Jena-Isserstedt steckt in einem Dilemma: Trotz ambitionierter Ziele, den Ortsteil zu einem attraktiven Wohnort zu entwickeln, stagniert die Schaffung neuer Bauflächen seit fast drei Jahren. Gleichzeitig kritisieren Anwohner drastische Einschnitte im Nahverkehr. Experten sehen eine „Dissonanz“ zwischen Stadtentwicklung und Mobilitätsplanung.
Das geplante Bauvorhaben B-Plan BS10 sieht die Entwicklung von rund 30 Einfamilienhäusern vor. Ziel ist es, Isserstedt zu einem „lebendigen, vielgestaltigen und attraktiven Wohnort“ zu machen.
Doch dieser Anspruch steht in direktem Widerspruch zur aktuellen Verkehrssituation: Das nächtliche Anrufsammeltaxi wurde gestrichen. Die Folge: Der letzte Bus am Wochenende fährt bereits um 20:16 Uhr vom Zentrum in den Ortsteil. Dies sei „ein echtes Hindernis“ und ein „erheblicher Einschnitt“, insbesondere für jüngere Einwohner ohne eigenes Auto oder Fahrerlaubnis. Es fehle an einer kohärenten Planung, die Mobilitätsbedürfnisse konsequent mitdenkt. Eine Option wäre, alternative Angebote wie Shuttledienste zu prüfen oder eine Spätverbindung über die Regionalbuslinie der PVG Weimarer Land anzustreben.
Intransparenz beim Wohngebiet
Die Unsicherheit wird durch den Stillstand beim Bebauungsplan verstärkt. Obwohl der Einleitungsbeschluss bereits im November 2022 erfolgte, ruht das Verfahren offiziell, ohne Begründung oder einen Ausblick, wann die Bürgerbeteiligung starten kann. Diese Hängepartie, die Anwohner seit fast drei Jahren erleben, schafft Unsicherheit.
Kritisiert wird die Intransparenz der Stadtverwaltung. Statt lediglich mitzuteilen, dass das Verfahren ruht, fordern Beobachter eine proaktive und offene Kommunikation über die Gründe für die Verzögerungen, etwa Personalmangel, Gutachten oder Erschließungsfragen.
Bürgerbeteiligung als Minimum
Zusätzlich wird die geplante Bürgerbeteiligung hinterfragt. Offiziell sieht man keine Notwendigkeit für eine Beteiligung, die über das formale Minimum hinausgeht. Angesichts der Mengelage vor Ort – gekürzter Nahverkehr und stockender Wohnungsbau – wirke diese Einschätzung, als würde man die realen Sorgen unterschätzen.
Vorgeschlagen wird stattdessen, frühzeitigere, informelle Formate zu nutzen, die bewusst beide Themen (Baugebiet und Nahverkehr) koppeln, um Akzeptanz zu fördern und Vertrauen aufzubauen.