Diskussionen im Stadtrat zur Nachnutzung der alten Schwimmhalle in Jena

Am 28. November 2024 fand im Stadtrat eine wichtige Diskussion zur Nachnutzung der alten Schwimmhalle in Jena-Lobeda statt. Ein Gebäude, das bis 1972 als sportliches Highlight der Region galt und nach wie vor das Potential besitzt, die Stadtgesellschaft in neuer Form zu bereichern. Doch wie lässt sich dieses historische Bauwerk sinnvoll in die heutige Zeit integrieren? Welche Anforderungen müssen erfüllt werden, damit das Gebäude sowohl für sportliche als auch kulturelle Nutzung gewinnbringend eingesetzt werden kann?

Die historische Bedeutung der Schwimmhalle
Als 1972 die Schwimmhalle in Jena-Lobeda eröffnet wurde, galt sie als architektonisches und sportliches Vorzeigemodell im Bezirk Gera. In einer Zeit, in der die moderne Architektur und Sportstätten eine wichtige Rolle im urbanen Entwicklungsprozess spielten, wurde die Schwimmhalle zu einem zentralen Ort für die Sportlerinnen und Sportler der Region. Sie war nicht nur ein Symbol für den Fortschritt, sondern auch ein Treffpunkt für die gesamte Gemeinschaft.

In der Vergangenheit waren die Anforderungen an solche Gebäude klar und zumeist einseitig auf die Nutzung als Schwimm- und Sporteinrichtung fokussiert. Doch mit der Schließung und der damit verbundenen Inaktivität stellt sich heute die Frage nach einer nachhaltigen und multifunktionalen Nachnutzung des Gebäudes. Eine Frage, die in den vergangenen Jahren verstärkt an Bedeutung gewonnen hat.

Die Herausforderung der Nachnutzung
Die Diskussion über die Nachnutzung der Schwimmhalle wurde in der Stadtratssitzung am 28. November 2024 aufgeworfen, wobei verschiedene politische Akteure ihre Sichtweisen darlegten. Der ursprüngliche Vorschlag sah vor, das Gebäude weiterhin sportlich zu nutzen, insbesondere als Schwimmhalle oder als Sportstätte für andere Freizeitaktivitäten. Dieser Ansatz stieß jedoch auf Kritik, da er die Bedürfnisse der breiteren Öffentlichkeit nicht ausreichend berücksichtigte. Insbesondere der Änderungsantrag der FDP-Fraktion erweiterte die Nutzungsmöglichkeiten und setzte sich für eine vielfältige und integrative Nutzung des Gebäudes ein.

Der Änderungsantrag führte zu einer breiteren Diskussion, in der auch andere Nutzungsmöglichkeiten, wie kulturelle und schulische Angebote, in den Mittelpunkt rückten. Es wurde eine intensive Prüfung und Einbeziehung verschiedener Stakeholder, darunter der Stadtsportbund, Schulen und der Ortsteilrat, angestrebt. Zudem war klar, dass eine Weiternutzung des Gebäudes ohne erhebliche finanzielle Mittel kaum realisierbar wäre, was die Entscheidung für die Nachnutzung zusätzlich erschwerte.

Bürgerbeteiligung und Wünsche der Bevölkerung
Ein zentrales Element der Diskussion war auch die Bürgerbeteiligung, die zu dieser Entscheidung beitrug. Eine Umfrage, an der sich rund 2700 Personen aus der Stadt beteiligt hatten, zeigte deutlich, welche Art von Nutzung gewünscht wird. Mit 62 % der Stimmen wünschten sich die Bürger besonders Bewegungs- und Spielmöglichkeiten für Kinder und Familien. Sportangebote und kulturelle Angebote standen ebenfalls auf der Liste, jedoch weniger im Fokus. Die Wünsche der Bevölkerung stellten klar, dass eine reine sportliche Nutzung nicht ausreichen würde, um die breite Nachfrage zu bedienen.

Dieser Bürgerwunsch nach einer multifunktionalen Nutzung, die sowohl Sport, Freizeit und Kultur umfasst, stellte die Verwaltung vor eine neue Herausforderung. Wie können diese unterschiedlichen Interessen zusammengebracht werden, um die alte Schwimmhalle als einen Ort der Begegnung und des gemeinsamen Nutzens wiederzubeleben?

