Reprivatisierung mit Weitblick: Wie Strickchic Apolda einen Neustart wagte

Apolda. Die Stadt Apolda in Thüringen blickt auf eine lange Tradition in der Textilindustrie zurück. Einer, der dieses Erbe fortführt und zugleich neue Wege beschreitet, ist Gerald Rosner, Geschäftsführer der Strickchic GmbH. Sein Weg in die Strickerei war jedoch alles andere als vorgezeichnet. Aufgewachsen in einem Haushalt, in dem Stricken das Leben bestimmte, wollte er als Kind eigentlich genau das Gegenteil tun. Sein eigentliches Interesse galt der Elektronik.

Unerwarteter Start in die Textilbranche
Das Bildungssystem der DDR machte Rosner jedoch einen Strich durch die Rechnung. Für die Erweiterte Oberschule reichten seine Noten in Sprachen nicht aus, trotz guter Leistungen in Mathe, Physik und Chemie. Da er studieren wollte, blieb nach der 10. Klasse nur der Weg über einen Beruf mit Abitur. Die wenigen Stellen in der Elektronik waren für Absolventen mit dreijährigem Armeedienst reserviert – keine Option für ihn. So entschied er sich, wenn auch zähneknirschend, für die Ausbildung zum Stricker mit Abitur. Rückblickend betrachtet er dies heute als das Beste, was ihm passieren konnte, auch wenn er damals wenig begeistert war.

Die Ausbildung absolvierte er in Mühlhausen, wo sich viele der Lehrlinge trafen, die eigentlich andere Berufe anstrebten. Erstaunlicherweise zeigte sich die Berufsschule flexibel und ermöglichte den meisten das Studium ihrer Wahl. Gerald Rosner konnte so doch noch seinen ursprünglichen Interessen folgen und studierte Technische Kybernetik in Chemnitz, der damaligen Karl-Marx-Stadt. Seine Erfahrung im Stricken und sein Studium führten ihn schlussendlich zur Entwicklung und Konstruktion elektronisch gesteuerter Strickmaschinen.

Wendezeit und Neuanfang
Die Zeit der Wende erlebte Rosner hautnah. Die Ankündigung zur Grenzöffnung sah er live im Fernsehen, realisierte die Tragweite aber zunächst nicht. Schnell reifte der Wunsch, wieder etwas Eigenes aufzubauen. Kontakte zur Strickerei Lucia in Lüneburg, gegründet von einem 1950er-Jahren-Auswanderer aus Apolda, bestanden bereits. Im März 1990 kam der Führungsstab von Lucia nach Apolda, um Möglichkeiten zu diskutieren.

Nachdem der von der Partei eingesetzte Chef des VEB OberTrikoten Apolda ging, wurde Rosners Vater vom Kombinatsdirektor als Betriebsdirektor eingesetzt – mit dem klaren Auftrag zur Privatisierung. Dies verschaffte der Familie eine gute Ausgangsposition, da sie intern nicht gegen eine andere staatliche Leitung kämpfen mussten. Am 1. August 1990, kurz nach der Währungsunion, begann Gerald Rosner als Technischer Leiter im Treuhandbetrieb. Zuvor hatte er Gelegenheit, sich bei der Firma Stoll in Reutlingen, einem der größten Strickmaschinenproduzenten weltweit, mit westlicher Technologie vertraut zu machen.

Markteroberung im Osten und Westen
Nach der Währungsunion entstanden überall neue Boutiquen. Anfangs herrschte Skepsis gegenüber Produkten aus Apolda, doch die Qualität der Textilien setzte sich schnell durch. Strickchic konnte sich rasch etablieren, zunächst vor allem im Osten Deutschlands.

Die Treuhand bemerkte Anfang 1992 die verbliebenen Strickereien in Apolda und beauftragte Unternehmensberater mit der Prüfung der Sanierungsfähigkeit. Für fünf Betriebe stand nur eine Woche zur Verfügung – effektiv ein Tag pro Betrieb. Das Ergebnis war, dass alle bis auf einen als nicht sanierungsfähig eingestuft wurden. Dies führte zu großem Aufruhr und Demonstrationen in Apolda und Erfurt. Um Druck aus dem Kessel zu nehmen, suchte die Treuhand nach Betrieben, bei denen die Privatisierung am einfachsten verlaufen könnte. Strickchic hatte das Glück, dass die Familienerben greifbar und privatisierungswillig waren, auch wenn ein Onkel, der in den Westen ausgewandert war, nicht beteiligt sein wollte.

