„Wir brauchen mehr Drive“: Geschäftsführer Bergner kritisiert Bürokratie und Ideologie

Die Vacom GmbH, ein führender Hersteller von Vakuumtechnik, hat ihre geplanten Investitionen am Standort Großlöbichau bei Jena drastisch reduziert. Anstelle der ursprünglich geplanten 250 Millionen Euro sollen bis zum Jahr 2030 nur noch maximal 50 Millionen Euro investiert werden. Auch die Anzahl der geplanten Arbeitsplätze schrumpft erheblich: Statt bis zu 1.500 neuen Stellen sollen lediglich rund 250 geschaffen werden. Geschäftsführer Jens Bergner begründete die Entscheidung mit mangelnder Unterstützung der Gemeinde und wachsendem Widerstand in der Region.

Ein Wirtschafts-Hammer für Thüringen
Die Reduzierung der Investitionen stellt einen erheblichen Rückschlag für die wirtschaftliche Entwicklung der Region Jena dar. Ursprünglich wollte Vacom mit drei neuen Produktionshallen und einem multifunktionalen Turm den Standort Großlöbichau massiv erweitern. Doch insbesondere der 60 Meter hohe Turm stieß in der Gemeinde auf Kritik. Bergner erklärt, dass Vacom sogar bereit gewesen sei, die Höhe des Turms auf 40 Meter zu reduzieren. Dies hätte allerdings nicht den Platzbedarf des Unternehmens gedeckt, das sich in einem Wachstumskurs befindet.

Die geplanten Neubauten hätten das Ortsbild von Großlöbichau zweifellos verändert, doch Bergner sieht diese Veränderung als vertretbar an: „Wir sind keine Ölraffinerie oder Mülltrennungsfabrik, sondern ein Unternehmen im Hochtechnologie-Bereich. Wir arbeiten leise, machen wenig Licht und verursachen keine Umweltschäden.“

Widerstand in der Gemeinde und politische Blockaden
Einer der Hauptgründe für die Entscheidung, das Projekt zu verkleinern, war laut Bergner der fehlende Rückhalt im Gemeinderat und die wachsende Ablehnung in der Bevölkerung. „Mich macht es traurig, dass es den Leuten scheinbar egal ist. Ich habe das Gefühl, dass viele in Großlöbichau froh über unsere Entscheidung sind, sich aber mit ihrer Freude zurückgehalten haben,“ so Bergner.

Besonders enttäuschend sei für ihn gewesen, dass die Gemeinde es nicht geschafft habe, eine Änderung des Bebauungsplans in die Wege zu leiten. „Wir hätten eine Bürgerabstimmung begrüßt, um zu klären, ob unser Vorhaben überhaupt gewollt ist. Doch das ist nicht passiert.“

Im Frühjahr 2024 verschärfte sich die Situation weiter, als Mitglieder einer kritischen Bürgerinitiative in den Gemeinderat gewählt wurden. Dies nahm Bergner schließlich zum Anlass, das Großprojekt zu überdenken und neue Pläne zu entwickeln.

Neue Pläne für Großlöbichau
Anstelle der ursprünglich geplanten Produktionshallen und des multifunktionalen Turms wird Vacom nun in ein Bürogebäude mit integrierter Forschungseinrichtung und ein Parkhaus investieren. Die geplanten 50 Millionen Euro entsprechen dabei den Vorgaben des bestehenden Bebauungsplans, sodass keine weiteren Genehmigungen notwendig sind.

„Wir schaffen 200 bis 250 neue Arbeitsplätze und investieren langfristig am Standort. Kritik ist willkommen, wird aber nichts mehr an unseren Plänen ändern,“ betont Bergner.

Ausbau in den USA statt in Thüringen
Parallel zu den reduzierten Investitionen in Großlöbichau baut Vacom seine Produktionskapazitäten in den USA aus. Im Bundesstaat Montana hat das Unternehmen 10 Millionen US-Dollar in ein neues Werk investiert, das zunächst mit 40 Mitarbeitern in Betrieb genommen wird. Bergner weist jedoch Vorwürfe zurück, dass dieser Ausbau der eigentliche Grund für die Kürzung in Thüringen sei.

„Ich war vor zwölf Monaten das erste Mal in meinem Leben in Montana und wusste bis dahin nicht einmal, dass es diesen Bundesstaat gibt,“ so Bergner. Er erklärt weiter, dass Vacom bei zukünftigen Investitionen weltweit genau prüfen werde, welcher Standort am besten geeignet sei. Die Marke „Made in Germany“ spiele dabei jedoch weiterhin eine zentrale Rolle.

Wirtschaftliche Herausforderungen und Wachstum
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und einer Delle in der Halbleiterbranche verzeichnet Vacom das beste Geschäftsjahr seiner Firmengeschichte mit einem Wachstum von zehn Prozent. Bergner bleibt optimistisch: „Es wird wieder einen Boom geben, und wir wollen darauf vorbereitet sein.“

Das Unternehmen plant, seine Vertriebsstrukturen in Japan, Südkorea und Taiwan auszubauen, um auf globaler Ebene wettbewerbsfähig zu bleiben.

Rückhalt in der Region und Forderung nach weniger Bürokratie
Obwohl die Investitionen in Großlöbichau reduziert wurden, schließt Bergner weitere Expansionen in der Region Jena aus. „Wir haben in Großlöbichau eine grundlegende Infrastruktur geschaffen und werden der Gemeinde nicht den Rücken kehren.“ Gleichzeitig kritisiert er die mangelnde Unterstützung und die Bürokratie in Deutschland: „Wir brauchen mehr Drive in der Wirtschaft und weniger Ideologie.“

Fazit: Ein Rückschlag mit Signalwirkung
Die Entscheidung der Vacom GmbH, das Großprojekt in Großlöbichau zu verkleinern, ist ein Weckruf für die Region Jena und darüber hinaus. Sie zeigt, wie wichtig eine offene und unterstützende Haltung gegenüber Unternehmen ist, die Arbeitsplätze und Innovationen schaffen wollen. Jens Bergner bleibt jedoch optimistisch und sieht in der angepassten Investitionsstrategie die Chance, das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen – auch wenn Thüringen dabei nicht in vollem Umfang profitieren wird.

Redakteur/Blogger/Journalist: Arne Petrich

1 Kommentar

  1. Die Headline ist mal wieder ein wunderbares Zerrbild. Bergner kritisiert vorrangig kognitiv unterbesetzte und verblendete NIMBYs, die lieber rumjammern, dass der Osten wirtschaftlich ausblutet und die Menschen abwandern, statt was anzupacken und zu fördern. Aber: Jammerossis halt, ich erwarte von denen eh nichts mehr. Die Dorfis rund um meine Heimatstadt sind eh nur noch bemitleidenswertes 💩fDeppen-Stimmvieh.

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