Die politische Auseinandersetzung
Die politische Diskussion über die Nachnutzung der Schwimmhalle zog sich über mehrere Monate. In der Sitzung am 28. November 2024 wurde deutlich, dass die politische Meinungsvielfalt zum Thema groß war. Während einige Stadträte den Fokus auf eine klare sportliche Nutzung legten, setzten andere auf eine breitere Nutzungsmöglichkeit. Insbesondere die Fraktion der Linken betonte, dass die Schwimmhalle nicht nur sportlich genutzt werden sollte, sondern auch Raum für kulturelle Veranstaltungen und schulische Angebote bieten müsse.

Ein Punkt, der immer wieder hervorgehoben wurde, war der Erhalt des Gebäudes als öffentliches Gut. Mehrere Redner warnten davor, das Gebäude in private Hände zu geben, da dies möglicherweise die breite Nutzung für die Allgemeinheit einschränken würde. Diese Bedenken kamen vor allem aus den Reihen des Ortsteilrats Lobeda und der Fraktion der Linken, die sich dafür einsetzten, dass das Gebäude der Öffentlichkeit erhalten bleibt.

Ein multifunktionales Nutzungskonzept
Im Rahmen der Diskussion wurde zunehmend klar, dass die alte Schwimmhalle zu einem multifunktionalen Zentrum umgebaut werden könnte. Die verschiedenen Vorschläge reichten von der Einrichtung eines Indoor-Spielplatzes über die Nutzung als Event- und Kulturhalle bis hin zu einer sportlichen Nutzung. Insbesondere die Bedürfnisse der Schulen, die in Jena mit einem Mangel an Sportstätten konfrontiert sind, wurden in den Gesprächen berücksichtigt. Die Schwimmhalle könnte für den Schulsport und als Veranstaltungsort für Schulfeste oder Abiturfeiern genutzt werden, was den Anforderungen der Bildungseinrichtungen entgegenkommen würde.

Zusätzlich zu den schulischen und sportlichen Bedürfnissen wurde auch die Bedeutung des Gebäudes als Kulturort betont. Die Idee, die Schwimmhalle für Tanzveranstaltungen, Konzerte oder kleine Theateraufführungen zu nutzen, stieß auf breite Zustimmung. Diese vielseitige Nutzung könnte das Gebäude zu einem kulturellen Dreh- und Angelpunkt in der Region machen und so die Verbindung zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen stärken.

Die finanziellen Hürden
Natürlich war sich jeder Beteiligte bewusst, dass eine solche Nachnutzung mit hohen finanziellen Investitionen verbunden sein würde. Die ursprüngliche Idee, die Schwimmhalle einfach als Sporteinrichtung weiterzuführen, stieß auf die Frage, ob die Stadt diese Investitionen stemmen könne. Hier kamen die Experten der Verwaltung ins Spiel, die bereits mit der Prüfung der finanziellen Machbarkeit befasst sind. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen bis Ende März 2025 vorgelegt werden.

Die finanziellen Mittel, die für eine umfassende Sanierung und Umgestaltung des Gebäudes benötigt werden, dürften jedoch nicht unterschätzt werden. Die Stadt wird daher sorgfältig abwägen müssen, wie die notwendigen Mittel bereitgestellt werden können, ohne die Haushaltslage zu gefährden.

Ein Blick in die Zukunft
Die Nachnutzung der alten Schwimmhalle ist ein langfristiges Projekt, das weit mehr als nur den Erhalt eines Gebäudes umfasst. Es geht darum, einen Raum für die Zukunft zu schaffen, der den Bedürfnissen der Bürger gerecht wird und gleichzeitig den historischen Wert des Gebäudes bewahrt. Die Frage, wie dieser Raum genutzt werden kann, ist noch nicht endgültig beantwortet, aber die Diskussion zeigt, dass viele Akteure bereit sind, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die der Gemeinschaft zugutekommen.

Abschließend lässt sich sagen, dass die alte Schwimmhalle in Jena-Lobeda ein zentrales Element für die zukünftige Entwicklung der Stadt darstellen könnte, wenn es gelingt, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bürger, Schulen, Sportvereine und Kulturinteressierten miteinander in Einklang zu bringen. Die Entscheidung, wie dieses historische Gebäude genutzt werden soll, wird die Stadt noch lange beschäftigen und sollte in einem breiten, offenen Dialog mit der Bevölkerung getroffen werden.

Redakteur/Autor: Arne Petrich

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