Thüringer Landeselternvertretung fordert Bildung als Priorität in der Landespolitik

Die Thüringer Landeselternvertretung sieht in den beginnenden Koalitionsverhandlungen eine wichtige Chance für umfassende und zukunftsorientierte Verbesserungen im Bildungsbereich. Sie hat daher eine detaillierte Liste an Forderungen und Erwartungen formuliert, um die zukünftige Landesregierung auf drängende bildungspolitische Herausforderungen hinzuweisen und gleichzeitig konkrete Lösungsvorschläge anzubieten.

Ein zentrales Anliegen der Landeselternvertretung ist die konsequente und zeitnahe Umsetzung der bildungspolitischen Versprechen, die bereits im Sondierungspapier festgehalten wurden. Insbesondere die „Unterrichtsgarantie“, die „Lesen-Schreiben-Rechnen-Garantie“ sowie eine umfassende Entbürokratisierung des Bildungssystems sind aus Sicht der Elternvertretung essenziell. Diese Ziele dürfen nicht nur leere Versprechungen bleiben, sondern müssen durch gezielte Maßnahmen vor Ort, eine ausreichende Personaldecke und strukturelle Unterstützung untermauert werden. Bildungspolitik, so die Forderung, darf nicht nur im Wahlprogramm existieren, sondern muss spürbar und nachhaltig umgesetzt werden.

Mehr Lehrkräfte und praxisnahe Ausbildung
Um den akuten Lehrkräftemangel zu entschärfen und Schulen mit mehr qualifiziertem Personal auszustatten, fordert die Landeselternvertretung die Universitäten auf, praxisorientierte Lehrkräftebildung an mehreren Standorten in Thüringen anzubieten. Bisher wird an vielen Universitäten oft nur eine theoretische Ausbildung gelehrt. Ein „Duales Studium“ könnte es ermöglichen, dass angehende Lehrer*innen parallel zur universitären Ausbildung praktische Erfahrungen in Schulen sammeln. Insbesondere für Fächer, in denen ein hoher Bedarf an Lehrkräften besteht, sei es notwendig, das Modell des Dualen Studiums in Thüringen stärker zu fördern und flächendeckend anzubieten.

Ein weiterer Punkt ist die pädagogische Ausbildung: Lehrkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, sollten nach Auffassung der Elternvertretung über fundierte Kenntnisse in der Pädagogik verfügen, damit sie nicht nur fachliche, sondern auch soziale und emotionale Kompetenzen effektiv vermitteln können. Besondere Bedeutung hat für die Landeselternvertretung auch die Gebärdensprache: Die Forderung ist, dass in Thüringen gezielt Lehrkräfte für den Einsatz in inklusiven Klassen ausgebildet werden und dabei auch Kenntnisse in Gebärdensprache erwerben, um taube oder schwerhörige Kinder optimal fördern zu können.

Gleiche Bildungschancen und finanzielle Unterstützung
Gleiche Bildungschancen für alle Kinder sind ein zentrales Anliegen der Thüringer Landeselternvertretung. Sie betont, dass finanzielle Hürden keinen Einfluss darauf haben dürfen, ob ein Kind Zugang zu Bildung hat oder nicht. Zu den geforderten Maßnahmen gehören flächendeckende Schulsozialarbeit und eine Unterstützung für Familien bei der Erstausstattung zum Schulanfang. Digitale Endgeräte, wie Tablets oder Laptops, sollten jedem Kind unabhängig von der finanziellen Situation der Familie zur Verfügung gestellt werden, da digitale Kompetenzen in der modernen Bildung eine immer größere Rolle spielen. Zudem sollten Klassenfahrten und Exkursionen für alle Kinder finanziell zugänglich sein. Dies würde die Chancengleichheit erheblich stärken und gleichzeitig die soziale Teilhabe fördern.

Der Elternvertretung ist es auch ein Anliegen, dass der Besuch von Kindertagesstätten (Kitas) und Horten künftig für alle kostenfrei wird. Durch die Abschaffung der Kita- und Hortgebühren könnte der Zugang zu frühkindlicher Bildung für alle Kinder unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern gewährleistet werden.

Inklusion und individuelle Förderung
Um allen Kindern gemäß ihrer individuellen Bedürfnisse Bildung zu ermöglichen, setzt sich die Landeselternvertretung für eine konsequente Umsetzung der Inklusion in Thüringer Schulen ein. Ein besonders wichtiger Aspekt ist hierbei das Zwei-Pädagogen-System, bei dem in allen Klassen zwei pädagogische Fachkräfte eingesetzt werden sollen. Dies würde es ermöglichen, dass besonders bedürftige Kinder, wie etwa solche mit Lern- oder Verhaltensschwierigkeiten, eine intensivere und auf sie abgestimmte Förderung erhalten. Das Zwei-Pädagogen-System soll ein integrativer Bestandteil des schulischen Alltags werden, um die Betreuung und Förderung von Kindern optimal zu gestalten.

Ermäßigtes Deutschland-Ticket für Schüler*innen
Mobilität ist ein weiterer wichtiger Punkt, den die Landeselternvertretung angesprochen hat. Sie fordert ein ermäßigtes Deutschland-Ticket für alle Schüler*innen, um ihnen kostengünstigen Zugang zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu ermöglichen. Langfristig sei es das Ziel, dass alle Kinder und Jugendlichen den ÖPNV kostenfrei nutzen können. Der Zugang zum ÖPNV würde den Schulweg erleichtern und gleichzeitig den Familien finanzielle Entlastung bieten. Gerade in ländlichen Regionen Thüringens, wo die Wege zur Schule oft weiter sind und die Abhängigkeit vom eigenen Auto besonders hoch ist, könnten ermäßigte oder kostenfreie Tickets zur besseren sozialen Teilhabe beitragen.

Bildung als Priorität in der Landespolitik
Abschließend mahnt die Thüringer Landeselternvertretung, dass Bildung eine Priorität der neuen Landesregierung sein muss. Nur durch qualitativ hochwertige Bildung kann eine Gesellschaft ihre Kinder und Jugendlichen auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten. Mangelt es an Investitionen und Einsatz in diesem Bereich, wird langfristig die gesamte Gesellschaft darunter leiden.

Die Landeselternvertretung fordert die Verhandelnden dazu auf, Bildung als gesellschaftliche Verantwortung zu betrachten und in der Politik entsprechend umzusetzen. In Zeiten, in denen immer wieder über Fachkräftemangel und den demografischen Wandel gesprochen wird, darf nicht übersehen werden, dass eine starke Bildungslandschaft die Grundlage für das zukünftige Wohl eines Bundeslandes bildet.

Insgesamt zeigt die Liste der Forderungen der Thüringer Landeselternvertretung, dass die Herausforderungen im Bildungsbereich in Thüringen groß sind, aber auch Chancen zur Verbesserung bieten. Von praxisnaher Lehrkräfteausbildung über gleiche Bildungschancen bis hin zu einem inklusiven Schulsystem und kostengünstigem Zugang zum ÖPNV – die Landeselternvertretung sieht die Koalitionsverhandlungen als eine Gelegenheit, nachhaltige und positive Veränderungen für die Bildung in Thüringen auf den Weg zu bringen.

Redakteur/Blogger/Journalist: Arne Petrich

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