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Erfolgreiche Rückführung eines straffälligen iranischen Staatsbürgers

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Heute wurde die Abschiebung eines 21-jährigen iranischen Staatsbürgers aus Mecklenburg-Vorpommern den das EU-Mitgliedsland Griechenland erfolgreich durchgeführt. Der Mann steht unter Verdacht, eine 63-jährige Frau am 9. Februar 2025 mit einem Messer angegriffen zu haben.

„Ich danke den Kolleginnen und Kollegen der Ausländerbehörde des Landkreises Nordwestmecklenburg und des Innenministeriums sowie unserer landeszentralen Ausländerbehörde, aber auch unserer Landes- und der Bundespolizei sowie der Justiz für die reibungslose Rückführung“, sagte Innenminister Christian Pegel.

Weiter wies der Minister darauf hin, dass innerhalb der Europäischen Union ein Flüchtling nach Europäischem Recht seine Schutzmöglichkeiten dort wahrnehmen müsse, wo er erstmals einen solchen erlangt hat oder hätte erlangen können. „Dies ist im vorliegenden Fall Griechenland, wo ihm bereits ein Schutzstatus als Flüchtling eingeräumt wurde, weshalb die Rücküberstellung dorthin erfolgt ist“, betonte Pegel.

Die Entscheidung der Justiz, der Vollziehung der Abschiebung trotz der Straftat am Sonntag zugestimmt zu haben, begrüßt Innenminister Pegel: „Es darf gar nicht erst der Eindruck entstehen, dass man mit dem Begehen von erheblichen Straftaten Abschiebungen verhindern kann. Das wäre ein vollkommen falsches Signal.“

Hintergrund

Der iranische Staatsbürger reiste im Spätsommer 2022 unerlaubt in das Bundesgebiet ein. Der dann gestellte Asylantrag wurde zwischenzeitig mangels Mitwirkung des Antragstellers durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) eingestellt. Gleichzeitig wurde ihm die Abschiebung in seinen Herkunftsstaat oder in einen Staat, in den er einreisen darf oder der zu einer Rückübernahme verpflichtet ist, angedroht.

Aufgrund neuer Erkenntnisse der Bundespolizei im September 2024 wurde bekannt, dass ein Schutzstatus im EU-Mitgliedsstaat Griechenland besteht. Auf dieser Grundlage wurde die nunmehr erfolgte Rückführung seit längerem vorbereitet und konnte nach einem zeitaufwändigeren Vorlauf nun umgesetzt werden.

Der 21-Jährige ist in Mecklenburg-Vorpommern mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten, unter anderem mit Fällen von räuberischem Diebstahl, Bedrohung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung sowie Angriff auf Vollstreckungsbeamte. Aus der richterlich angeordneten Unterbringung (siehe Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Schwerin Nr. 4/25) erfolgte die heute Abschiebung nach Griechenland am heutigen Tag.

Dies ist eine Meldung des Ministeriums für Inneres, Bau und Digitalisierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Schloss Plüschow – Von der Denkmalpflege zur Künstlerförderung nach der Wende

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Das Schloss Plüschow ist ein ehemaliges, denkmalgeschütztes Herrenhaus in landschaftlich reizvoller Umgebung in Plüschow, im Landkreis Nordwestmecklenburg (Mecklenburg-Vorpommern). Es wurde ursprünglich als Sommersitz genutzt.

Nach der politischen Wende in Deutschland 1990 stellte sich für viele historische Gebäude die Frage nach einer neuen Nutzung. Schloss Plüschow, ein barockes Herrenhaus in Mecklenburg-Vorpommern, war eines dieser Baudenkmäler, das in einem Zustand des Verfalls dringend einer neuen Bestimmung bedurfte. Um das Schloss zu erhalten und es gleichzeitig in einen kulturellen Ort von überregionaler Bedeutung zu verwandeln, wurde im Mai 1990 der Förderkreis Schloss Plüschow e.V. gegründet. Die Mitglieder dieses Vereins setzten sich zum Ziel, Schloss Plüschow in ein Zentrum für moderne Kunst und Künstlerförderung zu transformieren.

Mit der Gründung des Vereins begann eine intensive Phase der Sanierung und Konzeptentwicklung. Das Schloss, das in den Jahrzehnten zuvor verschiedene Nutzungen erfahren hatte und während der DDR-Zeit stark vernachlässigt worden war, musste zunächst baulich gesichert werden. Durch Fördermittel und Spenden gelang es, die notwendigsten Instandsetzungsmaßnahmen einzuleiten. Parallel dazu entwickelte der Förderkreis ein künstlerisches Nutzungskonzept, das sich an internationalen Künstlerhäusern orientierte. Ziel war es, einen Ort zu schaffen, an dem Künstlerinnen und Künstler nicht nur ausstellen, sondern auch leben und arbeiten konnten.

