Grünau, ein Ortsteil im Berliner Bezirk Köpenick, steht vor einer bedeutenden Veränderung: In wenigen Monaten soll dort ein neues Flüchtlingsheim eröffnet werden. Die Einrichtung, die voraussichtlich 340 bis 350 Bewohnerinnen und Bewohner aufnehmen wird, befindet sich in der Kleingartenanlage Grünauer Straße, was bei den Anwohnern bereits jetzt zu geteilten Meinungen und erheblichen Befürchtungen führt.
Die Sorgen der Anwohner Herr Klose, ein Anwohner der Kleingartenanlage Grünauer Straße mit einem schönen Wassergrundstück, empfindet die geplante Einrichtung als „Wahnsinn“. Die größte Kritik ist die fehlende Vorbereitung und Einbeziehung der Anwohner: „Wir finden wirklich, weil wir überhaupt nicht vorbereitet wurden, finden wir das extrem, dass man uns überhaupt nicht gefragt hat“. Er beklagt auch die Passivität des Bürgermeisters, der sich seiner Meinung nach „gar nicht einschaltet“ und kein Gespräch mit den Betroffenen gesucht hat. Die Befürchtungen der Kleingärtner sind vielfältig:
• Lärmbelästigung: Es wird befürchtet, dass die Mittagsruhe (13 bis 15 Uhr), die von den Kleingärtnern strengstens eingehalten wird, nicht respektiert wird, da „das eine andere Mentalität“ sei. Herr Klose ist sich sicher, dass „Krach definitiv kommen wird“.
• Sicherheit und Sauberkeit: Neben Lärm gibt es Ängste vor „Einbrüchen“ und einer allgemeinen Verschlechterung der Sauberkeit.
• Soziale Spannungen: Auch wenn man nicht „alle über einen Kampfen“ kann, hört man doch von „Schlägereien“ an anderen Orten. Trotz der Möglichkeit, dass „nette Familie mit Kindern kommen“ und alles „ganz harmonisch wird“, ist Herr Klose und seine Nachbarschaft „skeptisch“. Dieses Erlebnis hat bereits zu Überlegungen geführt, bei den nächsten Wahlen „anders gewählt“ zu werden.
Die politische Perspektive: Herausforderung Integration Robert Schadach, ein langjähriger Sozialdemokrat und ehemaliges Mitglied des Abgeordnetenhauses aus dem Bezirk Köpenick, sieht die Situation als „sehr großer Batzen“ und eine „Herausforderung“. Köpenick sei traditionell eher konservativ und die Bevölkerung tendiere dazu, „unter sich“ zu sein. Doch es sei auch schon einiges „zum Guten verändert“ worden.
Schadach betont, dass die Integration neuer Menschen gut geplant sein muss und die „Menschen nicht überfordern“ darf. Er verweist auf fehlende „Rahmenbedingungen“ wie Lehrer und Kita-Plätze, die die Integration erschweren, besonders wenn in Klassen „teilweise nicht Deutsch gesprochen werden kann“. Die Situation sei eine „große große Herausforderung“ für Schulen und Gesellschaft.
Dennoch gibt Schadach auch Entwarnung basierend auf früheren Erfahrungen:
• Bisherige Heime haben sich eingependelt: Die „ersten waren die schwierigsten“, aber insgesamt „hat sich das schon eingependelt“.
• Gewöhnung im Alltag: Auch wenn sich das Klientel an öffentlichen Orten wie Badestellen geändert hat, haben sich die Leute „irgendwie aneinander gewöhnen“ und es gäbe „keine Auseinandersetzung“.
• Positive Beispiele gehen unter: Schadach kritisiert, dass „gute Nachrichten keine Nachrichten“ sind und „Bad News“ wie „Freibederschlachten“ die Debatten dominieren. Er plädiert für einen „ruhigeren Blick auf die Sache“.
Trotz der zusätzlichen Belastung durch das neue Heim glaubt Schadach nicht, dass der „soziale Frieden“ in der Nachbarschaft gefährdet ist, auch wenn „glücklich wird da keiner sein“. Die Situation sei, wie sie ist, und man müsse „es zumindest versuchen“ zu lösen. Die Vielzahl bereits existierender Heime in Grünau zeige, dass es sich um eine fortgesetzte Herausforderung handelt.