Dessau – Das Bauhaus, 1919 von Walter Gropius gegründet, gilt heute weltweit als die bedeutendste Schule für Kunst, Design und Architektur des 20. Jahrhunderts. Seit 1996 gehören die Bauhausstätten zum UNESCO-Welterbe, und ein überwiegender Teil dieser historischen Orte befindet sich hier in Dessau, jener Stadt, die ab 1925 zum Sitz des Bauhauses wurde.
Das Herzstück: Das Bauhaus Gebäude
Das zentrale Denkmal des Dessauer Bauhauserbes ist das Bauhaus Gebäude selbst, das von 1925 bis 1926 nach Plänen von Walter Gropius errichtet wurde. Ursprünglich diente es als Schulgebäude für die avantgardistische Kunst-, Design- und Architekturschule. Hier entstanden Designklassiker wie der Vassili Sessel von Marcel Breuer. Die Architektur des Gebäudes spiegelt die Prinzipien des Bauhauses wider: Es vereint Technik und Gestaltung als Einheit und zielte darauf ab, nicht nur neue Maßstäbe im Design zu setzen, sondern auch gesellschaftliche Unterschiede zu beseitigen. Hauptelemente des Schulgebäudes sind der Werkstattflügel mit seiner markanten Glasfassade, der Trakt für die Berufsschule und das Ateliergebäude, in dem die Studenten lebten. Heute beherbergt es die Stiftung Bauhaus Dessau, die sich der Pflege, Erforschung und Vermittlung der Bauhaus-Ideen widmet.
Wohnen in der Moderne: Die Meisterhäuser
Künstler und Gestalter von Weltrang wie Paul Klee, Wassily Kandinsky und Marcel Breuer lehrten am Bauhaus. Viele von ihnen lebten in den Meisterhäusern, die ebenfalls von Walter Gropius entworfen wurden und unweit des Schulgebäudes liegen. Diese Häuser sind charakteristisch für ihre kubischen Formen mit Flachdächern und Glasfassaden. Während die Außengestaltung kaum Unterschiede aufwies, gab es im Inneren bemerkenswerte Variationen. Besonders das Doppelhaus Kandinsky-Klee sticht hervor, da seine farbliche Gestaltung einen starken Kontrast zur Architektur Gropius‘ bildete. Die Meisterhäuser waren nicht nur Wohnsitze, sondern auch Musterhäuser für modernes Wohnen, die sich allerdings an eine eher vermögende Klientel richteten.
Bezahlbarer Wohnraum: Die Bauhaussiedlung Törten
Im Gegensatz dazu zielte die Bauhaussiedlung Törten im Süden Dessaus darauf ab, breiteren Bevölkerungsschichten bezahlbaren Wohnraum zu bieten. Zwischen 1926 und 1928 entstanden hier 314 Reihenhäuser in industrieller Bauweise. Das Haus Anton wurde originalgetreu restauriert und 2012 inklusive der ursprünglichen Glasbausteinfassade wiedereröffnet. Es ist mit Bauhaus-Mustermöbeln ausgestattet, und die Küche mit integriertem Wannenbad ist im Originalzustand erhalten. Neben den Reihenhäusern wurden in der Siedlung auch fünf Laubenganghäuser und das sogenannte Konsumgebäude errichtet. Letzteres dient heute als Informationspunkt, von dem aus geführte Rundgänge starten, die unter anderem zum Haus Anton und einer Wohnung in den Laubenganghäusern führen.
Weitere Zeugnisse der Bauhaus-Architektur
Dessau bietet weitere faszinierende Bauhaus-Bauten. Dazu gehören das Stahlhaus, ein Experimentalbau von 1927, das ehemalige Arbeitsamt und das Kornhaus, eine Ausflugsgaststätte an der Elbe. Diese Bauwerke sind in der Regel ebenso für Besucher geöffnet wie das Bauhausgebäude mit seiner Dauerausstellung. Das Erbe des Bauhauses in Dessau ist somit nicht nur in seinen ikonischen Gebäuden greifbar, sondern auch in seinem fortwährenden Einfluss auf Design, Architektur und das Verständnis von modernem Leben.