1995 wurde das Mecklenburgische Künstlerhaus Schloss Plüschow offiziell eröffnet. Seitdem hat es sich als bedeutende Institution für zeitgenössische Kunst etabliert. Es bietet Atelierräume, Ausstellungsflächen und ein Residenzprogramm, das Künstlern aus verschiedenen Ländern die Möglichkeit gibt, in inspirierender Umgebung zu arbeiten. Zudem finden regelmäßig Workshops, Vorträge und kulturelle Veranstaltungen statt, die Schloss Plüschow zu einem lebendigen Treffpunkt für Kunstinteressierte machen. Die großzügigen Räume werden unter der Trägerschaft des Förderkreises Schloss Plüschow e. V. als Künstlerhaus mit Ausstellungsräumen, Ateliers und Werkstätten genutzt. Eine permanente Ausstellung zeigt die Geschichte des Schlosses. Die Kreativwerkstatt für Kinder bietet Kunst-, Klang-, Theater- und Umweltprojekte. Sie wird durch das Landesjugendamt Mecklenburg-Vorpommern und das Jugendamt des Kreises Nordwestmecklenburg gefördert. Aus dem Nachlass von Dr. Annie Bardon wurde dem Mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow die private Kunstbibliothek von Annie Bardon übereignet. Diese Bibliothek steht als Präsenzbibliothek interessierten Benutzern nach Anmeldung zur Verfügung.

Die Verbindung aus Denkmalpflege und künstlerischer Nutzung hat sich als erfolgreiches Modell erwiesen. Schloss Plüschow ist heute nicht nur ein bedeutendes Zentrum für die Kunstförderung in Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch ein Beispiel für die gelungene Umnutzung historischer Gebäude nach der Wiedervereinigung.

Die Bombardierung von Dresden: Mythos und Wahrheit

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Die Zerstörung Dresdens im Februar 1945 ist bis heute ein Thema kontroverser Diskussionen. War die Stadt ein militärisches Ziel oder ein reines Kulturzentrum? Wie viele Menschen kamen ums Leben? Und welche Rolle spielte der Angriff im Kontext des Zweiten Weltkriegs? Die historischen Fakten zeichnen ein differenziertes Bild.

Dresden als militärisches Ziel?
Fünf Monate vor Kriegsende war Dresden eine der wenigen deutschen Großstädte, die weitgehend unversehrt geblieben waren. Doch die strategische Bedeutung der Stadt veränderte sich Anfang 1945 drastisch. Die Wehrmacht erklärte Dresden am 1. Januar 1945 zur „Festung“ und rüstete sie mit Hunderten von Geschützen auf. Straßensperren wurden errichtet, um sich gegen die heranrückende Rote Armee zu verteidigen. Zudem war Dresden ein Verwaltungszentrum und Standort von Rüstungsbetrieben, wenn auch nicht in der Dimension des Ruhrgebiets.

Die Entscheidung zur Bombardierung
Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 beschlossen die Alliierten, Dresden als Teil der „Operation Thunderclap“ anzugreifen. Ziel war es, die deutsche Kriegsführung weiter zu schwächen und den Vormarsch der Roten Armee zu unterstützen. Der britische Premier Winston Churchill spielte dabei eine entscheidende Rolle, indem er Luftangriffe auf ostdeutsche Städte vorschlug.

Der Angriff
Am Abend des 13. Februar 1945 begann der britische Angriff mit 244 Lancaster-Bombern, die Spreng- und Brandbomben abwarfen. Die Altstadt wurde zielgenau markiert und innerhalb von 25 Minuten in ein Inferno verwandelt. Gegen 1:23 Uhr folgte die zweite Angriffswelle mit weiteren 529 Bombern, die die brennende Stadt noch einmal trafen. Insgesamt wurden fast 3.500 Tonnen Spreng- und Brandbomben eingesetzt.

Am Morgen des 14. Februar griffen US-amerikanische B-17-Bomber Dresden an und warfen weitere Bomben ab. Auch am 15. Februar folgte ein erneuter Angriff. Die Folge war ein Feuersturm, der ganze Stadtteile vernichtete und Tausende Menschen erstickte oder verbrennen ließ.

Opferzahlen und Kontroversen
Die Anzahl der Todesopfer war lange umstritten. Während NS-Propaganda von bis zu 200.000 Toten sprach, gehen neuere wissenschaftliche Untersuchungen von etwa 25.000 Opfern aus.

Ein weiteres kontrovers diskutiertes Thema sind angebliche Tieffliegerangriffe auf flüchtende Zivilisten. Augenzeugenberichte sprechen von Maschinengewehrfeuer, doch amerikanische Piloten und Historiker widersprechen dieser Darstellung. Es gibt keine nachweisbaren Befehle für gezielte Angriffe auf Zivilisten durch Tiefflieger.

War die Bombardierung ein Kriegsverbrechen?
Aus heutiger Sicht gelten gezielte Angriffe auf Zivilisten als Kriegsverbrechen. Doch im Jahr 1945 gab es keine völkerrechtlich bindenden Regelungen für den Luftkrieg. Die britische Strategie unter Arthur Harris zielte darauf ab, das NS-Regime durch Zerstörung der Städte und Infrastruktur zur Kapitulation zu zwingen. Dresden wurde dabei Teil einer generellen Kriegsstrategie, wie sie zuvor bereits in deutschen und britischen Städten angewandt wurde.

Neubewertung und Erinnerungskultur
In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Versuche, die Bombardierung Dresdens politisch zu instrumentalisieren. Rechte Gruppierungen nutzen das Ereignis zur Relativierung deutscher Kriegsschuld, während Historiker betonen, dass der Angriff im Kontext der totalen Kriegsführung betrachtet werden muss.