Der Weg zur Reprivatisierung
Innerhalb von sechs Wochen verhandelten sie direkt mit dem Finanzvorstand der Treuhand Erfurt über einen Reprivatisierungsvertrag. Sie erstellten ein Unternehmenskonzept, das von der Treuhand akzeptiert wurde. Am 2. Dezember 1992 wurde der Vertrag im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel und Medienvertretern unterzeichnet. Dies ermöglichte der Treuhand, zu zeigen, dass sie sich um die Fortführung der Textilindustrie in Apolda kümmerte. Rosner ist überzeugt, dass man in dieser Zeit die neuen Bundesländer als „Spielwiese“ hätte nutzen und vieles hätte ausprobieren können. Für ihn steht die Wichtigkeit, fähige Menschen in Positionen zu setzen und ihnen Eigenverantwortung zu geben, im Vordergrund.

Unterstützung erhielten sie von Lucia Lüneburg. Lucia gab keine Aufträge, da sie nicht zur verlängerten Werkbank werden sollten, sondern halfen mit der Qualifizierung des Personals und boten volle Transparenz an. Im Osten fanden sie schnell Handelsvertreter, da viele Arbeit suchten. In den Jahren 1992 bis 1995 verzeichnete Strickchic zweistellige Zuwachsraten.

Der Durchbruch im Westen
Ein entscheidender Wendepunkt war das Jahr 1996. Die Fachzeitschrift Marktintern, die Händler nach ihren Lieferanten befragte, nahm Strickchic in ihre Umfrage auf. Während westdeutsche Händler sie kaum kannten, gaben ostdeutsche Händler Bestbewertungen. Überraschenderweise gewann Strickchic auf Anhieb die Umfrage. Dies erregte große Aufmerksamkeit. Bei den Düsseldorfer Modemessen, auf denen sie seit 1992 präsent waren, änderte sich die Situation schlagartig. Statt vor großen, gut besuchten Ständen zu stehen, kamen nun die Händler zum kleinen Stand von Strickchic, um die Gewinner kennenzulernen. Von 1996 bis 2000 etablierten sie sich stark im Westen und erreichten einen Umsatzanteil von 50 Prozent in Ost und West.

Anpassung und Innovation
Das Auslaufen des Welthandelsabkommens für Textilien im Jahr 2002 führte zu einem Anstieg der Importe und dem Aufkommen großer Handelsketten. Als Gegenbewegung suchten kleine Designer nach regionalen Produktionsmöglichkeiten. Strickchic begann, für Designer Kollektionen zu entwickeln und zu produzieren – ein Geschäftsfeld, das bis heute wichtig ist. Ab 2004 stiegen sie in die Entwicklung heizbarer Kleidung ein, beginnend mit Versuchen mit leitfähigem Garn.

Blick auf die Gegenwart und Zukunft
Im Vergleich zur Aufbruchsstimmung von 1990, als die Menschen trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten auf Besserung hofften, sieht Gerald Rosner heute eine andere Stimmung. Obwohl es der Mehrheit wirtschaftlich gut gehe, lebe man mit der Befürchtung, dass es schlechter wird, was zu einer gewissen Lethargie führe. Er beobachtet, wie Wohlstand „verfrühstückt“ werde und dies nicht auf Dauer gutgehen könne.

Notwendige Veränderungen erforderten Leidensdruck. Diesen gab es 1989 und Rosner empfand ihn 2007 persönlich. Die Politik habe in den letzten Jahren Leidensdruck durch Geldzahlungen abgemildert, doch Rosner ist sicher, dass er kommen wird und Reformen erzwingen muss. Für sein Unternehmen bedeutet dies, Geld und Technologie zusammenzuhalten, um auch schwierigere Zeiten zu überstehen.

Gerald Rosner schätzt sich glücklich, in beiden deutschen Systemen gelebt zu haben. Diese Erfahrung, insbesondere das körperliche Erleben der DDR im Gegensatz zum Hören in der Tagesschau, verschaffe Menschen seiner Generation in den neuen Bundesländern einen erheblichen Bildungsvorteil. Er blickt mit einem sehr angenehmen Gefühl zurück und positiv in die Zukunft, auch wenn er weitere negative Entwicklungen in Deutschland erwartet. Entscheidend sei jedoch, was der Einzelne daraus mache. Neben aller Planung und Arbeit gehörte für ihn auch das notwendige Quäntchen Glück dazu.

