Erinnerung an einen historischen Wendepunkt: Der Volkskammer-Wahl 1990

Vor 35 Jahren fand am 18. März 1990 die erste und zugleich letzte freie Volkskammerwahl statt – ein Ereignis, das das Ende der DDR und den Beginn eines neuen Kapitels in der deutschen Geschichte markierte. Heute blicken der Thüringer Landtag, der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Thüringer Landeszentrale für politische Bildung und die Evangelische Akademie Thüringen in einem Video auf die 10. und letzte Volkskammer zurück.

Ein neues Kapitel in der Geschichte
Am 18. März 1990 öffneten sich in der DDR nicht nur die Tore zu einem frei gewählten Parlament, sondern auch die Pforten zu einer Ära, in der Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit endlich greifbar wurden. Eine der damaligen Volkskammer-Abgeordneten berichtet heute, „auch noch als 80-Jährige, dieses halbe Jahr war das beste Jahr meines Lebens.“ Ihre Worte spiegeln den tiefen emotionalen Wandel wider, den sie und viele ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreiter damals durchlebten – ein politischer Neuanfang, der auch die persönliche Lebensgeschichte prägte.

Die bunte Mischung einer neuen Demokratie
Die erste frei gewählte Volkskammer war weit mehr als ein politisches Organ: Sie war ein Symbol des Umbruchs. Menschen unterschiedlichster Herkunft – vom Handwerker über Akademiker bis hin zu Ärzten – fanden in den Parlamentssälen zusammen. Diese Vielfalt, die als Stärke und Hoffnungsträger einer neuen Zeit gesehen wurde, zeigt, wie viele unterschiedliche Lebenswege in den demokratischen Prozess einflossen. „Wir hätten ein ganzes Krankenhaus bedienen können, weil also sehr viele Ärzte waren“, erinnert sich die Abgeordnete mit einem Lächeln an die damalige, fast unüberschaubare Vielfalt.

Zwischen Euphorie und schmerzvoller Erkenntnis
Die bewegende Rede der Abgeordneten gibt nicht nur die Euphorie über die neu gewonnene Freiheit wieder, sondern auch die schweren Momente des Wandels. Hitzige Debatten, turbulente Sitzungen und emotionale Momente – wie der Beschluss, dass die DDR nach Artikel 23 des Grundgesetzes beitritt – prägten diese Zeit. Der historische Moment, als in einer nächtlichen Sitzung um 3.30 Uhr der Beitritt zum Grundgesetz beschlossen wurde, wird als Wendepunkt in Erinnerung behalten. „Da kamen mir die Tränen“, so die bewegten Worte, die den Schmerz über das Ende eines Systems und die zugleich beginnende Hoffnung auf einen neuen gemeinsamen Weg ausdrücken.

Ein bleibendes Vermächtnis
Der Rückblick auf jene bewegenden Monate ist weit mehr als reine Nostalgie. Er dokumentiert den mutigen Schritt einer Gesellschaft, die sich selbst in der Krise neu erfand. Die Lehren aus der Volkskammer-Wahl und dem darauf folgenden politischen Umbruch wirken bis heute fort – als Mahnung und als Inspiration, die demokratischen Werte zu bewahren. Das Video der Thüringer Institutionen, das die 10. und letzte Volkskammer in den Fokus rückt, unterstreicht dabei den historischen Stellenwert dieser Zeit und lädt dazu ein, sich immer wieder an diesen Wendepunkt zu erinnern.

Die Volkskammer-Wahl 1990 bleibt ein leuchtendes Beispiel dafür, wie der Glaube an Freiheit und Demokratie auch in den turbulentesten Zeiten den Kurs einer Nation verändern kann – ein Erbe, das auch zukünftige Generationen begleiten wird.

Blogger/Autor/Redakteur/KI-Journalist: Arne Petrich
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