Gleichzeitig gibt es in Deutschland und Großbritannien Diskussionen über eine Neubewertung des Luftkriegs. Kritiker fordern eine stärkere Berücksichtigung der humanitären Folgen solcher Angriffe, während andere darauf hinweisen, dass einseitige Schuldzuweisungen den historischen Kontext verzerren.

Dresden bleibt ein Mahnmal für die Schrecken des Krieges und die moralischen Dilemmata der Kriegsführung. Die Gedenkveranstaltungen am 13. Februar spiegeln diese Vielschichtigkeit wider: Während in Dresden Kerzen für die Opfer angezündet werden, gibt es auch kritische Stimmen, die eine differenzierte Aufarbeitung der Ereignisse fordern.

Die Bombardierung Dresdens bleibt eine der umstrittensten Militäroperationen des Zweiten Weltkriegs. Während die Stadt militärische Bedeutung hatte, war die Wucht der Angriffe enorm und führte zu hohen Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung. Die Mythen um Hunderttausende Tote oder gezielte Tieffliegerangriffe sind wissenschaftlich nicht haltbar, doch das Ereignis bleibt ein Symbol für die Schrecken des Krieges und die moralischen Grauzonen der Kriegsführung.

13.02.1945: In den Dresdner Bombennächten werden 78 Babys geboren

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Dresden – Am Abend des 13. Februars 1945 wurde die sächsische Landeshauptstadt Zeuge einer der verheerendsten Bombennächte des Zweiten Weltkriegs. Die Sirenen heulten, und inmitten des Chaos wurden auch Einrichtungen des Gesundheitswesens nicht verschont. Ein besonderer Ort, an dem die Spuren jener schicksalhaften Nacht bis heute nachhallen, ist die Frauenklinik in Dresden-Johannstadt.

In der Frauenklinik, die zum größten städtischen Krankenhaus gehörte, wurden die Wöchnerinnen in den einzigen Keller gebracht, der den Bombenangriffen nicht standhielt. Mehr als 100 Mütter, Schwestern und Ärzte fanden in den Trümmern ihren Tod. Alle anderen Patienten überlebten das infernale Szenario – zumindest physisch. Ein weiteres Schicksalsschicksal betraf die Neugeborenen, die getrennt von ihren Müttern in einer Kinderklinik untergebracht waren. So war es damals gang und gäbe, und in diesem Fall verhieß die Trennung schicksalhafte Folgen.

Schicksalhafte Trennung und ungewollte Rettung

Petra Roschinsky, damals noch ein Neugeborenes, entkam dem Bombenhagel nur knapp – allerdings unter dem tragischen Verlust ihrer Mutter Ilse. Zur Erinnerung an jene bewegenden und zugleich traumatischen Stunden blieb ihr ein Brief, den ihre Großmutter an den Vater der Kinder geschrieben hatte. Darin schilderte die Großmutter eindringlich die Verzweiflung jener Nacht: Nachdem Ilse im Terrorangriff ihr Leben verloren hatte, begannen verzweifelte Suchaktionen, um wenigstens die Neugeborenen zu retten.

Die Rettungsaktion gestaltete sich wahre Wunder – wie moderne Märchen, wenn auch von bitterem Leid geprägt. Die Babys wurden zwischen den Bombenangriffen auf einen Kohlenwagen verlegt und in das nahezu unversehrte Villenviertel Blasewitz gebracht. Dort lagen sie in Kellersälen einer Schule, umgeben von Splittern und Trümmern. Petra, damals noch ein stummes Neugeborenes, wurde gefunden. Ihr Blick schien zu sagen: „Jetzt, endlich, helft mir.“

Schmerzliche Erinnerungen und das Tabu der Vergangenheit

Der Verlust der Mutter und das traumatische Erlebnis in der Klinik hinterließen tiefe Wunden in der Familie Roschinsky. Der Vater, der tagelang im Schutt der Frauenklinik nach seiner toten Frau suchte, musste nicht nur mit der physischen Zerstörung, sondern auch mit einem unermesslichen seelischen Schmerz leben. Die Geschichten, die er im Laufe der Jahre erzählte – oder besser, die er unausgesprochen ließ – wurden zu einem Tabuthema, über das in der Familie lange Zeit nicht gesprochen wurde.

Petra Roschinsky wuchs mit dem stummen Schmerz jener Nacht auf, doch sie ließ sich nicht von der Vergangenheit bestimmen. Seit Jahrzehnten sucht sie den Kontakt zu den 25 anderen Kindern, die in den Dresdner Bombennächten das Licht der Welt erblickten. Die gemeinsame Erinnerung verbindet diese Schicksalsgenossen – ein Band, das trotz der Vergänglichkeit der Zeit nicht reißt.

Gedenken und die Kraft der Gemeinschaft

Heute, als 74-Jährige trifft sich diese Gruppe am 13. Februar jedes Jahres, um einem Gedenkstein an der ehemaligen Frauenklinik Blumen darzubringen. Der Gedenktag ist von einer besonderen Symbolik geprägt: An jenem Abend läuten in Dresden alle Kirchenglocken – Kreuzkirche, Frauenkirche, Kathedrale und weitere – für genau 20 Minuten, so lange wie die Bombenangriffe dauerten. Dieses kollektive Gedenken erinnert nicht nur an das Leid und den Verlust, sondern auch an den Überlebenswillen und die Hoffnung, die in den Herzen der Betroffenen weiterleben.

