Der neue Wissenschaftscampus Bachstraße in Jena für Wissenschaft, Wohnen und Gemeinschaft

Der Planungsprozess für den Wissenschaftscampus Bachstraße in Jena hat begonnen und setzt ein starkes Signal für die zukünftige Entwicklung der Stadt. Dieses ambitionierte Projekt, das von der Stadt Jena, dem Freistaat Thüringen, der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Universitätsklinikum und der Ernst-Abbe-Stiftung gemeinsam initiiert wurde, soll das historische Klinikumsgelände, den Lommerweg und den Carl-Zeiß-Platz zu einem lebendigen innerstädtischen Quartier transformieren. Ziel ist es, nicht nur wissenschaftliche und medizinische Nutzungen zu fördern, sondern auch Raum für studentisches Leben, Wohnmöglichkeiten und öffentliche Begegnungsorte zu schaffen.

Ein interdisziplinärer Planungsansatz
Für die Umsetzung des Projekts wurde ein erfahrenes Team aus verschiedenen Fachbereichen zusammengestellt. Beteiligt sind das Architekturbüro De Zwarte Hond architecture urbanism strategy, die Landschaftsplaner von VOGT Landschaft, die Mobilitätsexperten von 1komma2 Mobilität und die Klimaingenieure von Transsolar KlimaEngineering. Dieser interdisziplinäre Ansatz soll sicherstellen, dass sämtliche Aspekte – von der Architektur über die Landschaftsgestaltung bis hin zur klimafreundlichen Mobilität – ganzheitlich betrachtet werden.

In den kommenden 18 Monaten werden die Grundlagen für ein städtebauliches Entwicklungskonzept gelegt. Dieses Konzept soll nicht nur die baulichen Möglichkeiten aufzeigen, sondern auch die soziale und ökologische Nachhaltigkeit sicherstellen. Bereits jetzt wurden erste Schritte unternommen, um die unterschiedlichen Perspektiven der Stadtverwaltung, der Universität sowie weiterer Nutzer zu berücksichtigen. Bei einem gemeinsamen Rundgang diskutierten die Beteiligten über die Herausforderungen und Potenziale des Areals, insbesondere hinsichtlich künftiger Nutzungen, Grünflächen, Verkehrswege und Gebäudeensembles.

Historisches Erbe und moderne Anforderungen
Das Gebiet rund um die Bachstraße hat eine lange Geschichte, die es im Planungsprozess zu respektieren und gleichzeitig für die Zukunft weiterzuentwickeln gilt. Besonders die leerstehenden Häuser in der Carl-Zeiß-Straße bieten die Möglichkeit, historische Bausubstanz zu erhalten und sie mit modernen Funktionen zu kombinieren. Diese Symbiose aus Erhalt und Erneuerung könnte das Viertel nicht nur optisch bereichern, sondern auch als Identifikationspunkt für die Bürgerinnen und Bürger dienen.

Das städtebauliche Konzept sieht zudem vor, eine starke Verbindung zwischen Wissenschaft, Leben und öffentlichem Raum zu schaffen. Neben den Instituten und Kliniken sollen auch Wohnheimplätze für Studierende und Räumlichkeiten für öffentliche Nutzungen entstehen. Durch diese Durchmischung unterschiedlicher Funktionen soll ein Quartier entstehen, das Wissenschaft und Gemeinschaft fördert.

Bürgerbeteiligung als Schlüssel
Ein zentrales Anliegen des Planungsprozesses ist die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger. Um sicherzustellen, dass die Planung den Bedürfnissen der Stadtgesellschaft entspricht, sind für das Jahr 2025 zwei öffentliche Werkstatttage geplant – einer im Frühjahr und einer im Herbst. Bei diesen Veranstaltungen können Interessierte ihre Ideen und Vorschläge einbringen, die in die weitere Ausarbeitung des städtebaulichen Leitbilds einfließen sollen.

Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung Christian Gerlitz betonte in diesem Zusammenhang: „Die Bachstraße bietet ein enormes Potenzial, um ein attraktives studentisches und städtisches Leben zu fördern. Ich bin überzeugt, dass wir hier einen Ort schaffen werden, an dem Innovation und Gemeinschaft Hand in Hand gehen. Die Ideen und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger sind dabei ein unverzichtbarer Bestandteil.“

Die Bürgerbeteiligung wird nicht nur die Akzeptanz des Projekts erhöhen, sondern auch wertvolle Impulse für die Gestaltung des neuen Quartiers liefern.

Nachhaltigkeit und Innovation im Fokus
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt auf der ökologischen und klimatischen Nachhaltigkeit. So sollen die Planungsteams innovative Konzepte entwickeln, die den Energieverbrauch minimieren und die klimatischen Bedingungen vor Ort verbessern. Die Integration von Grünflächen, energieeffizienten Bauweisen und modernen Mobilitätslösungen ist dabei ein zentraler Bestandteil.

Das Konzept des Wissenschaftscampus wird auch auf die veränderten Mobilitätsbedürfnisse eingehen. Durch die Einbindung von 1komma2 Mobilität wird sichergestellt, dass Verkehrswege und Mobilitätsangebote sowohl ökologisch verträglich als auch nutzerfreundlich gestaltet werden. Gleichzeitig wird durch die Arbeit von Transsolar KlimaEngineering darauf geachtet, dass die geplanten Gebäude und Freiräume den Anforderungen des Klimawandels gerecht werden.

Ausblick bis 2026
Das gemeinsame Ziel der Projektpartner ist es, bis 2026 ein abgestimmtes städtebauliches Entwicklungskonzept vorzulegen. Dieses Konzept wird als Grundlage für künftige Architekturwettbewerbe, Investitionen und Fördermittel dienen. Langfristig soll der Wissenschaftscampus Bachstraße ein Leuchtturmprojekt werden, das weit über Jena hinausstrahlt.

„Der Wissenschaftscampus Bachstraße hat das Potenzial, Jena als Wissenschafts- und Innovationsstandort weiter zu stärken und gleichzeitig ein attraktives innerstädtisches Quartier zu schaffen“, resümiert Bürgermeister Gerlitz. „Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, der Universität und allen Beteiligten ein zukunftsweisendes Projekt zu realisieren.“

Mit der Umsetzung dieses Projekts setzt Jena ein klares Zeichen für die Verbindung von Tradition und Innovation, Wissenschaft und Gemeinschaft, Stadt und Natur. Der Wissenschaftscampus Bachstraße könnte damit zu einem Vorbild für andere Städte werden, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

Redakteur/Autor: Arne Petrich

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