukunst und dem Erfordernis moderner Sicherheitstechnik. Handwerker und Ingenieure zweier Jahrhunderte haben ihre Spuren hinterlassen, um auch künftigen Generationen zuverlässigen Schutz und hochwertiges Trinkwasser zu garantieren.