Die Geschichte jener Nacht in Dresden ist ein Mahnmal, das über das individuelle Leid hinaus die Schrecken des Krieges in den Fokus rückt. Sie erinnert uns daran, wie der Krieg das Leben einzelner Menschen in einem Augenblick veränderte und wie schwer es sein kann, aus den Trümmern nicht nur Städte, sondern auch Leben wieder aufzubauen.

In einer Welt, die immer noch von Konflikten und Krisen geprägt ist, bleibt die Erinnerung an den 13. Februar 1945 eine Mahnung, den Wert von Frieden und Menschlichkeit niemals aus den Augen zu verlieren.

Spektakel der sozialistischen Kultur: Musikschau Leipzig 1969 begeistert Publikum

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In einer mitreißenden Demonstration sozialistischer Leistungsfähigkeit und kultureller Einheit sorgte die Musikschau Leipzig 1969 für Begeisterung und emotionale Momente. Unter dem Motto der sportlichen und kulturellen Vitalität der DDR wurden 1.800 Spielleute aus über 80 Spielmannszügen in einer eindrucksvollen Formation auf die Bühne geschickt.

Der erfahrene Kommentator Heinz Florian Oertel führte das Publikum durch das Programm und betonte immer wieder, dass es sich hierbei um einen „Augen- und Ohrenschmaus“ handele. In seiner Ansprache hob er insbesondere den Beitrag des Gestalter-Kollektivs unter der Leitung von Norman Saar hervor, der als Architekt dieser präzisen und choreografisch anspruchsvollen Inszenierung fungierte.

Die Darbietung begann mit kraftvollen Marsch- und Jubelklängen, die sich zu einem abwechslungsreichen musikalischen Programm entwickelten. Neben den beeindruckenden Klängen des bekannten „Turn auf zum Streiten“ und des Hörnermarschs wurde die akribische Vorbereitung und der tiefe Glaube an die sozialistische Ideologie eindrucksvoll sichtbar.

Ein besonderes Highlight stellte der Einsatz junger Mädchen dar, die erstmals im Rahmen der Sportschau auftraten. In einheitlichen weißen Hosenröcken, fliederfarbenen Sackos und passenden Mützen präsentierten sie sich als Symbol für den vielversprechenden Nachwuchs der DDR. Besonders beeindruckend war die 17-jährige Tambour-Majorin Silvia Fischl aus Quedlinburg, die als Vertreterin einer neuen Generation ihre ersten Schritte in der Welt der Musik und Choreografie unternahm.

Die Veranstaltung war weit mehr als ein reiner Musikauftritt: Sie verband Sport, Kultur und Ideologie in einem spektakulären Gesamtpaket. Neben der Musikschau rückten auch weitere herausragende Auftritte, wie der berühmte Spielmannszug aus Neustadt, in den Mittelpunkt. Solche Demonstrationen sollten nicht nur das Publikum unterhalten, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Leistungsbereitschaft in der DDR unterstreichen.

Die Musikschau Leipzig 1969 stellt somit ein eindrucksvolles Beispiel dafür dar, wie künstlerische Darbietungen und sportliche Elemente zur ideologischen Selbstdarstellung eines Staates beitragen können. Mit der Kombination aus präziser Choreografie, leidenschaftlicher Musik und der Einbindung junger Talente setzt die Veranstaltung ein klares Zeichen für den kulturellen Optimismus und die Innovationskraft der sozialistischen Gesellschaft.

In einer Zeit, in der die kulturelle Landschaft der DDR von Leistung und Gemeinschaft geprägt ist, bietet die Musikschau einen faszinierenden Blick in das Selbstverständnis eines Staates, der Tradition und Moderne auf eindrucksvolle Weise miteinander verknüpft. Heinz Florian Oertel, der das Ereignis mit seinem sachkundigen Kommentar begleitete, trug wesentlich dazu bei, diese einzigartige Darbietung in all ihren Facetten erlebbar zu machen.

Ernst Thälmann im Reichstag: Mythos und Realität einer kämpferischen Rede

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Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse zeigt eine dramatisierte Version einer Rede von Ernst Thälmann im Reichstag der Weimarer Republik. Die Szene (siehe Video) illustriert Thälmanns kompromisslose Haltung gegenüber dem Kapitalismus, dem Versailler Vertrag und der Wiederaufrüstung Deutschlands. Doch wie historisch korrekt ist diese Darstellung?

Thälmann lehnte die Aufrüstung entschieden ab. Für ihn war klar, dass eine Militarisierung Deutschlands unweigerlich zu einem neuen Krieg führen würde. Seine Partei, die KPD, sah die wirtschaftlichen Krisen der Weimarer Republik als direkte Folge kapitalistischer Strukturen und forderte deren Umsturz. Besonders scharf kritisierte er den Versailler Vertrag und den Jungplan, die aus seiner Sicht Deutschland in eine wirtschaftliche Abhängigkeit zwangen und die Arbeiterklasse weiter belasteten.