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Generation Gleichschritt: Ein Ostdeutscher rechnet mit der westlichen Moral-Elite ab

Teaser (Social Media / Newsletter) Ralf Schuler wollte eigentlich Regisseur werden, doch die DDR schickte ihn ins Glühlampenwerk. Heute ist er einer der schärfsten Kritiker des westdeutschen Medien-Mainstreams. Im Interview rechnet der NIUS-Politikchef mit der „Generation Gleichschritt“ ab, zieht Parallelen zwischen Woke-Kultur und SED-Propaganda und erklärt, warum er sich noch nie in einem Politiker so getäuscht hat wie in Friedrich Merz. Ein Gespräch über Herkunft, Haltung und den unbestechlichen Blick des Ostens.

Der letzte bürokratische Rettungsversuch der Staatssicherheit

Journalistischer Text: MASTER-PROMPT Teaser Seite Planungen für den neuen Geheimdienst Ich betrachte diese kurze Notiz vom Dezember 1989 und sehe das Bild von Funktionären vor mir, die inmitten des politischen Sturms noch immer an die Macht der Verwaltung glaubten. Es wirkt fast gespenstisch, wie routiniert über die "Arbeitsfähigkeit" neuer Dienste debattiert wurde, während das Fundament des Staates bereits unaufhaltsam wegbrach. Die Reform sollte das Überleben sichern. Journalistischer Text - Seite Das Ende der Staatssicherheit Am 21. Dezember 1989 meldete der ADN, dass Experten aus Berlin und den Bezirken die Aufteilung des Sicherheitsapparates in einen Verfassungsschutz und einen Nachrichtendienst vorbereiteten. Die Regierung Modrow versuchte mit diesem Schritt, die Strukturen des ehemaligen MfS durch eine organisatorische Trennung in die neue Zeit zu retten und die Dienste schnellstmöglich arbeitsfähig zu machen. Dieses Expertentreffen markierte einen letzten bürokratischen Rettungsversuch in der Endphase der DDR. Die administrative Planung stand jedoch im scharfen Kontrast zur gesellschaftlichen Realität, da der Druck der Bürgerbewegung und des Runden Tisches bereits auf eine vollständige Auflösung aller geheimpolizeilichen Strukturen hinwirkte und die Pläne bald obsolet machte.

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Die zweite Schlacht um die Geschichte: Egon Krenz in der Offensive

MASTER-PROMPT HOOK - Profil 1. Egon Krenz auf dem Nationalen Denkfest 2. Hook / Hug Auf der Bühne des IV. Nationalen Denkfestes steht der ehemalige Staatsratsvorsitzende der DDR vor einem Publikum, das ihn als Friedenspräsidenten ankündigt und seinen Ausführungen zur Geschichte mit Applaus folgt. MASTER-PROMPT Teaser JP (Ich-Perspektive, reflektierend) 1. Ein Nachmittag im Zeichen der Erinnerung 2. Hook / Hug Der Blick auf den Mann am Rednerpult, der vor einem vollen Saal die soziale Wärme der Vergangenheit beschwört, lässt erahnen, wie tief bei manchen die Sehnsucht nach einer alternativen Geschichtsschreibung sitzt. 3. Teasertext Ich beobachte, wie Egon Krenz bei diesem Auftritt auf dem Nationalen Denkfest die DDR gegen den Begriff des Unrechtsstaates verteidigt und dabei eine Zuhörerschaft erreicht, die sich in ihrer Biografie vom heutigen Staat nicht mehr repräsentiert fühlt. MASTER-PROMPT Teaser Coolis 1. Krenz deutet DDR-Geschichte und Ukraine-Krieg um 2. Hook / Hug Beim IV. Nationalen Denkfest trat der ehemalige DDR-Staatsratsvorsitzende Egon Krenz vor einem Publikum aus Sympathisanten und Kritikern der Bundesregierung auf und sprach über die Deutung der Geschichte. 3. Teasertext In seiner Rede wies Krenz den Begriff des Unrechtsstaates zurück und gab der NATO-Osterweiterung die Schuld am Ukraine-Krieg, während er den friedlichen Verlauf von 1989 primär als Verdienst der SED-Führung darstellte.