Auffällig an seiner Rede sind jedoch auch nationalistische Untertöne. Parolen wie „Deutschland erwache!“ zeigen, dass die KPD nicht nur sozialistische, sondern auch national-revolutionäre Kräfte ansprechen wollte. In der Weimarer Republik konkurrierte die KPD mit der NSDAP um die Unterstützung der Unterschicht, wodurch rhetorische Ähnlichkeiten entstanden.

Der Film Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse, der in den 1950er Jahren in der DDR produziert wurde, stellt Thälmann als unerschütterlichen Kämpfer für die Arbeiterklasse dar. Dabei folgt die Darstellung einem klaren Narrativ: Thälmann wird als Held inszeniert, während seine Gegner als Unterdrücker erscheinen. Tatsächlich war Thälmann eine umstrittene Figur. Seine enge Bindung an die Sowjetunion und an Stalin brachte ihm nicht nur Zustimmung, sondern auch Kritik ein.

Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse ist ein historisch-biographischer Film der DDR-Filmproduktionsgesellschaft DEFA, der 1955 unter der Regie von Kurt Maetzig entstand. Im Jahr 1954 erschien der erste Teil Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse. Beide Filme dienten als zentrale Elemente der sozialistischen Geschichtsschreibung der DDR und sollten Thälmann als Märtyrer und Vorbild für die Arbeiterbewegung inszenieren.

Die Rede im Film basiert zwar auf den realen politischen Positionen Thälmanns, ist jedoch stark dramaturgisch überhöht. Die KPD nutzte eine Mischung aus Klassenkampf- und nationalen Argumenten, um Wähler zu gewinnen. In der DDR wurde Thälmann gezielt als Held stilisiert, eine Darstellung, die die historische Komplexität seiner Figur oft überging.

Jagdschloss Granitz – Ein Wahrzeichen Rügens mit königlicher Vergangenheit

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Schon als Rügen noch schwedisch war, hatten die Putbuser Grafen im frühen 18. Jahrhundert auf einem der höchsten Berge der Insel inmitten des Waldgebietes der Granitz ein Fachwerk-Belvedere errichten lassen. Zu diesem Aussichtsturm gehörte ein unweit davon liegendes Jagdhaus, das 1726 erbaut worden war. Dieser schlichte Bau bildete den Ausgangspunkt für eine lange Tradition fürstlicher Jagden in der Granitz. Im 19. Jahrhundert reichte den 1815 preußisch gewordenen und schon 1807 gefürsteten Putbuser Grafen der alte Jagdsitz aber nicht mehr. Sie mussten ihren Status zeigen und so reifte bei Fürst Wilhelm Malte I. die Idee für einen prachtvollen Neubau auf der höchsten Erhebung der Granitz. Und ganz nebenbei tat der Fürst auch etwas für die Stärkung des inzwischen angewachsenen einheimischen Bäder- und Ausflugstourismus. Denn schon bald zog der auf der Granitz wachsende Neubau als das „schönste Jagdschloß Deutschlands“ Besucher in Scharen an.

Fürst Wilhelm Malte I. war ein politisch geschickt agierender und auch im Königreich Preußen einflussreicher Mann. Er wusste von der flammenden Vorliebe des preußischen Kronprinzen für Pommern und insbesondere Rügen. Zudem war dessen ausgeprägtes Talent für Architektur allseits bekannt. Wilhelm Malte hatte sich zwar Anfang der 1830er Jahre schon einige Entwürfe für den gedachten Neubau vorlegen lassen, doch so recht zündend war offensichtlich keine dieser Zeichnungen. Daher bat er wohl den Kronprinzen, seine Idee zu Papier zu bringen. Und voilà: Diese überlieferte Skizze von 1830 zeigt im Grunde genommen jenen Bau, der heute die Krone Rügens ist.

Fürst Wilhelm Maltes Jagdschloss war keine preiswerte Angelegenheit. Er selbst stöhnte wohl auch unter den Kosten des von ihm als „Luxusbau“ titulierten Anwesens. Insbesondere seine prätentiose Innendekoration konnte sich sehen lassen und gehorchte ganz den Standards fürstlicher Repräsentation um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Bedauerlicherweise hat sich aufgrund der Nachkriegsereignisse nur wenig von der historischen Ausstattung des Jagdschlosses erhalten, aber historische Fotografien zeugen von der dichten Fülle von Möbeln, Gemälden, Nippes und Stoffdraperien. Da das Schloss bis 1945 im Besitz der Familie blieb, hatte bis dato keine museale „Bereinigung“ des Inventars stattgefunden, sondern der über die Jahrzehnte gewachsene Zustand blieb bis zum Ende des Krieges weitgehend als Dokument historistischer fürstlicher Einrichtungskultur erhalten.

Die Pracht des Inneren
Betritt man das Schloss heute, erhält man noch immer einen Eindruck von der einstigen prächtigen Gestaltung. Besonders beeindruckend ist die pompöse Eingangshalle, die mit ihrer aufwändigen Gestaltung die Besucher in eine andere Zeit versetzt. Der Rittersaal zeugt von der feudalen Jagdtradition der Familie und ist mit imposanten Trophäen geschmückt. Das Jagdzimmer vermittelt eine rustikale Atmosphäre, die einst den hohen Gästen des Fürsten vorbehalten war.

Der Empfangssalon, in dem einst Adelige und hochrangige Persönlichkeiten empfangen wurden, beeindruckt durch seine kunstvollen Wandverzierungen. Ebenso prächtig präsentiert sich das Speisezimmer, in dem opulente Tafeln ausgerichtet wurden. Hier spiegelt sich der hohe Anspruch der fürstlichen Familie an Stil und Eleganz wider.

Heute ist das Jagdschloss Granitz eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Rügens. Es dient als Museum und zieht mit seinem markanten Mittelturm, von dem aus sich ein einzigartiger Blick über die Insel bietet, jährlich Tausende Besucher an. Wer sich für Architektur, Geschichte und fürstlichen Prunk interessiert, findet hier einen einzigartigen Einblick in die Vergangenheit Rügens.

Deutsche Industrie in der Krise: Stellenabbau bei Bosch, ZF und Co.

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Die deutsche Industrie steckt in einer tiefen Krise. Zahlreiche Traditionsunternehmen aus dem Automobil- und Maschinenbausektor sehen sich gezwungen, Stellen abzubauen oder Produktionsstandorte ins Ausland zu verlagern. Besonders betroffen sind Automobilzulieferer wie Bosch, ZF Friedrichshafen und Schaeffler. Die Gründe sind vielfältig: Hohe Energiekosten, eine schwächelnde Konjunktur, die Konkurrenz aus China und die Transformation hin zur Elektromobilität setzen die Unternehmen unter Druck.

Massenhafte Stellenstreichungen in der Industrie
Die Zahlen sind alarmierend. Bosch kündigte jüngst den Abbau von 12.000 Stellen weltweit an, auch in Deutschland fallen viele Arbeitsplätze weg. ZF Friedrichshafen, einer der größten Automobilzulieferer des Landes, gab bekannt, in den nächsten Jahren rund 12.000 Jobs zu streichen – ein herber Schlag für viele Standorte. ThyssenKrupp, einst eine Säule der deutschen Industrie, streicht allein in seiner Stahlsparte 3.000 Stellen. Ähnlich sieht es bei Schaeffler und Conti aus.

Besonders dramatisch ist die Situation in Regionen, die stark von der Automobilbranche abhängig sind. In Baden-Württemberg, Bayern und dem Saarland stehen Tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Im saarländischen Homburg, wo Bosch eine große Produktionsstätte betreibt, fürchten viele Mitarbeiter um ihre Zukunft. Auch Ford in Saarlouis wird seinen Standort 2025 schließen, was für rund 4.500 Beschäftigte das Aus bedeutet.

In kleineren Städten sind die Auswirkungen besonders gravierend. In Steinheim an der Murr, wo das Traditionsunternehmen Flex Produktionsstätten betreibt, verlieren 110 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Der Grund: Die Montage wird nach China verlagert, wo die Herstellungskosten deutlich niedriger sind. Betriebsräte und Gewerkschaften versuchen, mit den Unternehmen über Sozialpläne und alternative Lösungen zu verhandeln, doch oft fehlen tragfähige Konzepte, um die Arbeitsplätze langfristig zu sichern.

Ursachen: Chinas Konkurrenz, hohe Energiepreise und Regulierung
Die Ursachen der Krise sind vielschichtig. Ein zentraler Faktor ist der wachsende Wettbewerbsdruck durch China. Chinesische Autobauer wie BYD oder Geely drängen mit günstigen und technologisch fortschrittlichen Elektroautos auf den Markt. Europäische Hersteller wie Volkswagen, Mercedes und BMW tun sich schwer, mit der Dynamik der chinesischen Konkurrenz mitzuhalten. Zulieferer, die stark von den deutschen Autobauern abhängig sind, spüren den Druck unmittelbar.

Ein weiterer entscheidender Faktor sind die hohen Energiepreise in Deutschland. Während Unternehmen in den USA oder China von günstigerem Strom und Gas profitieren, kämpfen deutsche Betriebe mit erheblichen Kosten. Die energieintensive Stahlproduktion bei ThyssenKrupp ist ein Beispiel dafür: Die Herstellung von Stahl erfordert große Mengen an Energie, und die gestiegenen Kosten machen deutsche Hersteller weniger wettbewerbsfähig.

Hinzu kommen verschärfte regulatorische Anforderungen, insbesondere im Bereich der Umwelt- und Klimaschutzauflagen. Während der Wandel hin zu nachhaltigeren Produktionsmethoden politisch gewollt ist, klagen viele Unternehmen über eine zu hohe bürokratische Belastung. Die Umstellung auf klimafreundliche Technologien erfordert hohe Investitionen, die sich viele Betriebe angesichts der schwachen Konjunktur kaum leisten können.

Die Folgen für Arbeitnehmer und Regionen
Für die Beschäftigten bedeuten die Stellenstreichungen eine ungewisse Zukunft. Viele stehen vor der Frage, wie es beruflich weitergeht. Während gut qualifizierte Fachkräfte in anderen Branchen oft schnell neue Jobs finden, trifft es ältere Mitarbeiter oder Spezialisten in schrumpfenden Industrien besonders hart. Umschulungs- und Weiterbildungsprogramme werden zwar angeboten, doch nicht jeder ist bereit oder in der Lage, in eine völlig neue Branche zu wechseln.