Egon Krenz und die Legende vom verratenen Staat

MASTER-PROMPT HOOK - Profil Egon Krenz und die Deutung der Geschichte Ein älterer Herr im dunklen Anzug tritt ans Mikrofon, die Hände fest am Pult, der Blick fest in den Saal gerichtet, wo Menschen sitzen, die auf ein bestätigendes Wort warten. Er spricht von 1989, von Entscheidungen im Zentralkomitee und von einer Ordnung, die seiner Meinung nach nicht von innen zerbrach, sondern von außen zerstört wurde. MASTER-PROMPT Teaser JP (Reflective) Erinnerung an den Herbst 1989 Wenn ich die Stimme von Egon Krenz heute höre, vermischen sich die Bilder des aktuellen Auftritts mit den verblassten Fernsehaufnahmen jenes Abends im November vor vielen Jahren. Damals herrschte eine Ungewissheit, die sich in den Gesichtern meiner Eltern spiegelte, während auf dem Bildschirm Weltgeschichte geschrieben wurde. Egon Krenz spricht auf dem "Nationalen Denkfest" über seine Sicht auf die Wende, verteidigt die Rolle der Sicherheitsorgane und zieht Parallelen zur heutigen Russlandpolitik, die mich irritieren. Für mich klingt das nicht nach der Befreiung, die ich damals als Kind in der Euphorie der Erwachsenen zu spüren glaubte. MASTER-PROMPT Teaser Coolis (Neutral) Egon Krenz äußert sich zur DDR-Geschichte Der ehemalige SED-Generalsekretär Egon Krenz hat auf dem "Nationalen Denkfest" eine Rede zur Geschichte der DDR und den Ereignissen von 1989 gehalten. Vor dem Publikum verteidigte er die politischen Entscheidungen der damaligen Führung und wies die Verantwortung für den Zusammenbruch des Staates externen Faktoren zu. Krenz thematisierte in seinem Vortrag auch den aktuellen Konflikt in der Ukraine und kritisierte die Rolle der NATO, wobei er für eine Annäherung an Russland plädierte. Er betonte die seiner Ansicht nach friedenssichernde Funktion der DDR-Sicherheitskräfte während der friedlichen Revolution im November 1989.

Der Entwurf für ein freies Mediengesetz im Dezember 1989

Journalistischer Text - Profil Zehn Thesen für eine neue Medienordnung der DDR Am 21. Dezember 1989 wird ein Text öffentlich, in dem Journalisten und Künstler gemeinsam formulieren, wie eine freie Presse in Zukunft rechtlich abgesichert werden soll. Wenn ich heute diesen Entwurf lese, sehe ich darin den Versuch jener Generation, die Deutungshoheit über die eigene Wirklichkeit zurückzugewinnen. Man spürt beim Betrachten der Punkte, dass es einigen Akteuren nicht nur um Reformen ging, sondern um eine fundamentale Neudefinition des Verhältnisses zwischen Staat und Öffentlichkeit, getragen von der Erfahrung jahrelanger Gängelung. Es scheint, als hätten viele Beteiligte in diesen Wochen die seltene historische Lücke erkannt, in der man Strukturen schaffen wollte, die immun gegen Machtmissbrauch sind. Für den heutigen Betrachter wirkt der Text wie ein Dokument des Übergangs, in dem die Hoffnung auf eine selbstbestimmte, demokratische DDR-Gesellschaft noch greifbar ist. Journalistischer Text - Seite 1 Das Ende der staatlichen Informationskontrolle Der Gesetzentwurf postuliert eine gerichtliche Einklagbarkeit von behördlichen Informationen und verbietet jegliche staatliche Einmischung in die redaktionelle Arbeit der Medien. Ich stelle mir vor, wie befreiend diese Forderung für jene gewirkt haben muss, die jahrelang gegen Wände aus Schweigen und Propaganda angelaufen sind. Es wirkt in der Rückschau so, als wollte man mit diesen Paragrafen ein für alle Mal verhindern, dass Informationen jemals wieder als Herrschaftswissen missbraucht werden können. Journalistischer Text - Seite 2 Mitbestimmung in den Redaktionen Die Thesen verlangen, dass Chefredakteure und Intendanten nur durch eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Mitarbeiter und nur auf Zeit in ihr Amt berufen werden dürfen. Beim Lesen dieses Abschnitts denke ich an die tiefgreifende Skepsis gegenüber Autoritäten, die viele Medienschaffende in jener Zeit geprägt haben muss. Dieser Passus zeugt von dem Wunsch einiger, die Demokratisierung nicht an der Pforte des Betriebes enden zu lassen, sondern sie direkt in die Hierarchien der Redaktionen hineinzutragen. Weitere Überschriften Verfassungsrang für die Informationsfreiheit Quellenschutz und Gewissensfreiheit für Autoren Öffentliche Kontrolle statt staatlicher Zensur Der Weg zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk Medienvielfalt als Spiegel der Gesellschaft Unabhängiger Medienrat als Kontrollinstanz

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