Die wirtschaftlichen Folgen für betroffene Regionen sind gravierend. Gerade in strukturschwächeren Gebieten, in denen große Industriebetriebe die Hauptarbeitgeber sind, droht ein wirtschaftlicher Abschwung. Wenn tausende gut bezahlte Industriearbeitsplätze verloren gehen, leidet auch der Einzelhandel, das Handwerk und die gesamte regionale Wirtschaft.

Was tun? Experten fordern Reformen
Wirtschaftsexperten und Industrievertreter fordern rasches Handeln der Politik. Ein zentraler Punkt ist der Abbau bürokratischer Hürden, die Unternehmen in Deutschland belasten. Genehmigungsverfahren für neue Produktionsanlagen oder den Ausbau erneuerbarer Energien dauern oft Jahre. Hier brauche es dringend eine Entschlackung der Vorschriften, um den Standort Deutschland attraktiver zu machen.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Energiepolitik. Während die Bundesregierung milliardenschwere Subventionen für die Industrie angekündigt hat, sehen viele Unternehmen weiterhin große Standortnachteile gegenüber internationaler Konkurrenz. Die Forderung nach einem wettbewerbsfähigen Industriestrompreis wird immer lauter.

Doch auch die Unternehmen selbst sind in der Pflicht. Die Transformation der Automobilbranche ist unausweichlich, und deutsche Zulieferer müssen ihre Geschäftsmodelle überdenken. Investitionen in Zukunftstechnologien, etwa im Bereich der Batteriezellenproduktion oder Wasserstoffwirtschaft, könnten helfen, neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Blick in die Zukunft
Wie sich die deutsche Industrie in den nächsten Jahren entwickeln wird, bleibt offen. Klar ist: Die Herausforderungen sind enorm. Wenn es nicht gelingt, Standorte wettbewerbsfähiger zu machen und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt zu wahren, droht ein weiterer Abstieg des deutschen Industrie- und Automobilsektors. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob Deutschland weiterhin als führender Industriestandort bestehen kann oder ob die Abwanderung von Unternehmen und Arbeitsplätzen sich weiter beschleunigt.

Bildung und Erziehung in der DDR: Ein System der Kontrolle und Formung

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Stell dir vor, dein Lebensweg wäre weitestgehend vorgezeichnet. Du müsstest dir keine Sorgen um deine Zukunft machen – von der Schule über die Lehre bis hin zum Studium. Klingt verlockend, oder? Doch was passiert, wenn du plötzlich eigene Träume und Ziele hast, die nicht dem vorgegebenen Plan entsprechen? In der DDR konnte dies zu ernsthaften Konsequenzen führen.

Das Bildungssystem der DDR war weit mehr als nur ein Ort des Wissens. Es war ein Instrument der ideologischen Erziehung, das darauf abzielte, „sozialistische Persönlichkeiten“ zu formen – Menschen, die sich ohne Widerstand in das System einfügten. Von der Krippe bis zum Berufsleben war Bildung untrennbar mit der Kontrolle durch die SED verbunden. Jeder Lehrplan, jedes Buch, jeder Unterricht – sie dienten einem einzigen Ziel: die allseitig und harmonisch entwickelten sozialistischen Persönlichkeiten heranzubilden. Und das bedeutete vor allem eines: keine Eigenständigkeit.

Kinder wurden früh auf den Kurs des Systems eingeschworen – durch die Pionierorganisationen und später die FDJ. Es gab keine Möglichkeit, dem zu entkommen, wenn man nicht in einer Jugendorganisation war, war man in der Gesellschaft von vornherein benachteiligt. Der Weg ins Leben war nicht nur eine Frage der Leistung oder Neigung, sondern auch der politischen Ausrichtung. Wer mitmachte, war im System eingebettet, wer sich verweigerte, hatte es schwer.

Doch das war nicht alles: Schon in der Schule wurden Jugendliche auf die Arbeit im sozialistischen Staatsapparat vorbereitet. Wehrunterricht und paramilitärische Ausbildung durch die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) gehörten ebenso zum Lehrplan wie der Pflichtbesuch in volkseigenen Betrieben. Praktische Erfahrungen? Ja, aber oft als unbezahlte Hilfskraft in der Produktion. Ein Vorbereiten auf das Leben im System, das vielen die Möglichkeit zur eigenen Entfaltung versperrte.

Besonders hart traf es diejenigen, die aus der Reihe tanzten. In den 60er-Jahren konnte es schon reichen, eine Rolling-Stones-Platte zu besitzen, um von der Schule verwiesen zu werden. In den 80er-Jahren war eine kritische Wandzeitung im Klassenzimmer Grund genug, ernsthafte Probleme zu bekommen. Wer sich nicht fügte, landete oft in Jugendwerkhöfen – Orte der Bestrafung und Misshandlung, die das Leben vieler junger Menschen zerstörten. Diejenigen, die dort entkamen, hatten oft ein gebrochenes Leben vor sich, geprägt von traumatischen Erfahrungen.

Es gab aber auch Rückzugsorte – wie kirchliche Jugendgruppen, die sich der Kontrolle des Staates entzogen und echten Raum für individuelle Entfaltung boten. Diese waren zwar gefährlich, aber auch eine der wenigen Möglichkeiten, die DDR ohne totale Kontrolle zu erleben.

Mit der Wiedervereinigung 1990 wurde das Bildungssystem der DDR durch das westdeutsche Modell ersetzt. Für die junge Generation der ehemaligen DDR-Bürger öffneten sich neue Horizonte. Endlich gab es die Chance auf die Freiheit, die der autoritäre Staat ihnen lange verweigert hatte. Doch der Preis für diese Freiheiten war hoch – viele junge Menschen, die in der DDR aufwuchsen, hatten es gelernt, sich in einem System zu bewegen, das ihre Eigenständigkeit unterdrückte.

Das System der DDR hatte seinen Preis: Die Träume und Hoffnungen vieler Menschen wurden durch die enge Kontrolle und die willkürliche Bestimmung ihrer Lebenswege erstickt. Aber es gibt auch das andere Bild: Eine Generation, die trotz aller Hindernisse in der Lage war, ihren eigenen Weg zu finden. Die Frage bleibt: Was bedeutet es für die Zukunft, wenn ein ganzes Land mit der Idee lebt, dass der Einzelne sich dem System unterordnen muss, um zu überleben? Eine Lehre aus der DDR, die auch heute noch in vielen Kontexten wichtig ist – sei es in Bezug auf Bildung, individuelle Freiheit oder den Wunsch nach Veränderung.

Silbermond und Herbert Grönemeyer mit neuem Statement zur Ost-West-Debatte

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Silbermond haben es wieder getan: Mit der Neuauflage ihres Songs Mein Osten setzen die Bautzener Musiker um Frontfrau Stefanie Kloß ein starkes Zeichen – diesmal mit prominenter Verstärkung. Kein Geringerer als Herbert Grönemeyer, die Stimme des Ruhrgebiets, singt an ihrer Seite. Doch was will ein westdeutscher Musiker in einem so stark ostdeutsch geprägten Song? Eine Bereicherung oder ein Fehlgriff?

Ein Lied über Heimat, Risse und Zusammenhalt

Bereits 2019 veröffentlichte Silbermond die erste Version von Mein Osten, eine ebenso persönliche wie gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit Herkunft, Identität und den Widersprüchen des Ostens. Der Song setzt sich kritisch mit rechtsextremen Tendenzen auseinander, ohne dabei die Verbundenheit zur eigenen Region in Frage zu stellen.

Zeilen wie:

„Ich seh noch die traurigen Bilder einer dunklen Nacht / Im Lauftext steht der Name meiner Heimatstadt“

verweisen auf rechtsextreme Vorfälle in Ostdeutschland. Doch anstatt mit erhobenem Zeigefinger zu argumentieren, plädiert Silbermond für den Dialog:

„Werden reden müssen, streiten – um Kompromisse ringen müssen.“

Ein Appell, der in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung aktueller denn je ist.

Grönemeyer als Brückenbauer oder Fremdkörper?

Dass nun Herbert Grönemeyer, einer der prägendsten Musiker Westdeutschlands, in der Neuauflage mitwirkt, sorgt für Gesprächsstoff. Der Sänger aus Bochum hat sich immer wieder politisch positioniert, zuletzt mit klaren Worten gegen Rechts. Doch passt seine Stimme in einen Song, der explizit ostdeutsche Erfahrungen verarbeitet?

Silbermond scheinen ihn als Brückenbauer zwischen Ost und West zu sehen. Grönemeyer, der schon 2023 und 2024 mit der Band auftrat, übernimmt in der neuen Version ganze Passagen und singt sich so in die ostdeutsche Perspektive hinein. Kritiker könnten einwenden, dass dies eine westdeutsche Vereinnahmung eines ostdeutschen Themas sei. Doch möglicherweise liegt genau darin die Botschaft: Die gesellschaftlichen Herausforderungen im Osten gehen uns alle an.

Musikalische Inszenierung: Emotional und eindringlich

Musikalisch bleibt Mein Osten Silbermonds Handschrift treu: Eine kraftvolle Hymne, getragen von Stefanie Kloß’ intensivem Gesang und einem dynamischen Arrangement. Grönemeyers raue Stimme fügt sich überraschend organisch ein und sorgt für emotionale Tiefe.

Das offizielle Musikvideo verstärkt die Wirkung: Es beginnt mit einer Nahaufnahme von Kloß’ Lippen im Dunkeln – eine intime, fast verletzliche Perspektive. Im Verlauf kreist die Kamera dynamisch um die Sänger, die sich im Wechselgesang anfeuern und bestärken.

Ein Lied, das Debatten anstößt

Mein Osten bleibt ein mutiges Statement – und mit der Neuauflage noch kontroverser als zuvor. Silbermond setzen auf Identität ohne Abschottung, auf Kritik ohne Verbitterung. Dass sie Herbert Grönemeyer ins Boot holen, wird nicht jedem gefallen, doch genau das könnte der Punkt sein: Es braucht Austausch, auch zwischen Ost und West.

Am Ende bleibt die entscheidende Zeile des Songs:

„Mein Osten, ich steh zu dir.“

Die Frage ist nur: Wer darf dieses „Mein“ für sich beanspruchen?